The Tempest

Ausgabe 8-01 (20. Januar 2006)

Editorial
Inserate
Chronik
    "10 Jahre Tempest, die die Welt veränderten"
    "Interview mit Ramona und Thomas Roth-Berghofer"
Schreib-Kick
Autorenwissen
    "Ein Weblog als Plattform für Online-Schreibprojekte"
    von Katja Kleiber
Buchbesprechung
    "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod"
    besprochen von Ute Hacker
Interview mit Corinna Kastner
Verlagsportrait
    "Kahl Verlag"
Fragen Sie Biggi Bäum­chen
    "Was tun, wenn der Verlag nicht zahlt?"
    von Stephan Waldscheidt
Frag den Experten für Verlagswesen
    (Bjørn Jagnow)
Frag den Experten für Drehhbuch
    (Oliver Pautsch)
Frag den Experten für Sciencefiction
    (Andreas Eschbach)
Frag die Expertin für Kriminalistik
    (Nikola Hahn)
Hall of Fame
EDITORIAL:  
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Liebe Autorinnen und Autoren,

ja, wir tun es: Wir legen schonungslos die nun schon zehnjährige His-
torie des Tempest offen. Das Interview mit den Herausgebern gibt Un-
mengen von geheimen Informationen preis und darüber hinaus schwer zu
denken. Und in der Chronik findet ihr nicht nur die Wahrheit über die
Erfindung des Schreib-Kicks oder die schon legendäre Zweiteilung des
Tempest - wir verschweigen auch nicht, welche Wirkungen der Tempest
auf die Welt gehabt hat. Lest selbst!

Und wir wirken natürlich unverdrossen weiter. Zum Beispiel mit dem
Beitrag von Katja Kleiber über den Nutzen von Weblogs für Schreibpro-
jekte. Oder mit dem Interview mit Corinna Kastner, der Buchbesprechung
von Ute Hacker und dem gut gemeinten Rat von Biggi Bäumchen für Auto-
rInnen, deren Verlag nicht zahlen will. Nicht nur gut gemeint sind
glücklicherweise die Tipps unserer ExpertInnen.

Nicht verpassen: Ursula Schmid-Spreer organisiert zusammen mit der Li-
teraturzeitschrift Federwelt wieder eins der schon legendären Autoren-
treffen in Nürnberg. Diese drei Seminare werden diesmal angeboten:
- Wie kommt die Spannung in den Krimi? (Gisa Klönne)
- Leben als Autor (Titus Müller)
- "Kinderbücher kann ja wohl jeder schreiben!" (Michael Borlik)

Kosten: 75 Euro inklusive Mittag- und Abendessen und Pausengetränke
Kontakt: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., Fax: (09 11) 9 94 43 43
Weitere Infos unter http://www.federwelt.de/autorentreffen.html und im
zweiten Teil des Tempest unter "Veranstaltungen" und "Seminare".

Und da ich diesmal einen Rekord für das kürzeste Tempest-Editorial
aufstellen möchte (damit wir beim nächsten Jubiläum auf jeden Fall
wieder etwas Sensationelles zu berichten haben), nur noch eins zur Er-
innerung: Wir nehmen keine neuen Anzeigen mehr an! Private Aufrufe für
den Echo-Service könnt ihr uns hingegen gern weiterhin schicken.

Der Tipp des Monats Dezember, diesmal von mir:

Laut lesen ist immer erhellend, wenn man eigene Texte
neu sehen (oder hören) und damit effektiver
überarbeiten möchte. Einen noch größeren
Verfremdungseffekt erzielt man, wenn man
jemand anderen den Text lesen lässt.



Einen schönen Februar, und helft uns, bis zum nächsten Jubiläum durch-
zuhalten - indem ihr uns Anregungen, Tipps, Beiträge und nicht zuletzt
Knete, Zaster, Moneten, Kohle, Flöhe schickt!

Gabi Neumayer
Chefredakteurin

~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser
Konto:

Sparda Bank Südwest eG
BLZ 550 905 00
Kto. 100 724 515
Stichwort: "Beitrag 2006"

ACHTUNG: NEUES KONTO!
Das alte bleibt aber auch noch eine Weile bestehen.

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberwei-
sungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch
weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest).

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
BIC: GENODEF1S01

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ISSN 1439-4669 Copyright 2006 autorenforum.de. Copyright- und
Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

Editorial
Inserate
Chronik
"10 Jahre Tempest, die die Welt veränderten"
"Interview mit Ramona und Thomas Roth-Berghofer"
Schreib-Kick
Autorenwissen
"Ein Weblog als Plattform für Online-Schreibprojekte"
von Katja Kleiber
Buchbesprechung
"Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod"
besprochen von Ute Hacker
Interview mit Corinna Kastner
Verlagsportrait
"Kahl Verlag"
Fragen Sie Biggi Bäumchen
"Was tun, wenn der Verlag nicht zahlt?"
von Stephan Waldscheidt
Frag den Experten für Verlagswesen
(Björn Jagnow)
Frag den Experten für Drehbuch
(Oliver Pautsch)
Frag den Experten für Sciencefiction
(Andreas Eschbach)
Frag die Expertin für Kriminalistik
(Nikola Hahn)
Hall of Fame
Impressum


TEIL 2:

Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
Impressum

~~~~~~~~~
Auf unserer Homepage gibt es mittlerweile einen praktischen Service
für orientierungslose Tempest-LeserInnen: Inhaltsübersichten für ein-
zelne Tempest-Jahrgänge, nach AutorInnen sortiert. Eberhard Kamprad
(http://www.kamprad-online.de) hat freundlicherweise die aufwendige
Arbeit übernommen, nach und nach die Verzeichnisse für alle bisherigen
Jahrgänge zu erstellen.

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Kleinanzeigen
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Ab sofort werden keine neuen Kleinanzeigen mehr angenommen. Für priva-
te Aufrufe steht euch aber weiterhin der Echo-Service zur Verfügung.


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INSERATE:
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(mailto:werbung at team pt autorenforum pt de)


Mit dem Schreiben von Biographien professionell Geld verdienen
Autorenworkshop mit Andreas Mäckler, Stefan Schwidder, Matthias Bröm-
melhaus

Das Schreiben privater Autobiographien boomt, immer mehr Autoren und
Journalisten versuchen, mit professionellen Angeboten das Bedürfnis
nach Erinnerung zu bedienen. Doch bei den meisten bleibt es beim
Schreiben weniger Biographien im Auftrag ihrer Kunden, die zumeist aus
dem Verwandten- und Bekanntenkreis kommen. Dass es aber besser geht
und man als Ghostwriter privater Autobiographien viel Geld verdienen
kann, beweisen die Mitglieder des Biographiezentrums, einer Vereini-
gung biographischer Dienstleister (http://www.biographiezentrum.de).
Sie bieten ein Professionalisierungsseminar für Autoren an, die im
Auftrag ihrer Kunden Lebensgeschichten bearbeiten oder erstellen. Ziel
ist, eine effektive Handlungsgrundlage zu geben, die alle für die Bio-
graphiearbeit wichtigen Themen abdeckt. Die Teilnehmer erhalten so die
Möglichkeit, künftig noch professioneller und erfolgreicher zu arbei-
ten.

Termine:
31. März - 2. April 2006, Dämeritz Seehotel, 12589 Berlin-Köpenick
(Ostdeutschland)
16. - 18. Juni 2006, Hotel Krone, 86168 Niederstotzingen (Süddeutsch-
land)
23. - 25. Juni 2006, Seminarhotel Georg, 58453 Witten-Annen (West-
deutschland)
14. - 16. Juli 2006, SeminarHotel Schulz, 29303 Bergen (Norddeutsch-
land)
21. - 23. Juli 2006, Hotel Röse, 36179 Bebra (Deutschland Mitte)

Zeit:
Beginn jeweils 14 Uhr, Ende 15 Uhr

Kosten:
EUR 450,- für Mitglieder des Biographiezentrums, EUR 520,- für Nicht-
mitglieder (inkl. Übernachtungen, Vollpension, Tagungsverpflegung)
Anmeldeschluss jeweils 5 Wochen vor Beginn des Workshops.

Anmeldung:
mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Tel. 082 43 / 99 38 46

http://www.biographiezentrum.de


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CHRONIK:
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(mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de)


"10 Jahre Tempest, die die Welt veränderten"
von der Redaktion und den Herausgebern


Die Print-Ära


1996 - 1999
...........
Die Wiedergeburt der Schmerz-Spezialdragees, die einmillionste Ver-
pflanzung in Los Angeles von Silikon an der offenen Brust, Glückspil-
len werden billiger, Falten weniger und der einfache vom Massenkonsum
hin und her getriebene Mensch beginnt zu ahnen, dass dort oben an der
Spitze von Politik und Wirtschaft nicht immer alles mit rechten Dingen
zugeht.

Aber diese Jahre stehen auch für die Print-Ära des Tempest, für die
Verschiebung der Grenzen unseres Geistes und für die magische Gewiss-
heit, dass wir nur ganz tief in unserer Erinnerung graben müssen, um
auf die wirklich wahren Schätze unseres Menschseins zu stoßen, denn
unsere Erinnerung ist schließlich ein Teil der ganz großen kollektiven
Erinnerung der Menschheit, ja der Natur selbst.

Äh, ja ... Wo waren wir noch mal stehengeblieben?

Ah ja, damals in den Ardennen, damals hinter dem Mond, als es in Sa-
chen Creative Writing im deutschsprachigen Raum noch so gut wie gar
nichts gab, als wir noch mit Tinte und Federkiel schrieben, als wir
den Tempest noch eigenhändig setzten, druckten, kuvertierten und die
Briefmarken für den Versand sogar eigenzüngig beleckten und unsere DNA
somit überall verteilten, ach ja, damals, als wir noch jung, schön,
dynamisch und erfolgsversprechend waren ... und zu Spitzenzeiten etwas
mehr als 80 (in Worten: achtzig) AbonnentInnen hatten ...



Die Internet-Ära


1999
....
Der Satansröhrling wird Pilz des Jahres. Genau der richtige Zeitpunkt
für den Tempest, online zu gehen. Doch nur wenige Monate später ge-
schieht das Unfassbare:


2000
....
Beim Börsenkrach im März platzt die Dotcom-Blase. Es gibt kaum Überle-
bende - nur der Tempest hält sich weiter wacker. Ja, er wächst und ge-
deiht sogar. In Scharen laufen uns die ersten ExpertInnen zu. Außer
Titus und Björn gehören dazu vor allem ... ähm ... wir selbst. Wir
staunen nicht schlecht, wo wir uns überall auskennen.

Und es hilft nichts: Erst mal müssen wir so gut wie alles selbst ma-
chen. Nur der Pilz des Jahres wird auch diesmal wieder ohne uns ge-
wählt. And the winner is: the Königs-Fliegenpilz.


2001
....
Die Einführung des Weltmännertags bewegt die Welt. Aber wir nehmen
auch weiterhin AbonnentInnen jedes Geschlechts. Dieser cleveren Ent-
scheidung ist es nicht zuletzt zu verdanken, dass wir im Oktober erst-
mals über 3.000 AbonnentInnen haben. Grund genug, ab sofort die aktu-
elle Zahl stolz über den Tempest zu schreiben.

2001 geht außerdem als das Jahr der Erfindung des Schreib-Kicks in die
Geschichte ein. Da kann die Meldung über die erste geklonte Katze na-
türlich nicht mithalten. Zumal die sicherlich auch keine Pilze frisst.
Und wo wir gerade beim Thema sind: Pilz des Jahres wird diesmal nach
hartem Kampf die Määandertrüffel. Herzlichen Glückwunsch!


2002
....
Der Tempest ist wegen der Fülle seiner Informationen nun zweigeteilt.
Bei der Wahl der europäischen Kulturhauptstadt folgt man prompt unse-
rem Beispiel: Sie wird ebenfalls zweigeteilt, nämlich in die belgische
Stadt Brügge und die spanische Stadt Salamanca.

Doch das ist nicht die einzige Tempest-Neuerung in diesem Jahr, die
weitreichende Folgen hat. Kaum führen wir den freiwilligen Jahresbe-
trag ein, folgt man uns überall in Europa mit der Einführung des Euro.

Und es gibt weitere erstaunliche Parallelen zwischen der Entwicklung
bei autorenforum.de und den Ereignissen, die die Welt bewegen. So ge-
lingt Steve Fossett in dreizehneinhalb Tagen die erste erfolgreiche
Weltumrundung mit einem Ballon - fast zur selben Zeit gelingt Stefan
die erfolgreiche Neugestaltung unserer Website.

Doch damit nicht genug: Jimmy Carter bekommt den Friedensnobelpreis -
wir bekommen Ursula, die sich als ungemein engagierte und jederzeit
nobelpreisnominierungsfähige Mitarbeiterin erweist. Im Gegensatz zum
Orangefuchsigen Rauhkopf, dem diesjährigen Pilz des Jahres, ist Ursula
allerdings blond.


2003
....
Probleme über Probleme im Jahr 2003, die nur beim Tempest wirklich ü-
berzeugend gelöst werden. Die Deutsche Bahn beispielsweise nimmt nach
Umsatzverlusten Teile des neuen Preissystems zurück und führt die
"Bahncard 50" ein. Ein Schachzug, der nicht überall auf Begeisterung
stößt. Wir hingegen machen einen radikalen Schnitt und geben uns nach
massiven Spam-Problemen neue Adressen für Redaktion und ExpertInnen,
was uns einhellige Zustimmung einbringt.

Wir richten die Hall of Fame ein - keinen Moment zu früh, denn Johan-
nes Heesters wird schon hundert. Endlich können wir nun die Veröffent-
lichungen unserer AbonnentInnen hinreichend würdigen. Auch der Pilz
des Jahres will natürlich gewürdigt werden. Also: Ein Hoch auf den Pa-
pageigrünen Saftling!


2004
....
Das erste geklonte Pferd - es heißt Prometea - kommt zur Welt. Doch
die virtuellen Flure des Tempest betritt ein weitaus eigentümlicheres
und unheimlicheres Wesen: Lektor und Autorenfresser Honeyball.

Zwei totale Mondfinsternisse sorgen 2004 für Aufregung. Einziger
Lichtblick im Dunkel für ratlose AutorInnen: die neue Tempest-Rubrik
"Vier Seiten für ein Halleluja". Nach dem soeben durchgeführten ersten
Versuch in Deutschland mit gentechnisch verändertem Weizen stellt die-
se Rubrik den ersten Versuch mit lektoratstechnisch veränderten Texten
dar.

Unverändert pilzig ist hingegen dieses Jahr der Echte Hausschwamm. Zu
Recht darf er deshalb die blattgoldverzierte Statue für den Pilz des
Jahres entgegennehmen.


2005
....
Keine zwei Jahre hatten die Tempest-AbonnentInnen, um sich an Honey-
ball Lektor zu gewöhnen, da macht ihm die mindestens ebenso eigenwil-
lige und Schrecken ganz neuer Art verbreitende Biggi Bäumchen Konkur-
renz.

Das Bäumchen ... äh ... der Baum des Jahres ist glücklicherweise dies-
mal die robuste und unerschütterliche Rosskastanie. Sie stört sich
nicht einmal daran, dass der Wetterstern als Pilz des Jahres stehende
Ovationen abräumt. Bravo!


2006
....
Das Jahr ist noch jung, und so ist nicht abzusehen, mit welchen Neue-
rungen der Tempest diesmal die Welt beglücken und überraschen wird.
Ebenso ungewiss ist übrigens noch, wer Pilz des Jahres wird. Wir hal-
ten euch auf dem Laufenden! Spätestens in zehn Jahren wieder ...

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"Möchten Sie noch eine Tasse Tee?"
Interview mit Ramona und Thomas Roth-Berghofer,
Herausgeber des Tempest


Der Tragödie erster Teil: Die ersten zehn Jahre

autorenforum.de ist ein Wissensportal für Nachwuchs- und Profiautoren,
das sowohl über das Schreibenlernen als auch über den Buch- und Me-
