The Tempest

Ausgabe 16-08 (20. August 2014)

    Editorial
    Hall of Fame
    Schreib-Kick
    Lesetipps
    Interview mit Nina George
    Spannung, der Unterleib der Literatur
        "Valerie leistet erste Hilfe"
        Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
    Verlagsportrait
        "Verlag Torsten Low"
    Frag den Experten für Verlagswesen
        (Bjørn Jagnow)

EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

dieser Sommer-Tempest enthält zwar nicht viele Beiträge, aber er ist
darum nicht kürzer als sonst. Ein Grund: das ausführliche Interview,
das Ursula Schmid-Spreer mit Bestsellerautorin Nina George geführt
hat. Lang, aber sehr spannend und aufschlussreich!

Jede Menge lernen kann man auch aus Hans Peter Roentgens neuem
Spannungslektorat und aus Björn Jagnows Expertenantwort. Und wer
zwischendurch einfach mal Surfen will oder eine kleine handwerkliche
Übung einlegen, der wird bei den Lesetipps und dem Schreib-Kick
fündig. Neue Ausschreibungen und Seminare gibt‘s natürlich auch - wie
gewohnt im zweiten Teil des Tempest.

Der Tipp des Monats August, diesmal von
http://www.writingforward.com/blog:

    You can make an outline before, during, or after you finish
    your rough draft. An outline is not necessary, nor is it written
    in stone, but it can provide you with a roadmap, and that is
    a mighty powerful tool to have at your disposal.

Einen schönen Restsommer (auch Regen kann ja inspirierend sein ...)
wünscht euch

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:

Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BIC: COKSDE33XXX
IBAN: DE23370502991142176163
Stichwort: "Beitrag 2014"

Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum",
sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"!

Neu:  Ihr könnt jetzt auch über unsere Website
http://www.autorenforum.de direkt per Paypal überweisen!

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

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ISSN 1439-4669  Copyright 2014 autorenforum.de. Copyright- und
               Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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 INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

    Editorial
    Hall of Fame
    Schreib-Kick
    Lesetipps
    Interview mit Nina George
    Spannung, der Unterleib der Literatur
        "Valerie leistet erste Hilfe"
        Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
    Verlagsportrait
        "Verlag Torsten Low"
    Frag den Experten für Verlagswesen
        (Bjørn Jagnow)
    Impressum


TEIL 2:

    Veranstaltungen
    Ausschreibungen
    Publikationsmöglichkeiten
         mit Honorar
         ohne Honorar
    Seminare
    Messekalender
    Impressum


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HALL OF FAME:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,
Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an
redaktion at team pt autorenforum pt de.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Thomas Breuer: "Leander und die alten Meister", Leda-Verlag 2014,
Krimi / Thriller

Meike Schwagmann/Christiane Gref: "Die Seelenwärter", Gmeiner Verlag
2014, historischer Medizinthriller. Obskure Irrenforschung anno 1805.
Ein Student ermittelt

Kirsten Wulf: "Tanz der Tarantel", Kiepenheuer & Witsch 2014, Apulien-
Krimi. http://www.kirstenwulf.com

Maria Caviglia: "verfolgt", Printsystem Medienverlag 2014, Karibik-
Krimi. 2 Mädchen geraten unschuldig in den Belizer Drogenhorror

Irmgard Braun: "Nie wieder tot - Mord am Gardasee", Bergverlag Rother
2014, Krimi. Mord im Kletterer-Mlieu, www.irmgard-braun.de

Monika Heil: "Einfacher Einsatz - doppeltes Spiel" satzweiss/chichily
2014, Krimi. Kaputte Ehe, Intrige, Betrug, Mord. - Der Ausgang?
Ungewiss


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SCHREIB-KICK:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den August, diesmal von Jennifer Schreiner:

Luftschloss
...........
1. Zeichne ein Luftschloss (mit möglichst vielen Einzelheiten).
2. Beschreibe einem Freund in einem Brief, was bei einem Rundgang
durch dein Luftschloss alles zu sehen ist und was z. B. Kinder in den
verschiedenen Räumen tun können. Schreibe so verlockend, dass er/sie,
dich bald besuchen möchte.


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LESETIPPS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


http://www.rollingstone.com/movies/news/george-r-r-martin-the-rolling-
stone-interview-20140423?page=2
Ein spannendes Interview mit Bestseller-Autor George R. R. Martin.

+++++

http://thewritelife.com/the-worst-ways-to-begin-your-novel-advice-
from-literary-agents/
Wer nicht sofort auf dem "Abgelehnt"-Stapel bei einem Agenten (oder
Verlag) landen möchte, sollte die hier beschriebenen Manuskriptanfänge
tunlichst vermeiden.


