Hall of Fame
Schreib-Kick
Lese-Tipp
Echo-Service
Autorenwissen
"Schreiben ist das Erste und Wichtigste des Tages"
von Kerstin Schmitz
Schreibkurs
"Handeln ist ein Verb, oder:
Wie man eine Figur in die Handlung führt - Teil 2"
von Stefanie Bense
Interview mit Barbara Ming
Verlagsportrait
"Spielberg-Verlag"
Erfahrungsbericht
"So sind sie, die Leser"
von Dolores Pieschke
Frag den Experten für Historischen Roman
(Titus Müller)
Frag die Expertin für Fantasy
(Stefanie Bense)
Frag den Experten für Kinderbuch
(Michael Borlik)
Frag die Expertin für Sachbuch
(Gabi Neumayer)
EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,
das Wichtigste zuerst: Woldemar Schilgen ist unser neuer Experte für
Fragen rund um die Technik - nicht Schreibtechnik, sondern die Tech-
nik, die uns umgibt. Als ausgebildeter Sprengmeister verfügt er über
Know-how, auf das viele AutorInnen sicher begierig zugreifen werden.
Als Autor hat Woldemar ebenfalls einiges drauf: Er hat bislang mehrere
Science-Fiction-Storys und einen Krimi veröffentlicht ("Mord in Wol-
fenbüttel", 2006, ProLibris-Verlag) und hält regelmäßig eine Schreib-
übung in der Gruppe "der Phantast" ab. Ab sofort freut er sich auf eu-
re Fragen; seine Mailadresse findet ihr über den Expertenantworten.
In diesem Tempest gibt es Motivation und Praxiswissen in Hülle und
Fülle. Zuerst sorgt Kerstin Schmitz für den manchmal so notwendigen
Tritt in den Hintern - falls ihr auch WeltmeisterInnen darin seid,
euch vom Schreiben abzuhalten. Wie es praktisch geht (das Schreiben,
nicht das Abhalten!), könnt ihr dann gleich bei Stefanie Bense im
zweiten Teil ihres Schreibkurses nachlesen. Wer eine Schreibgruppe
sucht oder gründen möchte, bekommt Insidertipps im Interview mit Bar-
bara Ming. Ursula Schmid-Spreer stellt wieder einen Verlag vor, Dolo-
res Pieschke hilft uns dabei, über frustrierende Leserreaktionen zu
lachen - und unsere ExpertInnen öffnen mal wieder die Schatzkiste ih-
res Praxiswissens und klären auf über Formate, sich ähnelnde Bücher
und die erfolgversprechende Verlagssuche.
Der Tipp des Monats Juli, diesmal von Nicole Kiefer:
Bei meinem Auto habe ich, soweit das natürlich erlaubt ist
vom Gesetzgeber, meine Autoscheiben als Werbemittel
genutzt. Jeder kennt die Kartons, die als Schutz
der Windschutzscheibe verwendet werden. Anstatt jetzt einfach
irgendeinen Karton zu nehmen, kann man den mit Infos
zu seinem Buch versehen. Geht auch mit Plakaten
an den Scheiben, Folienwerbung, wer es sich leisten kann,
usw. Autowerbung einfach. So macht man schon, wenn man
einkaufen geht, auf sein Buch aufmerksam. Oder wenn man
beim Arzt steht oder bei der Bank ...
Viel Sonne und wenig Stürme wünscht euch die Redaktion, die jetzt tap-
fer weiter am Schreibtisch sitzen bleibt, wie es Kerstin Schmitz ver-
langt - auch wenn die Sonne lockt, der Kaffee schon wieder leer ist
und dieses tolle Buch da unten auf der Couch dringend zu Ende gelesen
werden will ...
Gabi Neumayer
Chefredakteurin
~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto
von autorenforum.de:
Sparda Bank Südwest eG
BLZ 550 905 00
Kto. 100 724 515
Stichwort: "Beitrag 2007"
Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberwei-
sungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch
weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest).
Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
BIC: GENODEF1S01
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
ISSN 1439-4669 Copyright 2007 autorenforum.de. Copyright- und
Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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INHALT DIESER AUSGABE:
TEIL 1:
Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lese-Tipp
Echo-Service
Autorenwissen
"Schreiben ist das Erste und Wichtigste des Tages"
von Kerstin Schmitz
Schreibkurs
"Handeln ist ein Verb, oder:
Wie man eine Figur in die Handlung führt - Teil 2"
von Stefanie Bense
Interview mit Barbara Ming
Verlagsportrait
"Spielberg-Verlag"
Erfahrungsbericht
"So sind sie, die Leser"
von Dolores Pieschke
Frag den Experten für Historischen Roman
(Titus Müller)
Frag die Expertin für Fantasy
(Stefanie Bense)
Frag den Experten für Kinderbuch
(Michael Borlik)
Frag die Expertin für Sachbuch
(Gabi Neumayer)
Impressum
TEIL 2:
Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
Impressum
~~~~~~~~~
Auf unserer Homepage gibt es mittlerweile einen praktischen Service
für orientierungslose Tempest-LeserInnen: Inhaltsübersichten für ein-
zelne Tempest-Jahrgänge, nach AutorInnen sortiert. Eberhard Kamprad
(http://www.kamprad-online.de) hat freundlicherweise die aufwendige
Arbeit übernommen, nach und nach die Verzeichnisse für alle bisherigen
Jahrgänge zu erstellen.
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HALL OF FAME:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir würden uns freuen, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen
lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vor-
stellen können.
Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen nach diesem Schema:
.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre. Zusätzlich könnt ihr in maxi-
mal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) weitere Infos zu eurem Buch unterbrin-
gen.
.......
Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Ei-
genverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. Schickt eure Texte
unter dem Betreff "Hall of Fame" an
redaktion at team pt autorenforum pt de.
Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden!
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Regine Fiedler: "KehrSaite", Schmöker Verlag 2007, Jugendroman. ISBN
978-3-939883-08-1, ab 11 Jahren
Jennifer Schreiner "Zwillingsblut", Plaisir d`Amour 2007, erotischer
Vampirroman. Auch Vampire können Zwillinge nicht immer unterscheiden.
Renée Holler: "Das Geschenk des Kublai Khan", Loewe Verlag 2007, Kin-
derkrimi. Ein Ratekrimi um Marco Polo im China des 13. Jahrhunderts
Karin Koch: "Mia mit dem Hut", Peter Hammer Verlag 2007. Ein Buch über
Freundschaft, Rassismus und einen alten Hut
André Wiesler: "Hexenmacher - Die Chroniken des Hagen von Stein", Hey-
ne 2007, Mystery-History. Der Schrecken ist niemals Geschichte!
www.andrewiesler.de
André Wiesler: "Shelley", Heyne 2007, Shadowrun-Roman. Action + Humor
im Jahr 2064. Ork + Gentlemen auf Mörderjagd
Bodo Rudolf: "Geschichten aus Wäsch", Silberburg Verlag Tübingen 2006,
Satire. Skurriles und Schwäbisches um das Geschlecht der Wäscher
Vera Klee, Andrea Tillmanns: "Tiere rund um unser Haus", Dreieck-
Verlag
2007, Kindergarten-Praxisbuch. Weitere Infos: www.dreieck-verlag.de
Christine Spindler: "Winterleuchten", Sieben-Verlag 2007, Roman. Infos
unter: www.christinespindler.de
Martin Skerhut: "Dämonenlust", deadsoft Verlag, 2007. Homoerotische
Geschichten um Vampire und andere Wesen
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SCHREIB-KICK:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
Unser Schreib-Kick für den Juli, diesmal von Saskia Hula:
Ich bin Kinderbuchautorin und bin auf einige Ideen für Geschichten ge-
kommen, indem ich zuerst nur nach den Titeln gesucht habe, und zwar
mit der Auflage, dass sie eine Alliteration enthalten sollen, also z.