dienmarkt informiert. Gegründet wurde der Autorenclub im Rahmen einer
Silvesterparty zum Jahreswechsel 1995/1996 von Thomas und Ramona Roth-
Berghofer und Stefanie Pappon. In den ersten drei Jahren erschien "The
Tempest", die Autorenzeitschrift von autorenforum.de, vierteljährlich
als vollständig layoutete Printausgabe. Dann zog das Autorenforum ins
Internet um, und seither erscheint "The Tempest" an jedem Zwanzigsten
eines Monats in elektronischer Form. Auf seiner weltweiten, virtuellen
Reise durch das World Wide Web sprach US2 mit den Herausgebern Ramona
und Thomas Roth-Berghofer, in der Hoffnung, einen Blick hinter die Ku-
lissen, die Historie und den Mythos von autorenforum.de werfen zu kön-
nen.


An einem Neujahrsmorgen

US2 (mit einem ehrfürchtigen Blick auf die historischen Dokumente und
Artefakte, die aus den staubigen Katakomben von autorenforum.de gebor-
gen wurden): Ich muss schon sagen, euer Hinabsteigen in die labyrin-
thischen Tiefen von autorenforum.de hat sich wirklich gelohnt. (Sieht
sich nach Gabi Neumayer um) Aber wart ihr zu Beginn des Abstiegs, eu-
rer Mission, nicht zu dritt?

Thomas (nach einem fast unauffälligen Blickwechsel mit seiner Frau):
Manchmal muss man Opfer bringen, um die Wahrheit zutage zu fördern. Es
ist nicht das erste Opfer, das wir bringen mussten, und es wird auch
nicht das letzte sein. Aber im Ernst: Wir erzählten Gabi von der Le-
gende des Prätempest bzw. der Nullausgabe. Du weißt schon, die alte
Geschichte, dass die Welt platt wie ein Pfannkuchen ist und von vier
Elefanten getragen wird, die wiederum auf dem Rücken einer riesigen
Schildkröte stehen, dem Urturtle. Und dieses Urturtle steht mit einem
seiner Turtlefüßchen auf ... ganz genau, dem Nulltempest! Lange Rede,
kurzer Sinn: Gabi krabbelt dort unten noch immer irgendwo auf der Su-
che nach dem legendären Nulltempest herum, den es, im Vertrauen ge-
sagt, gar nicht gibt.


US2 (legt irritiert einen der Urtempest zurück und wischt sich Staub
und Spinnenweben von den Händen): Nun denn. Mit eurem Nachnamen ver-
bindet man in der Regel autorenforum.de. Erzählt doch mal. Wie kam es
zur Gründung des Clubs? Was hat euch dazu bewogen, in eurer kargen
Freizeit nicht Bierdeckel und Schuhe, sondern Informationen rund ums
Schreiben zu sammeln?

Ramona (versucht ebenfalls einen der Urtempest zurückzulegen, wird
diesen aber aufgrund der klebrigen Spinnenweben nicht los, blickt kurz
auf): Es war ganz alleine Thomas' Schuld, äh, Idee. Er suchte damals
für sich ein Buch zum Thema Schreibenlernen, auch wollten wir mehr ü-
ber den deutschen Buchmarkt erfahren, aber wir konnten auf dem gesam-
ten deutschen Buchmarkt in Sachen Schreibenlernen nichts wirklich
Brauchbares finden. Also forschte Thomas im damals noch viel beschei-
deneren Internet weiter und wurde schließlich im englischen Sprachraum
mehr als fündig. Während wir hierzulande in einer Schreibenlernen-
Wüste lebten, gab es auf der anderen Seite des großen Teichs Oase über
Oase. Schließlich stieß Thomas in den USA begeistert auf die Inklings
von Debbie Ridpath Ohi, die eine elektronische Autorenzeitschrift für
20.000 Abonnenten herausgab, und viele andere informative Creative-
Writing-Sites - und offenbarte alsbald das Bedürfnis, dieses Wissen
auch anderen deutschen Nachwuchsautoren zugänglich zu machen.

Ich erkannte, dieser Kelch würde nicht an mir vorübergehen. Also grün-
deten wir gemeinsam mit Stefanie Pappon und einigen ersten freiwilli-
gen Mitstreitern in einer denk- und feierwürdigen Stunde, während um
uns herum die Sektkorken und die Silvesterraketen knallten, autorenfo-
rum.de, damals einfach Autorenforum.

Aber ich möchte noch etwas zu unserem Vorbild, dem Newsletter Inklings
sagen: Debbie Ridpath Ohi startete damals durch den Verkauf des Web-
portals an ein großes Unternehmen und einen geschlossenen Abonnenten-
bereich den Versuch einer Kommerzialisierung, aber die Abonnenten wa-
ren, wie bei vielen anderen solchen Internetversuchen, nicht bereit,
für das gesammelte Wissen und die damit verbundene Arbeit zu zahlen.
Inklings wurde eingestellt.


US2 (nickt betroffen und blickt dann bewegt auf die Steintafeln, Mei-
ßel, Schriftrollen, Federkiele, Daumenschrauben und das ganze andere
Zeugs auf dem Tisch, an denen sichtbar der Zahn der Zeit genagt hat,
wagt es aber nicht, nach mehr als seiner antik wirkenden Teetasse zu
greifen; zum Tee werden Pfannkuchen gereicht): Wie ich gehört habe,
führte die Gründung von autorenforum.de aber auch zu einer Art Running
Gag in eurer kleinen Runde. Thomas, erzähl doch mal, wie das zustande
kam.

Thomas (setzt die Teetasse, ein altes Erbstück, ab und runzelt die
Stirn): Running Gag? (Ramona gibt ihm kurz das Zeichen des Sensen-
manns, und er versteht ... endlich): Ah ja. Wir arbeiteten damals an
einem gemeinsamen Projekt, genauer an einem Sciencefictionroman, der
im Fandom erscheinen sollte. Ramona äußerte damals ihre Bedenken,
dass wir neben der Organisation eines Autorenclubs höchstwahrscheinlich
nicht mehr selbst zum Schreiben kommen würden, zumal wir das Schreiben
doch gerade erst selbst begonnen hatten. Es gelang mir jedoch, ihre
Bedenken zu relativieren, denn schließlich ist alles nur eine Sache
der Organisation.


US2 (zutiefst beeindruckt): Dann habt ihr euren Sciencefictionroman
damals beendet und veröffentlicht?

Thomas: Ähm, nein. Tatsächlich waren Ramona, Steffi und ich die ersten
drei Jahre vollauf damit beschäftigt, uns um die Inhalte des Tempest
zu kümmern, ganz zu schweigen von der Cluborganisation, dem Layouten,
den Terminen im Copyshop und dem Versandfertigmachen des Tempest.

So nahm ich, da ich als Einziger von uns Internetzugang hatte, Kontakt
mit einigen amerikanischen Creative-Writing-Dozenten auf, erzählte ih-
nen von unserem Club in Deutschland und fragte, ob wir den einen oder
anderen Schreibkurs für unsere Leser ins Deutsche übersetzen dürften.
Und wir erhielten als Antwort wahrlich ein begeistertes Ja.

Wir starteten unsere Übersetzungsreihe dann mit einem Schreiblehrgang
des kanadischen College-Lehrers und Autors Crawford Kilian, von dem
damals elf Sciencefiction- und Fantasy-Romane bei Del Rey Books er-
schienen waren. Weitere Übersetzungen folgten, unter anderem der Bei-
trag "Wie man fair kritisiert" von der Sciencefiction-Autorin Victory
Crayne.

Ramona (der Urtempest klebt inzwischen an beiden Händen): Wir bekamen
für den ersten Tempest auch noch die freundliche Unterstützung von der
deutschen Fantasy-Autorin Christel Scheja, die von ihren Erfahrungen
während des Schreibens für die Reihe "Das Schwarze Auge" bei Heyne be-
richtete. Und nicht zuletzt konnten wir immerhin schon mal ein Buch
über den deutschen Buch- und Verlagsmarkt auftreiben, das wir sogleich
rezensierten, denn wir wollten vor allem ja auch mehr über den deut-
schen Markt erfahren. Und ich muss sagen, Dirk R. Meyneckes "Von der
Buchidee zum Bestseller" ist nach wie vor topaktuell.


US2 (trinkt genüsslich einen Schluck Tee und wirft einen kurzen Blick
zum Kamin): Wie kam es zu eurem Umzug ins Internet? Was war der Grund
dafür?

Thomas: Es gibt eine Menge am Schreiben interessierte Menschen in un-
serem Land. Der Club wuchs, und die Arbeit wurde immer mehr. Wir hat-
ten alle unsere Vollzeitjobs, Familie, Freunde, und ich plante, neben
meinem Job in der freien Wirtschaft zu promovieren. Wir überlegten zu-
nächst, den Club schweren Herzens zu schließen. Doch dann machte Ramo-
na den Vorschlag, wir könnten doch ebenso gut ins Internet gehen, was
uns schon mal eine Menge der praktischen Arbeiten abnehmen würde.

Ramona: Wir setzten uns also zusammen, überlegten uns das Ganze, kamen
zu der Entscheidung, ins Internet zu gehen, und verteilten am Ende die
einzelnen Aufgabenbereiche so um, dass Thomas während der Zeit seiner
Promotion entlastet wurde. Damals stieß auch Gabi Neumayer, die be-
reits Mitglied im Club war, als aktive Mitstreiterin zu uns. Es hat
uns riesig gefreut, dass eine professionelle Autorin und Lektorin wie
Gabi sich für unsere Arbeit dermaßen begeisterte, dass sie uns ihre
Mitarbeit anbot. Gabi ist seitdem unsere Chefredakteurin und regiert
mit eiserner Hand. Nichts betritt oder verlässt Tempest-Land, ohne
dass es ihr geschultes und wachsames Auge passiert.

Später kamen dann zu unserer hellen Freude noch Stefan Schulz und Ur-
sula Schmid-Spreer hinzu. Stefan kümmert sich vor allem um das Webde-
sign / Webhosting, und Ursula durchforstet für unsere Leser den Markt
nach Publikationsmöglichkeiten, führt Interviews mit Autoren und Ver-
legern und informiert regelmäßig über Berufe in der Buch- und Medien-
branche.


US2: Aber eine Mitstreiterin, Stefanie Pappon, verließ das Team. Wes-
halb?

Ramona (streicht sich mit der Hand das kurze, mit Spinnenweben übersä-
te Haar zurück, während an derselben noch immer der Urtempest klebt):
Steffi war als studierte Designerin vor allem für das Layout des ge-
druckten Tempest verantwortlich. Und das war neben ihrem Brotjob - sie
ist erfolgreich freiberuflich tätig - eine unglaublich zeitintensive
Arbeit. Als wir ins Internet wechselten, nahm sie die Chance wahr,
sich als aktives Mitglied aus dem Forum zurückzuziehen, sich wieder
ihrem Schreiben zu widmen und unter anderem mit Ernst Wurdack die Sto-
ry-Olympiade zu organisieren.


US2 (der auf einen Skandal gehofft hatte, unterdrückt ein Gähnen):
Wow! Das ist ja alles megainteressant! Nun gut, ihr seid jetzt also im
siebten Jahr im Internet. Wie sieht die Zukunft von autorenforum.de
aus?

