The Tempest

Ausgabe 17-07 (20. Juli 2015)

Editorial
Hall of Fame
Echo-Service
Neues aus der Buchszene
Autorenwissen
    “Frei wie ein Vogel im Käfig: Der freie Lektor”
von Jordan T. A. Wegberg
Schreib-Spiele
    “Von Leitern, Launen und Leichen”
    von Maike Frie
Spannung, der Unterleib der Literatur
    “Blut wie rot”
    Text: Runa Winacht und Maria G. Noel,
    Lektorat: Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
    “Vom Abenteuer, einen Roman zu schreiben” von Titus Müller
    besprochen von Gabi Neumayer
Frag den Experten für historische Romane
    (Titus Müller)
Frag den Experten für Verlagswesen
    (Bjørn Jagnow)

EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

unsere Marketingexpertin Maike Frie startet heute eine Artikelreihe,
die schon beim Lesen ungemein viel Spaß macht. Und noch viel mehr,
wenn man die witzigen, spannenden, hilfreichen Schreibspiele
nachspielt! In den nächsten Monaten stellt Maike Frie in der eigens
dafür geschaffenen Rubrik “Schreib-Spiele” alte und neue Spiele vor,
mit und ohne gekaufte Materialien - und mit vielen Tipps, damit
AutorInnen den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen können. Los geht es
in dieser Ausgabe mit den “Geschichtenwürfeln”.

Der Text zweier Autorinnen wird diesmal im Lektorat von Hans Peter
Roentgen analysiert. Wie kann man‘s noch besser machen? Hier erfahrt
ihr es.

Ein freier Lektor, was macht der eigentlich? Und wäre das auch was für
mich? Jordan T. A. Wegberg gewährt Einblicke in einen spannenden
Beruf.

Außerdem gibt es natürlich Tipps, Neues aus der Buchszene,
Expertenantworten, neue Ausschreibungen ... aber keinen Schreib-Kick.
Also: Schickt mir eure Schreibanregungen, damit wir die Rubrik
weiterführen können!

Der Tipp des Monats Juli, diesmal von
https://www.facebook.com/Literaturkaninchen:

     Moderne Leser sind ungeduldig. Der Anfang einer Geschichte
     sollte daher so fesselnd wie möglich sein. Beginne mit
     einer eskalierten Situation und einer Hauptfigur,
     die bereits unter Druck steht.

Auch denen, die keine Sommerferien haben, wünschen wir die eine oder
andere erquickende Schreib-Auszeit - zum Beispiel mit Maike Fries
Schreibspielen!

   Gabi Neumayer
   Chefredakteurin

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Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:

Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BIC: COKSDE33XXX
IBAN: DE23370502991142176163
Stichwort: "Beitrag 2015"

Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen “autorenforum”,
sondern nur auf “Jürgen Schloßmacher”!

Neu:  Ihr könnt jetzt auch über unsere Website
http://www.autorenforum.de direkt per Paypal überweisen!

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

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ISSN 1439-4669  Copyright 2015 autorenforum.de. Copyright- und
                Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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  INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

     Editorial
     Hall of Fame
     Echo-Service
     Neues aus der Buchszene
     Autorenwissen
         “Frei wie ein Vogel im Käfig: Der freie Lektor”
         von Jordan T. A. Wegberg
     Schreib-Spiele
         “Von Leitern, Launen und Leichen”
         von Maike Frie
     Spannung, der Unterleib der Literatur
         “Blut wie rot”
         Text: Runa Winacht und Maria G. Noel,                     
         Lektorat: Hans Peter Roentgen
     Buchbesprechung
         “Vom Abenteuer, einen Roman zu schreiben” von Titus Müller
         besprochen von Gabi Neumayer
     Frag den Experten für historische Romane
        (Titus Müller)
     Frag den Experten für Verlagswesen
        (Bjørn Jagnow)
     Impressum


TEIL 2:

     Veranstaltungen
     Ausschreibungen
     Publikationsmöglichkeiten
          mit Honorar
          ohne Honorar
     Seminare
     Messekalender
     Impressum


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HALL OF FAME:
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                             (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Die “Hall of Fame” zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: “Titel”, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: “Der Fall der falschen Meldung”, Hüstel Verlag 2015,
Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff “Hall of Fame” an
mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
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Stephanie Madea: “Gefährliche Hingabe - Kein Millionär für mich”,
bookshouse Verlag 2015, Romance. Romantischer, spannender Liebesroman
www.stephanie-madea.com

Stefan Havenstein: “Vierzig”, Schwarzkopf & Schwarzkopf 2015, Roman.
http://www.havenstein.org/index.php?/romane/vierzig/

Christian Jaksch: “Tim Robber-Jagd nach dem Inselschatz”, Südpol-
Verlag 2015, Kinderbuch. Spannendes Zeitreiseabenteuer nach
Schatzinsel-Manier

Marie-Luisa Sandt: “Schnee von gestern ...”, pdk Verlag 2015,
Liebesroman. Drama um Vergangenheitsbewältigung,
www.marieluisasandt.de

Eric Manz: “Der Tod spielt mit”. Verlag Federfrei 2015, Regionalkrimi.
Gruppeninspektor Felbers zweiter Fall. Auch als E-Book.

Michael Romahn: “Die Tote im Klosterpark”, MCE-Verlag 2014,
Kriminalroman. Eine Leseprobe und mehr gibt es hier: www.michael-
romahn.de

Gerwine Ogbuagu: "Lichtläufer”, Chili Verlag 2015, Historischer
Liebesroman


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ECHO-SERVICE:
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                           (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Gesucht wird ein Drehbuchautor-Rinn, für einen mehrteiligen
Abenteuerfilm nach einer Autobiografie “Machen ... und nicht labern”.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an mich: Flieger Horst,
mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.http://www.fliegerhorst-fromgermany.de 


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NEUES AUS DER BUCHSZENE:
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                         (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie
nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die
zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und
Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen
Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den
Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle
interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen -
natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
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+++++++++++++++++++++++++++++++
Interview / Gespräche / Autoren
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http://www.spiegel.de/kultur/literatur/game-of-thrones-autor-george-r-
r-martin-in-deutschland-a-1040107.html
George R. R. Martin, Autor der Vorlage von "Game of Thrones", besuchte
Hamburg und verriet etwas darüber, wie es in Westeros weitergeht.

http://www.boersenblatt.net/artikel-
_ein_miteinander_entwickeln_.974781.html
Stillstand? Dieses Wort kennt man bei der Bastei Lübbe AG nicht. Ein
Interview mit Vorstandschef Thomas Schierack.

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/vorabdruck-von-harper-lees-go-
set-a-watchman-veroeffentlicht-a-1043007.html
Ist Harper Lee doch kein One-Hit-Wonder? Jetzt wurde ein Kapitel ihres
“Wer die Nachtigall stört”-Vorgängerromans veröffentlicht.


++++++++++++++++++
Buchhandel & Markt
++++++++++++++++++

http://www.boersenblatt.net/artikel-
_vor_vollendete_tatsachen_gestellt_.974561.html
Mit der LesensArt-Buchhandlung von Rüdiger Wenk macht eine weitere
ehemalige Weltbild-Filiale dicht.

http://www.boersenblatt.net/artikel-
otto___sohn_positioniert_sich_gegen_die_konkurrenz_.974627.html
Thalia verlässt im August das Einkaufszentrum Haven Höövt in Bremen
und zieht mitten hinein in die Fußgängerzone. Wettbewerber Martin
Mader von Otto & Sohn sorgt jetzt schon vor: Er eröffnet nur zwei
Häuser weiter am 4. Juli einen Pop-up-Store.

http://www.boersenblatt.net/artikel-neues_shop-in-
shop_in_berlin.973199.html
Seit dem 27. Juni ist Zweitausendeins mit zwei Standorten in Berlin
vertreten.

http://www.boersenblatt.net/artikel-
kein_drittgeschaeft__keine_investitionen.992125.html
Die Sanierung der ehemaligen Logistiksparte von Weltbild kommt nicht
voran: Medienberichten zufolge soll ein Drittel der noch verbliebenen
450 Mitarbeiter gehen.

http://www.buchreport.de/nachrichten/nachrichten_detail/datum/2015/07/
10/gern-mehr-aber-die-
zeit.htm?no_cache=1&cHash=1ffdd568b1f1d2d9091e2c1792b649f6
Laut einer Allensbacher-Studie geht zwar geht die Zahl der
regelmäßigen Buchleser weiter zurück, nicht aber die Zahl der
Buchkäufer.