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INTERVIEW:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


           "Schreib für die Geschichte, nicht für das Ego"
                      Interview mit Nina George

Nina George (40) ist Bestsellerautorin und Journalistin. Sie hat unter
ihrem Klarnamen und mehreren Pseudonymen wie etwa Anne West, Nina
Kramer und Jean Bagnol bisher 26 Romane, Thriller, Krimis und
Sachbücher veröffentlicht.


Ursula Schmid-Spreer: Zu Beginn gleich die Standardfrage: Wie kamst du
zum Schreiben? Gab es eine "Initialzündung"?

Nina George: Lass uns das Wort "Schreiben" auseinandernehmen; denn es
gibt zu viele Sorten davon.

Ich vergleiche "das Schreiben" gern mit Musizieren. Am Anfang klimpert
man autodidaktisch herum, entscheidet sich, wenn man merkt, dass da
noch Luft nach oben ist, Unterricht zu nehmen (oder bewusst dagegen),
und irgendwann folgt der Entscheidungsmoment, ob die Musik zum Beruf
wird oder für das eigene Seelenheil ganz privat und wenig zeitintensiv
bleiben soll.

So ähnlich war auch meine Schreib-Biographie: Am Anfang war das
autobiographische Schreiben, das Tagebuch, das ich mit elf Jahren
begonnen habe. Es half mir, herauszufinden, was ich denke und welche
Regeln ich für mich suchen und finden wollte.

Ich habe dann das fiktionale Schreiben aus einem "Herumklimpern"-
Impuls am 14. November 1987 begonnen - das war der Tag, an dem ich aus
Frust, weil mir auch nix Aufregendes in meinem Kaff Bad Pyrmont
passierte, meine Teenager-Tagebücher auftunte. Streng
autobiographische Aufzeichnungen mit Ereignissen erweiterte, die ich
so nicht gehabt hatte. Ich habe quasi ein besseres Ich erfunden, eine
junge Frau, die schlagfertiger, aufregender und weltgewandter ist als
ich Pummel und wahnsinnig spannende Dinge mit supertollen Leuten
erlebt. Ich habe geübt, so überzeugend zu lügen, dass sich meine
Tagebücher irgendwann wie Geschichten lasen und ich mehr und mehr
Storys schrieb und nie mehr Tagebuch.

Bis ich 18 war, habe ich mich autodidaktisch weitergebildet, sehr viel
über Erzähltheorie gelesen und mich an Kurzgeschichten, Theaterstücken
und Romanfragmenten versucht. In den späten 80er Jahren waren Kurse
für lernwillige Schriftstellerinnen in spe nicht a la mode, im
Gegenteil: Es galt der Irrglaube, Sprachtalent, Erzählkunst und "Das
Schreiben" fielen vom Himmel und direkt in sorgsam ausgewählte
Personen hinein. Wenn man sich outete und Interesse am Autorinnenberuf
äußerte, lief man Gefahr, als eingebildet da zu stehen, denn: Hält die
sich etwa für eine von den Auserwählten?

Hielt ich mich überhaupt nicht. Ich war niemand. Mir machte es nur
Spaß, Geschichten zu erfinden mit Personen, die "jemand" waren.

Nach der mit 19 bewusst getroffenen Entscheidung - was will ich
werden: Schauspielerin, Restaurantchefin oder doch lieber Autorin? -
habe ich professionelles Schreiben ab Ende 1992 gelernt. Da wurde ich
Jungredakteurin bei der bekanntlich wahnsinnig hochintellektuellen
Zeitschrift "Penthouse" in München.

Dort habe ich vieles gelernt, was eine künftige Berufsautorin braucht:
Konzentriert, genau und unter Zeitdruck und Lärm arbeiten. Recherche,
Wortwitz, die Essenz der Dinge erfassen und wiedererzählen.
Textaufbau, Szeneneinstiege, Sinnesintensität in den Text bringen. Und
vor allem: Nicht für mich schreiben. Sondern für einen Empfänger. Das
war die wichtigste Regel: Schreib nicht für dein Ego, sondern verführe
die Lesenden.


USS: Was unsere Leser immer interessiert: Wie hast du auch noch einen
Verlag gefunden? Und wie lange hat die Suche gedauert?

NG: Ich habe mein erstes Buch zwischen 1993 und 1995 geschrieben ohne
dass ich die Absicht hatte, daraus überhaupt eine Veröffentlichung zu
machen oder mich mit Verlagssuche auseinanderzusetzen. Als ich dann
auf einmal nach zweieinhalb Jahren dreimal die Woche nach Feierabend
350 Seiten da stehen hatte, fragte ich mal vorsichtig rum, was man
denn mit dem Zeug so machen kann. Ein Kollege aus Düsseldorf riet mir:
"Nimm dir einen Agenten, der zeigt das Verlagen."