Thomas (angerührt von Ramonas Versuchen, den Urtempest loszuwerden,
ohne diesen zu beschädigen): Nun, wir werden den Springer-Konzern ü-
bernehmen, dann Bertelsmann und dann die Weltherrschaft ... (Ramona
tritt ihm beiläufig unterm Tisch ans Bein) ... Aber wir hoffen natür-
lich vor allem, noch vielen Nachwuchs- und Profiautoren mit unserem
Informationspool eine Hilfe zu sein. Es freut uns vor allem, immer
wieder einmal zu hören, dass ein Nachwuchsautor den Sprung ins profes-
sionelle Lager geschafft hat. Denn genau das ist ja unser Ziel.


US2: Habt ihr neben autorenforum.de inzwischen auch wieder eigene Zie-
le in Sachen Schreiben ins Auge gefasst?

Ramona (der Urtempest klebt nun unter ihren Schuhen und zieht Fäden
bis zu ihrer Stirn): O ja, das haben wir. Und wir werden sie nicht
wieder aus dem Auge verlieren. Darauf gebe ich dir mein Wort. (mit ei-
nem Blick auf US2s leere Tasse): Möchtest du noch eine Tasse Tee?


US2: Äh ... ja, danke, gern. (Ramona schenkt ihm nach) Erzählt doch
mal von euren Schreibplänen ... (wird von einer Erschütterung der
Macht unterbrochen. Seine Teetasse zittert zum Tischrand, kippt und
zerspringt in 666 Teile. Das Urturtle hat sich bewegt. Und als wäre
das nicht schon genug, springt eine der Türen des blauen Salons auf.
Das Kaminfeuer zuckt ängstlich zurück, und eine staub- und spinnenwe-
benumwölkte Gestalt steht triumphierend auf der 0,5 cm hohen Schwelle
und hält mit beiden Händen eine Steintafel in die Höhe. Gabi ist aus
den geheimen Archiven des Forums zurückgekehrt! Gabi und der Nulltem-
pest!)


Ramona und Thomas (erheben sich aus ihren Sesseln). US2 (völlig zer-
saust, stolpert ehrfürchtig auf Gabi zu): Oooh ... Darf ich mal sehen?

Gabi (wankend): VORSICHT! (US2 torkelt, Gabi torkelt)

(Zu spät)


In memoriam, nach den Aufzeichnungen von US2.

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US2 war eines der vielen Pseudonyme des Herausgeberehepaares des Tem-
pest, das hier lieber unerkannt bleiben möchte.


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SCHREIB-KICK:
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(mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den Januar, diesmal von Anna Karina Birken-
stock:

Ich stelle mir die Geschichte, an der ich arbeite, oft als Film vor,
bei dem ich Regie führe. Komme ich mal nicht weiter, gibt es eine
"Drehpause" - mit den Schauspielern setze ich mich dann in der Vor-
stellung zusammen, und wir diskutieren über das Drehbuch und über die
Rollen, die sie spielen. Das bringt oft neue Perspektiven und Gedanken
und das Gehirn wieder ins "Rollen".


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AUTORENWISSEN:
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(mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Ein Weblog als Plattform für Online-Schreibprojekte"
von Katja Kleiber

Das Internet ist derzeit in einer Phase rasanter Weiterentwicklung.
Dieser neue Schub, der durch neue Programmiertechniken ausgelöst wur-
de, ist unter dem Namen "Web 2.0" bekannt geworden. Das Web 2.0 bietet
zahlreiche neue Möglichkeiten der Interaktion, die auch für Autoren
interessant sind. Ich habe die technische Plattform eines Weblogs ge-
wählt, um einen Online-Roman zu schreiben (siehe
http://www.20six.de/companyworld).

Die Idee zu dem Weblog-Roman kam mir, als ich las, dass ein argentini-
scher Comiczeichner und -texter für einen Online-Comic in Form eines
Weblogs ausgezeichnet wurde. Da Weblogs mühelos mit Bildern geschmückt
werden können, sind sie ein ideales Medium für Fotoromane oder Comics,
aber "nur Text" geht natürlich auch.


Was ist ein Weblog?

Ein Weblog ist ein Internet-Tagebuch, in dem die Einträge in chronolo-
gischer Reihenfolge gespeichert werden, wobei der älteste Eintrag ganz
unten und der neueste oben auf der Seite steht. Zu jedem Eintrag bie-
tet das Weblog die Möglichkeit, dass Leser (Internetnutzer) einen Kom-
mentar schreiben. Außerdem können Leser die Einträge mit eigenen Sei-
ten verlinken (oder natürlich auf ihrer eigenen Seite / im eigenen
Weblog auf Einträge in dem Weblog hinweisen). Ein Weblog ist im Grunde
nichts anderes als eine Homepage, die mit geringem Aufwand und ohne
jede Kenntnis von Programmiersprachen stets aktualisiert werden kann.


Welche Vorteile bietet ein Weblog fürs Schreiben?

Zunächst ging es mir nur darum, die technische Plattform eines Weblogs
für das eigene Schreiben auszuprobieren. Jetzt schreibe ich etwa seit
einem Monat "online" und habe viele Vorteile schätzen gelernt:

Durch das öffentliche Schreiben habe ich mich quasi verpflichtet, an
dem Roman zu arbeiten. Da jeder Nutzer des Internet mitlesen kann, se-
he ich mich den Lesern gegenüber in der Pflicht, auch für eine Fort-
setzung zu sorgen, und zwar eine möglichst spannende oder überraschen-
de.

Die Hemmschwelle, die nächste Episode zu schreiben, ist geringer. Die
Herausforderung, die Leser "bei der Stange zu halten", stellt sich un-
mittelbar. Die "Fingerübung", jeden Morgen meinen Weblog-Roman weiter-
zuschreiben, bringt mich so richtig in Fahrt auch für andere Schreib-
projekte.

Der Betreiber eines Weblogs hat Zugang zu einer Statistik, die die
Seitenaufrufe und die Zahl der Benutzer pro Tag zählt. Der Nutzer kann
diese Statistik nicht sehen. Der Weblog-Betreiber - in diesem Fall al-
so die Autorin - kann sehen, wie viele Leser den Roman mitverfolgen
(oder zumindest regelmäßig die Seite aufrufen.)


Technische Vorteile

Die Einträge im Weblog können nach Rubriken sortiert werden. Ich habe
Rubriken angelegt wie "Über die Autorin" und "Über dieses Weblog", a-
ber auch "Figuren" (hier werden die wichtigsten Figuren des Romans
kurz vorgestellt) und "Was bisher geschah" (eine kurze Zusammenfassung
der Handlung). Dies ermöglicht Lesern, die nicht von Anfang an dabei
sind, den Einstieg in die Geschichte.

Weblogs haben noch ein paar schöne Eigenschaften: Sie legen automa-
tisch alle Einträge in einem Archiv ab, geordnet nach dem Datum, an
dem der jeweilige Eintrag erstellt wurde. Im Archiv kann der Leser al-
so den Roman in der "richtigen" Reihenfolge nachlesen.

Weblogs können außerdem abonniert werden, und zwar mit einem Klick auf
das Feld "abonnieren". Es genügt, eine Mailadresse in ein Feld einzu-
tragen und auf "registrieren" zu klicken. Schon bekommt der Leser eine
E-Mail, sobald ein neuer Eintrag auf dem Weblog (hier also eine Fort-
setzung des Romans) erschienen ist. Der Leser muss nicht täglich die
Seite aufrufen, um nachzuschauen, ob der Autor fleißig war. Und der
Autor kann in der Statistik sehen, wie viele Leser sein Weblog abon-
niert haben.

Weblogs können von jedem PC aus aktualisiert werden, der einen Inter-
netanschluss hat. Ich kann also den Roman im Büro in der Kaffeepause
weiterschreiben, im Urlaub im Internetcafé oder auf Reisen vom Hotel
aus. Ich rufe einfach die Webseite des Weblog-Providers auf, logge
mich mit Benutzernamen und Kennwort ein, und schon geht's los.


Back-ups

Da die Einträge auf dem Server des Weblog-Betreibers gespeichert wer-
den, bin ich gegen einen Datenverlust nicht gesichert. Wenn der Server
des Providers abstürzt (was extrem selten sein sollte) oder der Provi-
der seinen Dienst einstellt (Insolvenz), sind die Daten im Zweifel
weg. Deshalb kopiere ich ganz einfach alle paar Tage die geschriebenen
Fortsetzungen auf die Festplatte meines eigenen PCs. So sind die Daten
doppelt gesichert.


Nachteile des Online-Romans

Beim Schreiben habe ich bemerkt, dass das Online-Schreiben eine be-
stimmte Struktur der Geschichte erfordert. Die einzelnen Einträge
sollten nicht zu lang sein. Am Bildschirm werden lange Einträge ungern
gelesen. Jeder einzelne Eintrag muss zum Weiterlesen anregen, ich muss
also dauernd "Cliffhanger" oder andere spannungsaufbauende Elemente
einbringen. Meiner Meinung nach tut das dem Schreiben gut, denn es
verhindert weitschweifige Erklärpassagen. Handlungsreiche Szenen rü-
cken in den Vordergrund. Die Form diszipliniert also den Inhalt.


Jeder kann ein Weblog einrichten

Weblogs sind für den Betreiber kostenlos. Die Provider finanzieren
sich über Werbung, die auf dem Weblog eingeblendet wird. Wie nervig
diese Werbelinks sind, kommt auf den Provider an. Ein Weblog kann je-
der Mensch mit drei Klicks einrichten, es sind keinerlei technische
Kenntnisse erforderlich. Die meisten Provider bieten kostenlose
Weblogs an, deren Design nur wenig geändert werden kann. Das ist für
die Zwecke des Online-Schreibens vollkommen ausreichend. Bekannte Pro-
vider sind z. B. www.blogger.de, www.20six.de und www.blognic.de. Wer
bereit ist, für ein Weblog zu bezahlen, erhält mehr Möglichkeiten, den
Auftritt zu gestalten, und eine URL, die leichter gelesen werden kann
- anstelle von www.20six.de/meinweblog zum Beispiel www.meinweblog.de.


Wie wird das Weblog bekannt?

Weblogs müssen wie andere Homepages auch bei den Suchmaschinen einge-
tragen werden (z. B. bei Google), um für Internetnutzer auffindbar zu
sein. Bei den Suchmaschinen werden die Seiten besonders leicht gefun-
den, die Ziel vieler Links sind. Es empfiehlt sich also, Links auszu-
tauschen (z. B. mit autorenforum.de), damit andere auf die eigene Sei-
te verlinken.


Weitere Möglichkeiten eines Weblogs

Weblogs können auch für Mitschreib-Projekte genutzt werden. Der
Betreiber eines Weblogs kann andere Autoren anmelden, die dann auch
ein Passwort für die Seite bekommen und eigene Einträge verfassen kön-
nen.

