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Ich schreibe hobbymäßig, möchte aber auch Resonanz auf mein Buch bekommen.

Ich habe vor einigen Jahren einen Roman geschrieben, der irgendwo zwischen dem SF und dem Fantasy-Genre steht. Ich habe das Manuskript an den Heyne-Verlag geschickt, ohne wirklich begründete Hoffnung, dass es veröffentlicht wird. Ich musste mehr als ein Jahr warten, bis ich eine Antwort enthielt, die - wie erwartet - dann auch ablehnend ausfiel.

Allerdings hat der Begutachter sich diesen Schritt nach seinen Angaben lange überlegt und sich mit der Ablehnung schwer getan. Er hat den Roman offensichtlich von Anfang bis Ende gelesen und fand viele lobende Worte, aber auch konstruktive Kritik, was die Charakterzeichnung der Figuren betraf. Ich habe aus dem Brief geschlossen, dass es durchaus Chancen für den Roman gibt.

Allerdings schreibe ich nur hobbymäßig. Mir liegt nichts daran, damit Geld zu verdienen, deshalb habe ich auch keine Lust, mich so richtig hineinzuhängen, das Manuskript wieder und wieder zu bearbeiten und an viele Verlage zu schicken, zumal man mir sagte, dass es deutsche Autoren in diesem Genre sehr schwer haben.

Ich würde aber doch gerne eine Resonanz auf das Buch durch Leser haben. Ich denke an folgende Möglichkeiten: a) einen kleinen Verlag, der auch Bücher von unbekannten Autoren veröffentlicht. Kennen Sie vielleicht einen, bei dem ich eine Chance hätte? b) die Veröffentlichung im Internet, wie es etwa Tad Williams gerade mit seinem neuen Roman macht. Man kann die einzelnen Kapitel kostenfrei downloaden. Gibt es solch ein Genre Forum für unbekannte Autoren?

Zunächst einmal: Glückwunsch! Dass man Ihr Manuskript gelesen und kommentiert hat, ist nicht selbstverständlich; meist bleibt es bei Ablehnungsformbriefen. Die Wartezeit von einem Jahr ist bei großen Verlagen normal, denn sie erhalten Massen von Manuskripten und arbeiten zudem mit Außenlektoraten.

Was ich NICHT verstehe, ist, warum Sie sich nach diesem Anfangserfolg auf das "hobbymäßige" Schreiben zurückziehen wollen! Warum schöpfen Sie aus der konstruktiven Kritik nicht die Kraft, den Roman zu überarbeiten, zu verbessern und für eine Veröffentlichung reif zu machen? Immerhin haben Sie den Lektor ja soweit interessieren können, dass er Ihren Text aufmerksam gelesen hat.

Fragen Sie sich doch mal, warum Sie "keine Lust" haben, sich "so richtig hineinzuhängen"? Fragen Sie sich, wie Sie Leser erreichen wollen, wenn Sie Ihre Chance nicht wahrnehmen? Schreiben besteht zum größten Teil aus Überarbeiten, egal ob Roman oder Kurzgeschichte. Sie haben Ihr Manuskript ja sicher auch nicht unüberarbeitet an den Verlag gesandt! Warum "kneifen" Sie also jetzt mit der Ausrede, Sie wollten ja kein Geld damit verdienen? Es liegt eher an mangelndem Selbstvertrauen oder/und an Scheu vor der Arbeit als an mangelnden Chancen auf dem Verlagsmarkt. Denn Ihre Chance sitzt ja direkt vor Ihrer Nase!

Wie wäre es, wenn Sie (statt den Text unbearbeitet und sicherlich kaum beachtet ins Netz zu stellen) das Manuskript überarbeiten, sorgfältig die Anregungen Ihres Lektors, eines professionellen Lesers, abwägen und ggf. umsetzen und dann die neue Fassung an ihn adressieren? Sie haben die Möglichkeit, mit ihm zu arbeiten, was Zeit und viel Arbeit erfordert, aber die besten Aussichten auf Veröffentlichung bietet.

Bei einem kleinen Verlag wäre das auch nicht anders, oder glauben Sie, dort verlange man keine Überarbeitung? Jeder Verlag will seine Ware gut verkaufen, hat sie nun eine 200er oder 2000er Auflage, und da sich wird kein Verlag sich auf so nicht verkaufbares Material einlassen. - Es sei denn, Sie wenden sich an unprofessionelle Verlage oder solche, die Druckkostenzuschüsse verlangen; von denen rate ich ab.

Das Internet taugt momentan wenig als Veröffentlichungsmedium für einen ganzen Roman. Wer ruiniert sich schon freiwillig die Augen am Bildschirm oder druckt 300 Seiten aus? Tad Williams kann sich das leisten, WEIL er bereits durch seine Bücher einen Namen hat. Und Stephen King hat es schon wieder aufgegeben, über das Netz zu verkaufen.

Falls Sie dennoch den leichten Weg wählen wollen, empfehle ich Ihnen, im "Handbuch für Autoren und Autorinnen" von Sandra Uschtrin nachzuschlagen. (Erste Info unter http://www.uschtrin.de.)

Ich meine, Sie sollten Ihre Chance nutzen, dem Lektor des Verlages schreiben, ob Sie ihm die überarbeitete Fassung in evtl. einem Vierteljahr wieder vorlegen dürfen, und sich dann ans Überarbeiten machen. Haben Sie den Mut!

beantwortet von:Stefanie Bense (3-09)

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