++++++++++++++
Preise/Awards
++++++++++++++

http://www.boersenblatt.net/artikel-
auszeichnung_des___rztinnenbundes_.986338.html
Andreas Steinhöfel wird mit dem diesjährigen Kinder- und
Jugendbuchpreis des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB) - der Silbernen
Feder - für sein Kinderbuch "Anders" (Königskinder) geehrt.

http://www.boersenblatt.net/artikel-kelag-
preis_an_valerie_fritsch.986404.html
Autorin Nora Gomringer hat den Bachmann-Preis gewonnen, der Kelag-
Preis ging an Valerie Fritsch, die auch den BKS-Publikumspreis mit
nach Hause nehmen konnte. Mit dem 3sat-Preis wurde Dana Grigorcea auf
den Bachmanntagen ausgezeichnet.

http://www.buchreport.de/nachrichten/buecher_autoren/buecher_autoren_n
achricht/datum/2015/07/09/auf-dem-zenit-seines-ruhms.htm
Die Zeit” widmet sich dem Büchner- und dem Bachmann-Preis.


+++++++
Verlage
+++++++

http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2
015/07/06/werbung-im-kopf.htm
Marketing ist längst nicht mehr Geschmackssache oder das Produkt von
Bauchgefühlen. Neuromarketing heißt die neue Disziplin.

http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2
015/07/06/prominenter-aderlass.htm
Prominenter Aderlass: Der SPIEGEL über den Wechsel von Hanser-Autoren.

http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2
015/07/17/mit-mehrwert-und-literarischen-qualitaeten.htm
Der Carl Hanser Verlag stellt die Weichen neu. Hanser-Sachbuchchef
Christian Koth über Chancen und Perspektiven.

http://www.boersenblatt.net/artikel-
__sterreichisches_traditionshaus_in_neuen_haenden_.993637.html
Der Residenz-Verlag hat einen neuen Eigentümer: Peter Daniell Porsche.


+++++++++++++++++++++++
Flatrate / Onleihe /Abo
+++++++++++++++++++++++

http://www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/201
5/07/16/ein-download-pro-monat.htm
Der Online-Buchhändler bücher.de erweitert sein Angebot um ein
Hörbuch-Abo für digitale Hörbücher. 15.000 Titel sind zum Start
verfügbar, die im Tolino-System verwaltet werden können.


+++++++++++
Amazon & Co
+++++++++++

Tagesschau.de
Schriftsteller-Verband zu Amazon-Vergütung: “Katastrophe für die
Literaturlandschaft."

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-digital-
debatte/internet-vordenker-jaron-lanier-im-gespraech-13679623.html
Weshalb unterwerfen wir uns Online-Konzernen wie Facebook, Amazon oder
Google freiwillig? Jaron Lanier über die freundlichen und unheimlichen
Großmächte von Silicon Valley.


++++++++++++++
Selfpublishing
++++++++++++++

http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2
015/06/18/250000-selfpublishing-novitaeten-im-jahr-2017.htm
Wie groß ist der deutsche Selfpublishing-Markt? Und wie entwickelt er
sich?

http://www.boersenblatt.net/artikel-indiebook.de_legt_los.975143.html
Pünktlich zum Sommeranfang ging Indiebook.de an den Start, ein Portal
für unabhängige Verlage und Buchhandlungen.


+++++++++++++
International
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http://www.buchreport.de/nachrichten/online/online_nachricht/datum/201
5/06/24/buecher-per-voegelchen.htm
Penguin Random House verkauft Bücher über Twitter.

http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2
015/06/16/wie-gross-ist-der-markt-der-indies.htm
Wie groß ist der Markt der Indies in den USA, GB und Deutschland?
Selfpublishing jedenfalls wächst und wächst.


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AUTORENWISSEN:
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            “Frei wie ein Vogel im Käfig: Der freie Lektor”
                        von Jordan T. A. Wegberg


          Das Berufsbild des freien Lektors

Was ein Verlagslektor so macht, davon haben die meisten Schreibenden
eine ungefähre Vorstellung. Wenn du eigene Verlagsveröffentlichungen
vorweisen kannst, dann weißt du: Verlagslektoren sind die Leute, die
dein geniales Manuskript (a) unbegreiflicherweise abgelehnt, (b) in
stromlinienförmigen Mainstream-Mist verwandelt oder (c)
verdientermaßen zu einem Bestseller gemacht haben. Aber was hat es
eigentlich mit den sogenannten freien Lektoren auf sich? Was machen
sie, und wozu braucht man sie?


         Wie wird man freier Lektor?

Lektor kann man weder lernen noch studieren, man wird es einfach.
Jeder kann sich Lektor nennen, die Bezeichnung ist nicht geschützt.
Das ist einer der Gründe, warum es “den” freien Lektor nicht gibt,
sondern nur einen bunten Haufen von mehr oder weniger belesenen
Menschen, die ihr Brot, ihre Butter oder beides verdienen, indem sie
“irgendwas mit Texten” machen.

Ein Großteil der freien Lektoren hat eine akademische, meist eine
geisteswissenschaftliche Ausbildung und ist auf verschlungenen Wegen
in die Printmedienbranche geraten. Viele haben schon während des
Studiums als Manuskriptgutachter, Korrekturleser oder
Aushilfsredakteure gearbeitet. Da man als Geisteswissenschaftler von
finanzstarken Weltkonzernen nicht unbedingt mit Jobangeboten bedrängt
wird, liegt es nahe, dass man die karge Zeit nach dem Studium mit dem
überbrückt, was einem auch vorher schon das Überleben gesichert hat -
nur dass man jetzt noch ein bisschen mehr davon tun muss.

Und wenn es Freude macht und man sich im Laufe der Jahre eine gute
Fachkenntnis angeeignet hat, dann nennt man sich irgendwann “freier
Lektor” und hat nun zwar immer noch keine Festanstellung, keine
soziale Absicherung und keinen Rentenanspruch, aber wenigstens einen
Beruf.


          Wie kommt der freie Lektor an Aufträge?

Freie Lektoren werden nicht über Stelleninserate gesucht und brauchen
auch nicht in Jobbörsen auf Arbeit zu hoffen. Ihren Kundenkreis müssen
sie sich aus eigener Kraft schaffen - indem sie gerade zu Anfang
unablässig Werbung, Selbstmarketing und Netzwerkpflege betreiben,
ausnahmslos jeden Job annehmen, immer ein bisschen vor der
vereinbarten Abgabefrist fertig werden, weit über ihre tatsächliche
Aufgabe hinausdenken und sich auf Honorare einlassen, für die ein
Taxifahrer nicht mal den Zündschlüssel drehen würde.

Später - so nach vier, fünf Jahren - kann es dann hilfreich sein, sich
zu spezialisieren. Häufig ergibt sich das von ganz alleine, denn als
freier Lektor wird man, sofern man gut und zuverlässig arbeitet, im
Kundenkreis herumgereicht - man bleibt also in der Branche.

Das alles ist anstrengend und wenig lukrativ, aber: Der freie Lektor
darf den ganzen Tag lesen und wird sogar noch dafür bezahlt. Er hat
keine mobbenden Chefs und Kollegen. Er kann sich seine Zeit frei
einteilen. Er braucht nicht zwei Stunden täglich zum Arbeitsplatz und
wieder zurück zu fahren. Er kann selbst entscheiden, ob er einen
Auftrag annimmt oder nicht, und er legt auch selbst den Preis dafür
fest. Um sich selbständig zu machen, sind fast keine Investitionen
nötig, und er kann seine Arbeit praktisch überall auf der Welt
erledigen - am Küchentisch ebenso wie auf Tahiti.


          Was kann ein freier Lektor?

Die vielleicht wichtigste Voraussetzung eines freien Lektors ist -
abgesehen von der Fachkompetenz - eine eiserne Disziplin. Wer es nicht
schafft, täglich mindestens acht Stunden am Bildschirm zu sitzen und
private Ablenkungen strikt von seinem Arbeitsplatz fernzuhalten, der
kann als freier Lektor nicht erfolgreich werden.