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Einladung: Ich freue mich über viele Mitleser bei Companyworld. Leser
sind eingeladen, die einzelnen Einträge zu kommentieren und Vorschläge
für die weitere Handlung zu machen. Auch Verweise auf ähnliche Projek-
te sind willkommen. Katja Kleiber, mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..


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BUCHBESPRECHUNG:
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(mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod"
besprochen von Ute Hacker

Zugegeben, den Titel fand ich von Anfang an genial, aber wenn ein Buch
von Null auf Hundert in die Charts schießt und von allen Seiten hoch
gelobt wird, bin ich erst einmal zurückhaltend. Erst als mein Freund
mir immer mal wieder Ausdrucke vom Zwiebelfisch, einer SPIEGEL-ONLINE-
Kolumne, zum Lesen gab und mir sagte, das ist übrigens der mit dem
Buch "Der Dativ ...", wurde ich neugierig.

Mittlerweile habe ich es gelesen, ach was, verschlungen, und mich kö-
niglich amüsiert. Allein der Dialog eines Pärchens beim Italiener ist
lesenswert. Wie spricht man Gnocchi korrekt aus? Bestellt man zwei
Espressos oder zwei Espressi? Es sind zwei Espressos, denn schließlich
sind wir in Deutschland, da wird deutsch bestellt. Ist auf jeden Fall
besser als falsches Italienisch. Übrigens: Ein (deutscher) Espresso
entspricht einem (italienischen) Caffé.

Neulich war ich mal wieder beim Zahnarzt. In meinem Zahnfleisch wurden
Bakterien gefunden, und die behandelnde Fachkraft meinte zu mir: "Da
müssen Sie ein Antibiotika nehmen." Da kräuseln sich nicht nur meine
Fußnägel! Auch dem Gebrauch der falschen Mehrzahl widmet Sick ein gan-
zes Kapitel, denn dieser Fehler zieht sich durch alle Gesellschafts-
schichten. Brauchen wir für die Türkei Visas? Nein, wir brauchen nicht
einmal Visa, der Reisepass reicht.

Natürlich sind auch hier Kapitel enthalten (das Buch ist eine Sammlung
der Online-Kolumnen; es gibt bereits Band 2), bei denen man hinter
vorgehaltener Hand "Korinthenkacker" flüstert; das lässt sich bei ei-
nem Buch über die Korrektheit der deutschen Sprache einfach nicht ver-
meiden. Man kann's halt auch übertreiben. Es hängt ganz davon ab, wel-
ches Thema einem selbst am Herzen liegt.

So habe ich bei dem Kapitel über die neu erworbene Apostroph-
Verliebtheit der Deutschen im Geiste applaudiert. Natürlich habe ich
bisher auch immer geglaubt, das hinge mit den so häufig verwendeten
Anglizismen zusammen. Weit gefehlt. Den Genitiv-Apostroph gab's früher
schon mal, er ist über Großbritannien und die - immer noch neuen -
Bundesländer über ganz Deutschland zurückgeschwappt.

Sick schafft es, der deutschen Sprache amüsant auf den Grund zu gehen.
Die Lektüre regt dazu an, über den eigenen Umgang mit der Sprache
nachzudenken - für einen Autor eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Das Buch macht auf sehr kurzweilige Art auch auf manch eigenen Fehler
aufmerksam. So konnte ich mir bisher einfach nicht merken, ob es im
Januar dieses oder diesen Jahres heißen muss. Was der Duden nicht
schaffte - Sick hat's vollbracht! Deshalb: Absolut empfehlenswert!


Bastian Sick: "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", 2004, 230 Seiten
8,90 Euro, kiwi

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Ute Hacker schreibt für Kinder und Erwachsene. Im März 2006 erscheint
eine Anthologie mit ihren besten Kurzkrimis (als Billie Rubin) sowie
der dritte zweisprachige Kriminalroman für Kinder bei Langenscheidt
(als Luisa Hartmann). Mehr Informationen auf http://www.utehacker.de/


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INTERVIEW:
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(mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Ich schreibe genau das, was ich selber gern lese"
Interview mit Corinna Kastner


Ramona und Thomas Roth-Berghofer: Frau Kastner, im Mai 2005 ist Ihr
Roman "Eileens Geheimnis" im Bastei Lübbe Verlag erschienen, eine Ge-
schichte um Schicksal und Liebe, aber vor allem um ein Geheimnis, das
sich hinter der verwitterten Inschrift eines alten Keltenkreuzes auf
dem Friedhof der Insel Guernsey verbirgt. Wie sind Sie beim Recher-
chieren und Schreiben, beim Verweben von Realität und Fiktion vorge-
gangen?

Corinna Kastner: Zuerst mal muss ich vorausschicken, dass Guernsey ei-
ne absolute Leidenschaft ist! Das heißt, ich war mit meinem Mann schon
sehr oft dort und kenne also die Insel recht gut. Natürlich habe ich
mir dann beim Schreiben auch die Orte und Plätze Guernseys ausgesucht,
die mir ganz besonders am Herzen liegen, so dass ich die nicht mehr
groß recherchieren musste. Andere Orte, die ebenfalls eine Rolle spie-
len (wie z. B. die Kirche in St. Martin's und den Friedhof) habe ich
beim nächsten Urlaub noch mal speziell aufgesucht, um sie besser be-
schreiben zu können und damit alles stimmt. Abgesehen von den äußeren
Gegebenheiten musste ich Realität und Fiktion nicht verweben, denn
"Eileens Geheimnis" ist Fiktion pur!


RRB/TRB: Sind Sie mehr eine intuitive Autorin, oder planen Sie jedes
Detail im Voraus?

CK: Als ich anfing zu schreiben, war ich SEHR intuitiv! Ich habe mich
einfach mit einer vagen Idee an den Computer gesetzt und gesehen, was
daraus wurde. Das ist natürlich spannend, fast so wie das Lesen eines
Romans, bei dem man ja auch nie weiß, was als Nächstes passiert. Auf
die Dauer ist es aber auch anstrengend, weil es passieren kann, dass
man sich gewaltig verheddert und plötzlich eins nicht mehr zum anderen
passt.

Inzwischen habe ich mir angewöhnt, recht ausführliche Exposés zu
erstellen und mich später auch größtenteils daran zu halten. "Größten-
teils" deshalb, weil sich beim Schreiben immer wieder Dinge ergeben,
die so nicht geplant waren, Charaktere ein eigenwilliges Eigenleben
entwickeln und manchmal nicht so wollen wie die Autorin.

Also: Jedes Detail kann man gar nicht planen, und wenn ich wirklich
vorher immer schon alles genau wüsste, wäre das Schreiben langweilig!


RRB/TRB: Wie umfangreich gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem
Lektorat des Lübbe Verlages?

CK: Bei "Eileens Geheimnis" hatte ich einen Außenlektor, mit dem ich
persönlich gar nicht in Kontakt war, sondern alles lief über den Ver-
lag. Bei meinem zweiten Buch, "Das Erbe von Ragusa", das im Mai 2006
erscheint, war meine Außenlektorin Marion Labonte. Die Zusammenarbeit
mit ihr war nicht nur ausgesprochen fruchtbar, sondern hat auch sehr
viel Spaß gemacht. Zwar war das wirklich ein Stück harte Arbeit - es
gab mehrere Versionen, die hin- und her gemailt wurden -, aber es hat
sich auf jeden Fall gelohnt, und ich habe noch mal viel gelernt!




RRB/TRB: Hatten Sie Einfluss auf die Titelwahl, die Wahl des Buchco-
vers oder den Klappentext?

CK: Mein Titel war ursprünglich "Eileens Zauber", das war dem Verlag
aber zu fantasymäßig, also habe ich eine "interne Umfrage" mit meinen
Titelvorschlägen unter Freunden und Kollegen gestartet. Die meisten
haben sich für "Eileens Geheimnis" ausgesprochen, was der Verlag dann
auch aufgegriffen hat. Beim Klappentext habe ich mit meiner damaligen
Lektorin im Verlag eng zusammengearbeitet. War gar nicht so einfach,
in wenigen Sätzen Spannung aufzubauen und dennoch nicht zu viel zu
verraten ... Beim Cover bin ich schon nach meiner Meinung gefragt wor-
den, hatte aber keine Entscheidungskraft. Aber da mir das Cover gut
gefiel, gab's da keine Probleme.


RRB/TRB: Wie kamen Sie zum Schreiben? Gab es da ein bestimmtes Schlüs-
selerlebnis?

CK: Ein Schlüsselerlebnis gab es eigentlich nicht. Ich habe schon im-
mer gern geschrieben und auch noch aus Teenie-Zeiten ein paar Sachen
in der Schublade liegen - die meisten allerdings nur angefangen und
nie zu Ende gebracht. Sicher war das auch ursprünglich nicht unbedingt
die Lust am Schreiben oder Erzählen, sondern der Wunsch, mich gern in
eine andere Welt hineinzuversetzen - und zwar in eine, die ich selbst
bestimmen konnte und in der so ziemlich alles möglich war!


RRB/TRB: Wie lange arbeiten Sie im Durchschnitt an einem Roman? Wie
sieht vor allem Ihr Schreiballtag neben Ihrem Vollzeitjob aus?

CK: An einem Roman sitze ich alles in allem etwa ein Jahr. Der
SchreiballTAG ist an fünf Tagen die Woche eher ein SchreiballABEND,
weil ich natürlich erst nach meinem Ganztagsjob am Institut für Jour-
nalistik und Kommunikationsforschung dazu komme, mich weniger nüchter-
nen Dinge zu widmen. Am Wochenende sind dann natürlich ein paar mehr
Stunden drin. Und im Urlaub genieße ich es auch, mich mal nur dem
Schreiben widmen zu können - und natürlich der Recherche in Form von
Reisen.


RRB/TRB: Sie haben auch mit Ihrem Mann gemeinsam einen Roman geschrie-
ben ("Die Steinprinzessin", Jörg und Corinna Kastner, Rowohlt Verlag).
Wie funktioniert Ihr gemeinsames Schreiben?

CK: "Die Steinprinzessin" ist bisher das einzige Buch, das mein Mann
und ich zusammen geschrieben haben. In dem Fall hat es zuerst eine
komplette Version gegeben, die ich geschrieben habe. Danach ist das
Manuskript zu meinem Mann gewandert, der es überarbeitet hat, und dann
wieder zurück und wieder zurück - bis wir irgendwann beide richtig zu-
frieden damit waren. Für uns war das die einzig machbare Arbeitsweise,
weil wir fanden, es bringt nichts, kapitelweise zu arbeiten. Stattdes-
sen wollten wir das Ganze lieber gleich "aus einem Guss" haben und
nicht stückeln.


RRB/TRB: Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Autor, eine gute Au-
torin aus?

CK: Also, darüber möchte ich nun wirklich nicht urteilen. Jeder Autor,
