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Deutsch als Fremdsprache. Gibt es eine Chance für mich, in Deutschland zu veröffentlichen?

Ich schreibe zurzeit einen Roman über Werwölfe, der auch eine Liebesgeschichte enthält. Das ist mein erster Roman. Aber da gibt es noch ein größeres Problem: Ich lebe in Slowenien, Deutsch ist für mich also eine Fremdsprache.
Zuerst wollte ich dieses Buch auf Slowenisch schreiben, aber nachdem ich mich ausführlich mit einer erfahrenen slowenischen Lektorin unterhalten habe, wurde mir klar, dass das nichts bringen würde. In Slowenien liest nämlich fast niemand Fantasy-Bücher. Daher habe ich mich entschieden, das Buch lieber auf Deutsch zu schreiben.
Gibt es überhaupt eine Chance für mich, dieses Buch in Deutschland zu veröffentlichen? Schon deutsche Autorinnen haben große Probleme, einen Verlag zu finden. Wird es dann für mich noch schwieriger oder gar unmöglich?

Weder bin ich Verlagslektorin noch Vertriebsmanagerin, daher kann ich nicht wirklich beurteilen, wie die Chancen für eine Buchveröffentlichung stehen. Weder für deutsche noch für ausländische Autoren/innen.

Vermuten würde ich, dass die Chancen genauso gut oder schlecht stehen. Ich glaube, dass die Lektoren der Verlage sicherlich andere Maßstäbe anlegen als den der Herkunft. Zumal elektronische Kommunikationswege die Arbeit sehr erleichtern und Postwege verkürzen können.

Bestimmt legen die Lektoren mehr Wert auf Originalität des Manuskripts, handwerkliche Fähigkeiten (Stil, Spannungsbogen, Figurenzeichnung, Setting ...) und erzählerisches Können. Wenn du also genauso gut Deutsch wie Slowenisch schreiben kannst, dann dürfte dies kein Hindernis darstellen. Es kann nicht schaden, im Anschreiben darauf hinzuweisen, dass etwa deine Eltern deutschsprachig sind, du in einer deutschen Schule dein Abitur gemacht hast oder ... Immerhin sparen sich die Verlage dann einen Übersetzer.

Aber – ganz ehrlich – deine Geschichte klingt in deiner Kürzestfassung nicht sehr originell. Werwölfe? Tausendmal gelesen. Liebesgeschichte? Ach ja ... Nichts, was einen Lektor vom Hocker reißen würde. Wenn du das Exposé formulierst, mit dem (plus Leseprobe) du dich ja beim Verlag "bewirbst", musst du unbedingt das Originelle herausstellen. Sonst wird das Manuskript abgelehnt – aber nicht, weil's aus Slowenien kommt, sondern weil es etwas erzählt, was so schon x-mal da gewesen ist.

Was allerdings später Probleme bzw. Kosten bereiten dürfte, ist, wenn im Verlag etwas vor Ort nur zu klären, zu bereden ist. Oder wenn die Marketingabteilung eine Lesereise durch Deutschland mit dir organisieren will. Das musst du dann mit dem Verlag verhandeln.

beantwortet von: Stefanie Bense (11-2)

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