The Tempest

Ausgabe 13-03 (20. März 2011)

Editorial
Hall of Fame
Echo-Service
Schreib-Kick
Lesetipps
Autorenwissen
   "Stimmen im Kopf - wie Autoren sich selbst im Weg stehen"
   Pia Helfferich
Spannung, der Unterleib der Literatur
   "Die Festung"
   Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Software-Besprechung
   "Papyrus Autor 4.0"
   besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit Hans Peter Roentgen
Verlagsportrait
   Leinpfad Verlag
Des bösen Lektors Wörterbuch
Küss mich, ich bin ein Autor!
Frag die Expertin für Fantasy
   (Stefanie Bense)
Kinderbuchlesungen
   (Gabi Neumayer)

EDITORIAL:  
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Liebe Autorinnen und Autoren,

das wurde aber auch Zeit: In einem Interview über seine Arbeit als
Schreibcoach lernt ihr in dieser Ausgabe unseren langjährigen
Mitarbeiter Hans Peter Roentgen endlich einmal näher kennen. Und eins
seiner hervorragenden Lektorate gibt‚s gleich noch obendrauf.

Außerdem im neuen Tempest: Pia Helfferich gibt Tipps, wie man mit dem
inneren Kritiker beim Schreiben umgehen kann, Ursula Schmid-Spreer
stellt den "Leinpfad Verlag" vor, Stefanie Bense gibt eine ihrer in
jeder Hinsicht fantastischen Expertenantworten, wir rezensieren die
Software "Papyrus Autor", schlagen wieder einmal "Des bösen Lektors
Wörterbuch" auf und haben für euch darüber hinaus jede Menge
Schreibtipps, Links und neue Ausschreibungen zusammengetragen.

Der Tipp des Monats März, diesmal von mir (ich warte auf eure Tipps!):

Macht eure Schreibziele so spezifisch wie möglich. Nicht:
Ich werde mehr schreiben. Sondern: Ich schreibe ab heute
jeden Tag mindestens eine Seite. Schreibt euer Ziel auf
und pinnt es - als Versprechen an euch selbst -
über euren Schreibtisch.

Nicht nur kurze Schreibtipps fürs Editorial brauchen wir von euch,
sondern auch Erfahrungsberichte und Artikelvorschläge. Helft mit, den
Tempest lesenswert zu halten! Ihr wisst ja: Es lohnt sich. Nicht nur,
weil ihr dafür in unsere Lostrommel wandert (bald steht eine neue
Verlosung an), sondern auch, weil ihr hier über 6.000 Gleichgesinnte
erreicht. Also: Schreibt mir unter redaktion at autorenforum pt de.

Viele gelbe Narzissen, bunte Tulpen und frische Frühlingsideen
wünschen wir euch!

Gabi Neumayer
Chefredakteurin

~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto
von autorenforum.de:

Sparda Bank Südwest eG
BLZ 550 905 00
Kto. 100 724 515
Stichwort: "Beitrag 2011"

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
BIC: GENODEF1S01

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ISSN 1439-4669 Copyright 2011 autorenforum.de. Copyright- und
Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

Editorial
Hall of Fame
Echo-Service
Schreib-Kick
Lesetipps
Autorenwissen
"Stimmen im Kopf - wie Autoren sich selbst im Weg stehen"
Pia Helfferich
Spannung, der Unterleib der Literatur
"Die Festung"
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Software-Besprechung
"Papyrus Autor 4.0"
besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit Hans Peter Roentgen
Verlagsportrait
Leinpfad Verlag
Des bösen Lektors Wörterbuch
Küss mich, ich bin ein Autor!
Frag die Expertin für Fantasy
(Stefanie Bense)
Kinderbuchlesungen
(Gabi Neumayer)
Impressum


TEIL 2:

Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
Impressum


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HALL OF FAME:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,
Mystery-Thriller. 60 Zeichen - und kein einziges mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an
redaktion at team pt autorenforum pt de.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr
verschickt!~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
~

Heike Wulf: "Am Abgrund ist die Aussicht schöner" , Brockmeyer Verlag
2011, Kurzgeschichten. Vom Rande des Abgrunds. www.wort-kunst-raum.de

Klaus Eckardt: "Der Lauf des Todes", Silberburg Verlag 2010, Läufer-
Krimi. Aus dem idyllischen Oberschwaben, www.klaus-eckardt.com

Franziska Röchter: "haben sie komfortstatus?", Der Wunderwaldverlag
2011, Spoken Word. Illus Adam Grimann, 198 S., Überlebenskunstbuch,
Lyrik/Prosa

Franziska Röchter: "nacht der hunde / sangre y pan", Der
Wunderwaldverlag 2011, AudioCD Poesie. Red Line Studio B. Wohlfahrt,
Illus A. Grimann, ca. 60 min

Franziska Röchter & Der Wunderwaldverlag (Hrsg.): "Chili für die
Venus", Wunderwaldverlag 2011, Lyrik-Anthologie. Zur Erlanger Marriage
Week, Illus G. Specht, Cover F. Lacour

Rebecca Abe: "Im Labyrinth der Fugger", Gmeiner Verlag 2011,
Renaissance-Thriller. Anna Fuggers spannende Lebensgeschichte. www.r-
abe.de

Ulrike Motschiunig: "Eins, zwei, drei, Angst vorbei!", G & G
Verlagsgesellschaft 2011, Bilderbuch. Ein herzerwärmendes Mutmachbuch!
www.kinderbuchmitherz.at

Ulrike Scheuermann: "Die Schreibfitness-Mappe: 60 Checklisten,
Beispiele und Übungen für alle, die beruflich schreiben.", Linde 2011,
Ratgeber, Arbeitsbuch. "The Best Of" aus der Schreibcoaching-Praxis
der Autorin

Irina Schlicht: "Was quält mich, und wenn ja, warum? Faszinierende
Geschichten aus der Hypnose-Therapie", Goldmann Arkana Verlag 2011,
Psychologisches Sachbuch. Einblicke in die Rätsel der Psyche.
www.irina-schlicht.de

Martina Weber: "50 Fragen zur sogenannten Überlastungsanzeige in
Pflegeeinrichtungen", Brigitte Kunz Verlag 2011, Fachbuch. Rechtliche
Untersuchung zum Personalmangel in der Pflege


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SCHREIB-KICK:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den März, diesmal von Christoph Trüper:

Gelegentlich hilft diese Haltung, Zusammenhänge aufzuspüren: In
gedämpfter, melancholischer Stimmung den Blick über Gegenstände
schweifen zu lassen und sich zu fragen, warum sie (immer noch?!) da
stehen, woher sie kommen, wie sie wohl als "stumme Zeugen" ihrer
Vorgeschichte auftreten würden, warum sie gerade heute stören ...

Der Versuch kann zweierlei bringen: Erstens - für einen selbst - neue
Erzählanfänge; zweitens - mit den Augen der Figuren - größere
Klarheit.

Dazu stelle man sich vor, eine Figur würde sich bei einer schwierigen
Stelle so in ihrem Raum umschauen: Welche Gegenstände würden - aus
unerledigten Szenen, Konflikten dort u. a. - noch herumstehen, welcher
könnte ihr weiterhelfen, welchen würde sie zerschlagen wollen?


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LESETIPPS:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,748220,00.html#ref=nldt:
Eine Ex-Altenpflegerin ist Amerikas neue Bestseller-Autorin. Die
Auflagenmillionärin veröffentlicht direkt und digital per E-Book - und
lässt den klassischen Buchmarkt ziemlich alt aussehen.


http://amandahocking.blogspot.com/2010/08/epic-tale-of-how-it-all-
happened.html: Und hier erzählt Amanda Hocking selbst, wie das alles
passiert ist.


http://arts.nationalpost.com/2011/02/16/guy-gavriel-kay-authors-in-
cyberspace/#ixzz1E8LnCimN: "A literary agent from the United Kingdom
about authors in Cyberspace" by Guy Gavriel Kay: If a new submission
by a writer seems to show promise, the British literary agent put the
manuscript aside and went to his computer - and undertook a detailed
search for the prospective author-client in cyberspace ...


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AUTORENWISSEN:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Stimmen im Kopf - wie Autoren sich selbst im Weg stehen"
Pia Helfferich

Was muss man sich nicht alles anhören, wenn man schreibt! "Das taugt
doch alles nichts." "Dieser Text ist nur peinlich." "Du bist doch
keine Autorin."

Wer ist es, der so unfreundliche Dinge über uns sagt? Nicht unser
schlimmster Feind ist es, wir selbst sind es, die uns so gnadenlos
beurteilen. Vielen Autoren ergeht es so, dass diese Stimme im Kopf
anspringt, sobald sie sich hinsetzen und mit dem Schreiben beginnen.
Aus dem Text wird dann natürlich nichts.


Wer spricht?

Die Stimme, die dann zu hören ist, ist unsere Angst, uns mit etwas
Minderwertigem zu blamieren, unsere selbst gesteckten Ziele nicht zu
erreichen, es ist unser Perfektionismus und schließlich die Angst,
unseren Traum vom Schreiben scheitern zu sehen.

Aber die Stimme ist noch mehr. Sie ist nicht dumm, oft hat sie im
Grunde recht. Das, was da als erster Absatz steht, ist tatsächlich
nicht besonders gut - selbstverständlich nicht, denn es ist bloß ein
erster Entwurf. Die innere Stimme versteht etwas vom Schreiben, sie
ist als unser innerer Kritiker nützlich, aber ihr Einsatz sollte nicht
während des Schreibens erfolgen, sondern hinterher. Die Trennung
dieser beiden Abläufe, schreiben und kritisieren, ist der wichtigste
Schritt auf dem Weg zum erfolgreichen Schreiben.