B. "Vossi vergisst sich", "Donnerstag ist Drachentag" oder "Windig und
Wolkenbruch". Wenn man da so ohne Ziel herumsucht bzw. nur mit dem
Ziel, einen griffigen Titel zu finden, entstehen leicht Geschichten,
auf die man sonst nie gekommen wäre!
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LESE-TIPP:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
Jochen Skibbe schickte uns diesen Lesetipp:
http://www.polizei-poeten.de: Hier schreiben Polizisten über besondere
Ereignisse und Erlebnisse aus ihrem Alltag im Dienst, oft um schreck-
liche Erlebnisse durch das Schreiben aufzuarbeiten. Die dort einge-
stellten Texte sind nicht nur eine interessante, beeindruckende, teils
ergreifende Lektüre, sondern dienen auch vorzüglich als Recherchemög-
lichkeit, da z. B. sehr oft auch der Alltag, die Dienstsituationen,
die Abläufe usw. geschildert werden. Als Quelle für authentische fik-
tive Schilderungen in Sachen Polizeiarbeit eine Fundgrube.
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ECHO-SERVICE:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
"RinderKult", ein neu entstandener und exzentrischer Autorenzirkel aus
dem Raum Darmstadt, sucht noch Leute, die ihr Querdenkertum auf eine
geistreich-spritzige und provokante Art und Weise ausleben wollen.
Hierzu ist in den Räumen einer Darmstädter Galerie eine "Vorlesung"
oder Performance geplant, für die wir noch Mitmachwillige suchen. Ca.
3-4 Personen. Näheres unter http://www.satorians.de, "RinderKult";
Kontakt: Rinderkult@web.de.
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AUTORENWISSEN:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
"Schreiben ist das Erste und Wichtigste des Tages"
von Kerstin Schmitz
Ach, was finden sie nur immer für Ausreden! Schriftsteller sind die
Weltmeister im Ausreden-Erfinden. Sie schaffen es, täglich etwa hun-
dert Gründe vorzuschieben, warum es gerade jetzt unmöglich ist, an den
Schreibtisch zu gehen und ein paar Zeilen zu schreiben.
Weil das lästig und frustrierend und überdies unproduktiv ist, hat
sich bei mir folgende Vorgehensweise als erfolgreich erwiesen: Ich ha-
be das Schreiben zum wichtigsten Tagesordnungspunkt erklärt. Das
Schreiben hat die höchste Dringlichkeitsstufe und muss als Erstes er-
ledigt werden. Alles andere hat sich dem unterzuordnen, auch wenn es
auf den ersten Blick wichtiger erscheint - meistens ist es das nämlich
nicht. Es ist nur praktischer, es als wichtiger einzustufen und sich
so ums Schreiben herumzudrücken. Wenn dir nämlich das Schreiben wirk-
lich wichtig ist, dann bist du in erster Linie eines: Schriftsteller.
Mit diesem Anspruch solltest du jeden Tag beginnen und dir verspre-
chen, entsprechend zu leben - und dieses Versprechen auch einlösen.
Wer gerne mit Listen oder Karteikärtchen arbeitet, auf denen die wich-
tigsten Aufgaben des Tages vermerkt werden, kann den Punkt "Schreiben"
wunderbar rot markieren oder ein farbiges Kärtchen verwenden und die
Bedeutung so unterstreichen. Dieses Kärtchen muss als Erstes abgear-
beitet werden, sobald es die Zeit erlaubt. Die Reste vom Frühstück
stehen noch auf dem Küchentisch? Egal - es läuft dir bestimmt nicht
weg, jedenfalls nicht innerhalb der nächsten Stunde. Du steckst noch
in Schlafanzug und Bademantel? Egal - ist eh bequemer. Du kriegst die
Augen nicht mal auf? Egal - zum Schreiben brauchst du ja nur deine
Hände und einen kleinen Teil deines Gehirns. Merke: Das Schreiben ist
am wichtigsten ist am wichtigsten ist am wichtigsten ...
Und weil es so schön ist, vermerkst du auf dem Kärtchen oder der Liste
auch noch gleich, wie viel du denn in der kurzen Zeit, die dir zur
Verfügung steht, schaffen willst. Da ist ja jeder anders gestrickt.
Der eine rattert in einer halben Stunde fünf Seiten runter und fährt
gut damit, sich eben dies - fünf Seiten - vorzunehmen. Der andere
prökelt an jedem Satz herum und macht es sich selbst leichter, sich
ein Zeitfenster von - sagen wir mal - einer halben Stunde vorzunehmen.
Das solltest du austesten und dir dann ein Limit als täglich wieder-
kehrende "Pflicht" setzen. Danach kannst du dich entspannt zurückleh-
nen, denn das Wichtigste hast du erledigt. Sollte sich im Laufe des
Tages ein weiteres Zeitfenster ergeben - wunderbar! Dann kommt nämlich
die Kür, die du umso entspannter angehen kannst.
Und noch etwas: Es wird immer mal wieder Tage geben, an denen das
Kärtchen immer weiter nach hinten geschoben wird oder am Ende als
letzter, nicht gestrichener Punkt der Liste erscheint, weil tatsäch-
lich anderes wichtiger war. Weil das Baby partout kein Nickerchen hal-
ten wollte. Weil dir dein Chef mit Rausschmiss gedroht hat, wenn du
heute nicht pünktlich zur Arbeit erschienen wärst. Weil beim Sturm
letzte Nacht ein Baum aufs Haus oder aufs Notebook gefallen ist.
Das sind aber alles keine Gründe, das Prinzip "Schreiben ist das Erste
und Wichtigste des Tages" aufzugeben. Nimm es einfach gelassen. Starte
am nächsten Tag neu: Leg das Baby neben dich auf die Krabbeldecke,
kauf dir Block und Bleistift - und steh gefälligst früher auf! Wenn du
dann deine "Pflicht" erledigt hast, klopf dir auf die Schulter, und
freu dich, dass du so ein toller und disziplinierter Schriftsteller
bist.
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Kerstin Schmitz ist gelernte Journalistin und studierte Kunsthistori-
kerin. Sie wurde 1979 in Emden (Ostfriesland) geboren und schreibt
Liebes- und andere Geschichten von der Waterkant.
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SCHREIBKURS:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
"Handeln ist ein Verb, oder:
Wie man eine Figur in die Handlung führt - Teil 2"
von Stefanie Bense
Wann handelt eine Figur?
Viele Autoren/innen mögen ihren Figuren nichts zuleide tun. Sie schi-
cken sie durch harmlose Geschichten, in denen für die Figuren nichts
auf dem Spiel steht, wo wenig sie angreift oder leiden lässt oder in
denen sie siegerhaft unangefochten durch die Szenen gehen. Oder die
Figuren verlassen mittendrin den Konflikt bzw. fechten ihn nicht aus.
Das ist langweilig! Figuren brauchen Probleme, Konflikte und Nöte -
und gute Gründe, warum ausgerechnet sie sie lösen müssen oder können.
Sonst fühlt kein Leser mit ihnen. Und ohne Mitgefühl langweilt
schnell, was erzählt wird.
Wenn Robert die Welt retten soll, muss er die Talente, Fähigkeiten und
Kenntnisse dafür haben oder im Laufe der Story erwerben, sonst glaube
ich ihm nicht, dass er die Welt retten kann. Außerdem braucht Robert
einen guten Grund, ein Motiv, die Welt zu retten. Sonst glaube ich ihm
nicht, dass er dabei bleibt, wenn es Probleme gibt. Und Schwierigkei-
ten erwarte ich für Robert.
Konflikt
Was hält die Figur dazu an, zu handeln? Konflikte, Probleme, unhaltba-
re Situationen, für die sie eine Lösung suchen muss. Ihre Versuche,
Lösungen zu finden, verschlimmern jedoch nur die Situation, führen al-
so nicht wirklich zur Lösung, sondern in neue Krisen. Dafür ist die
Schwäche der Figur hauptsächlich verantwortlich. So schaukeln sich die
Konflikte auf, bis sie einen Höhepunkt (Klimax) erreichen. Hier unter-
nimmt die Figur eine letzte gewaltige Anstrengung - und scheitert oder
erreicht ihr Ziel. Erreichen kann sie das Ziel aber nur mit Hilfe ih-
rer vorher in der Story gezeigten Stärke.