jede Autorin arbeitet anders, bearbeitet einen Stoff anders, erzählt
anders und anderes. Und wenn die Story stimmig, interessant, spannend,
unterhaltend, kurzweilig (im besten Fall natürlich alles zusammen)
ist, wenn die Leser gefesselt werden und lieber ihre Nase ins Buch
stecken, statt was anderes zu tun - dann hat der Autor / die Autorin
gute Arbeit geleistet.


RRB/TRB: Sie werden von der Autoren- und Verlagsagentur AVAinternatio-
nal vertreten. Was hat Sie dazu bewogen, sich von einer Literaturagen-
tur vertreten zu lassen? Wie kamen Sie zusammen?

CK: Von allein hätte ich nie gewagt, meine Ergüsse irgendeinem Verlag
anzubieten. Da mein Mann aber nicht locker ließ und meinte, ich sollte
doch ruhig mal was wagen, habe ich dann endlich ein Manuskript an sei-
ne Agentur geschickt. Es lag ja nahe, dass ich mich an dieselbe Agen-
tur wende, mit der mein Mann schon so tolle Erfahrungen gemacht hatte
und so gut zusammenarbeitete und immer noch zusammenarbeitet. Meinem
Agenten gefiel, was ich geschrieben hatte - und so kam die Verbindung
zustande. Ich würde heute jedem Schreibenden empfehlen, sich an eine
Agentur zu wenden, weil die Chancen, in einem Verlag überhaupt wahrge-
nommen zu werden, dadurch enorm steigen.


RRB/TRB: Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit der AVAinternational aus?

CK: Die AVAinternational kümmert sich um alle Verhandlungen, die Ver-
träge, die gesamte Bürokratie, so dass ich "nur noch" schreiben muss
und mich in allen anderen Fragen vertrauensvoll an die Agentur wenden
kann. Außerdem habe ich das Glück, dass mein Agent Roman Hocke nicht
nur ein sehr guter Agent ist, sondern auch sehr viel von Literatur
versteht und meine Manuskripte mit kritischem Blick liest - wovon sie
eindeutig profitieren!


RRB/TRB: Werden Ihre Bücher auch im Ausland gelesen?

CK: Bisher noch nicht ... Wer gerade Daumen zum Drücken frei hat, kann
sie gern dazu benutzen!


RRB/TRB: Gibt es sonst noch ein Genre, das Sie als Schriftstellerin
reizen würde? Wie sehen Ihre Schreibpläne für die Zukunft aus?

CK: Im Augenblick fühle ich mich in dem Genre, das ich bearbeite, gut
aufgehoben. Ich schreibe damit genau das, was ich selbst gern lese,
und zurzeit arbeitete ich an einem dritten Buch für den Lübbe-Verlag,
das ebenfalls in diesen Rahmen passt. Wer Ausführliches zu den jeweils
neuesten Erscheinungen lesen möchte, kann gern ab und zu mal vorbei-
schauen auf http://www.kastners-welten.de.

Außerdem habe ich noch einen komplett fertigen Roman in meiner Schub-
lade liegen, der gar nichts mit Übernatürlichem oder Geheimnisvollem
zu tun hat, sondern (auf spannende und gleichzeitig humorvolle Weise)
mit der Mafia, und wenn sich dafür ein Verlag finden würde, würde mich
das sehr freuen!


RRB/TRB: Welchen Roman (welche Zeitschrift, welche Kurzgeschichte) le-
sen Sie gerade? Was hat Sie am stärksten beeindruckt?

CK: Mit Kurzgeschichten hab ich's nicht so - und auch nicht mit Zeit-
schriften. Ich hab zwar ein Brigitte-Abo, lese aber nur sehr spora-
disch und auch nur das daraus, was mich wirklich interessiert: meist
die Reportagen und die Reiseberichte. Romanmäßig lese ich gerade "Die
schwarze Kathedrale" von Charles Palliser, einem Krimi aus dem England
des 19. Jahrhunderts. Da wird ein vor zweihundert Jahren lebendig ein-
gemauerter Mann in der Kathedrale gefunden ...

Was mich am stärksten beeindruckt hat, könnte ich nicht auf Anhieb sa-
gen, aber mein Lieblingsautor (abgesehen von meinem Mann natürlich)
ist Robert Goddard. Dessen Protagonisten sind meist Loser-Typen, die
durch widrige Umstände gezwungen werden, aus dem Alltagstrott auszu-
brechen und unter vielfältigen Gefahren den verschiedensten Geheimnis-
sen auf den Grund zu gehen. Wer am Schluss das perfekte Happy End er-
wartet, sei vorgewarnt: Manchmal gibt's eins, manchmal nur ein halbes
- und manchmal gar keins.


RRB/TRB: Hätten Sie noch einen Rat für angehende Autoren?

CK: Eigentlich fühl ich mich selbst noch wie eine angehende Autorin -
und kann nur noch mal meinen Rat von oben wiederholen: Als "Lieschen
Müller" irgendwo unterzukommen, ist extrem schwierig, weil es so viele
Lieschen Müllers gibt. Deshalb ist eine Agentur auf jeden Fall eine
ganz, ganz große Hilfe! Und natürlich: weiterschreiben! Es lohnt
sich!!!


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VERLAGSPORTRAIT:
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(mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de)


Kahl Verlag
Voglerstraße 21, 01277 Dresden
Postfach 21 03 02, 01265 Dresden
Telefon: (03 51) 3 19 03 47
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Anlass für die Verlagsgründung

Petra Kahl hat den Verlag vor kurzem gegründet. Sie beschäftigt zwei
feste Mitarbeiter und arbeitet im Hauptberuf als Verlegerin.

Frau Kahl hatte nach Studium und Verlagsausbildung Lust auf etwas Ei-
genes. In Sachsen gibt es leider eine viel zu unbepflanzte Verlags-
landschaft. Sie meinte: "Da musste noch was her, mein eigener Boss!"


Verlagsgeschichte

Den Verlag gibt es erst seit dem 1. August 2005. Es hat sich schon ei-
ne Verlagskatze in das neue Büro eingeschlichen, über die man viele
Geschichten erzählen könnte. Das erste Buch wird über die Mongolei
sein, und Frau Kahl freut sich schon sehr darauf.


Programm und Philosophie

Das große Thema des Verlags ist Asien; von Bildbänden bis zu Reporta-
gen und Kalendern soll alles irgendwann dabei sein. Regional wollen
Frau Kahl und ihre Mitarbeiter Krimis machen, klein, aber oho! Die
Verlegerin möchte jungen und neuen Autoren eine Plattform bieten, ver-
öffentlicht zu werden. Später plant sie noch Bücher mit Kurzgeschich-
ten.

Den Schwerpunkt ihres Programms legt sie auf Asien und regionale Bü-
cher, die in und um Dresden (Sachsen) spielen.


Welche Autoren wurden bisher verlegt?

Unser erster Autor ist Olaf Schubert, "Mongolei" heißt das erste Buch.


AutorInnen gesucht?

Diese Frage kann Frau Kahl schwer beantworten, da der Jungverlag noch
nicht so viele Möglichkeiten hat, vielen Autoren eine Chance zu geben.
Sie betont ausdrücklich: "Aber klar, wir suchen immer Autoren, die un-
seren Nerv treffen!"



Konditionen

Anfänglich bezahlt der Verlag 6 % von jedem verkauften Buch, ab 1.000
Stück steigt dann der Anteil, der individuell ausgehandelt wird. Der
Verlag kann keinen Vorschuss bezahlen, dazu ist er noch zu klein.


Was ist Ihnen besonders wichtig?

Tiefgründigkeit und Ehrlichkeit. Frau Kahl möchte, dass die Autoren
sich gut einschätzen können und dass Inhalte wichtig sind und nicht
die Selbstdarstellung.

Das Manuskript sollte bei einer Erstvorstellung nicht zu lang sein.
Sie wünscht sich Übersichtlichkeit für den ersten Eindruck und eine
gute Zusammenfassung des Ganzen. Sie bittet darum, keine Spielereien
mit der Formatierung zu machen. Je einfacher, desto besser! Der Zei-
lenabstand sollte 1,5 Zeilen betragen, da dies einfach angenehmer zum
Lesen ist.


Zukunftspläne, Perspektiven

Am schönsten wäre es natürlich, wenn Frau Kahl viele Jahre mit guten
Autoren zusammenarbeiten könnte und an den Erfolgen teilhaben kann.
Sie möchte Bücher machen, die die Leser begeistern und mitreißen, und
wünscht sich außerdem, dass die Verlagskatze schön alt wird ...


Was ist das Besondere des Verlags?

Frau Kahl weiß nicht so genau, wie sie das Besondere ihres Verlags be-
schreiben soll. Sie meint, fünf Minuten zur Elbe und ein guter Eisla-
den um die Ecke geben allen Inspiration. Am wichtigsten erscheint ihr,
dass sie und ihre Mitarbeiter das lieben, was sie tun, denn das ist
nicht mehr überall so.


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FRAGEN SIE BIGGI BÄUMCHEN:
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(mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de)


Liebe Biggi,

nach langer zeit-, nerven- und beziehungsaufreibender Suche habe ich
letztes Jahr endlich einen Verlag für meinen Erstling gefunden, den
Topflappen-Roman "Nichts wird so heiß gegessen". Die Verkäufe liefen
nicht schlecht, das Thema ist ja auch zeitlos aktuell, dann aber, als
es ans Bezahlen ging, machte mein Verlag die Luken dicht und redete
nicht mehr mit mir: Incommunicado. Von Inkasso ganz zu schweigen.

Was soll ich tun, wenn mein Verlag mir das im Vertrag vereinbarte Ho-
norar nicht zahlt? Ich möchte keinen Rechtsstreit, denn der Topflappen
soll schließlich weiter lieferbar bleiben.

Lieben Dank für deinen Rat
deine Lysette Caldo

++++++++++

Liebe Lysette,

ein Topflappen-Roman, was für eine entzückende Idee! Schade, dass ich
da nicht selbst drauf gekommen bin. Ich hatte mal daran gedacht, ge-
reimte Kochrezepte auf Topflappen zu veröffentlichen, aber der Gedan-
ke, dass irgendwann Bolognese-Soße über meinen Alliterationen klebt,
war mir dann doch unerträglich.

Dein Verlag will also nicht zahlen. Hmm. Ja, das ist wirklich nicht
nett, da bin ich ganz bei dir, mitgefühlsmäßig, und unsere Schwestern
da draußen sind es auch, das verspreche ich dir. Solidarität ist ja
gerade in unserem Beruf das A und O. Als Erstes will ich dir mal den
Rat geben, den ich immer gerne gebe: Versuche, an der Sache das Posi-
tive zu sehen. Dein Topflappen verkauft sich, und du musstest nicht
einmal etwas dazuzahlen. Das ist doch schon mal schön. Und dann soll-
test du dir die Frage stellen: Brauche ich das Geld eigentlich? Brau-
che ich es wirklich so dringend?

Versetz dich auch mal in die Lage deines Verlegers. Sicher hat er ei-
nen guten Grund, dich nicht zu bezahlen. Tut er es aus Bequemlichkeit
