The Tempest

Ausgabe 26-02 (20. Februar 2024)

   Editorial
   Hall of Fame
   Neues aus der Buchszene
   Autorenwissen
     „Lektorat: Wann in die Geschichte springen?“
     von Hans Peter Roentgen
    Drei Fragen
     an Gabi Neumayer
   Impressum


EDITORIAL

Liebe Autor*innen,

diesmal haben wir einen neuen Lektorats-Beitrag von Hans Peter Roentgen für euch. Er hat sich die ersten Seiten eines Krimimanuskripts kritisch angesehen und wie gewohnt präzise analysiert, was da wo nicht stimmt - und natürlich, wie man es besser machen könnte.

Die eigenen Texte anhand dieser Tipps kritisch durchzugehen, das ist eine fruchtbare und zeitintensive Arbeit. Wer trotzdem noch etwas Zeit übrig hat, kann Ramona Roth-Berghofers neuen Netz-Tipps nachgehen, sich an einer der aktuellen Ausschreibungen beteiligen oder sich mal wieder ein Schreibseminar gönnen (s. Tempest Teil 2). 

Zitat des Monats, diesmal von Megg Geri:

The sooner you realise that your writing is all about you the quicker you’ll be able to write what you’re meant to be writing.

Du bist Profiautor*in? Dann schick uns doch deine kurzen Antworten auf die „Drei Fragen“ unserer gleichnamigen Rubrik. Diesmal habe ich sie beantwortet - eure sicher viel interessanteren Antworten erwarte ich dann für die nächsten Ausgaben!

   Gabi Neumayer
   Chefredakteurin


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Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto:

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Und wer nicht überweisen möchte, kann uns den Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest).


ISSN 1439-4669 Copyright 2024 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe


INHALT DIESER AUSGABE

TEIL 1

   Editorial
   Hall of Fame
   Neues aus der Buchszene
   Autorenwissen
     „Lektorat: Wann in die Geschichte springen?“
     von Hans Peter Roentgen
    Drei Fragen
     an Gabi Neumayer
   Impressum


TEIL 2 (in separater E-Mail, falls ebenfalls abonniert)

   Veranstaltungen
   Ausschreibungen
   Publikationsmöglichkeiten
     mit Honorar
     ohne Honorar
   Seminare
   Messekalender


 HALL OF FAME (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Die „Hall of Fame“ zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema:

.......

AutorIn: „Titel“, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-Adresse.

.......

Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: „Der Fall der falschen Meldung“, Hüstel Verlag 2015, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage!

.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!

Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff „Hall of Fame“ an dDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden nicht mehr verschickt!

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Anja Marschall: „Als der Sturm kam“, Piper 2024, Tatsachenroman. Hamburger Sturmflut von 1962 als Roman.

Jordan T. A. Wegberg: „Euch möcht ich alles geben“, Aufbau digital 2024, Berlin-Krimi. Der transsexuelle Kommissar Joris Eichendorf ermittelt.


 NEUES AUS DER BUCHSZENE (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie nie zuvor. Ob es nun um KI geht, die zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


Verlage / Buchhandel


KI-Tools im unabhängigen Buchhandel.

Penguin Random House kauft Tulipan, einen der schönsten unabhängigen Kinderbuchverlage im deutschsprachigen Raum.

Thalia in Wien verkauft ab sofort gebrauchte Bücher.

Penguin Random House will jede zehnte Stelle einsparen.

Penguin Random House: Neue Strategien für die Verlagsgruppe.

Lupenreine Spartentrennung in der Branche? Das war einmal.


Interview


Duchstein als Apache 207 – wie lief der Dreh, Frau Schneider?


Kultur / Politik / Literaturszene


Zehn Lesemotive: Warum kaufen, lesen und schreiben Menschen Bücher?

Leseförderung: 70 Jahre Pixi-Bücher.

Bahnhofsbuchhändler schmeißen rechtes Blatt raus.

Treffen der IG Belletristik und Sachbuch. Demokratie und Branchenprobleme.

Gute und schlechte Nachrichten für die Buchbranche.