Für die Story gibt es einen Gesamtkonflikt (z. B. Robert will Fußball-
spieler werden - die Eltern wollen, dass er den Laden übernimmt) und
für jede Szene einen kleineren Konflikt. Diese kleineren Konflikte
müssen unter dem Bogen des Gesamtkonflikts funktionieren und sich bis
zum Höhepunkt verschärfen.
Wollen die Eltern, dass Robert endlich seine alten Spielsachen an den
Kindergarten verschenkt, während Robert sich weigert, hat das nichts
mit dem Gesamtkonflikt zu tun. Wollen die Eltern jedoch, dass Robert
im Laden hilft, anstatt auf den Fußballplatz zu gehen, ist das wesent-
lich für den Gesamtkonflikt, also relevant für die Geschichte. Dassel-
be gilt für Ereignisse, die in der Umgebung passieren. So hätte ein
Brand der Stadtkirche nichts in der Story zu suchen. Allerdings sehr
wohl ein Feuer im Vereinsheim der Fußballmannschaft oder ein Brand im
Gemüseladen der Eltern. Umso mehr, als ihn Robert gelegt haben könnte
und er als Brandstifter verdächtigt wird (Konflikt verschärft: Eine
Szene zeigt, was der Brand für Robert bedeutet, in der nächsten Szene
wird er verdächtigt).
Jeden Konflikt (z. B. Robert will gerade zum Fußballspielen - seine
Eltern wollen, dass er im Laden hilft) muss Robert aufgrund seiner
Schwäche verlieren oder aufgrund seiner Stärke gewinnen. Es darf ihm
nicht "von außen" geholfen werden. Er muss der Handelnde bleiben und
verantwortlich für die Geschehnisse sein. Selbstredend kann sich her-
ausstellen, dass Robert den Brand nicht gelegt hat, aber dann muss er
seine Unschuld beweisen, nicht der freundliche Nachbar oder der nette
Brandspezialist der Versicherung.
Die Szenenkonflikte sollten sich in ihrer Intensität und Bedeutung für
die handelnde Figur steigern, bis sie im Hauptkonflikt (Klimax) gip-
feln (z. B. Streit zwischen Eltern und Robert, welchen Beruf er zu-
künftig ausüben soll). Für Robert muss immer mehr auf dem Spiel ste-
hen. Sonst könnte er einfach den "Schmelztiegel der Konflikte" verlas-
sen, z. B. auswandern oder Elektrotechnischer Assistent werden. Wenn
die Geschichte glaubwürdig erzählt sein soll, dürfen die beteiligten
Figuren nicht aussteigen können. (Deshalb sind Geschichten so unbe-
friedigend, in denen die allein wohnende Frau bei einem unheimlichen
Geräusch auf dem Dachboden nachsieht, anstatt das Haus zu verlassen
oder die Polizei zu rufen.)
Innenkonflikte
..............
Konflikte können sich innerhalb oder außerhalb der Figur abspielen.
Innenkonflikte entstehen durch Wunsch gegen Wirklichkeit, unerfüllbare
Träume, widerstreitende Ziele, Gefühle oder Werte, Gier gegen Gewis-
sen, Gehorsam gegen Widerstand
Leider sind Innenkonflikte szenisch
nur mit Mühe darstellbar.
Wie bringt man sie auf die Bühne? Zeige ich die sich zermarternde Fi-
gur, wie sie ständig im Monolog mit sich streitet? Lasse ich die Figur
seitenlang darüber klagen, wie zerrissen sie sich fühlt? Nein! Innen-
konflikte können der Motor sein, aber die Figur muss handeln, muss
zeigen, wie sich ihr innerer Konflikt auswirkt.
Außenkonflikte
..............
Außenkonflikte entstehen, indem sich der Figur etwas entgegenstellt.
Mensch kann gegen Mensch stehen, also die Figur einen direkten figür-
lichen Gegner haben. Die Figur kann sich auch gegen die Gesellschaft
stellen, gegen eine neue Ordnung, gegen das Schicksal (z. B. die Welt
retten zu müssen), gegen die Natur oder gegen Magie.
Jede gegnerische Einheit wird durch eine Vertreterfigur repräsentiert.
Stellt sich Robert gegen das Schicksal, die Welt zu retten, ist sein
Gegner derjenige, der ihn dazu drängt bzw. ihm den Auftrag gibt, oder
derjenige, der ihn von der Weltrettung abhalten will.
Motivation und Herausforderung
Wir müssen eine Geschichte erzählen, die den Leser sich fragen lässt:
"Was passiert als Nächstes? Wird Robert
?" Dann ist sie spannend. Um
das zu können, müssen wir Robert in Schwierigkeiten bringen. Tun wir
ihm nicht weh, muss er keinerlei Herausforderungen begegnen oder steht
für Robert nichts auf dem Spiel, wird die Figur für den Leser langwei-
lig.
Also: Für eine Figur muss etwas auf dem Spiel stehen!
Was bringt Robert dazu, zu leiden und / oder zu handeln? Wünsche, die
ihm nicht erfüllt werden, für die er sich anstrengen muss. Bedürfnis-
se, die er unbedingt befriedigen muss oder gegen die er ankämpft.
Zwänge, die ihn vorantreiben, aber auch in Krisensituationen bringen.
Not, die er am eigenen Leib erfährt. Schwierigkeiten mit anderen Figu-
ren, in die er sich bringt. Zeitdruck, unter dem er steht. Gefahr, die
ihm oder seinen Lieben droht. Was für Robert auf dem Spiel steht,
richtet sich nach dem Gesamtkonflikt.
Wo sind Roberts Stärken und Schwächen? Was ist er bereit zu riskieren?
Wie wirkt sich das auf ihn und die anderen in seiner Umgebung aus?
Erst wenn der Leser sich fragt: "Wird Robert überleben? Kann Robert
seine Unsicherheit besiegen?", wird er mit dieser Figur mitfiebern.
Dazu muss Robert motiviert sein. Wenn er keinen Anlass hat, kein Drän-
gen spürt, zu handeln, wird er es nicht tun oder seine Handlungen wer-
den dem Leser unglaubwürdig vorkommen. Motivation heißt, dass die Fi-
gur einen Grund und einen Reiz bekommt. Gründe können in ihrem Hinter-
grund, etwa der Vergangenheit, und in ihrem Inneren liegen: Robert
will seine Pickel loswerden; er findet heraus, dass es eine kostspie-
lige Methode gibt, seine Akne zu bekämpfen. Anlässe oder Reize können
nur unmittelbar in der Szene auftauchen: Seine Eltern lehnen ab, ihm
Geld zu leihen, doch Robert sieht, dass mehr als die Summe, die er
braucht, in der Ladenkasse ist - also greift er zu.
Reiz - Reaktion, Ursache - Wirkung
Ich treffe einen Freund, er sagt "hallo", ich sage ebenfalls "hallo".
Wasser kocht, ich komme dem Kessel zu nah und zucke vor Schmerz zu-
rück. Das sind alltägliche Beispiele von Reiz und Reaktion, Ursache
und Wirkung. Unser Leben ist nicht immer so mechanisch, aber Fiktion
muss diesem Prinzip folgen, um glaubwürdig zu sein und Sinn zu erge-
ben. Wenn man in einer Geschichte einen Reiz erzeugt, muss man die Re-
aktion zeigen. Wenn man eine bestimmte Reaktion auslösen will, braucht
man den passenden Reiz.
Einfache Reiz-Reaktion-Handlungen sind gradlinig und leicht verständ-
lich. Dazu werden sie klar, in die richtige Reihenfolge und in enge
Beziehung gesetzt.