Außerdem ist das lebenslange Lernen in diesem Beruf mehr als ein
Schlagwort. Mit jedem neuen Auftrag muss der freie Lektor seinen
geistigen Horizont erweitern. Er muss ein Gefühl dafür bekommen, wo
ein Goethe-Zitat irrtümlich Schiller zugeschrieben wird, wo in einem
Hyperlink ein Punkt fehlt und wo ein Accent anstelle eines Apostrophs
verwendet wurde. Er muss wissen, wie man wissenschaftlich korrekt
zitiert, ob hinter dem Schrägstrich ein Leerzeichen kommt, was
Zwiebelfische sind und wie sich Rabindranat Thakur richtig schreibt.
Und wenn er im letzten Drittel des Manuskripts das Wort “Online-
Handel” liest, muss er sich augenblicklich daran erinnern, dass das
auf Seite 5 aber “Onlinehandel” geschrieben wurde.  

Freie Lektoren sind Allrounder, die sich nicht nur in ihrem Fachgebiet
auskennen, sondern auch eine umfassende Allgemeinbildung haben, über
perfekte Orthografie-, Grammatik- und Interpunktionskenntnisse
verfügen, alle Regeln der Typografie beherrschen, in den gängigsten
Textverarbeitungs- und Grafikprogrammen zu Hause sind, die Abläufe bei
der Herstellung von Druckerzeugnissen kennen, eine Art fotografisches
Gedächtnis besitzen und mehrere Fremdsprachen lesen können.

Weil es so lange dauert, bis man sich als freier Lektor einen Ruf und
die notwendige Fachkompetenz erworben hat, kann es nützlich sein,
nebenbei noch andere Einnahmequellen zu erschließen. Der freie Lektor
entscheidet selbst, wie viel Zeit er seiner Lektorentätigkeit widmet.
Er sollte allerdings damit rechnen, dass Kunden ihn erbarmungslos von
der Liste streichen, wenn er zwei- oder dreimal in Folge einen Auftrag
ablehnen muss.


          Wer braucht einen freien Lektor?

Ein freier Lektor wird nur selten für Buchverlage arbeiten, und selbst
wenn er den Fuß in die Tür der Publikumsverlage kriegt, heißt das noch
lange nicht, dass er nun seine geliebten Kriminalromane lektorieren
darf. Der eingangs erwähnte Verlagslektor schickt ihm
Manuskriptdateien, die er bis zur Druckreife bearbeiten muss, und zwar
innerhalb wahnwitziger Fristen (jeden Abgabetermin, der nicht in der
Vergangenheit liegt, darf man als großzügig bemessen betrachten). Auf
die Themen hat er - besonders bei Belletristik - keinerlei Einfluss.

Größere PR-Agenturen beschäftigen ebenfalls freie Lektoren. Prospekte,
Kataloge, Broschüren, Einladungen, Zeitschriften, Newsletter und
Bedienungsanleitungen müssen sowohl orthografisch und grammatikalisch
als auch inhaltlich und grafisch makellos sein, denn die Auftraggeber
zahlen dafür schließlich viel Geld.

Für Selfpublisher sind freie Lektoren ein echtes Marketinginstrument.
Da die Selbermacher keiner Qualitätskontrolle unterliegen, tummeln
sich hier zahlreiche Dilettanten, die dem Ruf der Branche nicht gerade
förderlich sind. Wer sein Manuskript von einem guten freien Lektor
überarbeiten lässt, ehe er es für die Öffentlichkeit hochlädt, wird
sich wohltuend von der unlektorierten breiten Masse abheben - und das
schlägt sich spürbar in höheren Verkaufszahlen und besseren
Bewertungen nieder.

Auch die klassischen Printverlage stehen einem gut aufbereiteten
Manuskript viel aufgeschlossener gegenüber. Freie Lektoren kennen die
branchenüblichen Anforderungen bei Formatierung und Gestaltung,
entdecken Wiederholungen, logische Widersprüche oder Stilmängel und
können Autoren darüber hinaus oft auch beraten, welche Verlage denn
für dieses Romandebüt oder jenes Sachbuchthema geeignete
Ansprechpartner wären.

Grundsätzlich sollte alles, was für eine Veröffentlichung vorgesehen
ist, ein Mal über den Tisch eines Lektors gewandert sein. Selbst
erfahrene Autoren sind oft überrascht, wie viel mehr ein freier Lektor
aus ihren Texten herausholen kann. Natürlich kostet das Geld. Und
natürlich kannst du selbst gut schreiben und kennst dich mit der neuen
Rechtschreibung aus. Aber du bezahlst ja auch deinen Friseur, obwohl
du selbst fließendes Wasser und eine Schere im Haus hast.

Die bescheidene Investition in ein gutes Lektorat kann ausschlaggebend
für den Erfolg eines Manuskripts sein, an dem du Monate oder Jahre
gearbeitet hast.

                   **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Jordan T. A. Wegberg studierte Germanistik und Anglistik sowie
Literaturvermittlung und Medienpraxis. Seit über 20 Jahren arbeitet er
als freier Lektor für Verlage, Agenturen und Autoren. Für seine Romane
und Kurzgeschichten wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Im
September erscheint sein sechster Roman “Grenzverletzungen”.
http://www.tawegberg.de


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SCHREIB-SPIELE:
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                   “Von Leitern, Launen und Leichen”
                            von Maike Frie
 
Was haben stürzende Schlangen und gebildete Würfel mit Leichen im
Keller zu tun? Sie alle gehören zu meinen kreativen Schreibspielen.
Denn mit spielerischen Ansätzen die Kreativität hervorzulocken, das
funktioniert wunderbar.

Es gibt viele Bücher zum Kreativen Schreiben - über Theorien, darüber,
wie es mehr oder weniger berühmte Autoren selbst angehen, und über
Anstöße, mit denen sich das weiße Blatt füllen lässt. Einige
Schreibanregungen tauchen immer wieder auf, weil sie so naheliegend
und gut umzusetzen sind: einen Text zu einem Bildmotiv schreiben oder
eine Geschichte aus einem vorgegebenen Anfangssatz entwickeln oder ...
Abseits der vielfach beschrittenen Wege gibt es eine Reihe von
weiteren Schreibimpulsen, die man zum Beispiel in der Abwandlung von
klassischen Kinderspielen oder in speziell entwickelten
Geschichtenerzähl-Materialien findet. Solche Impulse setze ich gerne
in meinen Schreibwerkstätten ein.

Außerdem unterrichte ich Norwegisch. Auch dazu gibt es eine große
Menge Literatur. Wie man Vokabeln übt, wie man die Teilnehmern zum
Sprechen bewegen kann ...

Mein drittes Fachgebiet als Dozentin ist die Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit. Da geht es meistens weniger spielerisch zu,
aber auch hier lockern Übungen die eher trockene Theorie auf und
helfen den Teilnehmern ,die Erkenntnisse auf ihre eigenen
Fragestellungen anzuwenden.

Am spannendsten finde ich es, Methoden und Anregungen aus allen
Bereichen miteinander zu kombinieren. In den kommenden Tempest-
Ausgaben stelle ich eine Reihe von Spielen vor: von der Idee über die
benötigten Materialien bis zu Beispielen und Erfahrungen aus der
Praxis. Viel Spaß beim Ausprobieren!
 

          Geschichtenwürfel

9 Würfel, 54 Bilder, 10.000.000+ Kombinationen, unendliche
Geschichtenvielfalt! - So preist der Hersteller Rory seine “Story
Cubes” an. Im handlichen, stabilen Karton kommen neun
normalspielformatige Würfel daher, auf deren Seiten jeweils ein Bild
zu sehen ist. Damit kann man einzeln oder in der Gruppe Geschichten
erzählen oder diese Würfel als Schreibanregung nutzen.

Ein Spieler würfelt, schaut sich seine Bilder-Ergebnisse an und
beginnt, den Mitspielern eine Geschichte zu erzählen, indem er ein
Würfelbild aussucht. Dann nimmt er einen anderen Würfel seiner Wahl,
ordnet dieses Bild in seine Geschichte ein und erzählt weiter. Und so
immer weiter. Danach folgt der nächste Spieler mit seinem Wurf und
seiner Geschichte.

Ein Beispiel: “Viktor bückt sich. Im Schein seiner TASCHENLAMPE
glitzert etwas. Mit seinen nackten ZEHEN streicht er ein paar
Grashalme zur Seite. Wenn er seine HÄNDE doch nur benutzen könnte!”