Offener Brief der Kreativwirtschaft an die Bundesregierung: „Wir hoffen auf Ihr politisches Rückgrat, das Richtige zu tun.“


Preise / Auszeichnungen


Longlist für ersten Women's Prize for Non-Fiction in Großbritannien steht fest.

Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur: Preis für Arnulf Zitelmann aberkannt.

Seraph 2024: Das sind die Nominierten.


Literatur online


So geht TikTok live – ein Erfahrungsbericht mit Booknook-Bau.

 


AUTORENWISSEN (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


„Lektorat: Wann in die Geschichte springen?“

 von Hans Peter Roentgen

Ich habe einen neuen Text von einem Leser erhalten, den wir hier veröffentlichen dürfen. Es sind die ersten Seiten eines Krimis. Schauen wir uns den mal an.

Der Staatsanwalt

Potsdam Innenstadt, Staatsanwaltschaft, Büro 2.08:
Montag, 25. November, 6.53 Uhr

Sehr geehrter Mr. Collins,

wie mir aus verlässlicher Quelle bekannt ist, planen Sie, ein Ermittlungsverfahren gegen mich anzustreben. Davon würde ich Ihnen jedoch dringend abraten. Wie Sie sich sicher denken können, ist Freiheit das höchste Gut für mich. Um nicht zu sagen, kostbar. Darum bitte ich Sie, von Ihrem Vorhaben abzusehen und die Sache auf sich beruhen zu lassen. Andernfalls werde ich Ihnen alles nehmen, was Ihnen lieb und kostbar ist. Sind Sie bereit, diesen Preis zu zahlen?

Mit besten Grüßen,
Ihr Doctor No

P.S. Eine hübsche Freundin haben Sie da. Rothaarig, hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. ;-)
 
Collins stützte das Gesicht in die Hände und massierte sich die Nasenwurzel. Wenn eine Sache eindeutig die Merkmale eines Mordes erfüllte, dann war es das Warten. Warten war grausam. In vielerlei Hinsicht.
Er dachte an den Alptraum von letzter Nacht zurück. An die Schreie. Das Blut. Ihr angstverzerrtes Gesicht. In seiner Laufbahn als Staatsanwalt hatte er schon vieles an den Tatorten zu sehen bekommen. Nur war sie nie Teil davon gewesen.
Es war nur ein Traum, schalt er sich schließlich und atmete tief durch. Was jetzt zählte, war Handeln.
Er legte den Brief beiseite. Der erste Zug war getan. Musste getan werden, korrigierte er sich verbissen. Es war zum Wohle aller gewesen. Nur auf den Einsatz hätte er gern verzichtet.
Während er aufstand, um eine neue Kanne Tee aufzusetzen, klingelte sein Telefon. Kriminalhauptkommissar Hatzenböller. Das wurde aber auch Zeit. Er stellte die Teekanne auf dem Tisch ab und nahm an.
„Guten Morgen, Herr Staatsanwalt!“, grüßte die Männerstimme am anderen Ende fröhlich. „Auch schon wach?“ „Das kann man so sagen.“ Collins sank auf seinen Stuhl zurück und rieb sich die Augen. Wie hätte er nach dieser Drohung auch ruhig schlafen können?