Klarheit fehlt dann, wenn der Autor vergisst, etwas zu erwähnen, das
wesentlich ist. Beispiel: Ein Mann geht mit einer schönen Frau aus,
sie erleben eine rauschendes Fest, sie gesteht ihm ihre Liebe, er
bricht in Tränen aus und flüchtet vor ihr. Schlampig: Der Autor vergaß
zu erwähnen, dass der Mann katholischer Priester ist.
Die Reihenfolge von Ursache und Wirkung sollte eingehalten werden.
Nicht: "Er schreckte zurück, als seine Hand die Flamme spürte." Son-
dern: "Als seine Hand die Flamme spürte, schreckte er zurück."
In Beziehung sollte bleiben, was zusammengehört. Nicht zu viele Ent-
wicklungen zwischen Reiz und Reaktion packen! Beispiel: Die Eheleute
streiten, die Frau schlägt ihrem Mann eine Vase über den Kopf. Die Va-
se zerbricht und der Mann wird verletzt. Die Frau diskutiert mit ihrer
Mutter über ihre Ehe, dann geht sie mit den Scherben der Vase zum Res-
taurator, der ihr erklärt, wie die Vase repariert werden kann und was
das kostet. Dann besucht sie ihren Mann im Krankenhaus. - Nach all den
Szenen hat man den Reiz vergessen, wenn die Reaktion gezeigt wird.
Für komplexe Handlungen braucht man zwischen Reiz und Reaktion eine
Phase der Verinnerlichung oder Innensicht, sonst bleibt die Reaktion
unverständlich. Beispiel: "'Willst du mich heiraten?', fragte Gert.
Sabine schlug mit der Bierflasche nach ihm." - Das ist sinnlos, solan-
ge nicht Sabines Motiv durch Gedanken und Gefühle deutlich wird:
"'Willst du mich heiraten?', fragte Gert. Sabine schreckte auf. Seit
Jahren hatte sie auf seine Frage gewartet, und nun, da sie Dieters An-
trag angenommen hatte, kam Gert damit. Dieser verfluchte ... Sie
schlug mit der Bierflasche nach ihm."
Wann benötigt man Innensicht? Wenn eine unerwartete, komplizierte Re-
aktion auf einen Reiz darzustellen ist. Achtung: Hintergrundinformati-
on ist kein Reiz! Ein Reiz muss sinnlich erfahrbar sein. Um Robert As-
pirin nehmen zu lassen, kann man nicht einfach behaupten, er habe den
ganzen Tag schon Kopfschmerzen. Das ist Hintergrundinformation, kein
unmittelbarer und externer Reiz. Der Leser wird sich fragen, warum Ro-
bert die Tabletten nicht eher genommen hat oder noch wartet. Also: Ro-
berts Kopf dröhnte schon den ganzen Tag (Hintergrundinfo). Donner
krachte draußen nieder (Reiz). Das Geräusch verschlimmerte seine Kopf-
schmerzen (Innensicht), so dass er schließlich ins Bad ging und zwei
Aspirin schluckte (Reaktion).
Bitte nicht mehrere Reize hintereinander stellen und auf alle die Re-
aktionen zeigen! Das schafft nur Verwirrung: "Robert polterte in den
Raum, seine geballte Faust zitterte. 'Ich bringe dich um!' Er griff
die Heugabel und schlug nach Tim." - Wie soll Tim darauf reagieren? Zu
viele Reize! Ein Reiz, eine Reaktion, nächster Reiz, nächste Reaktion.
Hat man mehrere Reize, reagiert das Gegenüber nur auf den letzten.
Nicht: "'Tut mir leid, Tim!' Robert streckte die Hand aus. Er fühlte
sich schuldig." - Hier müsste Tim auf das Schuldgefühl reagieren, das
geht nicht.
Also: "Robert fühlte sich schuldig. Er streckte die Hand aus. 'Tut mir
leid, Tim.' - Jetzt kann Tim etwas sagen. Oder: "Robert fühlte sich
schuldig. 'Tut mir leid, Tim', sagte er und streckte die Hand aus." -
Nun kann Tim etwas tun, z. B. die Hand zur Seite schlagen.
Beziehungen
Kaum eine Figur ist jemals allein in ihrer Welt. Interessante Figuren
haben meist auch ein interessantes Beziehungsgeflecht. Es gibt Gegner,
Freunde, Helfer, Begleiter (Clown, Chronist) und Statisten. Eine kurze
Story verträgt naturgemäß nicht viel Personal, ein Roman dagegen
schon. Wie dieses Beziehungsgeflecht ausfällt, so verstrickt sich die
Figur darin. Es lässt sich gut im Mindmap oder Cluster darstellen.
Robert hat Schwierigkeiten mit seinen Eltern, mit Frauen (eventuell
bildet er sich das ein?), er hat Freunde im Fußballverein, ehemalige
Kumpel aus der Schule, vielleicht noch Kontakt zu einem Lehrer ... -
Er muss auf alle reagieren, und alle werden auf ihn und seine Handlun-
gen reagieren. Das schafft Konfliktpotential!
In eindeutiger Beziehung stehen Protagonist (Hauptfigur) und Antago-
nist (Gegner). Sie müssen in einem Schmelztiegel ihren Konflikt aus-
fechten, bis einer von ihnen den Endkampf gewinnt. Spannend wird's,
wenn Protagonist und Antagonist eng verflochten werden, etwa als ehe-
malige beste Freunde, Verwandte oder Ex-Liebespaar. In einem Roman ha-
ben beide Seiten Helfer, Begleiter, und auch die müssen gegeneinander
antreten. Gegeneinander stehenden Figuren sollten anfangs gleich stark
sein, oder die Gegner sind stärker als die Hauptfiguren, damit der
Konflikt interessant wird und gesteigert werden kann. Doch sie sollten
aus "derselben Ecke" kommen. Ein Magier steht gegen einen anderen Ma-
gier, nicht gegen einen Krieger. Sein Begleitschutz, der Krieger, kann
wiederum gegen einen anderen Krieger kämpfen, denn gegen einen Magier
hätte er kaum eine Chance.
Wenn mehrere Figuren auftreten, sollte man sie nicht nur anhand von
Namen, Geschlecht und Funktionen auseinander halten können, sondern
vor allem aufgrund ihrer Charaktereigenschaften, Gestik, Mimik, Spra-
che und Eigenheiten. In Maßen eingebrachte typische Bewegungen, beson-
dere Aussprüche oder eine eigene Weltsicht können eine Figur lebendi-
ger zeichnen. So werden Figuren zu Persönlichkeiten.
Wenn Figuren selbständig werden
Kennt man seine Figuren gut genug, hat man sie schon durch so manche
Szene und Gefahr geführt, passiert es oft, dass sie sich selbständig
machen. Auf einmal handeln sie, ohne dass wir es geplant haben, oder
anders, als wir geplant haben. Man hat das Gefühl, dass die Figuren
wirklich lebendig werden. Das kann Spaß machen, aber auch gespenstisch
oder beängstigend sein.
Mich freuen solche Momente, denn das sind meine Sternstunden des
Schreibens, in denen die Figuren ihre Geschichte selbst erzählen und
ich ihnen nur folgen muss. Dennoch lasse ich mir nicht die Zügel aus
der Hand nehmen. Figuren haben sich in gewissem Rahmen an den Plotplan
zu halten. Sie sollen ja nicht abenteuerlustig von einer Szene in die
andere fallen, sondern konsequent eine Geschichte zu Ende erzählen.
Tun sie das nicht, dann kenne ich sie entweder nicht gut genug oder
sie passen nicht in die Geschichte, die ich erzählen will. Da hilft
nur: Figuren oder Geschichte wechseln. Oder die Planung besser auf die
Figuren abstimmen. Und dann erzählen sie wieder von selbst ...
Solche Figuren wachsen einem dann ans Herz. Es ist, als wären liebe
Verwandte oder besonders gute Freunde zu Besuch. Nächte, Wochen, Mona-
te, Jahre verbringt man mit ihnen. Man mag sich kaum noch von ihnen
trennen. Aber irgendwann muss auch der liebste Besuch wieder gehen.