Kommentare mitschreiben

Glücklicherweise kann man eine Menge tun, um die ungerechtfertigten
Ausbrüche der kritischen Stimme zu unterbinden. Wenn Sie das nächste
Mal beim Schreiben ihre Kommentare hören, notieren Sie sich, was sie
sagt. Aber schreiben Sie weiter. Betrachten Sie dann in Ruhe die
Kommentare Ihres inneren Kritikers.

Häufig sehen die Sätze auf dem Papier bereits so lächerlich aus, dass
sie ihre Kraft einbüßen. Fragen Sie sich, ob etwas hinter diesen
Behauptungen steckt. Bedeutet: "Dieser Text ist nur peinlich"
vielleicht, dass man sich heimlich dafür schämt, romantische
Liebesgeschichten zu schreiben? Dann könnte ein Pseudonym beim
Schreiben helfen. Heißt: "Du bist keine richtige Autorin", dass man
sich unsicher ist bezüglich der eigenen schreibhandwerklichen
Fähigkeiten? Dann hilft eventuell die Teilnahme an einem Workshop, um
zu erkennen, wo man Schwächen hat, und um diese aufarbeiten zu können.
Oder ist das Geplapper der Stimme tatsächlich nur der nicht
aussagefähige Kommentar eines viel zu früh das Feld betretenden
Kritikers? Dann weisen Sie ihn in die Schranken.


Affirmationen

Dabei können Affirmationen helfen. Besinnen Sie sich auf eine positive
Aussage über Ihr Schreiben, an die Sie glauben, oder drehen Sie einen
negativen Kommentar der Stimme einfach um. So wird aus "Immer dieses
negative Zeug!" zum Beispiel "Ich schreibe Geschichten mit Tiefe". Den
Satz deponiert man so, dass man ihn beim Schreiben ständig sehen kann;
manche schreiben ihn auch ein paar Mal auf, bevor sie an ihrem Text
arbeiten.


Dialog zwischen Kritiker und Autor

Von der Autorin Ulrike Scheuermann stammt der Tipp, einen Dialog zu
inszenieren zwischen dem schreibenden Ich und der kritischen Stimme.
Dazu teilt man ein Blatt in zwei Spalten, in die eine schreibt der
Autor, in die andere der Kritiker. Der Autor fängt an mit einer
Aussage über den Text, der gerade in Arbeit ist, oder über sein
Schreiben im Allgemeinen. Der Kritiker antwortet darauf, und nun soll
sich möglichst schnell und unzensiert ein Gespräch ergeben. Streben
Sie am Ende eine positive Einigung der beiden an, und werten Sie das
Gespräch aus. Kommt Ihnen diese Situation aus anderen Lebensbereichen
bekannt vor? Wo könnte der Kritiker recht haben? Was setzt ihm der
Schreiber entgegen? Wie können Sie in Zukunft dem Kritiker begegnen?


Freewriting

Dass die innere Stimme überhaupt die Möglichkeit bekommt, sich
einzumischen, liegt auch daran, dass Schreiben eine sehr komplexe
Tätigkeit ist. Man muss an so viele Dinge gleichzeitig denken - und
dieses ganze Denken hält uns davon ab, zu schreiben, und schon ist da
eine Lücke im System, die der innere Kritiker nutzt, um sich Gehör zu
verschaffen. Das komplexe Schreiben überfordert uns also ein wenig.
Daher ist es nützlich, den Schreibprozess einfacher zu gestalten.

Eine Maßnahme zur Vereinfachung besteht darin, mit Freewriting zu
starten. Man setzt sich ein Zeitlimit von fünf oder zehn Minuten und
schreibt zügig und ohne den Stift abzusetzen alles auf, was einem zu
dem Text, der anschließend geschrieben werden soll, einfällt. Das
brauchen keine vollständigen Sätze zu sein, da wir schneller denken
als schreiben können. Falls man steckenbleibt, kann man notfalls immer
wieder "Ich weiß nicht, was ich schreiben soll" wiederholen, bis dann
doch der nächste Gedanke auftaucht. Es kommt darauf an, die Wörter
unzensiert fließen zu lassen; Rechtschreibung, Grammatik und Syntax
spielen keine Rolle. Freewriting ist ein Heranschreiben an den
eigentlichen Text. Da es sich nicht um den "richtigen" Text handelt,
braucht die Stimme sich erst gar nicht zu Wort zu melden. Stattdessen
erhält man frische Ideen für den Text, die über das Konventionelle
hinausgehen, und gewöhnt sich an, unzensiert zu schreiben.


Negative Selbstgespräche

Noch einmal zurück zur inneren Stimme. Nicht immer setzt sie Autoren
durch demütigende Kommentare unter Druck. Zum Problem werden können
auch Selbstgespräche, in denen es um etwas geht wie: "Ich kann keinen
Roman schreiben.", "Ich sollte wirklich jeden Tag schreiben" oder "Ich
muss den Text viel besser hinkriegen."

Verglichen mit den eingangs genannten Äußerungen klingen diese Sätze
harmlos, in ihnen steckt jedoch ein Gift, das langsam ins Bewusstsein
von Autoren träufelt und sie lähmt. Kann nicht, muss, sollte - wer so
mit sich selbst redet, nutzt eine sehr negative Sprache und gaukelt
sich vor, keine andere Möglichkeit zu haben. Wozu man aber gezwungen
ist, das tut man weder gerne noch gut. "Ich möchte jeden Tag
schreiben!" Darin steckt so viel mehr Energie und Motivation. Es lohnt
sich, auch auf dieser Ebene, die inneren Stimmen und Selbstgespräche
genau zu registrieren und bewusst umzuformulieren.

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Pia Helfferich, Studium der Germanistik und Erziehungswissenschaften,
Weiterbildung zur Schreibberaterin. Autorin, Schreibcoach und Dozentin
für Kreatives Schreiben. http://www.piahelfferich.de


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
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"Die Festung"
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen

Reihe um Reihe rückten die Krieger auf die Festung zu, blitzenden
Stahl in Händen, die Rüstungen silbrig schimmernd wie Wellenkämme in
der Mittagssonne. Ihre wilden Kampfschreie hallten zehntausendfach
über die nackte Ebene, das Banner der Jadeschlange flatterte zornig im
Wind. Die freien Menschen Estloyns stürmten dem gemeinsamen Feind
entgegen!
Kizo fühlte, wie das Schlachtenfieber durch seine Adern schoss, wie
seine Hände mit dem Schwertgriff verwuchsen. Er brannte darauf, den
Stahl in Fleisch zu bohren, durch Rüstungen zu schneiden, in
Eingeweide zu stoßen.
Doch plötzlich verebbten die Rufe. Verwirrtes Gemurmel machte sich
breit.
Die vordersten Krieger standen in dichten Reihen vor der Stadt und
entlang des eckigen Burggrabens. Doch noch immer waren keine Wachen zu
sehen. Niemand besetzte die klobigen Holzwachtürme, kein Verteidiger
warf Felsbrocken von den quadratischen Steinwällen. Keine Speere
flogen zwischen die Angreifer, kein Pfeilregen, keine brennenden
Ölballen. Nur bedrohliches, fast körperlich greifbares Schweigen
schlug ihnen aus der Festung entgegen. Die Anspannung wuchs bis an die
Grenze des Erträglichen. Hier standen sie, bereit zu kämpfen - doch
weit und breit war kein Feind in Sicht.
"Was ist das für eine Teufelei", rief Li Jang erbost.
"Was auch immer, wir sollten nicht einfach voranpreschen", gab Akija
zu bedenken.
"Ai", tönte es unter Ozakis onyxbesetztem Helm hervor. "Kommandeure zu
mir!" Er gab einen knappen Wink. Sofort hisste ein Diener eine Flagge
mit rotem Kreis auf weißem Grund. Tausende Soldaten öffneten eine
Gasse in ihrem Schlachtverbund, und kurze Zeit später waren die
Heerführer um die kaiserliche Standarte versammelt.
Hauptmann Yoshimi zügelte sein nervös tänzelndes Pferd. "Das gefällt
mir nicht", sagte er unverwandt. "Diese mächtigen Mauern sind gut
befestigt. Selbst ohne ihre Generäle wären die Horden Mei Qius noch
stark genug, die Zinnen lange zu halten. Es gibt keinen Grund, sie
kampflos preiszugeben."
"Du hast Recht." Akija nickte zustimmend. "Das riecht nach einer
Falle. Was sollen wir tun?"
"Möglicherweise hat der Schrecken über den Verlust Mei Qius ihnen den
Verstand geraubt." Li Jang starrte grimmig durch die Sehschlitze
seines dunklen Helms in Richtung der schweigenden Stadt.
"Selbst ein Kind würde sehen, dass diese Mauern verteidigt werden
müssen", knurrte Kizo und rückte seinen Brustpanzer zurecht. "Und Mei
Qius Horden sind weder Kinder noch Narren. Aber es hilft nichts. Sie
sind in der Stadt, wir hier draußen. Belagern können wir sie mit
dieser Ausrüstung nicht, und selbst wenn wir es täten, hätten sie
genug Vorräte für Jahre da drin. Wir müssen angreifen, Falle hin oder
her."
"In Ordnung." Ozaki senkte zustimmend den Kopf mit dem gehörnten Helm.
"Doch ehe wir einmarschieren, will ich wissen, ob wirklich niemand
hinter den Wällen lauert."
"Ein vernünftiger Vorschlag", brummte Li Jang.
Ozaki hob die Hand zu einem bestimmten Zeichen. Sofort sprangen andere
Fahnenträger herbei und hissten die Flagge des roten Frosches - das
Banner des Landesfürsten von Shudo. Diener und Knappen brachten aus
den hinteren Reihen Fässer herbei. Durchsichtige Flüssigkeit schwappte
an metallverstärktes Holz. Ein betäubender Geruch von Alkohol und
Lampenöl stieg auf. Lappen wurden hineingetaucht, noch triefend
herausgezogen und um schlanke Pfeilschäfte gebunden. Die Bogenschützen
aus Shudo traten in breiter Front vor. Knarrend spannten sich die
Sehnen ihrer berühmten Langbögen. Ozaki nickte und senkte den Arm.
Einen Wimpernschlag später verdunkelten dreitausend Pfeile wie eine
schwarze Wolke den trüben Himmel, ehe sie sich in das dunkle Holz der
Wachtürme bohrten. Einige verglühten auf den Steinwällen, doch die
meisten blieben zitternd stecken, die Verteidigungsanlagen wie
groteske Igelstacheln spickend. Flammen leckten gierig über die
Balustraden. Ein weiterer Schwall Pfeile folgte, dann noch einer und
noch einer. Die Türme ächzten und stöhnten, als der hölzerne Teil
ihrer Befestigungen an hunderten Stellen Feuer fing und kurz darauf zu
Asche zerstob. Zischend fielen die Trümmer in den meergrünen
Burggraben. Doch noch immer rührte sich nichts in Wazashiro. Die
Festungsstadt schien wie ausgestorben.
"Ich will nicht länger warten", wandte Ozaki sich entschlossen an
seine Heerführer. "Gebt den Truppen das Kommando zum Sturmangriff. Wir
holen uns Wazashiro zurück. Jetzt."
Tief dröhnten die Muschelhörner, und der helle Klang der
Kriegstrompeten schallte weit über das Land. Die Krieger Myannans
stürmten auf das Haupttor zu, Seite an Seite mit ihren Kameraden aus
Lank, aus Ollathai, aus Midis und Gran. Zottige Steppenponys ritten
neben schnaubenden Schlachtrössern, gehörnte Helme funkelten neben
Pagditurbanen, und schwarzgoldene Rüstungen schimmerten mit bunten
Kilts und roten Lamellenpanzern um die Wette. Schwerter und Säbel
blitzten, Bögen ächzten, Lanzenbanner wehten im Wind. Es roch nach
Metall, Schweiß und Gefahr.
Das Fußvolk in vorderster Linie rammte eisenverstärkte Baumstämmen
gegen die mächtigen Holztore. Gewaltige Äxte droschen auf die
eisenbesetzten Portale ein, zwanzig, fünfzig, hundert Mal, bis sie
endlich splitternd auseinander brachen. Der Weg nach Wazashiro stand
offen. Brüllend strömten die Krieger hinein, ihre Kommandanten an der
Spitze.
Doch auch der äußere Ring der befestigten Stadt war leer.
Nein, korrigierte Kizo sich im nächsten Augenblick. Nicht leer. Nur
bar jeden Lebens. Der Ansturm kam plötzlich zum Halt. Aus dem
Kampfgebrüll der Soldaten wurde ein keuchendes Würgen, vermischt mit
entsetzten Schreien und dem unwirschen Summen unzähliger schwarzer
Fliegen, die sich wie faulige Wolken vom Boden erhoben. Der
erstickende Gestank von Fäulnis und Moder schlug wie eine Orkanwelle
über den Männern zusammen, überwältigend und abscheulich.
Er kam von abertausenden Leichen, die zu blütenförmigen Stapeln
geschichtet in den Ecken des äußeren Befestigungsringes lagen, die
toten Münder und starren Augen weit aufgerissen, die nackten Körper
zerfetzt. Süßlicher Verwesungsdunst hüllte alles ein. Viele Soldaten
mussten sich beim Anblick der bedauernswerten Bürger Wazashiros
übergeben oder starrten wie gebannt in einer Mischung aus Grauen und
perverser Faszination auf die Toten. Nur eine schaute nach oben.
"Was bei Xuan ist das?" Akija deutete mit vor Abscheu verzerrtem
Gesicht zum Himmel. Hoch über ihren Köpfen glitzerte etwas Silbernes,
ein von Zinne zu Zinne gespanntes filigranes Geflecht, wie ein
gewaltiges Spinnennetz∑
Doch ehe jemand antworten konnte, übertönte ein neuer Laut das Summen
der Fliegen und erstickte Schnaufen der Menschen, dumpf und
bedrohlich. Es waren Kriegstrommeln, grollend wie die Stimme eines
finsteren Gottes, der ungeduldig nach warmem, zuckendem
Menschenfleisch verlangt. Ihr Dröhnen drang durch die gewaltigen
Zugbrücken, die vom äußeren Zirkel ins Zentrum Wazashiros führten.
Mehrere Mannslängen hohe Mauern und eiserne Gitter in Form titanischer
Raubtierzähne trennten es von den Verteidigungsanlagen.
Hinter den Gittern stand der Feind.
In schmutzigbraune Gewänder, Kettenhemden und Panzer gehüllt drängte
sich Mei Qius Armee dicht an dicht. Geifernde, irr starrende Bolde mit
gelben Zähnen, hünenhafte Barbaren mit bunten Kilts und mannslangen
Breitschwertern, zottige Bergmonster mit Äxten, schartigen Säbeln und
Dolchen. Oger geiferten bösartig, Wesen mit Reptilien- und Löwenköpfen
rissen ihre stinkenden Mäuler weit auf.
Und inmitten dieses Sammelsuriums abscheulicher Kreaturen stand Taisen
mit seinen Kriegern aus Byunam.
"Diese Hunde", flüsterte Li Jang fassungslos. "Ihr Verrat war noch
weit schlimmer als wir vermutet hatten."
Für einen Moment trennte beide Armeen nichts außer ein paar
Metallstäben. Schweigen senkte sich wie eine Glocke über der Szenerie.
Die Luft schien zu knistern, die Erregung schaukelte sich zu einer
infernalischen Spannung empor.
Kizo konnte den Hass und die Gier nach Blut in den blanken Pupillen
seines Gegenübers sehen.
Er spürte auch das eiskalte, lähmende Grauen, das sich wie eine Decke
aus Frost über die Soldaten des Onyxthrons hinabsenkte. Er selbst
jedoch fühlte das Blut heiß durch seine Adern jagen, fühlte sich
berauscht beim Gedanken um das, was gleich folgen würde. Sein ganzes
Leben war er den Weg des Schwertes gegangen. Nun würde sich zeigen, ob
er weit genug gekommen war. Sein Blick bohrte sich in den Taisens. Der
General fletschte wütend die Zähne, und Kizo nickte ihm grimmig zu.
Unsichtbare Hände drehten eine verborgene Kurbel. Quälend langsam
hoben sich die eisernen Gatter, quietschend und ächzend.
"Krieger Myannans", brüllte Kizo. "Formiert euch!"
Der Bann war gebrochen. An der Südseite riefen Li Jang und die anderen
Hauptleute ähnliche Befehle. Jeder scharte so gut es ging seine
ungeordneten Soldaten wieder um sich. Auch Ozaki war aus seiner
Erstarrung erwacht und versuchte fieberhaft, seine Truppen in der Enge
der Festungsstadt in Schlachtformation zu bringen.
Ohne dass der Befehl gegeben worden wäre, löste ein Krieger aus Shudo
die zitternden Finger von der gespannten Bogensehne. Sein Pfeil raste
zwischen den Gitter hindurch und durchbohrte einem Tiermenschen das
Auge. Ein spitzer Schrei zerriss die Luft, wurde von tausenden
nichtmenschlicher Kehlen aufgegriffen, steigerte sich zum Brüllen und
Toben. Dann waren die Falltore oben, und das Heer der Feinde strömte
wie ein fauliger Atemhauch auf die Krieger der vereinten Königreiche
zu.
Die große Schlacht begann ...
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Lektorat von Hans Peter Roentgen

Eine Armee stürmt auf eine Festung zu, eine Armee, die diese Festung
nur im Sturm nehmen kann. Für eine lange Belagerung fehlen die nötigen
Mittel. Doch kein Feind zeigt sich auf den Wällen der Stadt.

Ist diese Szene spannend? Zum Teil, einige Beschreibungen reißen mit.
Aber es fehlt das Gefühl der Bedrohung, der Kampfrausch, all das, was
einer Schlacht vorausgeht.

Das wäre das Erste, was hier überarbeitet werden müsste. Wie fühlen
sich Krieger, die eine Festung stürmen? Eine, die gut bemannt ist.
Bald werden die ersten fallen, links, rechts. Dann der Kampfrausch,
wir kämpfen für die Freiheit, wir wollen uns nicht unterwerfen!

Wenn Menschen erst einmal in diesen Rausch geraten, sind sie schwer zu
stoppen. Das wäre das zweite Problem bei dem Text. Kurz vor der Mauer
ist aller Kampfrausch verflogen, setzen sich die Krieger zusammen, um
ausführlich zu beratschlagen, was zu tun sei. Dabei dürfte die
Tatsache, dass die Mauern unbesetzt sind, schon vorher sichtbar
gewesen sein. Und dabei ist Zeit im Krieg ungeheuer wichtig. Wer sie
vergeudet, hat schon verloren.

Nicht nur im Krieg ist Zeit wichtig. Ebenfalls in Szenen. Denn dass
hier die Feldherren sich erst mal in aller Ruhe zusammensetzen, stört
nicht nur das Vorwärtsstürmen, sondern auch den Erzählfluss. Offenbar
hat man Zeit, sich zu beraten. Sonderlich gefährlich scheint es also
nicht zu sein. Obendrein ist auch der Dialog bei der Beratung nicht
sehr spannend, sondern käut nur wieder, was alle wissen, was der Autor
dem Leser mitteilen will.