Andernfalls werde ich Ihnen alles nehmen, was Ihnen lieb und kostbar ist.
Kostbar. Er dachte an Emmelines friedliches Atmen neben seinem Ohr, die Wärme ihrer Haut. Seit sie wieder in sein Leben getreten war, war ihr Leben das Kostbarste für ihn. Und der Verdächtige wusste das. Seine letzten Zeilen hatten das mehr als deutlich gemacht.
„Wie ist die Lage?“
„Wir konnten den Tatverdächtigen festsetzen und festnehmen“, verkündete die Stimme feierlich. „Die Wohnung haben wir auch durchsucht.“
„Und?“
„Na ja, er wohnt recht modern, so richtig spießig mit Garten und ...“
„Ich meine, was Sie und Ihre Kollegen dort gefunden haben!“
„Ach so - ja. Also, was das betrifft: Die Angaben scheinen sich zu bestätigen. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass er etwas mit der Tat zu tun hat. Wir haben ihn überprüft. Seine Kollegen sagen ihm einen perfekten Ruf nach. Hat Familie, Frau, zwei Kinder, sogar einen Hund. Allerdings scheinen die wohl gerade nicht da zu sein. Jedenfalls haben wir niemanden weiter angetroffen. Dieser Hund, das ist vielleicht ein Vieh, kann ich Ihnen sagen ...“
Collins unterdrückte ein Stöhnen. Natürlich. Das wäre ja auch zu einfach gewesen.
„Ist Ihnen dennoch etwas Verdächtiges aufgefallen?“, unterbrach er das Geplapper seines Kollegen.
„Aber ja.“ Hatzenböllers Stimme hellte sich auf. „Eine gepackte Reisetasche. Die stand in der Ecke seines Schlafzimmers.“
„Also könnte man annehmen, dass er vorhatte, sich in den nächsten Tagen abzusetzen?“
Der Hauptkommissar brummte unschlüssig. „Das ist schwer zu sagen. Auf dem Kalender in der Küche stand, dass er in den nächsten Tagen auf einen Kongress wollte. Chirurgen ohne Grenzen oder so was.“
Ein Wolf im Schafspelz also, dachte Collins zynisch und wie zur Bestätigung überkam ihn ein heftiger Niesanfall. An der Sache war definitiv etwas faul.
„Sie werden doch wohl jetzt nicht etwa krank?“, scherzte Hatzenböller.
„Staub“, erwiderte Collins schlicht und schenkte sich eine Tasse Schwarztee ein, mit der üblichen Menge Milch, Zucker und einer frisch aufgeschnittenen Zitronenscheibe. Er nahm einen Schluck. „Wo sind Sie jetzt?“
„Auf der Wache. Wir verbringen den Tatverdächtigen soeben in eine Zelle. Sie müssen nur noch den Haftantrag stellen, dann sollte morgen alles wie geplant laufen.“
„Lovely.“ Wenigstens eine Sache, die heute funktionierte. „Und die andere Angelegenheit, um die ich Sie gebeten hatte?“
„War da noch etwas?“
„Miss Brooks?“, erinnerte er ihn und mahnte sich, ruhig zu bleiben. Gutes Personal war schwer zu finden. „Ist für Ihre Sicherheit gesorgt?“
„Oh ja.“ Jetzt schien es dem Hauptkommissar wieder einzufallen. „Sie können ganz unbesorgt sein“, versicherte er gewichtig. „Die Kollegen Lange und Kurtz werden sich immer in ihrer Nähe aufhalten und dafür sorgen, dass ihr nichts passiert.“
„Richten Sie ihnen bitte aus, dass Sie auf Abstand bleiben sollen. Miss Brooks darf nichts davon mitbekommen.“ Collins hegte noch immer ein schlechtes Gewissen, dass er Emmeline nicht in sein Vorhaben eingeweiht hatte. Aber zum einen unterlag der Sache noch strengster Geheimhaltung - Gefährdung des Ermittlungszwecks, wie es in der Juristensprache hieß -, zum anderen wollte er ihr nicht noch mehr Sorgen bereiten. Am Ende lief sie ihm deshalb noch erst recht direkt in die Arme.
„Wird erledigt!“, entgegnete Hatzenböller ergeben. Trotz der frühen Stunde schien er nur so vor Energie zu strotzen.
Collins, der ihn sich in solchen Momenten immer als einen salutierenden Soldaten vorstellte, lächelte. Kompetenz hin oder her, auf eine solche schwänzelnde Loyalität durfte er sonst nur bei einem Labrador vertrauen. „Passen Sie auf sich auf.“
„Sie auch. Oh - ich muss dann weiter. Ich melde mich, sobald es Neuigkeiten gibt. Adios!“ Ein Klicken war zu hören, dann nur noch das Rauschen einer leeren Leitung.
Auch Collins legte auf und blickte dann seufzend auf den riesigen Aktenberg, der noch vor ihm lag. In den letzten Tagen hatte er die Arbeit vernachlässigt, aber es half nichts. Heute würde er wohl wieder eine Spätschicht einlegen müssen, wenn er nicht in Verzug geraten wollte. Ein langer Abend stand ihm bevor. Das war so sicher wie der Urteilsspruch am Ende einer Verhandlung.