Also, lasst eure Figuren nicht bei euch einziehen und den Kühlschrank
leerfressen! Setzt sie mit euren Geschichten und Romanen in die Welt
hinaus.
**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**
Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt seit 1993 Schreib-
kurse, veröffentlicht sporadisch und schreibt - was sonst - an ihrem
ersten Roman. Kontakt: Stefanie.Bense@fbb.nlb-hannover.de.
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INTERVIEW:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
"'Man braucht Leute, die wahnsinnig genug sind' -
oder: Wie man als Literaturkreis über 20 Jahre besteht"
Interview mit Barbara Ming vom Literaturkreis ERA e. V.
Literaturkreise gibt es wie Sand am Meer, aber nur wenige schaffen es,
über viele Jahre hinweg zu bestehen. Der Literaturkreis ERA e. V., der
im Raum Düsseldorf angesiedelt ist, hat im Mai 2007 sein 20-jähriges
Jubiläum gefeiert. Marina Jenkner, selbst (jüngstes) Mitglied des Kre-
ises, sprach mit der ERA-Vorsitzenden und Autorin Barbara Ming
(www.barbara-ming.de) über eine Autorenvereinigung, die über Alters-
und Ortsgrenzen hinweg Literatur lebt.
Marina Jenkner: Der Literaturkreis ERA besteht seit 20 Jahren. Wie
schafft ein Literaturkreis es, so lange zu bestehen? Gibt es da ein
Rezept?
Barbara Ming: Gibt es. Man braucht durch all die Jahre immer wieder
Leute, die wahnsinnig genug sind, viel Arbeit auf sich nehmen zu wol-
len. Denn man ist ja der Gruppe verpflichtet. Das bedeutet viel or-
ganisatorische Arbeit: Presseankündigungen, Koordinieren von Veran-
staltungen, Delegieren von Autoren, Kontaktaufnahmen zu anderen Grup-
pen, Vermarktung mit dem Ziel, Fördergelder zu bekommen, Buchhaltung
und auch ordentliches Wirtschaften mit wenig Geld. Außerdem muss man
auf die Befindlichkeiten der einzelnen Autoren eingehen wollen.
Und man muss Spagat können. Nämlich den zwischen Lob und Kritik.
Autoren dürsten vor allem nach Lob, brauchen allerdings vor allem
Kritik. Reich-Ranicki hat einmal gesagt: ein Autor versteht von der
Qualität seiner Texte so viel wie ein Vogel von Ornithologie.
MJ: Die Mitglieder der ERA sind zwischen 27 und 90 Jahre alt. Funk-
tioniert Literatur über Generationengrenzen hinweg? Ist das Alter der
Mitglieder ein Thema oder eher unwichtig?
BM: Gerade die Überschreitung der Generationengrenzen ist ein
wichtiges Anliegen für die Literatur. Wie sonst könnten die Jungen die
Alten verstehen und umgekehrt? Im kleinen Kreis einer so gemischten
Autorengruppe finden wir die Konzentration, uns auch textlich tatsäch-
lich mit uns selbst auseinanderzusetzen, bildlich, sprachlich und auch
perspektivisch.
MJ: Gibt es auch Probleme zwischen den Generationen in Gesprächen über
die Texte? Wie werden die gelöst?
BM: Diese Probleme gibt es. Während die Literatur älterer Autoren oft
sprachlich sehr breit angelegt ist, experimentieren die jüngeren
Autoren mit Brüchen, lassen Verben einfach weg, praktizieren Zeilen-
sprünge, die vom Verständnis her erst "erarbeitet" werden müssen. Auch
mussten sich die ältesten Mitglieder erst daran gewöhnen, mit Worter-
findungen klar zu kommen, mussten sich einlassen darauf, dass es neben
dem vorderen Verstehen auch ein nur emotional empfundenes, ein ab-
straktes Verstehen gibt.
Ein zweiter Problempunkt ist das öffentliche Auftreten im Rahmen von
Lesungen. Autoren mit z. B. sehr christlich ausgerichteter Lyrik kön-
nen nicht auf eine Bühne gestellt werden, wo das Publikum Satire er-
wartet. Und so muss sehr sensibel ausgewählt werden, wer von den
Autoren wohin passt.
MJ: Welche Vorteile siehst du in einem so altersgemischten Literaturk-
reis?
BM: Die Vorteile sehe ich nicht, denn sie leben sich selbst. Es sind
dies die gegenseitige Wertschätzung, der menschliche Kontakt und die
daraus entstehende Nähe. Wie ich schon erwähnte, Autoren sind sehr be-
findliche Wesen, teils sogar scheu im Umgang mit Gemeinschaft. Und so
mussten alle lernen, etwas ihrer narzistischen Neigung abzulegen, um
sich dem anderen widmen zu können.
MJ: Das Wort ERA ist aus den Städten Erkrath und Ratingen zusammenge-
setzt, aus denen die meisten Mitglieder des Literaturkreises stammen.
Wie schafft die ERA den Spagat zwischen zwei und inzwischen noch mehr
Städten?
BM: Ursprünglich deutete die ERA mit ihrem Namen auf die
Gründungsstädte Erkrath und Ratingen hin. Als Vorsitzende bin ich seit
einigen Jahren dabei, den Namen ERA öffentlich anders zu interpre-
tieren. ERA ist sozusagen das Mittelstück im Wort LitERAtur.
Nun, wir haben keine Münchner oder Hamburger in der ERA. Unsere Gruppe
beheimatet Autoren aus den umliegenden Städten. Das lässt sich aus-
dehnen bis zum Niederrhein oder bis hinein ins Bergische Land. Die
Übergänge der Städte in unserer Region sind fließend. Insofern entste-
hen auch keine Probleme. Nicht einmal zwischen Kölnern und Düsseldor-
fern. Da sind wir einen großen Schritt weiter als die gemeinen Scherze
"beider Lager" es gerne hätten.
Es gibt kein Muss, bei den 14-tägigen Autorengesprächen anwesend zu
sein. Jeder kommt so, wie er es einrichten kann. Um das allen relativ
einfach zu ermöglichen, treffen wir uns ja auch einmal im Monat in
Ratingen und einmal in Erkrath. Zwanglosigkeit ist auf jeden Fall
wichtig.
MJ: Die ERA sucht sehr stark den Kontakt zu anderen Kunstsparten und
anderen Kunstschaffenden. Was ist dir an diesem Austausch wichtig?
BM: In erster Linie die Kreativität, die so entsteht. Das Verbinden
von Kunstsparten bereichert Lesungen durch Musik und Bildende Kunst.
Es geht sogar weit über die traditionellen Formen von Lesungen, wie
wir sie früher gewohnt waren, hinaus. Wir schaffen Bühnenräume und
setzen das Wort in Szene. Und wir verbessern uns, indem wir uns gegen-
seitig gute Ideen vermitteln.
Ein angenehmer Nebeneffekt ist der, dass zu unseren Veranstaltungen
viele Menschen kommen. Denn jeder der Beteiligten wirbt ja für das Ge-
samtprojekt.
MJ: Die ERA organisiert, die Rundfunksendungen eingeschlossen, ca. 40
Veranstaltungen im Jahr. Dazu kommen noch die 30 bis 50 Einzelveran-
staltungen der Autoren, die in den Events des Vereins mit aufgeführt
sind. Das war natürlich nicht von Anfang an so, und diese Zahl ist mit
den Jahren immer mehr gestiegen. Was war nötig, um die Veranstaltungen
zu etablieren? Was macht ihr, um euch in den umliegenden Städten in
Erinnerung zu bringen?
BM: Eine gehörige Portion von Selbstbewusstsein ist nötig. Wenn wir
Hörens- und Sehenswertes anzubieten haben, stellen wir es auch als
solches dar. Wer einen Eindruck gewinnen möchte, kann dies bei unseren
KULTURkneipen-Veranstaltungen tun. Oder er kann ihn gewinnen, wenn er
in unsere Anthologien schaut - oder unsere Seiten im Internet aufruft.