nicht oder weil er vergesslich ist? Hat er keine Lust dazu, oder ist
er schlicht geldgierig, ein Gauner, der von Beginn an vorhatte, dich
über den Tisch zu ziehen? Womöglich ist er aber darauf angewiesen, Au-
toren anzuschmieren - wobei mir wieder die Spaghettisoße einfällt,
nein, das wäre wirklich scheußlich gewesen. "Man nehme eine Hühner-
brust / zerhacke sie mit froher Lust", und dann ein roter Fleck quer
über der Brust. Schau-der-haft!

Aber zurück zu deinem Problem: dein Verleger. Wer weiß denn, ob du ihm
nicht durch deine großzügige, wenngleich vielleicht nicht ganz frei-
willige Spende sein Verlagsgeschäft finanzierst und ihm gerade den
Einkauf eines wunderbaren Manuskripts ermöglichst, das ohne deine Un-
terstützung nie das Licht der Buchhandlungen erblickt hätte? Oder er
hat eine gesetzlich krankenversicherte Frau, die in einem Zehnbettzim-
mer in der Spitalsgarage noch immer darauf wartet, dass man sie end-
lich von ihrem Kind entbindet, im elften Monat! Oder er hat Kinder,
mein Gott, weißt du, was Kinder heutzutage kosten? Vierhundert Euro,
in der Größenordnung, so viel gaben Eltern dieses Weihnachten allein
für Geschenke aus - und große Kinder bekamen noch mehr. Der arme Mann.
Oder ist sein Verlag vielleicht eine Ich-AG? Die werden doch jetzt ab-
geschafft, habe ich gelesen. Was tut der Mann denn dann? Einen hoff-
nungsvollen Jungliteraten, eine kranke Frau und fünf plärrende Kinder,
das alles muss er am Leben erhalten, das alles ist allein von seinem
bisschen Geld abhängig.

Tut mir leid, Lysette, wenn ich es dir so offen sage, aber ich finde,
du bist da ziemlich egoistisch. Hast du vielleicht fünf Kinder? Ich
finde, es stünde dir gut an, wenn du nicht so kleinkariert dächtest
und dem armen Mann noch ein bisschen Geld überwiesest; ein kleiner
Dauerauftrag, das tut dir doch nicht weh, jetzt, wo dein Mann statt
Sozialhilfe Arbeitslosengeld II bezieht. Ja, das ist wohl das Mindes-
tes, was du tun kannst. Ich bin schon ein wenig enttäuscht von dir.
Dass du dich als so geldgierig entpuppst, nein, das hätte ich nicht
gedacht. Und du wolltest einen Rat von mir? Ich habe zwar vergessen,
was genau du von mir wissen wolltest, aber ich werde es dir bestimmt
nicht sagen. Wer hat dir - Ihnen - eigentlich erlaubt, mich zu duzen?
Das verbitte ich mir! Für eine wie Sie, da verschwende ich doch nicht
meine kostbare ...

Hochachtungsvoll
Birgit Bäumchen

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Stephan Waldscheidt, freier Autor. Aktuell: "DIE HARTZ-KRIEGER - Das
finale Rettungsbuch für Deutschland und seine Arbeitslosen". Satire.
Gryphon, ISBN 3-937800-30-1. Vorschau: "Schreib den verd... Roman!".
Die simple Kunst, einen Bestseller zu verfassen. Ein Anti-Ratgeber. Ab
15. Februar 2006 bei Uschtrin. Schon jetzt vorbestellen und sparen!
Mehr auf http://www.waldscheidt.de.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei-
ne Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Litera-
turagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher
zwecklos.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.

Drehbuch: Oliver Pautsch mailto:drehbuch at experte pt autorenforum pt de Fandom: Thomas Kohlschmidt mailto:fandom at experte pt autorenforum pt de Fantasy: Stefanie Bense mailto:fantasy at experte pt autorenforum pt de Heftroman: Arndt Ellmer mailto:heftroman at experte pt autorenforum pt de Historischer Roman: Titus Müller mailto:historischer.roman at experte pt autorenforum pt de Kinderbuch: Gabi Neumayer mailto:kinderbuch at experte pt autorenforum pt de Kriminalistik: Nikola Hahn mailto:kriminalistik at experte pt autorenforum pt de Lesungen: Rüdiger Heins mailto:lesungen at experte pt autorenforum pt de Lyrik: Martina Weber mailto:lyrik at experte pt autorenforum pt de Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer mailto:sachbuch at experte pt autorenforum pt de Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff mailto:med.psych at experte pt autorenforum pt de Schreibaus- und fortbildung: Uli Rothfuss mailto:fortbildung at experte pt autorenforum pt de Schreibgruppen: Ute Hacker mailto:schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de Schreibhandwerk: Ute Hacker mailto:schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de Sciencefiction: Andreas Eschbach mailto:sf-autor at experte pt autorenforum pt de Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi mailto:techlit at experte pt autorenforum pt de Übersetzung: Barbara Slawig mailto:uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow mailto:verlagswesen at experte pt autorenforum pt de ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: --------------------------------------------------------------------- Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at experte pt autorenforum pt de) Frage: Kann ich in einem Kinderbuch meinen Protagonisten Figuren treffen las- sen, die bereits aus anderen Büchern bekannt sind? Wenn zu den Figuren Copyrights bestehen, wo kann ich es herausfinden? Und wäre es möglich, eine Erlaubnis zum Druck zu bekommen? Würde ein Verlag es ablehnen, so ein Buch unter Vertrag zu nehmen, aus Angst vor Copyright-Bruch? Antwort: Figuren zu benutzen, deren "Erfinder" schon mehr als 70 Jahre tot ist, ist überhaupt kein Diskussionspunkt, weil da ohnehin jedes Urheber- recht erloschen ist. Märchenfiguren der Gebrüder Grimm gehören z. B. hierhin. Aber auch bei jüngeren Figuren gibt es keine Beschränkungen, denn auf Figuren gibt es ohnehin keine Urheberrechte; nur auf konkrete Formu- lierungen eines Werkes. Figuren aus Filmen haben wegen Merchandisings mitunter als Warenzei- chen geschützte Namen. Auch das hindert allerdings nicht, die Namen innerhalb einer Geschichte zu verwenden, wenn dies nur einzelne Szenen betrifft und die Figur keine tragende Rolle spielt. Die meisten Verlage sollten um diese Rechtslage wissen und daher keine Schwierigkeiten machen. Garantien gibt es natürlich nicht. ++++++++++ Frage: 1993 habe ich im Rahmen eines Wettbewerbs einen Roman geschrieben. Bastei-Lübbe fand ihn scheinbar recht gut (es gibt Schriftverkehr dar- über) - leider wurde dann doch nichts draus. So lag das Skript bei mir, bis ich es vor kurzem einer Agentur angeboten habe, die noch nichts von sich hat hören lassen. Am Freitag schlage ich die Fernsehzeitung auf und lese mit Entsetzen MEINEN Titel, MEINE Geschichte - leicht abgewandelt, andere Namen, junger Mann statt alter. Der Film wurde 2005 für die ARD gedreht. Jetzt weiß ich, warum ich von der Agentur (noch) nichts gehört habe. Soll ich etwas tun? Wenn ja, was? Das ist eindeutig MEINE Story! Antwort: In der geschilderten Form kannst du der ARD keinen Vorwurf machen. Auf Ideen gibt es keinen Urheberrechtsschutz - nur auf ausgearbeitete Wer-
ke. Konkret heißt das, dass du dir jede Auseinandersetzung sparen
kannst, solange sie nicht wenigstens eine Textpassage von dir übernom-
men haben und du nachweisen kannst, dass eine Verbindung zu deinem Ma-
nuskript besteht - also deine Agentur mit der ARD oder der Produkti-
onsfirma zusammenarbeitet. Geringfügige Änderungen, z. B. bei Namen,
dürften bei dem Vergleich keine Rolle spielen. Eine Story aber bloß
"nachzumachen" ist völlig legal.

So leid es mir tut, da kann man nichts machen.

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Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Ver-
lagskaufmann, Buchhändler und freier Lektor.
http://www.bjoernjagnow.de/. Er leitet zudem die Redaktion der Feder-
welt, Zeitschrift für Autorinnen und Autoren:
http://www.federwelt.de/.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH:
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Oliver Pautsch (mailto:drehbuch at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Gibt es eine generelle Richtlinie, wie viel Honorar man für ein Origi-
naldrehbuch eines Kino-Films verlangen kann?


Antwort:
Honorare für (deutsche) Kinofilmdrehbücher variieren zu stark, um hier
eine "von bis"-Regel aufzustellen.

Gegenfragen: Was sind Sie als Autor wert? Was ist Ihr Buch wert? Ver-
handlungssache, oder?

Genauso wie: Wie viel zahlt Sender X? Wie viel Verleiher Y? Bei wel-
cher Beteiligung? Ab welcher Zuschauerzahl? Welche Prozente?

Honorar ist eine Gleichung mit unglaublich vielen Variablen. Sozusagen
höhere (Film-)Mathematik.

Falls Sie in die (beneidenswerte) Situation geraten sollten, Ihr Buch
gegen Geld zu verkaufen, empfehle ich professionelle Hilfe von Agent
oder Bühnenverlag. Für 10 bis 15 % der Verhandlungssumme hilft man Ih-
nen dort gern. Dort kennt man den Markt. Und schätzt Ihren Wert als
Autor ein. Wenn man Sie und Ihre Arbeit kennt (und schätzt).

PS.: "Don't do it for the money! Do it for the show!" (Zitat unbekann-
ter Künstler ;-))

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Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer,
Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft. Spä-
ter ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber di-
rekt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für Kurzfil-
me, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film.
http://www.drehbuchautoren.de/Autoren/meinautor.php?ID=164


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR SCIENCEFICTION:
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Andreas Eschbach (mailto:sf-autor at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Ich habe ein Roman-Manuskript verfasst, in dem es um die Abenteuer