Ob in jedem Satz ein Würfelbild auftaucht oder es eine sehr lange
Geschichte wird - da sollte man keine engen Vorgaben setzen. Das
variiert oft von Gruppe zu Gruppe und auch von Wurf zu Wurf. Was auf
den Bildern zu sehen ist, sollte man ebenfalls nicht zu eng auslegen,
damit der Erzählfluss nicht stockt. Ich habe den Begriff “Zehen”
gewählt, obwohl auf dem Würfelbild eigentlich ein Fußabdruck zu sehen
ist. Das kann man natürlich auch als Fuß, Quadratlatschen oder sogar
Baby nehmen, weil ein Fußabdruck häufig in Geburtsanzeigen verwendet
wird.


Spiel-Varianten
...............

Damit es nicht langweilig wird, gibt es beinahe unzählige
Variationsmöglichkeiten. Zum Beispiel kann man gemeinsam an einer
Geschichte basteln: Derjenige, der gewürfelt hat, wählt das erste Bild
aus und beginnt mit dem Erzählen. Der nächste Spieler wählt das zweite
Bild aus und setzt die Geschichte so fort, wie sie ihm gerade
einfällt. Dann folgt der dritte Spieler und so fort. Man kann auch an
einer Fortsetzungsgeschichte arbeiten: Der erste Spieler “verbraucht”
alle seine neun Bilder, dann würfelt der nächste Spieler und setzt mit
seinen neun Bildern die Geschichte fort usw. Als “Geschichtenmeister”
bezeichnet der Hersteller die Variante, in der man seine Geschichte
erzählt, ohne die konkreten Motive auf den Bildern zu nennen. Dabei
sollen die Mitspieler erraten, um welches Motiv es gerade geht, und
dieses herauspicken.


Die Sets
........
Von Rory?s gibt es verschiedene Würfelsets. Das orangefarbene Set ist
ein Grundset, in dem sich Bilder wie Apfel, Lupe, Brief, Brunnen,
Schloss, Buch, Schatten, Blitz, Schildkröte, Baum oder Turm befinden.
Damit lässt es sich gut spielen. Dann gibt es ein grünes Set unter dem
Schlagwort “Voyages”. Dieses zeigt ebenfalls 54 gegenständliche
Bilder, zum Beispiel Kelch, Helm, Note, Leiter, Axt, Berge, Truhe,
Wolke, Schlange. Es lässt sich ebenso wie das orangefarbene Set gut
allein verwenden. Außerdem gibt es ein blaues Set unter dem Stichwort
“Action”. Das soll besonders gut zum Sprachtraining für Kinder
geeignet sein, weil es nur Bilder mit Figuren bei bestimmten
Tätigkeiten zeigt. Man ist also gezwungen, Menschen in Aktion zu
zeigen, also viele Verben zu benutzen -- klettern, fallen, graben,
weinen, reden usw. --, allerdings auch Richtungspfeile oder springende
Bälle. Das führt beinahe automatisch zu einer längeren, aktiv
erzählten Geschichte, ist aber als einzelnes Grundspiel nicht ganz so
leicht anzuwenden. Im Zusammenspiel mit dem orangefarbenen oder
Grundset ist es allerdings prima geeignet, weil diese genau
gegensätzlich sehr Gegenstand-lastig sind.

Zusätzlich gibt es noch kleine Päckchen mit jeweils drei Würfel zu
Spezialthemen, “Verzaubert”, “Urzeit”, “Ärzte”, “Volltreffer”
(Fußball), “Spurensuche” und “Intergalaktisch”. Diese kleinen Sets
sind nicht so gut dafür geeignet, sie allein zu benutzen, sondern eher
in Kombination mit einem der großen Sets.

Je mehr Würfel es werden, desto länger wird selbstverständlich auch
die Erzählrunde. Ein wenig aufpassen muss man, dass die
Vorüberlegungen zur Auswahl, mit welchem Würfel weitererzählt wird,
nicht zu lang werden; deshalb sollte man beim Einsatz mehrerer Sets
eventuell nicht alle Würfel verwenden, sondern eine (willkürliche)
Auswahl treffen. Die Sets mit neun Würfeln kosten um die 12 Euro, die
kleinen 3 bis 8 Euro.


Praxistest
..........
Ich habe diese Geschichtenwürfel sowohl in Erwachsenengruppen als auch
in Schülergruppen ausprobiert, und sie funktionieren in allen
Altersschichten gleich gut. Kinder sind schnell bei der Sache, weil
diese Art des Geschichtenerzählens einen spielerischen Einstieg
bildet, und Erwachsene können sich ebenfalls gut darauf einlassen,
weil Würfelspiele nicht zu kindlich sind.

Nach dem mündlichen Erzählen lassen sich die entstandenen Geschichten
gut weiternutzen. Entweder nimmt man das Erzählen nur als
Einstiegsrunde, würfelt dann erneut, und jeder schreibt still eine
Geschichte zu den neuen Bildern. Das kann sehr spannend sein, was für
unterschiedliche Texte  aus denselben Motivanregungen entstehen (die
Reihenfolge der Würfel kann man vorher wahlweise festlegen oder
nicht). Möglich ist auch, dass die Geschichte, die zuvor gemeinsam
erzählt wurde, anschließend gemeinsam oder einzeln niedergeschrieben
wird. Auch dabei können sehr spannende unterschiedliche Ergebnisse
herauskommen, je nachdem, woran sich jeder noch gut erinnert bzw. was
den Einzelnen wichtig scheint.


Anregungen zum Weiterspinnen
............................
Unter http://www.storycubes.com findet man - auf Englisch - Beispiele
für visualisierte Geschichten. Darunter sind richtige Kunstwerke mit
gezeichneten Bildfolgen, hineinkopierten Fotos von Würfeln,
Textstücken und ganze Comics. Außerdem gibt es dort eine App, das
gesamte Sortiment, Videobeispiele zu den Spielen, einen Blog und
weitere Anregungen. Es gibt auch noch einige andere Anbieter für
Geschichtenwürfel, zum Beispiel mit Einstiegssätzen oder Stichwörtern.
Dazu habe ich bisher allerdings nur etwas auf Englisch gefunden -
vielleicht mag ja mal jemand basteltechnisch aktiv werden?

Im nächsten Tempest geht es weiter mit einem anderen Erzähl-
/Schreibspiel - und nicht immer braucht man gekaufte Materialien!

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Maike Frie, Münsteranerin von 1976 mit Skandinavien-Begeisterung; nach
Stationen in Oslo und Hamburg heimgekehrt; tätig als Dozentin,
Texterin, Lektorin und Mutter; bietet für Autoren Korrektorat,
Lektorat und Manuskriptberatung sowie ein Seminarprogramm zum
Kreativen Schreiben - mehr unter http://www.skriving.de.


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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                             (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
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                            “Blut wie rot”
                  Text: Runa Winacht und Maria G. Noel
                    Lektorat: Hans Peter Roentgen