Die Reihenfolge der Ereignisse

Das Problem ist also die Reihenfolge. Was passiert?

Will die Armee die Überraschung nutzen und völlig unvermutet die Stadt
stürmen? Das lässt die Schilderung vermuten. Aber dann würde sie nicht
kurz vor den Mauern einhalten, sondern den Sturm fortsetzen, egal, wer
sich zeigt oder nicht zeigt. So würde auch der Erzählfluss
fortgesetzt.

Etwas anders sähe es aus, wenn man anfänglich überlegt: Wie wollen wir
vorgehen? Die Armee steht noch weit vor der Reichweite feindlicher
Pfeile und Geschosse, möglicherweise außer Sicht der Festung. Wie
wollen wir vorgehen, beraten die Befehlshaber. Möglichst schnell und
unvermutet angreifen, weil das die erfolgversprechendste Methode ist?
Oder erst einmal die Bogenschützen die hölzernen Teile der Befestigung
in Brand schießen lassen und damit größtmöglichen Schaden anrichten?
Diese Beratung findet hier erst statt, nachdem die Armee bereits
vorgestürmt ist. Ich würde diese Beratung vorziehen. Die Feldherren
beraten, geben Befehle.

Aus der Szene kann man folgern, dass offensichtlich der
Überraschungsangriff gewählt wurde. Ein riskantes Unternehmen, es wird
viele Opfer kosten, denn der Feind sitzt hinter festen Mauern. Man
kann nur hoffen, dass er nicht mit einem Angriff jetzt schon gerechnet
hat, dass er unvorbereitet ist.

Die Generäle sind besorgt, die Krieger kampflustig, aber wissen auch,
was auf sie zu kommt. Voller Wut auf den Feind stürmen sie vor. Da
bemerken die Generäle, dass die Mauern nicht besetzt sind. Die Krieger
sind bereits kurz vor der Mauer, was zum Teufel soll das bedeuten? Ist
der Feind geflohen? Aber eine solche Befestigung gibt man nicht
kampflos auf. Eine List? Verdammt, was haben sie vor?

Die Krieger zu stoppen, ist schwierig, obendrein sehr gefährlich. Sie
sind bereits in Schussweite feindlicher Geschosse. Den Angriff
abbrechen, nein, das geht nicht, das wäre nicht sinnvoll, aber
verdammt noch mal, was planen die Gegner? Irgendwas stimmt hier nicht!
Bloß was?

Erleichterung, die Truppen haben die Tore erreicht und immer noch
keine Gegenwehr. Jetzt könnte man sie zurückrufen, aber die Rammen
haben schon erste Breschen geschlagen. Die Moral der Krieger würde
leiden, wenn man sie kurz vor dem Erfolg zurückriefe. Den Generälen
ist das nicht geheuer. Aber sie sehen keinen Grund, nicht in die
Festung einzufallen. Niemand lässt sich diese Gelegenheit entgehen.
Doch was plant der Gegner bloß? Welche Teufelei steckt dahinter? Oder
ist der Gegner doch schwächer als geglaubt und hat sich zurückgezogen,
die Stadt aufgegeben?

Sehen Sie, was ich hier gemacht habe? Ich habe den ruhigen Teil der
Szene, die Beratung vorgezogen. Dann habe ich die Generäle verfolgt,
denen das alles sehr verdächtig vorkommt, aber sie haben keine
Erklärung. Doch hier habe ich ihnen keine Ruhe gelassen, die Sorge
treibt sie um, während sie weiter auf die Festung zustürmen. Wir haben
jetzt doppelte Dramatik: Die vorstürmende Armee und die Sorgen, die
sich die Offiziere machen. Statt hintereinander passiert es jetzt
gleichzeitig.


Auktoriale Perspektive

Das hier wäre eine Szene, die sich auch für auktoriale Erzählweise
eignen würde. Einerseits die Generäle, die Schlachtpläne entworfen
haben, ihre Truppen im Auge behalten, jederzeit bereit sein müssen,
neue Befehle zu geben. Andererseits könnte man hier in die Köpfe der
Krieger, einzelner Krieger umschalten, die voller Wut auf die
verhasste Festung losstürmen. Wissen, dass viele fallen werden. Doch
nichts passiert. Sind sie erst mal mit der Ramme am Tor, werden auch
sie sich Sorgen machen. Aber der Kampf ist nicht die geeignete
Gelegenheit, eine Versammlung einzuberufen.

Gerade dieser Gegensatz ließe sich nutzen.


Die "Bösen"

Dann sind die Krieger in der Stadt. Ab hier wird die Szene dann sehr
viel spannender. Erst die Leichenhaufen, die Gegner haben alle
Menschen abgeschlachtet. Und schließlich die Entdeckung, dass sie die
Krieger in die Stadt gelockt haben, um sie dort zu vernichten.

Denn noch ist nur ein Teil der Angreifer in die Stadt eingedrungen,
sie kennen sich in den Gassen nicht aus und sind im Nachteil. Jetzt
wissen die Generäle und auch die einfachen Krieger, welche Teufelei
geplant wurde. Jetzt gilt es, sich so schnell wie möglich neu zu
organisieren.

Noch etwas möchte ich zu der Szene sagen. Die Gegner sind leicht zu
erkennen. Sie sind keine "richtigen" Menschen, sie stinken, sie sind
auf den ersten Blick als minderwertig zu erkennen. Gerne weckt das
Assoziationen zu Nazis und Rassismus. Der arbeitet nämlich mit solchen
Klischees. Das sollte man wissen. Andererseits sind das Elemente der
Fantasy nicht erst seit Tolkien. Tolkien war ein Autor, der den Nazis
wenig abgewinnen konnte, sich anders als manch anderer englischer
Romanautor weigerte, einen Ariernachweis zu liefern, damit seine Werke
in Deutschland gedruckt wurden.

Das sollte man als Autor also bedenken. Was man daraus folgert, hängt
natürlich von der eigenen Geschichte ab. Eins empfehle ich aber schon:
Lassen Sie nicht alle "Bösen" nach dem gleichen Schema erscheinen.
Hätten die Nazis alle Mundgeruch gehabt, wäre der Welt vielleicht
manches erspart worden. Viel eindrücklicher ist oft der Gegner, der
nicht sofort erkannt wird. Der nett, freundlich und wohlriechend ist.
Den man gerne den Guten zurechnet. Bis es fast zu spät ist ...

**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé".
Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.


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SOFTWARE-BESPRECHUNG:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Papyrus Autor 4.0"
besprochen von Gabi Neumayer

Eine Software, die ganz und gar auf die Wünsche von AutorInnen
abgestimmt ist, kann es so etwas angesichts unzähliger individueller
Anforderungen überhaupt geben? Papyrus Autor kommt der Quadratur des
Kreises zumindest sehr nahe. Es ist enorm flexibel, einfach zu
bedienen, mit zahlreichen indivíduellen Einstellmöglichkeiten und
natürlich kompatibel mit Word.

Es gibt viele Funktionen, die man in anderen Textverarbeitungen schon
immer schmerzlich vermisst hat - oder von denen man gar nicht wusste,
dass man sie vermisst hat, bis man sie bei Papyrus Autor kennenlernt.
Dazu gehören für jede/n sicher verschiedene Funktionen. Hier sind
meine Favoriten:

- das Klemmbrett: ein Bereich rechts vom Text (oder an beiden Seiten),
wo man ruckzuck Notizzettel anklemmen kann, die beim Scrollen durch
den Text nicht mitscrollen, sondern immer sichtbar sind. Verschiedene
Farben, mehrere Klemmbretter, Einklappen zu langer Notizzettel - all
das ist möglich. Notizzettel lassen sich ebenso leicht direkt im Text
anlegen, dann sind sie aber an einer Textstelle fixiert. Extrem
hilfreich finde ich die Klemmbretter beim Exposéschreiben: Alles, was
mir einfällt, was aber nicht in die Version für den Verlag soll, wird
kurzerhand auf dem Klemmbrett geparkt. So geht kein Gedanke verloren.

- die Inhaltsübersicht: Wenn man die Überschriften als solche markiert
und eine Inhaltsübersicht anlegt, hat man ein wunderbares Navigations-
und Planungstool. Denn die Übersicht kann klein eingeblendet werden,
und man kann darin direkt zum angestrebten Kapitel springen. Noch
wichtiger: Zu jeder Überschrift lassen sich Notizen einfügen, so dass
man sogar seinen Szenenplan direkt in diesem Tool schreiben kann. Und
jedes Kapitel lässt sich hinsichtlich seines Status markieren, zum
Beispiel: unfertig, überarbeiten, Feinschliff, lektoriert.

Für alle, die nicht besser sind als der Duden Korrektur, ist seine
direkte Einbindung ebenfalls praktisch. Und die Stilanalyse,
entwickelt unter Mitwirkung von Andreas Eschbach, ist ein besonderes
Bonbon. Man kann sich wahlweise farbig anzeigen lassen: lange Sätze,
Adjektive, Füllwörter, Phrasen etc. Natürlich muss man jeden
Einzelfall selbst prüfen, aber man kann auf diese Weise durchaus den
der einen oder anderen individuellen Vorliebe auf die Schliche kommen,
die man vielleicht etwas zurückfahren sollte.

Unser Tipp: Demoversion ausprobieren und ein ganz neues Schreibgefühl
entdecken!