Lektorat

Was hat Sie am meisten angesprochen im obigen Text?

Bei mir war es der Dialog am Schluss. Der hat Pfiff, ist anschaulich, witzig und führt uns in die Situation ein.

Eine Verhaftung und die Hausdurchsuchung hat nichts ergeben. Vermutlich wird der Haftrichter am nächsten Tag den Häftling freilassen, und der Kommissar drückt sich um eine klare Aussage. Der Staatsanwalt muss sie ihm aus der Nase ziehen.

Doch wie sieht es mit der Bedrohung am Anfang aus?

Logik reicht nicht

Die Bedrohung lässt sich logisch nachvollziehen. Aber sie weckt kaum Emotionen. Das liegt einmal an der Formulierung des Briefes. Denken Sie daran: Staatsanwälte erhalten öfters Drohbriefe. Und dieser deutet nur an: „Vielleicht könnte Ihrer neuen Freundin etwas passieren, wenn Sie mich in Haft nehmen.“

Natürlich weiß jeder, dass es eine Drohung ist. Aber haben Sie das Gefühl, bei diesem Drohbrief läuft es ihnen kalt den Rücken herunter?

Mir nicht. Da wir noch nicht wissen, um welchen Fall es geht, um welchen Mann, wirkt die Drohung nicht. Und das hat einen weiteren Grund.

Show, don`t tell

„Zeigen, nicht behaupten“, das ist eine wichtige Regel beim Schreiben.

Zeigen Sie einen Soldaten, der in den Schützengräben den Horror des Ersten Weltkriegs erlebt. Das spricht die Gefühle der Leser an, die mit dem Buch „Im Westen nichts Neues“ den Ersten Weltkrieg miterleben.

Behaupten Sie nicht: Im Ersten Weltkrieg starben Millionen Soldaten unter unmenschlichen Bedingungen. Das ist ein logischer Satz über den Ersten Weltkrieg, gut für ein Sachbuch, aber nicht für einen Roman. Denn es spricht nicht die Gefühle des Lesers an.

Und der Drohbrief an den Staatsanwalt ist eine Behauptung. Warum sollte man sie ernst nehmen?

Zwei schwache Konflikte machen keinen starken

Dann kommt der Alptraum des Staatsanwaltes. Der soll die Bedrohung verstärken. Aber auch er ist nicht anschaulich, sondern behauptet, dass es ein gruseliger Traum war. Zwei schwache Bedrohungen sind nicht besser als eine.

Anders in dem Buch „Der Pate“. Da wird geschildert, wie der Pate einen Produzenten zwingt, seinen Freund in einen Film aufzunehmen. Dafür lässt der Pate ihm den Kopf seines Lieblingspferdes aufs Bett legen. Und das wird anschaulich beschrieben. Außerdem wissen wir bereits, zu was dieser Pate fähig ist.

Was könnte hier im obigen Text eine anschauliche Bedrohung sein? Vielleicht ein kleiner Totenkopf in der Handtasche der Freundin? Oder einer, der an dem Rückspiegel in ihrem Auto hängt? Denn dass der Brief uns Leser nicht schaudern lässt, liegt daran, dass wir den Fall, um den es geht, und den Mann, der gerade verhaftet wurde, noch nicht kennen. Ginge es um einen Mordfall, in dem ein Kronzeuge bestialisch ermordet wurde und hätten wir die Brutalität des Paten hier anschaulich erlebt, sähe das anders aus.

Womit in die Geschichte einsteigen?

So spät wie möglich in die Szene rein, so früh wie möglich raus: „enter late, leave early“, kurz gesagt: ELLE. Das ist ein guter Wahlspruch von Drehbuchautoren.

Die meisten Romananfänge, die mir zugesandt werden, beginnen zu früh, und der Text wird deutlich besser, wenn man die ersten Absätze streicht und gleich in die Handlung springt.

Hier ist das Gegenteil der Fall. Wir müssten den Fall kennen, orientiert sein. Erlebt haben, was der Täter angerichtet hat, damit wir uns vorstellen können, wie die Drohung auf den Staatsanwalt wirkt, damit ein Schauder den Rücken herabläuft.