Bumm, bumm. Dumpfe Schläge an der Haustür. Wie Donner, plötzlich und
unvermutet.
Erschrocken sprang Adela auf, so abrupt, dass ihr die Stopfarbeit aus
den Händen glitt. Obwohl es beileibe nichts Neues war, dass ihr Vater
spätabends oder nachts Besuch bekam, erschrak sie doch jedes Mal bis
ins Mark. Einen Moment war ihr dann, als würde der Leibhaftige vor der
Tür stehen. Oder Schlimmeres.
Dabei war es immer nur späte Kundschaft. Hier in Krumau schien es
Sitte zu sein, zu nachtschlafender Zeit den Zimmerer zu rufen. Adela
schüttelte den Kopf. Heute ging es ja gerade noch, aber letzte Woche,
da war Vater aus dem Bett geholt worden. Und obwohl es weit nach
Mitternacht gewesen war, hatte er sofort gehen müssen. Wie immer, wenn
es nachts klopfte. Zur Baustelle, war stets seine Begründung, da
stimme etwas nicht. Was mochten das nur für Baustellen sein, die nicht
bis zum nächsten Tag warten konnten?
Adela lief zur Tür, zog sie einen Spalt auf. Vater, eine Lampe in der
Hand, eilte bereits wort- und blicklos an ihr vorüber. Er hatte sie
also nicht bemerkt. Nun mutiger, huschte sie in den Flur und drückte
sich in eine kleine Nische.
“Wer ist da?”
“M-mach auf, Zim-mmerer”, drang es von draußen herein. “Wir b-brauchen
d-dich.”
Vater schob den Riegel zurück und öffnete die Tür. “Schmied? Schon
wieder?”
Adela reckte den Kopf. Doch der Besucher stand außerhalb des des
kleinen Lichtkreises. Sie konnte nur erkennen, dass er groß war,
ungeschlacht, und etwas, wahrscheinlich seinen Hut, nervös in den
Händen drehte.
“'F-ferdl, s-s hat wieder ein' d-derwischt”, stotterte er. “D-drüben,
an der alten B-blut-b-buche.”
Wovon sprach der Mann? Adela trat aus der Nische, um besser sehen und
hören zu können. Die alte Blutbuche - war das nicht der Baum ganz vorn
in der Moldaubiegung? Dessen ausladende Zweige fast das Wasser
berührten?
“Wen diesmal?”
Vaters Stimme fuhr durch ihre Gedanken wie ein Messer durch weiches
Schmalz.
“Den G-gerbergsell vom B-breinauer. P-paul H-haas heißt er. Jetzt b-
brauchen sie dich mit d-deim W-werkzeug, haben's g'sagt.”
Adela atmete nicht mehr. Jede Faser ihres Körpers angespannt,
versuchte sie, über ihr plötzlich losrasendes Herz hinweg zu
verstehen, wovon der Mann redete. Ganz sicher nicht von einer
Baustelle. Davon abgesehen, dass sie den Platz kannte, wo die
Blutbuche stand. Ringsum nur Wiese und die Moldau. Keine Gebäude.
Außerdem klang der stotternde Mann so gar nicht danach, als bräuchte
er die Hilfe eines Handwerkers.
“Du w-weißt ja, es muss sch-schnell g'macht w-wern. Also k-komm g-
gleich mit.”
“Ich hole meine Sachen.”
Kaum waren Vaters Worte verklungen, kamen schon seine eiligen Schritte
heran. Direkt auf sie zu.
Keine Zeit, sich zu verbergen. “Vater, was ist denn?” Adela starrte
ihm entgegen. “Warum wirst du mitten in der Nacht fortgerufen?”
“Zimmererarbeit, wie immer. Geh zu Bett, Mädchen.” Vater stob an ihr
vorbei, hinter die Treppe, in seine Werkstatt. Doch schon einen Moment
später kam er wieder. Beladen mit einem schwer scheinenden Sack. Der
musste griffbereit hinter der Tür gestanden haben. Adela beschloss,
gleich morgen die Werkstatt danach abzusuchen.
“Geh zu Bett”, wiederholte er. “Das hier ist nichts für dich.”
“Vater!” Ihr Ruf war nicht einmal zur Hälfte Verzweiflung. Der weitaus
größere Teil davon war Enttäuschung darüber, dass er ihr nichts sagte.
Keine Erklärung, kein noch so kleines Wort, was denn so
Geheimnisvolles vor sich ging, dass es auf der Stelle erledigt werden
musste.
Ohne sie weiter zu beachten, eilte Vaters schmale Gestalt neben dem
grobschlächtigen Schmied die Gasse hinab.
“Was ist mit diesem Paul Haas?”, schrie sie in trotziger Aufwallung
hinterher.
Mit durchschlagendem Erfolg, wie sie sogleich feststellen konnte. Der
Vater blieb abrupt stehen, wandte sich um, kam dann sogar ein paar
Schritte heran. “Adela, ich habe keine Wahl. Wenn du klug bist - und
ich weiß, das bist du, also, sei es bitte auch jetzt - geh ins Zimmer
und bete einen Rosenkranz für mich. Versprichst du mir das?” Er
wartete ihre Antwort nicht ab, lief schon wieder los. Aber nur, um
sich vor der Ecke ein letztes Mal umzuwenden: “Verschließe die Türen
und - lass den Knoblauch hängen!” Er winkte ungeduldig, verharrte, bis
sie sich in Bewegung setzte. Erst dann verschwand er endgültig.
Weisungsgemäß verriegelte Adela die Tür. Dabei fiel ihr Blick auf den
daran hängenden Kranz aus Knoblauchkraut und -knollen. Knoblauch und
Rosenkranz. Beides, hatte Vater ihr soeben aufgetragen, sollte sie
nutzen. Beides schützte - gegen Vampire.
Das war es. Darüber wurde in letzter Zeit reichlich gemunkelt. Nicht,
dass Adela schon mal einen gesehen hätte, aber sie wusste immerhin,
dass Vampire zur Geisterstunde um Mitternacht aus ihren Gräbern
stiegen und auf Jagd gingen. Um ihren Durst zu stillen - ihren Durst
nach Menschenblut.
Schlagartig wurde ihr kalt. Fürchtete Vater, da draußen könnten
Vampire sein? Hier, mitten in Krumau?
Hastig riss sie die Lade auf, holte ihren Rosenkranz heraus, schlang
ihn um ihre Rechte und umfasste das kleine Kreuz ganz fest. Doch statt
zu beten, überlegte sie: Was hatte Vater mit Vampiren zu tun? Was
hatte er in dem Sack davongetragen? Und wer war dieser Paul Haas?
Erst als die Lade bereits geschlossen war, wurde ihr bewusst, was sie
soeben gesehen hatten, und sie riss die Schublade wieder auf.
Tatsächlich! Da lag der Rosenkranz des Vaters.
Er war da draußen - schutzlos? Oder bestand doch keine Gefahr durch
Vampire - und er hatte nur vorsorglich gewarnt?
Den Entschluss fällte Adela sehr plötzlich. Sie würde selbst
nachsehen, was los war. Der vergessene Rosenkranz war der allerbeste
Vorwand dafür, den würde sie Vater bringen. Und ihr drohte schließlich
keine Gefahr. Mit seinem und ihrem eigenen war sie sogar doppelt
geschützt. Schnell hängte sie sich den großen, aus dunklen Holzperlen
bestehenden Rosenkranz des Vaters um den Hals, schlang sich ihr Tuch
um die Schultern und lief hinaus, den Männern hinterher. Zur
Blutbuche, hatte der Schmied gesagt.
 
Am leicht bewölkten Sternenhimmel stand eine schmale Mondsichel, und
so konnte Adela den Weg nur schlecht erkennen. Aber sie musste ja
lediglich ein Stück die Fischergasse entlang. Dort vorn, direkt in der
Flussbiegung, stand die Blutbuche, alt und knorrig.
Jaulend zogen unheimliche Laute durch die Nacht und machten Adela
frieren. Mit stockendem Atem blieb sie stehen, unwillkürlich folgten
ihre Augen den Geräuschen, blieben schließlich am Schloss hängen.
Warum musste die Fürstin ausgerechnet Wölfe halten? So nah! Adela zog
das Tuch enger um sich und eilte weiter. Die Bestien dort oben waren
eingesperrt. Was sie nicht davon abhielt, Nacht für Nacht den Mond
anzuheulen.
“Jahuuuuu!” Diesmal jaulte es von der anderen Seite, nicht vom
Schloss. Gleichzeitig schob sich eine Wolke vor den Mond. Es wurde
finster.
Adela begann zu rennen. Das mussten wilde Wölfe sein, die vom Geheul
der Schlosswölfe angelockt worden waren. Die wilden kamen für
gewöhnlich nicht in die Stadt. Im Winter vielleicht. Aber jetzt, im
Oktober ...
“Au!” Der Schlag war urplötzlich gekommen. Von vorn.
Adela zuckte rückwärts weg, als sie den Peitschenhieb ins Gesicht
spürte. Ein Angriff! Sie flüchtete zur Seite.
Aber da, der nächste Hieb, quer über die Stirn.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                   Lektorat von Hans Peter Roentgen

Ein Zimmerer wird mitten in der Nacht aus dem Haus gerufen, und seine
Tochter wundert sich, was das für eine merkwürdige Baustelle ist, die
in der Nacht seine Aufmerksamkeit erfordert. Sie schleicht ihrem Vater
nach. Und dann heulen Wölfe. Wilde Wölfe ...
 
Spannende Geschichte, finde ich. Auch wenn es mittlerweile mehr als
genug Vampirgeschichten gibt. Eigentlich wissen wir das doch alles,
die Kreuze, der Knoblauch, und um Mitternacht steigen sie aus ihren
Gräbern.
 
Dennoch wirkt die Geschichte. Zum einen wissen wir nicht wirklich, was
der Zimmerer damit zu tun hat. Soll er die Vampire erledigen? Aber
wieso muss er dann zu Blutbuche und nicht auf den Friedhof? Oder ist
er gar einer von ihnen, der die Kollegen Blutsauger nächtens
unterstützt?
 