"Papyrus Autor 4.0", inklusive Datenbank, für Mac OS X und Windows,
169 Euro, R.O.M. logicware. Demoversionen und Bestellung unter
http://www.papyrus.de


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INTERVIEW:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Ehrlich sagen, wo es hakt"
Interview mit Hans Peter Roentgen


Annette Scholonek: Was denken Sie, welche Qualifikationen,
Fähigkeiten, Grundhaltungen und sonstigen Eigenschaften sind für
eine/n Autorencoach besonders wichtig?

Hans Peter Roentgen: Die wichtigste Eigenschaft ist sicher die
Fähigkeit, sich auf andere Texte einzulassen. Nicht zu versuchen,
daraus einen eigenen zu machen. Ein guter Trainer macht einen Text
besser, ein schlechter macht einen anderen Text daraus.

Dann muss man einen Blick für Texte haben, also ein guter Leser sein.
Wo hakt der Text? Erkennen, woran das liegen könnte. Und dem Autor
vorschlagen, wie er das Problem beheben könnte. Man muss sich wie ein
normaler Leser in einen Text fallen lassen und gleichzeitig quasi mit
dem Notizblock daneben stehen und sofort notieren, wenn man aus dem
Text fliegt, also den Tisch anstarrt, überlegt, ob man nicht Tee
kochen soll, kurz: kein Interesse mehr am Text hat.

Dann muss man Texte diskutieren können, und zwar mit dem Autor, ohne
ihn zu irgendwas zu zwingen, aber so, dass man klarmacht, wo man
Probleme sieht.

Was man nicht sein sollte: ein klassischer Rezensent. Einen Text, sei
er noch so schlecht, zu zerreißen, bringt gar nichts. Dem Autor schon
überhaupt nichts. Es geht nicht um die Frage: Ist der Text gut oder
schlecht?, sondern darum: Was ist gut, was ist schlecht an dem Text,
und wie kann man das Schlechte verbessern?

Was natürlich heißt, dass ein Coach viel lesen muss. Und sich auch in
der Fachliteratur auskennen, sprich in Schreibratgebern, darin, was
Autoren über ihr Schreiben geschrieben haben, etc.


AS: Woran erkennen Sie eine/n kompetente/n und seriöse/n Autorencoach,
und bei welchen Angeboten ist Vorsicht geboten?

HPR: Bei welchen Angeboten Vorsicht geboten ist, lässt sich leichter
beantworten. Wenn jemand verspricht, dass nach dem bezahlten Lektorat
das Buch veröffentlicht wird. Das wäre so, als wenn ein Fußballlehrer
versprechen würde: Nach meinem Training kriegen Sie einen
Bundesligavertrag. Oder ein Klavierlehrer: Nach meinem Unterricht
kriegen Sie einen Plattenvertrag. Kein seriöser Coach kann so was
garantieren. Was er garantieren kann: dass nach der Arbeit der Text
besser ist.

Es gibt aber welche, die hohe Lektoratskosten fordern und mit der
Veröffentlichung winken. Das sind meist Druckkostenzuschussverlage,
also solche, bei denen der Autor die Veröffentlichung bezahlt. Und da
kann sich jeder leicht vorstellen, was das Lektorat taugt.

Ein seriöser Coach hat Beispiele seiner Arbeit. Damit man sich
orientieren kann, wie er arbeitet. Man muss auch nicht gleich das
ganze Schwein kaufen, sondern kann erst mal ein Probe ordern. Sprich:
Man arbeitet erst mal ein paar Seiten gemeinsam durch, damit beide
sehen, woran man ist, damit der Autor entscheiden kann, ob die Art des
Coaches ihm liegt, ob die Arbeit ihn weiterbringt.


AS: Was ist ein guter Text? Können Sie Eigenschaften benennen? - Und
woran erkennen Sie einen Text, der verbesserungsbedürftig ist?

HPR: Ein guter Text ist ein Text, der den Leser fesselt. Sie sehen,
das ist eine genauso allgemeine Antwort, wie die Frage allgemein ist.
Letztendlich lässt sich das schwer konkret beantworten, es gibt so
viele sehr unterschiedliche gute Texte. Thomas Mann, Agathe Christie,
Wolfgang Borchert, Stephen King haben gute Texte geschrieben, aber was
haben sie gemeinsam? Außer, dass sie den Leser fesseln können?

Leichter kann man das Gegenteil beschreiben. Ein schlechter Text
holpert wie ein Fahrrad mit einem Achter. Das kann verschiedene Gründe
haben. Aber erfahrene Leser erkennen dieses "Holpern". Es klingt
einfach nicht rund. Entweder passt die Sprache nicht, oder der Leser
versteht nicht, worum es geht, oder die Personen bleiben blasse
Schemen oder ....

Und da lassen sich eine ganze Reihe Dinge benennen, die schlechte
Texte ausmachen. Von fortgeschrittener Adjektivis über flache
Personen, wirre Plots, also Geschichten ohne innere Logik, bis hin zu
fehlenden Konflikten.


AS: Was sind häufige, typische Fehler?

HPR: Der häufigste Fehler ist der Infodump. Der Autor will dem Leser
alles erklären, er möchte, dass der Leser die Geschichte genauso
erlebt, wie er sich das gedacht hat. Mit allen Einzelheiten. Und die
schüttet er über den armen Leser aus.

Aber Geschichten haben viel von einem Rätsel. Leser fesseln sie durch
offene Fragen. Natürlich muss er wissen, worum es geht, ob er sich im
Mittelalter auf einer Burg befindet oder im All in einem Raumschiff.
Dennoch sind Fragen ganz wichtig, denn deshalb liest der Leser weiter.
Außerdem muss am Anfang nicht alles erklärt werden. Sehen Sie sich
erfolgreiche Romane an, die schmeißen den Leser oft in die Handlung
und marschieren einfach den Ereignissen entlang.

Ein Beispiel für Infodump: "Fodor ging wie jeden Morgen durchs
Stadttor auf den Markt. Er schaute am Tor hoch, wo die große Statue
des heiligen Nepomuk stand, die blau bemalt war, weil blau die heilige
Farbe der Nepomuk-Jünger war, die damit zeigen wollten, dass sie ruhig
geworden waren wie das Wasser und ihre Emotionen im Griff hatten.
Deshalb hatten sie vor 477 Jahren diese Stadt auch am Wasser
gegründet, sie König Dagobert dem Ruhigen geschenkt, und seitdem
wachte die Statue über die Stadt und den Markt, auf dem jede Woche 237
Marktstände standen ..."

Herr im Himmel, wenn jemand einen Lexikonartikel lesen will, klickt er
Wikipedia an, aber liest keinen Roman! Und der gute Fodor wird sich
kaum den Kopf über Nepomuk zerbrechen, wenn er den täglich sieht. Viel
eher wird er sich den Kopf über etwas zerbrechen, dass ihn belastet
oder bedroht. Wenn der Vogt ihm zum Beispiel gestern verboten hat, die
Stadt zu betreten, und er kommt jetzt in Verkleidung.

"Ängstlich schaute er an den Wachen vorbei. Würden ihn erkennen? Dann
würde er im Kerker und vermutlich am Galgen landen ..."

Das gibt dem Leser genug zu rätseln. Was hat er getan, warum muss er
sich verkleiden? Wird er erkannt werden? Warum betritt er die Stadt
dennoch, obwohl es derart gefährlich ist?

Ein weiterer häufiger Fehler sind flache Figuren. Der Autor hat sich
nicht in seine Figuren verwandelt, ist nicht in sie hineingekrochen.
Das resultiert meist auch in flachen Dialoge und steifem Stil.

Generell soll man bei der Überarbeitung eines Text immer nur das
wichtigste Problem behandeln. Wenn die Figuren nicht stimmen, muss der
Autor eben lernen, in sie hineinzukriechen. Da hat es noch keinen
Sinn, am Stil zu feilen. Werden die Personen lebendig, werden es auch
der Stil und die Dialoge.


AS: Mit welchen Fehlern fängt man sich bei Verlagen die größten
Minuspunkte ein?

HPR: Die größten Minuspunkte kriegen Sie, wenn Sie Ihren Krimi an den
Kochbuchverlag senden und das Kochbuch an den Krimiverlag. Sprich:
Wenn das Manuskript gar nicht ins Verlagsprogramm passt. Das müssen
Sie auf jeden Fall vorab klären. Auch die Art des Manuskriptes. Ein
Verlag, der bisher gängige Mittelalterromane mit starken Frauen
veröffentlicht hat, wird sich für ihren satirischen Roman aus dem
alten Rom kaum interessieren.

Wenn Sie bereits auf den ersten Seiten zeigen, dass Sie (noch) nicht
verlagsreif schreiben können, kommt das auch nicht gut an. Wer gleich
am Anfang den Lektor und die potentiellen Leser mit Infodumps,
langweiligen Erklärungen und steifen Dialogen ärgert, der hat
schlechte Karten.

Ansonsten hängt viel davon ab, was Lektoren für verkäuflich halten,
das ist natürlich von Verlag zu Verlag und von Lektor zu Lektor
verschieden. Da spielt auch der individuelle Geschmack eine Rolle.


AS: Wie sieht der typische berufliche Werdegang eine/s Autorencoach/s
aus?

HPR: Den gibt es nicht. Vor zwanzig Jahren gab es in Deutschland genau
einen Schreibratgeber im Buchhandel zu kaufen. Dass Schreiben auch
Handwerk ist, dass man da etwas lernen kann, das war absolut
unvorstellbar. Insofern sind Autorencoaches viel zu neu, um einen
typischen beruflichen Werdegang aufzuweisen. Selbst Lektoren für
Verlage, die ja etliches gemeinsam haben und die es schon viel länger
gibt, haben erst jetzt einen Studiengang in Hildesheim bekommen.
Siblewski, der Luchterhand-Lektor, hat vor vier Jahren ein
regelmäßiges Jahrestreffen eingeführt, vorher gab es auch das nicht.

