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Mein Roman besteht aus Episoden. Schadet diese unkonventionelle Form meinen Veröffentlichungschancen

Ich schreibe zurzeit an einem Fantasy-Roman; deswegen wüsste ich gerne, wie es zurzeit auf dem Markt für Fantasy-Literatur aussieht.

Hinzu kommt, dass mein Roman nicht die "klassische" Form hat, sondern aus mehreren "Episoden" besteht. Diese Episoden sind abgeschlossene Geschichten, die für sich alleine stehen könnten; alle fünf hängen aber auch unmittelbar zusammen - vier davon sind die Erlebnisse der Hauptperson, die auch der Erzähler dieser Episoden ist, die fünfte handelt von den Erlebnissen einer Person, die am Ende der ersten Episode ihrer eigenen Wege geht und in der letzten der zusammenhängenden Episoden wieder in die "Hauptgeschichte" zurückkehrt. Wird diese etwas unkonventionelle Form meinen Chancen, den Roman an den Mann zu bringen, schaden, oder brauche ich mir da keine Sorgen zu machen? (Oder sollte ich mir so oder so keine Hoffnungen machen?)

Eine generelle Aussage, wie "es am Markt für Fantasy aussieht", kann ich nicht treffen, dafür bin ich nicht nah genug am Verlagsgeschäft. Es gibt einige große Verlage, die Fantasy veröffentlichen (wie Heyne und Bastei Lübbe), die aber eher von ausländischen Lizenzen ausgehen. Wenige (wie Ueberreuter in Österreich) kümmern sich um deutschsprachigen Nachwuchs und noch wenigere nehmen Manuskripte an von Newcomern. Ein paar Kleinverlage veröffentlichen Fantasy - mit unterschiedlichem Niveau. Bitte sehen Sie sich im Internet oder per Prospekt deren Verlagsprogramm an (bei www.metager.de erbrachte die Suchanfrage "verlag fantasy" 185 Treffer, da muss man allerdings noch jene rausfiltern, die irrelevant sind). Helfen kann auch das Nachschlagewerk von Sandra Uschtrin "Handbuch für Autoren/innen".

Ein Roman besteht im Wesentlichen stets aus "Episoden" - sie können eine Szene, ein Kapitel oder einen Handlungsfaden ausmachen, so dass sie mal mehr, mal weniger verschränkt sind. Das Problem bei wirklich eigenständigen Episoden ist der Zusammenhalt des Spannungsbogens im Roman. Wenn es tatsächlich eigene Geschichten sein sollten - woraus ergibt sich dann der Roman? Falls es keine eigenständigen Geschichten sind, muss eine starke Verbindung da sein (nur die Haupt- oder andere bekannte Figuren reichen nicht aus), die das Ganze zusammenschweißt, damit man überhaupt von einem Roman reden kann. Das bildet in der Regel die Haupthandlung.

Nach dem, was Sie mir schreiben, können Ihre "Episoden" sowohl eigenständige Geschichten ergeben als auch Handlungsstränge, die dann zum Schluss wieder zusammenlaufen. Letzteres wäre durchaus keine unkonventionelle Form, sondern eine recht übliche. Der "Leim" ist dabei die Haupthandlung, die alle Nebenhandlungen zusammenhält und erst nach dem Ende der Nebenhandlungen ihrem Höhepunkt zustrebt.

Über Spannungsbogen und Haupt-/Nebenhandlungen hat Syd Field ein hervorragendes Buch geschrieben: "Handbuch zum Drehbuch", das sich zwar mit dem Drehbuchschreiben beschäftigt, aber überaus klar und nachvollziehbar auch für Romaneinteilungen heranziehbar ist. Grundsätzlich gilt: Wenn der Roman gut geschrieben ist, dann kann er jede Form haben. Für Fantasy gilt: Er muss unterhalten und den Leser staunen lassen.

beantwortet von:Stefanie Bense (5-01)

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