Der Autor erzählt einfach seine Geschichte, erklärt nichts weiter. Wir
gehen mit der Tochter mit, erleben, was sie erlebt. Was es mit dem
Schloss auf sich hat, welche Rolle die Tochter sonst im Haushalt
spielt, wer alles sonst noch im Haushalt lebt, nichts davon wird uns
erklärt. Wir erleben die Handlung. Was das alles bedeutet, müssen wir
uns selbst überlegen. Und da wir nicht wissen können, ob das, was wir
vermuten, was wir uns zusammenreimen, denn stimmt, deshalb müssen wir
weiterlesen.
 
Ist Ihnen das Stottern aufgefallen? Dass der nächtliche Besucher
stottert, unterstreicht, wie sehr er außer sich ist. Es gibt obendrein
der Stimme eine eigene Note, wie wissen immer sofort, dass hier der
Besucher spricht:

.....
Den G-gerbergsell vom B-breinauer. P-paul H-haas heißt er. Jetzt b-
brauchen sie dich mit d-deim W-werkzeug, haben's g'sagt.
.....
 
So weit, so gut. Aber da ich nun mal fürs Meckern zuständig bin,
möchte ich einzelne Stellen anmerken, die man nachbessern sollte.
Feinputz eben.
 
 
          Bilder müssen passen

“Vaters Stimme fuhr durch ihre Gedanken wie ein Messer durch weiches
Schmalz.” Da passt das Bild nicht. Die Stimme fährt wie ein Messer
durch ihre Gedanken? Eine Stimme kann die Gedanken unterbrechen, aber
kann nicht durch sie hindurchfahren wie ein Messer. Mich stört dieses
Bild, ich würde den Satz streichen. Oder umformulieren:
.....
Vaters Stimme unterbrach ihre Gedanken.
.....
 
Später atmet Adela nicht mehr, dafür rast ihr Herz los:

.....
“Adela atmete nicht mehr. Jede Faser ihres Körpers angespannt,
versuchte sie, über ihr plötzlich losrasendes Herz hinweg zu
verstehen, wovon der Mann redete. Ganz sicher nicht von einer
Baustelle.”
.....
 
Wer nicht mehr atmet, ist tot. Gemeint ist, dass sie den Atem anhält -
aber das ist etwas anderes als gar nicht mehr zu atmen. Und wohin rast
das Herz? Auch diese beiden Bilder passen nicht, verwirren deshalb den
Leser. Vielleicht einfacher und treffender:
.....
Adela hielt die Luft an. Jede Faser ihres Körpers angespannt,
versuchte sie zu verstehen, wovon der Mann redete. Ganz sicher nicht
von einer Baustelle.
.....
 
Natürlich soll man neue Bilder wählen, natürlich sind “Sie hielt die
Luft an” oder: “Jede Faser ihres Körpers angespannt” keine
Musterbeispiele origineller Bilder. Aber zu viele ungewöhnliche Bilder
können auch von der Geschichte ablenken. Manchmal muss man eben die
gewöhnliche Formulierung wählen, die jeder kennt.
 
 
          Wortwahl

Gerade in angespannten Szenen sollte man ruhige, schwache Verben durch
aktive ersetzen, die das Tempo deutlicher darstellen. “Kommen” ist ein
eher schwaches Verb, das eine ruhige Fortbewegung bezeichnet:

.....
“Kaum waren Vaters Worte verklungen, kamen schon seine eiligen
Schritte heran. Direkt auf sie zu.”
.....

Besser wäre es, “eilen” zu schreiben, dann benötigt man das Adjektiv
(“eilige” Schritte) nicht mehr:

.....
Kaum waren Vaters Worte verklungen, eilten schon seine Schritte heran.
Direkt auf sie zu.
.....
 
Auch der Ruf, der zum weitaus größeren Teil Enttäuschung war,
verwirrt:
 
.....
“‘Vater!‘ Ihr Ruf war nicht einmal zur Hälfte Verzweiflung. Der
weitaus größere Teil davon war Enttäuschung darüber, dass er ihr
nichts sagte. Keine Erklärung, kein noch so kleines Wort, was denn so
Geheimnisvolles vor sich ging, dass es auf der Stelle erledigt werden
musste.”
.....
 
Besser ist es, den Leser die Enttäuschung direkt erleben zu lassen.

.....
“Vater!” Warum sagte er ihr denn nichts? Keine Erklärung, kein noch so
kleines Wort, was denn so Geheimnisvolles vor sich ging, dass es auf
der Stelle erledigt werden musste.
.....
 
“Machen” ist ein Verb, das wenig aussagt, und das gilt auch in dem
folgenden Satz:

.....
“Jaulend zogen unheimliche Laute durch die Nacht und machten Adela
frieren.”
.....
 
Da wäre “... und ließen Adela frieren” besser. Oder alternativ: “...
und Adela zog ihr Tuch enger um die Schultern”.
 
 
          Übergenaue Formulierungen
 
Manchmal kann ein Autor auch zu genau schreiben: “Beladen mit einem
schwer scheinenden Sack.”
 
Natürlich kann die Heldin nicht wissen, ob der Sack tatsächlich schwer
ist. Er scheint nur schwer zu sein. Dennoch fände ich es besser, hier
einfach festzustellen: “Beladen mit einem schweren Sack.”
 
Auch Ortsangaben muss man nicht zu genau formulieren:

.....
“Weisungsgemäß verriegelte Adela die Tür. Dabei fiel ihr Blick auf den
daran hängenden Kranz aus Knoblauchkraut und -knollen.”
.....
 
Wenn Adela beim Schließen der Tür der Knoblauch auffällt, dann liegt
nahe, dass der an der Tür hängt. Die Partizipialkonstruktion “auf den
daran hängenden Kranz” klingt obendrein nicht sehr elegant.
Dementsprechen würde reichen: “Dabei fiel ihr Blick auf den Kranz aus
Knoblauchkraut und -knollen.”
 
 
          Weniger ist mehr

Gedankenstriche sind wirkungsvolle Gliederungsmittel. Aber wie mit
allen Mittel sollte man auch dabei mit der Dosierung vorsichtig sein:

.....
“Er war da draußen - schutzlos? Oder bestand doch keine Gefahr durch
Vampire - und er hatte nur vorsorglich gewarnt?”
.....
 
Der letzte Gedankenstrich ist gar nicht nötig, und ohne ihn würde der
erste besser wirken:

.....
Er war da draußen - schutzlos? Oder bestand doch keine Gefahr durch
Vampire und er hatte nur vorsorglich gewarnt?
.....

 
          Lieblingswörter

Zählen Sie einmal, wie oft “plötzlich” im Text vorkommt. An einigen
Stellen passt es. Hier aber sicher nicht:

.....
“Den Entschluss fällte Adela sehr plötzlich. Sie würde selbst
nachsehen, was los war. Der vergessene Rosenkranz war der allerbeste
Vorwand dafür, den würde sie Vater bringen.”
.....
 
Den ganzen Satz über den plötzlichen Beschluss könnte man weglassen.
Denn die Sätze danach stellen klar, dass sie jetzt einen Beschluss
fasst. Soll dennoch betont werden, dass sie es beschließt, kann man
das ans Ende des Satzes stellen. Denn entscheidend ist, WAS sie
beschließt:

.....
Sie würde nachsehen, was los war, beschloss sie. Der vergessene
Rosenkranz war der allerbeste Vorwand dafür, den würde sie Vater
bringen.
.....
 
 
          Widersprüche

Der Sternenhimmel und die Mondsichel lassen den Leser vermuten: Es
dürfte sich um eine helle Nacht handeln. Aber der zweite Teil dieses
Satzes sagt etwas anderes:

.....
“Am leicht bewölkten Sternenhimmel stand eine schmale Mondsichel, und
so konnte Adela den Weg nur schlecht erkennen.”
.....
 
Nach meiner Erfahrung reichen eine schmale Mondsichel und ein klarer
Sternenhimmel aus, um in der Nacht einen Weg zu erkennen. Will man
deutlich machen, dass die Sichel wirklich kein Licht gibt, würde ich
das durch “nur” betonen. Ich weiß, “nur” ist eines dieser Füllwörter,
die Autoren meist besser streichen sollten. Doch manchmal haben auch
Füllwörter eine Funktion, und hier könnte man die nutzen: das “nur” in
den ersten Satzteil stellen und im zweiten streichen. Denn dort ist es
überflüssig.

.....
Am leicht bewölkten Sternenhimmel stand nur eine schmale Mondsichel,
und so konnte Adela den Weg schlecht erkennen.
 .....
 