zweier Freunde geht, die durch einen Zufall ins Jahr 1813 (Befreiungs-
kriege gegen Napoleon) geraten. Da die Geschichte fast ausschließlich
in der Vergangenheit spielt, die ich teilweise bis in Details recher-
chiert habe, handelt es sich gewissermaßen auch um einen Historienro-
man. Andererseits besteht natürlich die Fiktion, dass hier Zeitreisen-
de in die tatsächliche Historie eingebunden werden. Hinzu kommt, dass
die letzten ca. 50 Seiten wieder in der Gegenwart spielen und quasi in
eine Kriminalgeschichte der heutigen Zeit übergehen.

Ich habe schon eine ganze Menge Verlage angeschrieben (Auswahl aus
dem Autoren-Jahrbuch) und ebenso viele Absagen erhalten. Nun meine
Frage: Können Sie mir Verlage nennen, bei denen es Sinn macht, mein
Manuskript bzw. Exposé mit Leseprobe vorzustellen? Können Sie mir sa-
gen, ob es sich bei meiner Geschichte um eine Sciencefiction-
Geschichte, Fantasy, Historienroman, historischen Kriminalroman oder,
oder ... handelt? Wenn ich wüsste, unter welchem Genre meine Geschich-
te einzuordnen ist, könnte ich vielleicht noch einmal gezielter Ver-
lage ansprechen.


Antwort:
Der Beschreibung nach klingt das wie etwas, das ein guter Roman sein
könnte (immer vorausgesetzt, er ist auch gut geschrieben). Die Verqui-
ckung von historischem Roman mit dem Element der Zeitreise hat sich in
jüngster Zeit als nicht unerfolgreich erwiesen; das wohl prominenteste
Beispiel dürfte die »Highlander«-Saga von Diana Gabaldon sein. In die-
sem Umfeld würde ich an Ihrer Stelle den Roman auch zu platzieren ver-
suchen, da die Zeitreise der Helden offenbar nur eine Nebenrolle
spielt, die Haupthandlung aber historischer bzw. kriminologischer Na-
tur ist. Ein ausgesprochener Sciencefiction-Leser wäre von so einer
Geschichte enttäuscht, und Sie wären auch schlecht beraten, einen Ro-
man freiwillig als Sciencefiction zu verkaufen, wenn Sie ihn in dem
ungleich erfolgsträchtigeren Genre des Historischen Romans unterbrin-
gen könnten.

Was die Auswahl der Verlage anbelangt, sollten Sie nicht irgendwelche
Verzeichnisse abarbeiten, sondern in eine möglichst große Buchhandlung
gehen und sich anschauen, was für Bücher dem Ihrigen ähneln. Der Ver-
lag, der die Gabaldon-Romane herausgibt (Blanvalet meines Wissens),
wäre ein Kandidat - aber die Reaktion ist schwer vorherzusagen: Viel-
leicht möchte man dort gern mehr Bücher dieser Art haben, vielleicht
sagt man auch: "Haben wir schon." Doch ein Verlag hat immer auch Kon-
kurrenten, andere Häuser, die auf "me too" machen und versuchen, sich
mit ähnlichen Werken an den Erfolg der Gabaldon-Romane anzuhängen: Da
könnten Sie eventuell offene Türen einrennen.

Wichtig ist, dass Sie Ihren Roman entsprechend vorstellen - also nicht
sagen: "Ja, es ist also irgendwie ein Mix aus Sciencefiction und His-
torie und Fantasy und Liebesroman und und und", weil das wie "Steak
mit Schokoglasur und Gurkeneis" klingt. Nein, ziehen Sie den direkten
Vergleich. Falls Sie bei dem Vergleich mit Gabaldon bleiben (Sie müs-
sen freilich entscheiden, ob der zutrifft oder ob Sie eher Parallelen
zu Michael Crichtons "TimeLine" sehen oder zu Katherine Nevilles
"Montglane Spiel" usw.), schreiben Sie: "Ein Roman wie die HIGHLANDER
SAGA von Diana Gabaldon, bloß geht es um zwei Freunde, die in die na-
poleonischen Befreiungskriege geraten."

Das nennt man übrigens einen "Pitch". Meinen Roman "Solarstation" hat
mal jemand so beschrieben: "Wie STIRB LANGSAM, bloß in der Erdumlauf-
bahn." Verrät nichts über den genauen Inhalt, aber vermittelt doch ei-
ne Vorstellung davon, was einen erwartet. Und wenn ein Lektor von Ih-
rem Manuskript eine Vorstellung hat, die ANDERS aussieht als "mal wie-
der fünfzig Seiten unlesbares Geschreibsel ohne Ziel oder Sinn", dann
ist das auf jeden Fall ein Vorteil.

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Andreas Eschbach, Jahrgang 1959, schreibt seit seinem 12. Lebensjahr.
Er studierte Luft- und Raumfahrttechnik, arbeitete zunächst als Soft-
wareentwickler und lebt heute als freier Schriftsteller in der Bre-
tagne. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. Zu seinen bekanntesten
Romanen zählen »Die Haarteppichknüpfer«, »Das Jesus Video« und »Eine
Billion Dollar«. Zuletzt erschien »Der Nobelpreis«.


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR KRIMINALISTIK:
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Nikola Hahn (mailto:kriminalistik at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Ich bin im Begriff, einen Krimi mit Handlungsort Algarve (Portugal) zu
schreiben [...]. Meine Protagonistin arbeitet für das BKA in Sachen
Wirtschaftskriminalität (d. h. Aufdeckung von Steuerhinterziehung,
Schwarzgeldtransfer etc.). Ist das überhaupt möglich? Oder befassen
sich die international BKA-Tätigen ausschließlich mit Drogen- und Ge-
waltkriminalität? Ich habe mich mit meinem Anliegen auch direkt ans
BKA gewandt, erhielt dort jedoch eine automatische Antwort, die andeu-
tet, dass sich die Beantwortung vielleicht erst in Monaten (!) ergibt.


Antwort:
Seit 1994 gibt es beim BKA eine Abteilung Organisierte und Allgemeine
Kriminalität. Innerhalb dieser Abteilung gibt es so genannte "Auswer-
tegruppen", die Informationen zu Kriminalitätsfeldern (so auch der
Wirtschaftskriminalität) sammeln und auswerten. Aus diesen Informatio-
nen ergeben sich z. T. auch Ermittlungsverfahren, die dann vom BKA
selbst (neben den Auswertegruppen gibt es auch eine Ermittlungsgruppe)
oder von Polizeidienststellen im In- und Ausland geführt werden.

In speziellen Bereichen wie Wirtschaftskriminalität oder Geldwäsche
werden besonders ausgebildete Beamte eingesetzt (Zoll, Wirtschaftsprü-
fer, Kriminalbeamte).

Auswertegruppen und Ermittlungsgruppe sind miteinander verzahnt. Die
Ermittlungen werden auch unterstützt durch die Verbindungsbeamten des
BKA, die weltweit an 48 Standorten in 45 Staaten eingesetzt sind.
Insbesondere führt das BKA jedoch fallübergreifende Analysen und Aus-
wertungen durch. Der Schwerpunkt der Arbeit des BKA liegt also nicht
in der Ermittlungsführung.

Wenn Ermittlungsverfahren geführt werden, dann nur in besonderen und
herausragenden Fällen, z. B.
- Großverfahren, bei denen die internationale Zusammenarbeit eine be-
sondere Rolle spielt
- Verfahren, deren Aufklärung besonderer Ressourcen oder Spezialkennt-
nisse bedarf
- Ermittlungsverfahren in enger Kooperation mit nationalen und inter-
nationalen Partnern

Das BKA ist also keine primäre Ermittlungsdienststelle; die meisten
Mitarbeiter arbeiten dort in Auswertestellen u. Ä. Und wenn ein Ver-
fahren geführt wird, dann wirklich nur in herausragenden Fällen.

Vor Ort tätig (also im Ausland) sind vor allem die Verbindungsbeamten
des BKA. Aber auch diese führen grundsätzlich keine Ermittlungsverfah-
ren, sondern geben Informationen weiter bzw. erheben welche oder stel-
len Kontakte her. - Ob es auch einen Verbindungsbeamten in Portugal
gibt, weiß ich nicht; es ist aber anzunehmen.

Wichtig ist vor allem, dass deutsche Beamte im Ausland nicht einfach
agieren können, wie sie wollen, sondern dass sie dem jeweiligen natio-
nalen Recht unterliegen.

Die Zusammenarbeit der Polizeien in Europa ist u. a. im Schengen-
Abkommen geregelt. Inhalte dazu dürften sicherlich über das Internet
zu recherchieren sein.

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Nikola Hahn ist Kriminalhauptkommissarin und Fachlehrerin an der Hes-
sischen Polizeischule in Wiesbaden; nebenberuflich arbeitet sie als
Autorin mit dem Schwerpunkt historische Kriminalromane. Informationen
im Internet: http://www.nikola-hahn.com.


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HALL OF FAME:
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(mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de)

Ja, die Lage auf dem Buchmarkt ist schwierig, und manchmal glaubt man,
man wird es nie schaffen, ein Buch zu veröffentlichen. Aber andere
schaffen es ja auch!

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir würden uns freuen, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen
lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald einmal
vorstellen können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre. Zusätzlich könnt ihr in maxi-
mal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) weitere Infos zu eurem Buch unterbrin-
gen.
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Ei-
genverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. Schickt eure Texte
unter dem Betreff "Hall of Fame" an mail-
to:redaktion at team pt autorenforum pt de. Wir berücksichtigen ausschließlich
Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden!

++++++++++

Kerstin Leppert: "Das ErsteHilfebuch bei Liebeskummer - Mit Yoga das
Herz heilen", Nymphenburger Verlag 2005, Sachbuch. Mehr Infos auf
www.gedichte-pur.de, www.yogaundpilates.de

Leo Valdorf: "Großstadtsumpf", Gmeiner-Verlag 2006, Kriminalroman.
Tatort München: Bruno Brandis erster Fall


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrenn-
ter Mail kommt!
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Einsendeformalien:
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht.
Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt werden. Das Urheber-
recht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.

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werden. Die genauen Richtlinien findet ihr unter der Adresse
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