Oder aber er hat ihn schon gewonnen bei einigen zurückliegenden In-
szenierungen (zum Beispiel zu den Ratinger Kulturtagen). Auch ist eine
gute Zusammenarbeit mit der Presse nötig. Terminankündigungen, Vor-
berichterstattung und Nachberichte. Da können wir uns nicht beklagen.
MJ: Wie sieht deine Arbeit als Vereinsvorsitzende aus? Was für Helfer
hast du?
BM: Ich gebe solche Interviews ... Es ist viel Arbeit, wie schon
gesagt. Der Tag hat schon gut und gerne seine sechs Stunden am
Schreibtisch, denn schließlich bin ich ja auch Autorin und mache Le-
sungen unabhängig von der Gruppe. Seit 1997 lebe ich zusammen mit Uli
Scharfenorth (wir sind eine ERA-Verbindung). Unter einem gemeinsamen
Dach entstehen alle Flyer, Plakate, die Aktualisierungen im Netz und
und und. Ich kümmere mich um den Verein, die Gruppenlesungen, die An-
thologien, die Events, die wir als Gruppe durchführen - und Uli Schar-
fenorth organisiert die KULTURkneipe, ein Projekt, das wir in einem
Jugend- und Kulturzentrum mit Bühne in Ratingen durchführen. Er moder-
iert auch die Veranstaltungen, jeden dritten Sonntag des Monats - also
zwölf im Jahr!
Dann haben wir Hilfe durch die 2. Vorsitzende Gisela Schöttler, die
die jährlichen "Klosterhöfe" organisiert. Das sind zwei Open-Air-
Lesungen in Ratingen, die immer sehr gut besucht werden. Die nächste
Schiene, auf der wir fahren, sind regelmäßige Rundfunksendungen über
die Radiothek Ratingen, bei der Mitglieder der Gruppe behilflich sind.
Und so verteilt es sich schon ganz gut.
MJ: Unter http://www.literaturkreis-era.de stellt sich die ERA sehr
professionell im World Wide Web vor. Welche Erfahrungen hast du mit
dem Nutzen einer Homepage für einen Literaturkreis gemacht?
BM: Optimale Erfahrungen. Unsere Arbeit ist ohne diese Plattform nicht
durchführbar und wäre auch nicht zeitgemäß. Unser Besucherzähler liegt
offen, auch für die einzelnen Events, die wir als Foto- oder Video-
Galerie ins Netz stellen.
Wir bekommen so eine Bewertung, wo die Schwerpunkte für Besucher auf
unseren Seiten liegen. Und wir können analysieren, wie lange ein Be-
sucher durchschnittlich auf unseren Seiten verweilt.
MJ: Gibt es etwas, was du jungen oder noch nicht so lange bestehenden
Literaturkreisen mit auf den Weg geben möchtest?
BM: Unbedingt. Sie sollen immer selbstkritisch mit sich umgehen und
immer einen hohen literarischen Anspruch anpeilen. Sie sollen lernen,
Kritik zu ertragen, und sie müssen konzentrationsfähig sein. Ein
Zusammenschluss von Selbstdarstellern hat wohl kaum Zukunft. Auch
sollte man verinnerlichen, dass der Weg fast aller Autoren ein Weg der
kleinen Schritte ist.
Aber dafür haben wir ja auch viel Zeit, uns entwickeln zu können. Das
schnell zusammengeschusterte Buch ist in späteren Jahren meist ein pe-
inliches Ärgernis. Also, lieber Zeit lassen!!!
MJ: Und zum Schluss: Wenn der gesamte Literaturkreis ERA auf eine
einsame Insel fahren würde, welche drei Dinge müssten auf jeden Fall
eingepackt werden?
BM: Ja ja, die Wunschfee. - Soll ich ehrlich sein? Also, ich wünsche
eine Schrotflinte für die 1. Vorsitzende. Dann wünsche ich mir einen
Laptop mit Satelliten-Antenne und ... einen Zuhörer.
Mehr Informationen über den Literaturkreis ERA e. V. gibt es unter
http://www.literaturkreis-era.de.
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Marina Jenkner lebt als freiberufliche Texterin, Autorin und Filme-
macherin in Wuppertal. Sie veröffentlichte bisher den Lyrik-Foto-Band
"WUPPERlyrik" (Heiner Labonde Verlag) sowie den Kurzgeschichtenband
"Nimmersatt und Hungermatt" (Verlag Frauenoffensive). Alles über ihre
Bücher und Filme gibt es unter http://www.marina-jenkner.de.
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VERLAGSPORTRAIT:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
Spielberg Verlag
Richard A. Windmeißer
Am Hohen Sand 43
93138 Regensburg-Lappersdorf
Telefon: (09 41) 4 60 29 11
Fax: (0941) 4 60 29 13
info@spielberg-verlag.de
http://www.spielberg-verlag.de
Verlagsgeschichte
Im Jahr 1996 gründete Richard A. Windmeißer den Spielberg Verlag in
Regensburg. Er arbeitet mit einem Mitarbeiter im Nebenberuf. Anlass
für die Verlagsgründung war der Bericht einer Tageszeitung über einen
Jungen, der an Krebs erkrankt war. Der Junge war erst fünf Jahre alt,
als er bereits mit Hilfe einer Lauttabelle seine Gedanken und Ängste
während seiner Krankheit niederschrieb. Der größte Wunsch des Jungen
war, seine Texte in einem Buch zu veröffentlichen. Das hat Richard A.
Windmeißer so beeindruckt, dass er mit der Familie des Jungen Kontakt
aufnahm. Er bot seine Unterstützung an, um mit Hilfe von Sponsoren das
Buch zu realisieren. Leider ist es dazu nicht gekommen. Doch während
dieser Zeit lernte Windmeißer einen Autor kennen, mit dem er kurze
Zeit später das erste Buch im Spielberg Verlag veröffentlichte.
Anfangs waren es Bilderbücher, die bei Spielberg erschienen, bis der
Verlag im Jahr 2004 den ersten Lyrikband in den Buchhandel brachte.
Das ständig wachsende Verlagsprogramm, gliedert sich seither in die
Bereiche Sachbuch, Belletristik, Lyrik und Kinder- und Jugendbuch.
Inzwischen begleitet der Verlag bekannte und unbekannte Autoren
gleichermaßen und bietet ihnen eine Plattform für die Veröffentlichung
ihrer Werke.
Die Philosophie von Richard A. Windmeißer ist, gute Manuskripte zu
veröffentlichen, die nicht gegen seine ethischen Grundsätze verstoßen
und ihm als Verleger gefallen.
Verlegt wurden bisher: Johannes Sindl, Petra Pernpeintner, Martina
Schmid, Anne Huf, Hans Jürgen Butz, Angelika Pürzer, Elisabeth
Herrlein, Rüdiger Woog, Karin Holz, Angela Kreuz, Martin Kraf und Alex
Gfeller.
AutorInnen gesucht?
Richard A. Windmeißer sucht laufend AutorInnen. Er freut sich immer
über die Zusendung guter Manuskripte. Das Honorar beträgt 10 Prozent
bei Taschenbuch-Veröffentlichungen.
Zukunftspläne
Richard A. Windmeißer möchte mit verstärkter Internetpräsenz neue Le-
ser für ein interessantes Literaturprogramm gewinnen.
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ERFAHRUNGSBERICHT:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
"So sind sie, die Leser"
von Dolores Pieschke
Das Telefon klingelt, es ist schon spät am Abend.
"Ja, 'n Abend."
"Hallo, du, ich habe hier das Heft mit euren Artikeln und den Fotos."
Aha, denke ich, Erich. Endlich ist das Heft draußen.
"Schön, ich habe noch nichts gekriegt."
Erich ist ein uralter Freund von mir, schön, dass er mich gleich an-
ruft. Im Novemberheft sind eine Kurzgeschichte von mir und ein paar
Bilder von Sport treibenden Menschen, die wir im Park hinter unserem
Haus gestellt haben. Die Redaktion brauchte rundliche, unsportliche
Menschen, denen man die Kreislaufgefährdung ansieht.