          Genaue Schilderung

.....
“‘Au!‘ Der Schlag war urplötzlich gekommen. Von vorn.
Adela zuckte rückwärts weg, als sie den Peitschenhieb ins Gesicht
spürte. Ein Angriff! Sie flüchtete zur Seite.
Aber da, der nächste Hieb, quer über die Stirn.”
.....
 
Sie spürt den Schlag, dann “zuckt” sie zurück? Das passt nicht
richtig. Und der Schlag “war gekommen”, das klingt etwas sehr harmlos.
Der Sprung ins Plusquamperfekt macht es auch nicht besser. Und dass es
sich um einen Angriff handelt, muss man dem Leser nicht extra sagen.
Vielleicht besser so:

.....
“Au!” Der Schlag kam urplötzlich. Von vorn.
Adela warf sich zur Seite, als ihr der Peitschenhieb die Backe
aufriss.
Der nächste Hieb traf sie quer über die Stirn.
.....
 
Doch alle meine Mäkeleien ändern nichts daran, dass es sich meiner
Meinung nach um einen spannenden Einstieg in eine Geschichte handelt.

[Blut wie rot von Runa Winacht und Maria G. Noel wird im September
2015 erscheinen.]

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist der Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge, "Drei Seiten für ein Exposé" und
“Schreiben ist nichts für Feiglinge”. Außerdem hält er Schreibkurse
und lektoriert. Anfang des Jahres ist sein neuer Ratgeber “Spannung -
der Unterleib der Literatur" erschienen.


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BUCHBESPRECHUNG:
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                             (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


      “Vom Abenteuer, einen Roman zu schreiben” von Titus Müller
                     besprochen von Gabi Neumayer

Seit vierzehn Jahren arbeitet Titus Müller - den Tempest-LeserInnen
als langjähriger Experte für historische Romane bekannt - als
hauptberuflicher Autor. Wer ihn schon einmal bei einem Vortrag oder
Workshop erlebt hat, wird sich nicht wundern: Auch in Buchform bringt
er unterhaltsam, prägnant und ungemein sympathisch auf den Punkt,
worauf es beim Schreiben ankommt. Sein Buch beginnt mit Selbstbildern
und Selbstzweifeln:

“Ich schweige und starre wütend vor mich hin. Lena fragt mich, was los
ist, und ich erkläre ihr, dass aus dem aktuellen Romanprojekt nichts
werden wird, niemals, und dass ich eigentlich gar nicht schrieben
kann. Ich weiß genau: Jetzt ist es zu Ende mit dem Autorenberuf. Die
ganze Zeit habe ich mich durchgemogelt und so getan, als könnte ich
Geschichten erzählen. Aber damit ist nun Schluss. Ich werde mir einen
anderen Job suchen müssen.
Lena sagt: ‚Das hast du bei jedem Roman.‘“

Wem das bekannt vorkommt, der ist kein Einzelfall: Allen AutorInnen
geht es immer wieder mal so, auch wenn sie schon x-mal bewiesen haben,
dass sie es sehr wohl können. Aber wie zähmt man nun einen wilden
Roman, wie macht man ihn so gut, wie man nur kann - und das trotz
Selbstzweifeln, Aufschieberitis, kreativen Ablenkungsstrategien ...?
Titus Müller erzählt darüber, wie man Spannung erzeugt, wie das
Überarbeiten funktioniert, wie man sich seinen Figuren nähert und
auch, wie das mit dem Veröffentlichen aussieht und wie man Werbung für
sein Buch machen kann.

Das Außergewöhnliche an diesem Buch sind jedoch nicht diese Themen; zu
denen gibt es in vielen anderen Ratgebern auch eine Menge nachzulesen.
Das Besondere ist, dass es Titus Müller gelingt, durch die Schilderung
seiner ganz persönlichen Vorgehensweise (inklusive seiner eigenen
kontraproduktiven Anwandlungen) tatsächlich einen Einblick zu geben in
das, was einen fortgeschrittenen Autor ausmacht. Dabei geht es nicht
um technische Tricks, die man sich anlesen könnte. Es sind vielmehr
aus Erfahrung und durch ganz viel Schreiben entstandene Einsichten.
Jede/r AutorIn hat natürlich eigene Erfahrungen mit dem Schreiben -
aber sie sind alle individuell, und normalerweise scheitert man daran,
wenn man AnfängerInnen vermitteln will, was man über die Jahre gelernt
hat.

Eben das ist das große Verdienst von Titus Müller: Er macht genau das,
was eigentlich unbeschreiblich ist, anschaulich. Indem er von sich
ausgeht und sehr präzise und schonungslos seine Erfahrungen schildert.
Die Interviews mit anderen erfolgreichen AutorInnen (Andreas Eschbach,
Rebecca Gablé, Kai Meyer) unterstreichen diese Erfahrungen und machen
sie noch einmal aus anderen Blickwinkeln verstehbar.

Lasst euch nicht abschrecken: Diese Rezension ist sehr viel
umständlicher und trockener geworden als dieses leichte, vergnügliche
und doch so enorm wertvolle Buch. Für alle AnfängerInnen ein Muss -
und für erfahrene AutorInnen fast noch mehr!


Titus Müller: “Vom Abenteuer, einen Roman zu schreiben”, erweiterte
und überarbeitete Ausgabe 2015, 160 Seiten, 9,99 Euro, epubli,
kostenlose Leseprobe:
http://www.titusmueller.de/Titus_Mueller_Abenteuer_Romanschreiben_Lese
probe.pdf. Titus Müller versendet das Buch versandkostenfrei.
Bestellung mit Angabe der Adresse an:
mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:     
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


 Drehbuch: Oliver Pautsch
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 Fandom: Thomas Kohlschmidt
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 Fantasy: Stefanie Bense
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 Heftroman: Arndt Ellmer
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 Historischer Roman: Titus Müller
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 Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik
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 Kriminalistik: Kajo Lang
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 Lyrik: Martina Weber
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 Marketing: Maike Frie
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 Recherche: Barbara Ellermeier
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 Plotten: Kathrin Lange
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 Sachbuch: Gabi Neumayer
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 Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss
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 Schreibgruppen: Ute Hacker
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 Schreibhandwerk: Ute Hacker
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 Science-Fiction: Andreas Eschbach
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 Verlagswesen: Bjørn Jagnow
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Experten-Special:
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Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt  
- thematisch sortiert und aktualisiert:

"Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book,
2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
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            Stefanie Bense (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Frage:
Ich schreibe gerade an einem Fantasy-Roman (Low-Fantasy), der zwar in
einer eigenen Welt mit verschiedenen Kulturen (alle weitgehend
menschlich) spielt, sich aber was Technik, Waffen, Kleidung etc. an
das europäische und orientalische Mittelalter anlehnt.

Zuerst wollte ich keinen Zeit-Bezug zu der "realen Welt" herstellen,
doch dann fingen meine Probleme an ... Ich habe mich an einen Experten
für mittelalterliche Kampftechniken, Waffen und Ausrüstung gewendet,
um meine Kampfszenen authentisch darstellen zu können und wurde dabei
darauf hingewiesen, dass diese Dinge sich alle gegenseitig beeinflusst
haben bzw. bedingen. (Schutzkleidung eines Soldaten z. B. stimmt in
ihren Materialien und Stärke damit überein, welche Waffen und
Techniken zu der Zeit gebräuchlich waren [...].

Also habe ich mich auf 1200 n. Chr. festgelegt, um hier einen
detaillierten, authentischen Vergleich für meinen Roman zu haben. Nur
stehe ich jetzt vor dem Problem, dass es zu der Zeit noch keine solche
Kutschen, Kleider, oder Schiffstypen gab, wie ich mir diese für meine
Geschichte vorgestellt habe ...

Und darum hier auch meine Frage: [...] Müssen alle Details in sich
stimmig sein, oder kann eine Fantasy-Welt auch Überschneidungen aus
verschiedenen Jahrhunderten in sich vereinen, ohne "unglaubwürdig" zu
werden? (Z. B. Kriegsführung angelehnt an 1200 n. Chr., Kutsche und
Schiffsbau annähernd wie um 1600 n. Chr. und Kleidung ähnlich wie 1800
n. Chr) Oder bin ich da zu detailversessen? Oder ist das einfach
Geschmachsache?