Aber bei der Überarbeitung eines Textes gibt es immer mehrere Möglichkeiten. Wir könnten auch die ELLE-Regel benutzen. Und mit dem Dialog beginnen, die Drohung später einbauen. Denn der Dialog passt.

Resümee

„Show, don’t tell – zeigen, nicht behaupten“, das ist eine gute Regel nicht nur im Krimi.

So spät wie möglich in die Szene springen, so früh wie möglich raus (ELLE).

Der Leser muss orientiert sei, was der Konflikt ist, muss ihn spüren.

Wenn eine Bedrohung keinen Emotionen auslöst, rettet eine zweite Bedrohung im gleichen Stil das nicht.

Testen Sie einen Romananfang, indem Sie den ersten Absatz zu streichen. Oft wird der Text dann besser.

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Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein Halleluja" über Romananfänge, "Drei Seiten für ein Exposé", „Schreiben ist nichts für Feiglinge“ und "Klappentext, Pitch und weiteres Getier". Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.


DREI FRAGEN (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Mehr als zweitausend Tempest-Leser*innen – da liegt ein enormer Erfahrungsschatz verborgen, ob es nun ums Schreiben selbst geht oder um das Finden eines Verlags. Diesen Schatz möchten wir ausgraben und mit unserer neuen Rubrik zugänglich machen. Gewaschen, geschliffen und poliert, fürs sofortige Tragen ... äh ... Umsetzen.
Jeden Monat beantworten hier Autor*innen, die bereits in einem Verlag veröffentlicht haben, drei Fragen, und zwar kurz und knapp. Wenn du dich auch beteiligen möchtest: Kopier dir die drei Fragen aus dem Text, und schick sie mit deinen kurzen (!) Antworten an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..


1. Wie hast du bei deiner ersten Veröffentlichung einen Verlag gefunden? Und falls es über eine Agentur war, wie hast du sie von deinem Manuskript überzeugt?


Meine Sachbücher habe ich als Redakteurin und Autorin von Fachpublikationen geschrieben, dafür wurde ich von Verlagen direkt angefragt. Mein erstes Kinderbuch habe ich durch das Anschreiben von etwa 30 Verlagen unterbekommen (in einer Nacht und per Fax; ja, ist lange her ...)

2. Was ist dein ultimativer Schreibtipp oder deine liebste Kreativ-Übung?


Anfangen. Jetzt.

3. Nenne deinen wertvollsten Schreibratgeber (als Buch, Person oder Internetseite).


Hätte es in meinen Anfängen schon das Buch „Rette die Katze!“ gegeben, wäre es das gewesen. Meine wichtigsten Ratgeber waren neben vielen Büchern ansonsten meine Testleser*innen, die mich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven auf Probleme im Text aufmerksam machen.

Zur Autorin

Gabi Neumayer schreibt Kinder- und Kindersachbücher, in letzter Zeit vor allem für die „Frag doch mal die Maus“-Reihe. Was sie bisher alles geschrieben hat, findet ihr auf ihrer Website: www.gabineumayer.de.

 


UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN


Bitte schickt den Expert*innen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber gelöscht wird.

Fragen (anonymisiert) und Antworten werden in der Regel hier im Tempest veröffentlicht, damit auch andere Autor*innen davon lernen können. Wer das aber nicht möchte, schreibt das bitte ausdrücklich dazu.

Drehbuch Oliver Pautsch Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Fantasy Stefanie Bense Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Heftroman Arndt Ellmer Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Historischer Roman Titus Müller Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Kinder- und Jugendbuch Sylvia Englert Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Kriminalistik Kajo Lang Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Lyrik Martina Weber Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Marketing Maike Frie Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Sachbuch Gabi Neumayer Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Schreibaus- und -fortbildung Uli Rothfuss Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Schreibhandwerk Ute Hacker Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Science-Fiction Andreas Eschbach Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, den ihr separat abonnieren müsst.


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Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.
Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden.


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Ramona Roth-Berghofer (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)
Stefan Schulz (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)
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Ausgabe 26-04 (vom 20. April 2024)

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     „Lektorat: KI und Goethe“
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     besprochen von Meike Blatzheim
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