Vielleicht sollte man sich auch klarmachen, was einen Autorencoach von
einem normalen Lektor unterscheidet. Lektoren arbeiten auch an
Manuskripten, allerdings in aller Regel an solchen, die veröffentlicht
werden sollen, für die es bereits einen Verlag gibt. Das sind ganz
andere Rahmenbedingungen, da muss ein Text zu einem bestimmten Datum
fertiggestellt werden. Das Grundkonzept von Plot und Figuren steht,
sonst hätte der Verlag den Roman nicht gekauft. Ziel des Lektorats ist
das druckreife Manuskript, nicht die Weiterentwicklung des Autors.

Als Coach betreuen Sie meist eine Stufe tiefer. Das sind Autoren, die
noch nicht veröffentlicht sind. Da muss man häufig an den Personen
feilen, am Plot, da ist der Text meist noch nicht so weit. Da ist die
Arbeit am Text sehr viel Unterricht; Änderungen, die man vorschlägt,
muss man begründen, dem Autor erklären, welche Wirkung welche Änderung
hat. Warum dieses oder jenes nicht funktioniert, welche Werkzeuge es
gibt, um es zu verbessern. Die Weiterentwicklung des Autors ist da
genauso wichtig wie die des Textes. Oft ist der Text auch erst mal
Übungsmaterial.

Aber eigentlich ist nicht mal der Name klar, geschweige denn das
Berufsbild. Sind wir Autorencoaches, Texttrainer oder einfach normale
Lektoren, nur eben nicht für Verlage?


AS: Was ist Ihr persönlicher Werdegang? (Denken Sie hierbei
insbesondere an Ausbildung, Studium, Praktika, Fortbildungen,
Berufsstationen, Engagement in der Freizeit.)

HPR: Wie so vieles war es keine Planung. Ich hatte immer schon
geschrieben, habe als Student für eine Studentenzeitung gearbeitet und
dort zum ersten Mal erlebt, wie man gemeinsam an Texten arbeiten kann.
In den Neunzigern schwappte aus den USA die Creative-Writing-Welle
nach Deutschland, und zwar zuerst in die Fantasy. Die war damals vor
Harry Potter ein absoluter Nischenmarkt, und viele der guten Bücher
gab es nur auf Englisch. Von daher kamen die Fantasy-Fans als Erste
mit dem kreativen Schreiben in Berührung, und das erste Magazin dafür
war der Tempest, ebenfalls von Fantasy- und Science-Fiction-Leuten
gegründet.

Und wir haben uns den Kopf zerbrochen, wie man an Texten arbeiten
kann; jeder von uns hat erlebt, dass viele deutsche Fantasy-
Geschichten immer wieder an den gleichen Problemen scheiterten.

Dann gab es die ersten Seminare mit veröffentlichten Autoren und
Verlagslektoren. Ich war bei Andreas Eschbach, dem Eichborn-Lektor
Bischoff und anderen. Und da wurde immer an den ersten vier Seiten
gearbeitet, das war erstaunlich, wie viel man daraus für sein ganzes
Manuskript lernen kann. Weil sich die Fehler einfach wiederholen.

In amerikanischen Zeitschriften gab es schon lange das Konzept der
Textklinik, und das habe ich für den Tempest dann auch gemacht. Die
Leute haben ihre ersten vier Seiten gesandt, und wir haben dazu
Korrekturen geschrieben. So bin ich dazu gekommen, Texte und Autoren
zu betreuen.

Hauptberuflich war ich Informatiker, habe Computerprogramme
geschrieben, bis sich langsam das Hobby zur hauptsächlichen Tätigkeit
gewandelt hat. Aber es gibt auch viele Autoren, die ursprünglich aus
der EDV kommen. Und auch während meiner Tätigkeit als Informatiker
habe ich immer an Texten gearbeitet. An Bedienungsanleitungen, an
Benutzerführung, an Fachartikeln.


AS: Können Sie einige Gemeinsamkeiten benennen, die viele
Autorencoaches haben?

HPR: Außer der Liebe zu den Texten anderer Leute weiß ich da keine.


AS: Würden Sie sagen, dass Autorencoaches hohes Ansehen genießen?

HPR: Vermutlich eher nicht, aber darüber habe ich mir nicht den Kopf
zerbrochen.


AS: Welche Menschen, die ebenfalls Leistungen rund um Schreiben und
Text anbieten, werden aus Ihrer Sicht höher geschätzt als
Autorencoaches, welche weniger?

HPR: Was es eindeutig gibt, ist die seltsame Vorstellung, dass alle
Rezensenten gescheiterte Autoren sind, die niemand drucken wollte,
alle Lektoren, alle Verleger, alle Coaches, alle Literaturagenten
ebenfalls. So die Vorstellung: Nur der Autor zählt. Auf dem Buchmarkt
ist der Begriff "Arbeitsteilung" noch nicht bei jedem angekommen.
Niemand erwartet, dass der Sportreporter die Tore schießt, der
Sportmasseur den Elfmeter halten kann. Dass ein Regisseur nicht
notwendigerweise ein guter Schauspieler ist, der beste Schauspieler
nicht notwendigerweise ein guter Drehbuchautor, ist auch nichts Neues.

In der Buchbranche gibt es da aber manchmal schon seltsame
Vorstellungen. Niemand kann alles machen, schon gar nicht gleichzeitig
oder alles gleich gut, das ist einfach so. Aber bei Büchern erwarten
das viele.

Auf der anderen Seite gibt es schon Autoren, die noch auf die
Veröffentlichung warten und in der Warteschleife als
Verlegenheitslösung eben Autorenbetreuung anbieten, so lange, bis sie
groß rauskommen. Oder auch nicht. Und die ihre Textarbeit als
sibirische Verbannung empfinden. Das tut weder ihnen noch den Kunden
gut.

Oft wird alles, was nicht veröffentlichter Autor ist, nicht ernst
genommen. Besonders von Anfängern, die selbst nichts veröffentlicht
haben und jetzt ihre Minderwertigkeitskomplexe abreagieren, sich
Autoren nennen und sich deshalb besser dünken als Lektoren,
Rezensenten und alle anderen. Damit muss man leben. Reich-Ranicki muss
das schließlich auch.


AS: Welche Entwicklungen und aktuellen Trends beobachten Sie bei
Autorencoaches? Wie hat sich dieser Bereich in den letzten Jahren bzw.
Jahrzehnten Ihrer Meinung nach entwickelt? Haben Sie wichtige
Veränderungen beobachtet? Wenn ja, welche?

HPR: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass es wie in den USA immer
selbstverständlicher wird, an Texten gemeinsam zu arbeiten. Und dass
es nun mal typische Anfängerfehler gibt, Dinge, die man möglichst
nicht machen sollte - und dass Schreiben auch viel Übung ist.

Manchmal läuft das auch ins gegenteilige Extrem. Früher musste ich
immer betonen: Doch, es gibt Regeln, Texte haben Gemeinsamkeiten, das
ist nicht nur alles Gefühl. Heute ist es oft umgekehrt, da werden die
Regeln aus Schreibratgeber als Dogmen gehandelt. Du darfst nur wenige
Adjektive pro Seite benutzen, das hat Frey in "Wie man einen verdammt
guten Roman schreibt" gesagt. Frey wäre vermutlich entsetzt, wenn er
erfahren würde, dass manche ihn als Dogma verehren.

Dass all die Regeln Hilfsmittel sind, die vor allem dann wichtig
werden, wenn ein Text nicht funktioniert, das wird heute manchmal
vergessen. Für einen funktionierenden Text braucht man keine Regeln,
für einen missglückten aber schon, das muss ich heute viel öfter
betonen. Man muss auch ein Gespür für Texte entwickeln. Und das
braucht Zeit.


AS: Wer sind die Kunden von Autorencoaches? Können Sie Kundengruppen
oder Kundentypen ausmachen (zum Beispiel bezüglich Vorwissen /
Erfahrung, Geschlecht, Alter, Beruf / Sozialstatus etc.)? Welche
Kundentypen sind Ihrer Erfahrung nach häufiger, welche seltener?

HPR: Der typische Kunde hat immer schon gerne geschrieben. Dann packt
es ihn irgendwann, er schreibt seinen ersten Roman. Und sendet den
postwendend an alle möglichen Verlage. Wenn die Absagen kommen, flucht
er zunächst über die Borniertheit der Verlage, dann schreibt er
weiter, und irgendwann dämmert es, dass da wohl irgendwas im Text
nicht stimmt. Nur kommt er nicht drauf, was nicht stimmt. Das ist dann
der Moment, wo die Texte bei mir und anderen landen. Gibt einige
Varianten, aber bei den meisten läuft es so.

Was Alter und Beruf angeht, gibt es da alles von zwanzig bis achtzig,
zwar vielleicht mehr Geisteswissenschaftler, aber auch andere Berufe
sind reichlich vertreten. Die allermeisten sind allerdings Frauen,
Schreiben hat sich zu einer Frauendomäne gewandelt. Leider, ich finde
das schade, dass nicht mehr Männer schreiben.

Und es gibt immer mehr, da ist die Textbetreuung ganz normal. Wenn man
nicht weiter weiß, sucht man sich einen Coach. So wie man sich einen
Trainer im Tennis sucht, wenn man auf der Stelle tritt, aber
weiterkommen möchte.


AS: Und was, schätzen Sie, sind die wichtigsten Motive für die Kunden,
einen Autorencoach aufzusuchen?