Antwort:
Ich finde es gut, wenn du recherchierst, um deine Fantasy-Welt so
detailliert und “authentisch” wie möglich zu machen. Aber frage dich
bitte: Was ist für deine Story wichtig? Was könntest du auf keinen
Fall streichen? Was würde die Story zerstören, falls es fehlte?

Wenn z. B. Kampfhandlungen, Schlachten und Soldatenleben wesentliche
Elemente deiner Story sind, dann musst du darin auch möglichst
“farbig” bzw. detailliert sein, damit der Leser / die Leserin das
Gefühl bekommt, in diese Szenen einzutauchen. Fast, als wäre er / sie
wirklich dabei. Falls aber die Soldateska nur am Rande vorkommt,
benötigst du auch kaum Details. Daher gilt - wie bei so vielem: So
viel wie nötig, so wenig wie möglich.
 
Bei Low Fantasy, Sword & Sorcery, also den Storys um (einsame) Helden,
die die Welt retten müssen und sich natürlichen und / oder magischen
Gegnern stellen, wird Kampf sicherlich eine große Rolle spielen. Es
sei denn, dein Held ist ein Trickster, einer, der die Probleme eher
mit dem Kopf als mit dem Schwert löst. Also wird dein Held / deine
Heldin sich viel mit Waffen etc. beschäftigen. Das schließt Kleidung,
Bewegungen, Gerüche, Schmecken, Gefühle etc. ein. Wie fühlt sich z. B.
eine fremde Waffe in der Hand an im Gegensatz zur eigenen? Gibt es
magische Waffen? Kann er / sie Waffen herstellen oder ist er / sie auf
Lieferungen angewiesen? Aber es schließt auch Grundsätze ein: Gibt es
einen Ehrenkodex im Kampf, oder kämpft man ggf. auch unfair? Was
passiert mit den Gefallenen? Welchen Stellenwert haben Söldner,
Berufssoldaten, Einzelkämpfer, technische Ausstattung?
 
Die Details müssen natürlich im Rahmen der Story-Logik (!) in sich
stimmig sein. Nur, weil um 1200 n. Chr. die für die Story benötigte
Kutschen-Version noch nicht existierte, musst du sie nicht weglassen.
Du schreibst doch Fantasy und keinen historischen Roman. In letzterem
muss natürlich weitestgehend die historische Genauigkeit gepflegt
werden; dort gefederte Barockkutschen fahren zu lassen, wäre ein
grober Anachronismus. Aber Fantasy bietet ja gerade die Freiheit,
nicht historisch korrekt sein zu müssen. Denk nur an Steampunk, in dem
moderne Technik mit dem viktorianischen Zeitalter verknüpft wird.
 
Details stark an historische Gegebenheiten verschiedener Zeitalter
anzugleichen und dann zu mischen birgt zwei große Gefahren. Zum einen
verleitet es dazu, sich möglichst genau an die Details zu halten, also
ist man weniger frei mit seiner Phantasie unterwegs. Zum anderen
können Details sich “beißen”, sich gegenseitig ausschließen. Jemand,
der ein Motorrad zur Verfügung hat, wird keinen Meldereiter mehr
entsenden, es sei denn, das Gelände erfordert es.

Ich weiß, das ist ein grobes Beispiel, aber ich kenne mich zu wenig in
den von dir genannten Zeitschienen aus, um ein treffenderes Beispiel
zu finden. Heißt: Du musst dich sehr gut in allen drei Zeitebenen
auskennen, um solche Logikfehler zu vermeiden. Mag sein, dass der
Leser nicht gleich den Finger darauf legen kann, aber solche Fehler
holen ihn meist aus der Geschichte. Und bedenke auch Konsequenzen:
Wenn im Schiffsbau im 19. Jahrhundert sich das Trockendock durchsetzte
(vorher baute man am Strand), dann hat das Auswirkungen auf
Hafengestaltung, Strandgestaltung, Materialflüsse etc. Wenn ein
Propeller als Antrieb dient (ab 1850), wenn vernieteter Stahl das
Eisen ersetzt (ab 1890), wenn Tanker gebaut werden können - dann hat
das Einfluss nicht nur auf den Umgang mit Schiffen und Schiffsbau,
sondern auch im Alltag, z. B. bei Waffen.
 
Daher frage dich unbedingt zunächst: Welche von deinen Details
benötigst du unbedingt für die Story? Was könnte wegfallen, ohne die
Story zu behindern? Was ist storybedingend? Darauf solltest du dein
Augenmerk richten. Alles andere kannst du für die Story passend
erfinden.

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Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover und Emden, gibt
Schreibkurse und schreibt an ihrem fünften Roman.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
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           Bjørn Jagnow (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Frage:
[...] bin ich dabei, ein Fachbuch/Sachbuch (was ist eigentlich der
genaue Unterschied?) zu schreiben. Ich werde das Buch anschließend
auch in meinen Trainings und Seminaren verwenden. Die Gliederung steht
so weit, und in den nächsten Tagen werde ich das Exposé verfassen, um
in weiterer Folge dann an diverse Verlage zwecks Veröffentlichung
heranzutreten. Ich stehe vor folgenden Herausforderungen:
 
-- Schutz meines geistigen Eigentums: Ich hätte natürlich gerne einen
Personenkreis, die mir sozusagen als Sparringpartner zur Verfügung
stehen und mir regelmäßig Feedback geben, inwieweit ich mit meinem
Werk überhaupt auf dem richtigen Weg bin. [...] Jetzt weiß ich
natürlich nicht, wie ich z. B. mein Exposé schützen kann, nämlich
davor, dass es sich jmd. klaut und selber ein Buch darüber
veröffentlicht bzw. dann später überhaupt Inhalte von mir unter seinem
Namen veröffentlicht. [...] Lasse ich ihn vorab etwas unterschreiben,
oder wie könnte ich das am Besten angehen und mich schützen, oder
würdet ihr mir davon abraten? Welche anderen Möglichkeiten habe ich,
zu einem inhaltlichen Sparring zu kommen?

-- Expose:  Wie konkret werde ich denn bei meinem Exposé? Es gibt zwar
eine Gliederung / Struktur, wie das Buch aufgebaut sein soll,
allerdings bin ich mir sicher, dass sich beim Schreiben durch weiteres
Lesen und Recherche noch das eine oder andere ändern wird. [...]
Inwieweit ist das ein Problem? Oder muss ich vor dem Loslegen schon
alles recherchiert haben, was ich danach auch niederschreiben will?
[...]

-- Angenommen, kein Verlag will mein Buch veröffentlichen, welche
alternativen Möglichkeiten habe ich dann?


Antwort:
Das Urheberrecht schützt Texte, aber keine Ideen. Wenn ein Testleser
aus einem Manuskript eine Idee entnimmt und damit einen eigenen Text
schreibt, ist das urheberrechtlich zulässig. Wenn er den Text
abschreibt, ist es verboten und führt zu Schadensersatz bzw.
Honorarzahlungen. Man kann natürlich mit Testlesern einen Vertrag
aufsetzen, der es verbietet, zum gleichen Thema innerhalb einer
gewissen Zeit ein eigenes Werk zu veröffentlichen - aber wenn es dann
doch passiert, dann hat dieser Vertrag wenig Wirkung (es sei denn, es
wurde eine Vertragsstrafe definiert). Ob man mit solchen Verträgen
dann überhaupt noch Testleser finden kann, ist eine andere Frage.

Das Exposé sollte so konkret wie möglich sein. Wenn ein Verlag diesem
Exposé zustimmt und einen Vertrag abschließt, sollten Abweichungen vom
Exposé auch immer mit dem Verlag besprochen werden. Andernfalls könnte
der Verlag der Ansicht sein, dass das finale Manuskript nicht das ist,
worauf man sich geeinigt hatte.

Wenn man keinen Verlag findet, gibt es inzwischen zahlreiche
Möglichkeiten zum Selbstverlag. Das reicht von der Möglichkeit, eine
Auflage zu drucken und selbst über Buchhandlungen oder direkt an Leser
zu vertreiben, über Print-on-Demand (es wird nur gedruckt, wenn
bestellt wurde) bis zu elektronischer Selbstveröffentlichung. Die
Bandbreite der Optionen übersteigt den Umfang dessen, was in einer E-
Mail zusammengefasst werden kann - allerdings gibt es viele Quellen,
die man online finden kann. Für konkrete Detailfragen stehe ich gerne
wieder zur Verfügung.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und
Buchhändler. Unter http://bjoernjagnow.blogspot.com/ bloggt er über
die Zukunft der Medien, über Rollenspiele und andere Themen.


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