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Darf ich echte E-Mails in meinem Roman verwenden?

Ich schreibe ein autobiographisches Buch. Darin möchte ich teilweise eins zu eins einige der über 100 E-Mails verwenden, die mir mal der "Traummann" geschickt hat. Ich habe den Namen und den Wohnort geändert. Der Beruf muss wegen der Geschichte bleiben. Wie ist die rechtliche Lage? Bin ich verpflichtet, ihn um Erlaubnis zu fragen?

Sie müssen für Texte, in denen reale Personen vorkommen, auf mindestens zwei Rechtsgüter Rücksicht nehmen:
a) die Privatsphäre der Personen
b) das Urheberrecht der Personen

Die Privatsphäre einer Person kann leicht durch Verfremdungen geschützt werden. Allerdings müssen diese Veränderungen so gravierend sein, dass selbst Nachbarn, Freunde und die Person selbst nicht erkennen, wer gemeint ist. Ansonsten benötigen Sie das Einverständnis der Betroffenen, das Sie sich am besten schriftlich geben lassen, wenn Sie spätere Streitigkeiten vermeiden wollen.

Wenn Sie (mündliche oder schriftliche) Äußerungen einer Person so umfangreich wiedergeben, dass es kein Zitat mehr ist, dann müssen Sie auch hier fragen, ob Sie den Text verwenden dürfen. Diese Person wird dann Ihr Co-Autor. Wenn Sie das nicht tun, verletzen Sie die Urheberrechte dieser Person, und gerade AutorInnen sollten sich dazu nicht herablassen.

Verändern Sie zudem noch die Identität der Person (wie oben beschrieben), dann wären Sie ein Plagiator, d. h., Sie schmücken sich mit fremden Federn. Dazu sollten sich AutorInnen noch viel weniger hergeben.

Wenn Sie auf diese rechtlichen Verpflichtungen keine Rücksicht nehmen, werden Sie es schwer haben, einen Verlag zu finden. Sie könnten diese Probleme natürlich verheimlichen und behaupten, die Personen wären fiktiv. Dann riskieren Sie aber nicht nur, von den Personen haftbar gemacht zu werden, sondern Sie könnten sogar vom Verlag wegen vorsätzlicher Geschäftsschädigung und eventuell sogar wegen Vortäuschung falscher Tatsachen verklagt werden.

beantwortet von:Bjørn Jagnow (6-02)

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