HPR: Das wichtigste Motiv ist sicher die fehlende Distanz zum eigenen
Text. Das ist etwas, das sich sehr langsam entwickelt und oft nur in
Diskussionen mit anderen. Irgendwas stimmt an dem Text nicht, aber
was? Wie wirkt mein Text überhaupt? Was sagt ein Profi dazu? Das ist
das Hauptmotiv. Und wenn ich mir Berichte und Interviews aus dem
Leipziger Literaturinstitut ansehe, da ist das auch das Problem: Wie
gewinnt ein Autor Distanz zum eigenen Text, wie lernt er, den eigenen
Text kritisch zu lesen? Wenn einer das erreicht hat, bin ich
überflüssig geworden.


AS: Darf man prinzipiell verraten, wer einen engagiert, oder ist
höchste Diskretion wichtig?

HPR: Früher war das viel wichtiger, da hätte sich jemand eher als
Kinderschänder geoutet denn als Besucher von Creative-Writing-Kursen
oder als Leser von Schreibratgebern. Heute sehen die meisten das nicht
mehr so eng. Aber natürlich würde ich nie den Namen eines Kunden
nennen, außer, er ist damit einverstanden.


AS: Was denken Sie, worauf legen die Kunden bei der Auswahl eines
Autorencoachs besonderen Wert und worauf weniger? (mögliche Aspekte:
Qualifikationen, Kompetenzen, Referenzen, Art des Website-Auftritts,
Sympathie, Bekanntheit in Netzwerken, Bekanntheit durch Werbung,
Angebotstransparenz, Vertraulichkeit, Gratis-Informationen, niedrige
Preise etc.)

HPR: Sicher kommen viele aufgrund von Empfehlungen anderer Autoren.
Oder weil sie einen Artikel von mir im Tempest, Diskussionsbeiträge im
Montsegur-Forum oder eines meiner Bücher gelesen haben. Insofern ist
es wichtig, dass die Leute wissen, wie man an Texte rangeht. Ich
denke, das ist das Wichtigste. Dass man weiß, wie ein Coach arbeitet.


AS: Wie sollten Autorencoaches sich gegenüber Kunden verhalten? Wie
gegenüber Kollegen und Konkurrenten? Was sollten sie bei Werbung,
Website und dem eigentlichen Autorencoaching beachten, und was sollten
sie besser nicht tun?

HPR: Natürlich muss man ehrlich über einen Text urteilen. Also keine
falsche Begeisterung, aber auch keine Verachtung, sondern ehrlich
sagen, wo es hakt, was getan werden müsste. Ohne die Kunden gleich vor
den Kopf zu stoßen. Sätze wie: "Sie sollten besser bauchtanzen, Sie
haben kein Talent zum Schreiben", sind fehl am Platz. Sie sind auch
dumm, weil es den DNA-Test, der die Autorenbegabung klar offenlegt,
noch nicht gibt. Was Leute tun wollen oder nicht, müssen sie selbst
entscheiden. Ich kann ihnen nur sagen: Wenn ihr schreiben wollt,
achtet mal darauf, dass ihr immer wieder folgende problematische
Sachen macht: ...

Das mit dem Talent ist sehr beliebt, jeder glaubt, beim Schreiben kann
man sofort Talent erkennen. Ich bin da sehr vorsichtig geworden, ich
habe zu viele Überraschungen erlebt, gute wie böse.


AS: In welchem Bereich bewegt sich aus Ihrer Erfahrung das
Stundenhonorar als Autorencoach? Können Sie ungefähre Werte für den
günstigen, den durchschnittlichen und den teuren Bereich benennen?

HPR: Das hängt natürlich auch stark davon ab, was man macht und was
man will. Die Kunden interessieren sich weniger für den Stundensatz,
die wollen natürlich den Gesamtpreis wissen. Und der variiert je nach
Aufgabe.

Ich korrigiere mittlerweile keine ganzen Manuskripte mehr. Anfangs die
ersten vier Seiten, schon daraus ergeben sich für Autoren oft
aufschlussreiche Informationen, wie sie selbst den ganzen Text
überarbeiten können. Dann das Exposé, also Aufbau von Plot und
Geschichte, und die ersten 25 Seiten. Danach darf der Autor wieder
seine Texte ändern und anwenden, was er (hoffentlich) gelernt hat. Wie
viel der einzelne Autor dann tatsächlich bucht, ist unterschiedlich.
Oft kommen die Autoren auch nach einem Jahr noch mal und sagen: Jetzt
möchte ich mal wieder, denn jetzt hänge ich an einer anderen Stelle.

Viele arbeiten auch eine Zeitlang in der Romanwerkstatt in einer
Gruppe, nach dem Ende der Gruppe arbeiten sie wieder allein weiter,
aber die Gruppe hält dennoch noch einen losen Kontakt. Wie bei jedem
Lehrer ist auch hier das Ziel, sich überflüssig zu machen.

Sehr wichtig ist auch, von vorneherein klarzustellen, was gemacht
werden soll. Nur einen Durchgang durch den Text, der Coach listet dann
die wichtigsten Fehler und macht Vorschläge zur Verbesserung? Oder
soll der Text mehrfach überarbeitet werden? Hängt also auch davon ab,
was der einzelne Autor haben möchte.


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VERLAGSPORTRAIT:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
Leinpfad Verlag?
Leinpfad 5?
55218 Ingelheim?
Telefon: (0 61 32) 83 69?
Fax: (0 61 32) 89 69 51?
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
http://www.leinpfadverlag.com
Mobil: (01 51) 54 75 29 66


Verlagsgeschichte

Angelika Schulz-Parthu hat den Leinpfad Verlag gegründet. Sie arbeitet
im Hauptberuf als Verlegerin. Mittlerweile beschäftigt sie eine
Vollzeitkraft und drei Teilzeit-Kräfte.

Der Anlass für die Verlagsgründung war, die Nische für regionale
Bücher gefunden und Ideen für die ersten Titel zu haben.

Begonnen hat alles 1997 mit Carlo von Erlanger. Schulz-Parthu stieß
auf die beiden Berichte, die der Ingelheimer Ornithologe um 1900 über
seine Expeditionen nach Tunesien und Äthiopien geschrieben hatte. Sie
war begeistert und gab sie unter dem Titel "Wie ein Blick in die Lande
eines schöneren Edens" heraus. Es war nicht nur das erste Buch des
Leinpfad-Verlages, es war auch der erste Flop, denn die Auflage war
viel zu hoch. Aber das nächste Buch, ein Fotoband mit historischen
Fotos, war ein Erfolg, und so lernte sie das Prinzip der
Mischkalkulation schon ganz früh kennen - und Gottseidank gibt es auch
immer wieder Renner, die kleinere Auflagen oder Flops ausgleichen.


Programm und Philosophie

Der Leinpfad Verlag verlegt Regionalia im weitesten Sinne, Wander- und
Ausflugsführer, Kinder- und Kochbücher, Mundart,
Kulturanthropologisches und natürlich (ganz unverzichtbar)
Regionalkrimis. Die Region ist Rheinhessen und alles drumherum: Rhein,
Main, Nahe, Mosel und die Pfalz. "Leinpfad Verlag - der kleine Verlag
mit dem großen regionalen Programm."


Welche Autoren wurden bisher verlegt?

Insgesamt etwa 60 AutorInnen - von Hildegard Bachmann bis Wilhelm von
Sternburg und Andreas Wagner.


AutorInnen gesucht?

Der Verlag sucht immer AutorInnen, die gute Ideen für regionale Bücher
haben und toll schreiben. Der Verlag bezahlt die AutorInnen nach den
Richtlinien, die der VS vorgibt.


Was ist besonders wichtig?

Eine gute PR, schön gestaltete Bücher, damit unsere LeserInnen
weiterhin sagen: "Ich nehme die Bücher des Leinpfad Verlags so gerne
in die Hand." Gut lektorierte Bücher mit einer Krimihandlung, die
stimmt, und wenig Druckfehlern. Wichtig sind dem Verlag auch
Buchvorstellungen (bis zu 500 BesucherInnen!), die eigene Lesereihe im
Café 7 in Mainz und die regionale Bindung der Bücher. Der Leinpfad
Verlag sucht die Nähe zu den AutorInnen, LeserInnen und Themen.


Zukunftspläne, Perspektiven

Angelika Schulz-Parthu wünscht sich, dass es mit dem Verlag so
weitergeht - mit schwarzen Zahlen und guten Büchern.


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DES BÖSEN LEKTORS WÖRTERBUCH:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


Rückblende
Teil des Romans, der den Leser noch weniger interessiert als der Rest.

Sachbuch
Betätigungsfeld für Autoren, die keine Phantasie haben.

Satire
Siehe Bücherverbrennung.

Scheitern
Einen Roman schreiben.

Schreiben
1. Zeit verschwenden, damit Leser mit dem Ergebnis der
Zeitverschwendung Zeit verschwenden können.
2. veraltet: Mittel zur Kommunikation.

..........
aus: Dr. Honeyball Lektor / Stephan Waldscheidt (Hrsg.): "Zehn Gründe,
eine Schriftstellerin zu heiraten", Satire, 128 Seiten mit Abbildungen
und Cartoons. Mehr dazu: http://www.waldscheidt.de


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KÜSS MICH, ICH BIN EIN AUTOR!
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


Flug Denver - Frankfurt. Die Passagiere sitzen angeschnallt und warten
auf die Startfreigabe. Ich lese in meinem Krimi und schiele ein wenig
neidisch zu meinem Nachbarn, der einen E-Book-Reader vor sich liegen
hat.