"Das ist so typisch", sagt Erich, "du sitzt auf dem Fahrrad, und deine
Mutter läuft."
"Ich kann nichts dafür, welche Bilder die Redaktion genommen hat."
Wenn er bis dahin vorgedrungen ist - meine Kurzgeschichte steht direkt
davor. Sie handelt von zweien, die sich auf einer Radtour ineinander
verlieben. Das ist meine erste Kurzgeschichte in dieser Zeitschrift.
Wenn sie den Lesern gefällt, kann ich vielleicht noch mal etwas unter-
bringen.
"In dem Artikel", fährt Erich fort.
"Der Artikel zu den Bildern ist nicht von mir. Ich habe das davor ge-
schrieben."
"Ja, das steht ja dran, also, in dem Artikel ist was falsch! Das mit
der Gangschaltung!"
"Ich kenne den Artikel nicht. Ich habe die Geschichte davor ..."
"Wenn man bergauf fährt, da haben die falsch geschaltet, bergauf
schaltet man ..."
So sind die Leser. Man veröffentlicht seine erste Kurzgeschichte,
wirklich, eine gelungene kleine Sache, und sie reden über die falsche
Gangschaltung in dem Artikel, den man gar nicht geschrieben hat.
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Dolores Pieschke, im besten Vorrentenalter, arbeitet in der Chemiein-
formation, schreibt Märchen und Kurzgeschichten und hat auch schon ein
paar davon in einer Zeitschrift lesen können (danach ist die Zeit-
schrift eingestellt worden). http://www.piedola.de (leider lange nicht
aktualisiert).
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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung.
Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.
Drehbuch: Oliver Pautsch
drehbuch at experte pt autorenforum pt de
Fandom: Thomas Kohlschmidt
fandom at experte pt autorenforum pt de Fantasy: Stefanie Bense
fantasy at experte pt autorenforum pt de
Heftroman: Arndt Ellmer
heftroman at experte pt autorenforum pt de
Historischer Roman: Titus Müller
historischer.roman at experte pt autorenforum pt de
Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik
kinderbuch at experte pt autorenforum pt de
Lesungen: Rüdiger Heins
lesungen at experte pt autorenforum pt de
Lyrik: Martina Weber
lyrik at experte pt autorenforum pt de
Sachbuch: Gabi Neumayer
sachbuch at experte pt autorenforum pt de
Schreibaus- und fortbildung: Uli Rothfuss
fortbildung at experte pt autorenforum pt de
Schreibgruppen: Ute Hacker
schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de
Schreibhandwerk: Ute Hacker
schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de
Sciencefiction: Andreas Eschbach
sf-autor at experte pt autorenforum pt de
Technik (physikalisch!): Woldemar Schilgen
technik at experte pt autorenforum pt de
Übersetzung: Barbara Slawig
uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de
Verlagswesen: Bjørn Jagnow
verlagswesen at experte pt autorenforum pt de
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Experten-Special:
.................
Björn Jagnow hat seine über 80 Fragen und Antworten zu den Themen Ur-
heberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten sieben Jahre ge-
sammelt und stellt sie euch jetzt als kostenloses PDF zur Verfügung.
Das Tolle daran: Die Fragen sind nun thematisch geordnet, das elektro-
nische Format erlaubt eine schnelle Volltextsuche - und Björn hat au-
ßerdem alle Antworten überarbeitet und aktualisiert. Ob ihr Infos
sucht zu Ausfallhonorar, Book on demand, Buchpreisbindung, Druckkos-
tenzuschussverlag, Exposé, Honorar, ISBN, Leseprobe, Nebenrechte,
Plagiat, Titelschutz, Verlagsgründung, Zitat oder ... Hier werdet ihr
fündig: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0062-tempest1-9.
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FRAG DEN EXPERTEN FÜR HISTORISCHEN ROMAN:
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Titus Müller (historischer.roman at experte pt autorenforum pt de)
Frage:
Was macht man eigentlich, wenn ein Roman auf den Markt kommt, der dem
eigenen Projekt ziemlich ähnelt?
Antwort:
Ich saß einmal mit zwei Autoren in einem Café, die sich von ihren neu-
en Romanen erzählten und dabei voller Entsetzen feststellten, dass sie
dieselbe historische Begebenheit und dieselbe Figur zum Thema genommen
hatten. Beide Romane standen kurz vor dem Erscheinen in großen Publi-
kumsverlagen. Was würden die Buchhändler denken? Was würden die Leser
denken? Alle Ängste erwiesen sich als unbegründet: Die Bücher wurden
beide erfolgreich.
Es kommt immer wieder vor, dass Romane erscheinen, die sich ähneln.
Für die Autoren ist das natürlich nicht schön. Deshalb recherchiere
ich bei jedem neuen Roman vorab, ob der Stoff bereits von jemand ande-
rem behandelt wurde. Als ich auf Gräfin Loretta von Sponheim stieß,
wollte ich unbedingt einen Roman über sie schreiben. Dann fand ich
heraus, dass Helga Glaesener bereits einen fabelhaften Roman über sie
verfasst hatte, "Die Safranhändlerin". Also nahm ich von diesem Thema
Abstand.
Wenn man nun aber bereits einen Großteil des Romans geschrieben hat
und es erscheint ein ähnliches Buch? In diesem Fall würde ich das Pro-
jekt nicht abbrechen. Man sollte das Erfreuliche nicht übersehen: Die
Romanidee hat Verkaufspotential - schließlich hat ein Verlag einen
vergleichbaren Roman gekauft und publiziert.
Eventuell lohnt es sich, Rücksprache mit dem Autor oder der Autorin zu
halten. Bei meiner "Brillenmacherin" habe ich es so gemacht: Ich
stellte fest, dass Rebecca Gablés "Lächeln der Fortuna" zur gleichen
Zeit in England spielt. Um sie nicht versehentlich nachzuahmen, habe
ich den Roman nicht gelesen. Stattdessen klärte ich mit ihr per Mail
ab, was sie in etwa behandelt, um in meinem Roman andere Schwerpunkte
zu setzen. Hinterher, als "Die Brillenmacherin" abgeschlossen war, ha-
be ich mir mit Genuss "Das Lächeln der Fortuna" zu Gemüte geführt. Die
Romane sind - dank Rebeccas freundliche Auskünfte - trotz des gleichen
historischen Hintergrunds sehr verschieden.
Ein Verlag wird natürlich unmöglich dasselbe Thema nochmals erwerben.
Ein anderer Verlag aber kann sich durchaus dafür interessieren. Das
ist das Glück bei Romanen. Hier ist es nicht so wichtig wie im Sach-
buchbereich, als Erster eine Nische zu entdecken und zu besetzen, im
Gegenteil - wer sich für ein Zeitalter und ein Thema interessiert,
sucht für seine Lektüre das Ähnliche, nicht das völlig andere.
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"Spannender als jeder Katastrophenfilm." (Deutschlandradio Kultur)
"Voller Details, Bilder, Düfte." (Bild am Sonntag)
Titus Müller: Die Brillenmacherin, 440 Seiten, 9,95 Euro
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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
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Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de)
Frage:
Wissen Sie zufällig, wo man im Internet eine Seite findet, wo alle
deutschsprachigen Fantasyverlage aufgelistet sind, am besten mit An-
schrift? Die Buchhändler scheinen nur die größten zu kennen (also
Goldmann, Ueberreuther und so). Oder gibt es vielleicht irgendwelche
Bücher, die alle deutschen Verlage nach Genre auflisten?
Antwort:
Nein, ich weiß nicht "zufällig", wo alle Fantasy-Verlage aufgelistet
werden. Soweit mir bekannt ist, gibt es keine zuverlässig aktuelle und
dabei vollständige Liste im Internet. Uschtrin bietet Ausschnitte aus
ihrem Handbuch (s. u.) unter http://www.uschtrin.de.