"Der letzte Schrei. Über 200 Bücher hab ich hier drauf", erklärt er
mir und schaut mich mitleidig an. Wäre ja ganz praktisch auf langen
Reisen, überlege ich. Dann kommt die Stewardess: "Bitte schalten Sie
Ihr Buch aus, bis wir unsere Reiseflughöhe erreicht haben." Jetzt bin
ich es, die dem plötzlich buchlosen Nachbar einen mitleidigen Blick
zuwirft. Mit einem "Tut mir leid für Sie" widme ich mich wieder meiner
altmodischen Lektüre.

(Elli H. Radinger)


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


Drehbuch: Oliver Pautsch
drehbuch at experte pt autorenforum pt de
Fandom: Thomas Kohlschmidt
fandom at experte pt autorenforum pt de
Fantasy: Stefanie Bense
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Heftroman: Arndt Ellmer
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Historischer Roman: Titus Müller
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Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik
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Kriminalistik: Kajo Lang
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Lesungen: Rüdiger Heins
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Lyrik: Martina Weber
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Sachbuch: Gabi Neumayer
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Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss
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Schreibgruppen: Ute Hacker
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Schreibhandwerk: Ute Hacker
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Sciencefiction: Andreas Eschbach
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Übersetzung: Barbara Slawig
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Verlagswesen: Bjørn Jagnow
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Experten-Special:
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Bjørn Jagnow hat seine über 80 Fragen und Antworten zu den Themen
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt
und in einem Buch zusammengefasst - thematisch sortiert und
aktualisiert:

Björn Jagnow: "Fragen und Antworten zu Urheberrecht, Verlagswesen und
Vermarktung", 2009, 188 Seiten, 10,00 Euro, Edition Octopus


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
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Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de)

Frage:
Ich schreibe nun schon, seit ich 10 Jahre alt bin, Geschichten.
Natürlich waren diese anfangs nicht wirklich lesetauglich, aber ich
habe seitdem immer mehr geübt und nun auch schon zwei, drei
Manuskripte beendet. Sie an einen Verlag zu schicken habe ich mich
aber noch nicht getraut. Nun zu meiner eigentlichen Frage: Kann ich
ein Buch auch mal schlecht ausgehen lassen, d. h., der Bösewicht siegt
über die Heldin und regiert weiterhin das Königreich, oder fühlt der
Leser sich dann hintergangen?


Antwort:
Ich freue mich, dass du bereits die Erfahrung gemacht hast (die ich
ganz jungen Autoren/innen stets vorbete), dass man das Schreiben
eigentlich am besten durch Übung, also weiteres Schreiben, lernt. Auf
jeden Fall: schreib weiter! Und lass dir Zeit damit, Manuskripte an
Verlage zu senden. Je besser die Manuskripte und Geschichten, desto
größer die Chance, dass sie genommen werden. Und du weißt es ja schon:
Schreiben reift mit der Zeit und der Übung.

Zu deiner Frage, ob ein Roman auch mal "schlecht" ausgehen darf:
Eigentlich ist alles erlaubt in der Fiktion, solange (!) die Lösung
der Geschichte sich aus der Geschichte selbst ergibt. Zum Beispiel,
wenn die Heldin einen ganz großen Charakterfehler oder eine große
Schwäche hat, die sie überwinden muss, um den Antagonisten zu
besiegen. Dann kämpft sie nämlich auf zwei Ebenen: Den äußeren
Konflikt trägt sie gegen den "Bösewicht" aus, den inneren Konflikt mit
sich selbst gegen ihre Schwäche. (Nebenbei gesagt sind Helden mit
innerem und äußerem Problem meist viel interessanter.)

Demnach gibt es vier Lösungen:
a) Sie besiegt ihre Schwäche und den Antagonisten (absolutes Happy
End, Sieg auf ganzer Linie; das würde ich als Leser nur schlucken,
wenn die Hindernisse und sich steigernden Katastrophen auf ihrem Weg
enorm gewesen sind, nach dem Motto: Viel gewagt, viel gelitten, Happy
End akzeptabel).
b) Sie besiegt den Antagonisten, aber nicht ihre Schwäche, was sie
erneut angreifbar macht (schwaches Ende, denn wodurch siegt sie dann?
Zufällige Siege sind keine Siege, sondern nur Glücksfälle).
c) Sie besiegt ihre Schwäche, aber es reicht nicht, um den
Antagonisten zu besiegen (der Kampf wird fortgesetzt, ein typisches
Ende für Fortsetzungsromane; hinterlässt bei Lesern leicht einen
schalen Geschmack, wenn nicht von Anfang an deutlich wird, dass der
Antagonist noch gebraucht wird, etwa weil sie ihn erst in Band 3
besiegen kann).
d) Sie besiegt weder ihre Schwäche noch den Antagonisten (übles Ende,
denn da fühlt sich der Leser betrogen, weil er mit einer Figur
mitgelitten hat, die am Ende des Weges genauso dasteht wie am Anfang;
nichts hat sich geändert, wozu also die ganze Geschichte?).

Für ein Szenen- oder ein Kapitelende existiert noch eine Möglichkeit,
die m. E. die ergiebigste für diese Art Schlussteile ist:
e) Sie besiegt weder ihre Schwäche noch den Antagonisten, und darüber
hinaus (!) hat sie jetzt noch ein weiteres Problem am Hals, z. B.
wurde sie gefangen genommen. Das bringt die Heldin wunderbar in noch
mehr Schwierigkeiten, und der Leser ist gespannt, wie es ihr nun
gelingen soll, da herauszukommen und trotz allem zu siegen. Das ist
aber keinesfalls für ein Romanende sinnvoll, denn damit fühlt der
Leser sich um einen Abschluss, ein Ende betrogen. Es ist der
sogenannte Cliffhanger, der das nächste Buch, die Fortsetzung
verkaufen soll. Die meisten Leser möchten aber lieber eine zumindest
auf einer Ebene abgeschlossene Erzählung, die nicht alles offen lässt
(siehe b und c).

Eine Zeitlang war es modern, gar kein Ende anzubieten und den Leser
ratlos zurückzulassen, wie die Geschichte denn nun ausgeht, besonsders
in der Nicht-Genre-Literatur, in der "gehobenen Belletristik", im
experimentellen und / oder postmodernen Roman. Doch diejenigen der
Leser, die Geschichten wollen, wollen auch einen Abschluss. Daher
sollte man keinen Unterhaltungsroman anbieten, der die
Lesererwartungen an das Ende grob enttäuscht.

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Stefanie Bense lebt und arbeitet in Emden, gibt Schreibkurse und führt
eine Roman-Werkstatt, http://www.romantisch.essdeh.de, veröffentlicht
sporadisch und schreibt an ihrem dritten Roman.


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KINDERBUCH-LESUNGEN:
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(Diese Anfrage ging an mich persönlich, daher hier meine Antwort außer
der Reihe. - G. N.)


Frage:
Ich bin Jungautorin und habe im August 2010 mein erstes Kinderbuch
herausgebracht. Nun bin ich auf der Suche nach Kindergärten, um dort
mein Buch vorzustellen. Da ich noch nie eine Lesung gehalten habe, bin
ich sehr aufgeregt und weiß nicht so recht, wie ich meine Lesung
gestalten soll. Ich würde mich freuen, ein paar Tipps von ihnen zu
erhalten.


Antwort:
Bei einer Lesung in einem Kindergarten sind die Kinder in der Regel
froh, wenn sie auch etwas zu sehen bekommen. Da bieten sich die Illus
aus dem Buch an: als Dias oder Folien für den Overheadprojektor oder
auch, wenn es dort die technischen Möglichkeiten gibt, per Beamer. Das
hat zugleich den Vorteil, dass für die Lesung abgedunkelt werden kann,
was das Besondere an der Situation deutlich macht und manchmal für
etwas mehr Ruhe sorgt.

Ansonsten stellen Sie sicher, dass Sie zu einer günstigen Zeit lesen,
also nicht, wenn alle aufs Mittagessen oder die Eltern warten, die sie
gleich abholen ...

Wenn Sie Ihren Charakteren unterschiedliche Stimmen geben können,
kommt das auch immer gut an. Und ich empfehle Ihnen, sich nicht hinter
einem Tisch zu verschanzen, sondern bei der Lesung herumzulaufen. Das
vertreibt Ihre Nervosität und wirkt zugleich dynamisch - und Sie
können im Vorbeigehen auch mal einem Störenfried einen strengen Blick
zuwerfen ...

Wichtig: Unbedingt ein Glas Wasser hinstellen lassen! Und wenn Sie
Bücher verkaufen wollen, machen Sie das vorher bekannt, damit die
Kinder Geld mitbringen können (wenn die Eltern dabei sind, sollten sie
das auch vorher wissen).

Noch eins: Kinder lieben Autogramme! Wenn Sie entsprechende
Autogrammkarten oder Lesezeichen mit Infos zu Ihrem Buch haben, können
Sie die unterschreiben und so zugleich noch etwas nachhaltiger werben.

++++++++++

Nachfrage:
Ich habe noch eine Frage, das ganze Buch vorzulesen ist nicht
unbedingt nötig, oder?

Antwort:
O nein, suchen Sie sich ruhig die spannendesten Sachen raus, damit die
Kinder das Buch dann auch haben wollen :-). Wichtig ist nur, ein paar
überleitende Worte zu sagen, damit das Verständnis gewährleistet ist.

**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Gabi Neumayer ist dieses Jahr mit zwei neuen Kinderbüchern auf
Lesetour: "Frag doch mal die Maus: Berühmte Entdecker" und "Erst ich
ein Stück, dann du, Sachgeschichten & Sachwissen: Dinosaurier" (beide
cbj). Weitere Infos: http://www.bato-schreibt.de.


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit
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