Wenn du Fantasy liest, erstaunt mich deine Frage etwas. Warum schaust
du nicht in die Bücher, die du gern gelesen hast, und notierst die
Verlage? Adressen, Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Einsende-
Richtlinien, eventuell sogar zuständige Lektoren findest du dann im
Internet oder im Banger (s. u.).
Eine weitere Möglichkeit für dich wäre, in Buchhandlungen zu stöbern
oder bei Internet-Buchhändlern. Klar, dass Buchhändler etwas anderes
zu tun haben, als für dich Adressen herauszusuchen. Aber du könntest
in einer gut sortierten Fantasy-Buchabteilung einige Verlage aus dem
jeweiligen Impressum (hinter der Titelseite) der Bücher herauslesen:
Heyne, Goldmann, Bastei Lübbe, Ueberreuter, Blanvalet, Bertelsmann,
Klett-Cotta, Piper, Ullstein, Cbj, Manhattan, Dressler ... habe ich
allein auf den ersten Seiten der Fantasy-Bücher bei Amazon.de gefun-
den. Die Adressen kannst du über Google ermitteln oder im Banger (s.
u.) oder in Linksammlungen finden, etwa bei: http://www.tu-
dresden.de/slub/elib/LS_auskunftsdienst/AntiqBuchhVerl.html >> Verlage
Deutschland > Verlagsname
Im Buchhandel und Bibliothekswesen wird häufig ein gedrucktes und on-
line zugängliches, aber kostenpflichtiges Verzeichnis genutzt: der
Banger. Du findest Infos darüber unter www.banger.de > Verlage online
// oder:// Publikationen. Der Banger verzeichnet Verlage alphabetisch,
nach Fachgebieten und Regionen.
Ebenso hilfreich ist Uschtrins "Handbuch für Autorinnen und Autoren",
das jährlich bis alle zwei Jahre überarbeitet wird. Nicht ganz preis-
wert, aber dafür findest du nicht nur Adressen und Programmbereiche
der Verlage, sondern auch Wettbewerbe, Zeitschriften und Radio-/TV-
Sender als Abnehmer sowie eine Menge guter Artikel zum Thema Veröf-
fentlichen: http://www.uschtrin.de.
Ich rate dir davon ab, Manuskripte einfach an Verlagsadressen zu sen-
den. Du solltest herausfinden (per Telefon), welcher Lektor für Fanta-
sy-Romanmanuskripte zuständig ist, versuchen, ihn anzutelefonieren,
und ihm in einem knappen Briefing dein Projekt vorstellen. Zeigt er
Interesse, bitte ihn darum, das Manuskript ihm direkt zusenden zu dür-
fen. Das heißt, du sendest es an Lektor ABC im Verlag XYZ, und es ist
kein unverlangt eingesandtes Manuskript mehr, das auf dem Stapel ver-
staubt. Außerdem kannst du dich im Anschreiben auf das Telefonat be-
ziehen.
**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**
Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt seit 1993 Schreib-
kurse, veröffentlicht sporadisch und schreibt - was sonst - an ihrem
ersten Roman. Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
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FRAG DEN EXPERTEN FÜR KINDERBUCH:
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Michael Borlik (kinderbuch at experte pt autorenforum pt de)
Frage:
Ich wüsste gerne, wie ein Bilderbuch-Manuskript formatiert werden
sollte, wenn ich nur den Text einreiche, aber keine Zeichnungen. Soll-
te ich den Text, den ich für eine Seite vorgesehen habe, durch einen
Extra-Absatz vom Text der nächsten Seite trennen, oder lasse ich die
Geschichte als Gesamttext ohne eingeschobene Absätze? Sollte ich (zum
Beispiel in Klammern) mögliche Illustrationen beschreiben?
Antwort:
Da Ihr Manuskript keine Illustrationen enthält, können Sie es in Norm-
seiten (60 Zeichen je Zeile und 30 Zeilen je Seite) formatieren. Ich
rate davon ab, den Text nach Bilderbuchseiten einzuteilen und durch
Absätze oder Leerzeilen zu trennen. Auch Beschreibungen möglicher Il-
lustrationen sollten Sie rauslassen. Beides stört den Lesefluss und
reißt aus der Geschichte heraus. Außerdem ist die Seitenaufteilung Sa-
che des Lektorats bzw. des Illustrators, und da sollten Sie nicht vor-
greifen.
Da Bilderbuchmanuskripte in der Regel kurz sind, können Sie Ihrem Dos-
sier natürlich eine zweite Version Ihrer Geschichte beilegen, in der
Sie auf die grafische Umsetzung eingehen. Entweder ignoriert der Lek-
tor es, oder es beflügelt seine Fantasie, wodurch sein Interesse für
die Geschichte geweckt wird.
Weitere hilfreiche Tipps zum Bilderbuch finden Sie im Archiv des Auto-
renforums: http://www.autorenforum.de/content/view/21/20/
**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**
Michael Borlik, 1975 geboren, machte 1995 sein Abitur und ging an-
schließend in eine kaufmännische Ausbildung, die er 1998 erfolgreich
abschloss. Seit 2001 erfolgte eine Reihe von Veröffentlichungen. Über-
wiegend schreibt er Kinder- und Jugendbücher, die u. a. bei Ueberreu-
ter, Thienemann und Arena erscheinen. Seit Sommer 2005 ist er freier
Schriftsteller. Mehr Infos unter http://www.borlik.de.
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FRAG DIE EXPERTIN FÜR SACHBUCH:
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Gabi Neumayer (sachbuch at experte pt autorenforum pt de)
Frage:
An welchen Verlag wende ich mich, wenn ich eine Kurzgeschichte raus-
bringen will?
Antwort:
Kurzgeschichten zu veröffentlichen ist über Verlage seeeeehr schwie-
rig, da insgesamt sehr wenig Anthologien erscheinen. Der typische Weg
wäre der über Literaturzeitschriften - sei es literarisch oder genre-
orientiert, da gibt es ja eine Menge.
Manchmal hilft auch die Mitgliedschaft in einem Netzwerk. Dort werden
dann manchmal intern Anthologieprojekte ausgeschrieben (die aber nicht
immer realisiert werden, das muss man auch wissen).
++++++++++
Frage:
Wie viel muss ich von einem Roman geschrieben haben, um bei einem Ver-
lag vorstellig zu werden?
Antwort:
Bewerben sollte man sich mit einem kurzen Exposé und einer Leseprobe
von etwa 30 Seiten. Nur: Fertig sein sollte der Roman auf jeden Fall,
weil bei Gefallen der Rest angefordert wird! Als nicht schon berühm-
te/r AutorIn kommt man nur mit einer Leseprobe in aller Regel nicht an
einen Vertrag.
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Gabi Neumayers letzte Sachbuch-Veröffentlichungen sind das Kindersa-
chbuch "Expedition Wissen: Dinosaurier", Ravensburger 2007, und der
Ratgeber "Praxismappe für überzeugende Geschäftsbriefe", Eichborn
2006. Weitere Infos: http://www.gabineumayer.de und http://www.bato-
schreibt.de.
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrenn-
ter Mail kommt!
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Einsendeformalien:
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rück-
sprache - erwünscht. Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt
werden. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.
Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an:
beitrag at team pt autorenforum pt de.
Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet
werden. Die genauen Richtlinien findet ihr unter der Adresse
http://autorenforum.de/Tempest/richtlinien.html.
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I M P R E S S U M
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Herausgeber:
Ramona Roth-Berghofer public.relations at team pt autorenforum pt de
Gabi Neumayer redaktion at team pt autorenforum pt de
Stefan Schulz webmaster at autorenforum pt de
Thomas Roth-Berghofer
Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de
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"The Tempest" ist ein kostenloser Newsletter für Autorinnen und Auto-
ren. Abonnenten sind herzlich aufgefordert, den Newsletter weiter-
zugeben oder nachzudrucken, solange alle Urheberrechte beachtet werden
(Näheres s. http://www.autorenforum.de/?UeberUns/Impressum) und der
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