"Nimm dir einen Agenten", na, prima, es war das Jahr 1995 und
Literaturagenten so exotisch wie Geheimagenten! Ich fand durch den
kundigen Kollegen dann den Agenten und heutigen Antiquar Albert
Sellner, der mein erstes Buch innerhalb von zwei Wochen verkaufte,
sogar mit einer kleinen Auktion zwischen zwei Verlagen.

1997 erschien dann bei Knaur unter dem Pseudonym Anne West "Gute
Mädchen tun’s im Bett, böse überall". Es verkauft sich noch heute mit
einem unglaublich langen Retail.


USS: Glaubst du, dass man heute ohne Agent überhaupt noch eine Chance
hat, im Verlagswesen unterzukommen? Arbeitest du mit einem Agenten
zusammen?

NG: Ja, sicher! - und: Nein, nur sehr, sehr schwer.

Zur Nein-Begründung: 80 Prozent (!!!!) aller erschienenen
Belletristiktitel auf dem deutschen Markt seit 2003 wurden von
Agenturen vermittelt. Der Grund: Wir sind zu viele Leute, die sich um
zu wenig klassische freie "Roman-Programmplätze" bewerben.  Es gibt
9.000 praktizierende SchriftstellerInnen in Deutschland, respektive
43.000 Wort-Arbeiter, die bei der KSK gemeldet sind - also womöglich
sowohl Schriftstellende als auch Journalisten, PR-Texter,
Drehbuchautoren usw., und jeder schielt mehr oder weniger nach dem
engen Buchmarkt.

Dagegen stehen etwa 2.200 Verlage, die 12.000 deutschsprachige
Neuerscheinungen belletristischer Art (Romane) im Jahr herausbringen
(und 13.000 Übersetzungen, also 25.000 neue Romane / Jahr).
Das sind 2.000 neue Romane im Monat, davon nur eintausend
deutschsprachige Originalausgaben.

Um diese tausend Stellen bewerben wir uns also, die etablierten
AutorInnen wie die Neu- und ungezählten Debüt-AutorInnen, wir
WortarbeiterInnen, irgendetwas zwischen 9.000 und 40.000 Zehnfinger-
Malocher.

Bei einem Marktführer-Verlag wie "meinem" Droemer Knaur Verlag werden
450 Bücher im Jahr publiziert, davon ca. 150 bis 180 Romane,
Neuerscheinungen wie auch Taschenbuchausgaben. Droemer Knaur hat
bereits viele etablierte AutorInnen, die auch nach einem Flop nicht
gleich geschasst werden, sondern noch ein bis zwei weitere Versuche
frei haben. Also mindestens zwei Saisons, in denen auch kein
Debütautor diesen Programmplatz einnimmt.

Unverlangt eingesandte Manuskripte im Jahr erhält Droemer Knaur:
6.000. Sechstausend Körbeweise Seiten, die kein Mensch wirklich liest.

Also heißt das für die meisten: Bewerbung bei einer etablierten
Literaturagentur, mit Exposé und Probeseiten. Agenturen übernehmen
Akquise, Verhandlung und Vertragliches und werden im Erfolgsfall mit
15 % von Vorschuss und Tantiemen entlohnt.

Manche arbeiten inhaltlich am Manuskript, andere spezialisieren sich
auf Verhandlungen oder bestimmte Genres. Einen famosen Überblick
bieten u. a. die Uschtrin-Autoren-Handbücher oder das Montségur
Autorenforum.

Doch auch die literarischen Agenturen sind heute oft schon dicht mit
AutorInnen; wo früher Tore offen standen, um Talente zu entdecken,
sind sie nun zu Fensterchen geworden, durch die man sich selbst oft
nur mit Empfehlung hineinquetschen kann.

Fazit: Auch AgentInnen sind Gatekeeper, die einen Markt bewachen, der
oft massenkompatible Ware bevorzugt. Das spricht gegen das Konzept.

Zur Ja-Begründung: Mehr AutorInnen, als man ahnt, haben auch einen
ganz eigenen Weg, wie sie zum Verlag - oder der zu ihnen - gekommen
sind. Sie haben einen Förderpreis gewonnen, und ein Verlag findet das
spannend. Sie haben an Schreibwettbewerben im Internet teilgenommen,
und ein freischaffender Lektor oder Agent meint: Da geht noch mehr!
Sie haben sich aber mit Texten profiliert (Radio, Festschrift,
Theater) und werden angesprochen, ob sie nicht mal was Größeres
könnten? Sie gewinnen bei einem Kurzkrimiwettbewerb, und der Gewinn
ist ein Vertrag.

Und natürlich: Sie haben sich selbst (online) publiziert oder, wie
Nele Neuhaus, als BOD und POD, und wurden im Nachhinein von den
Verlagen eingekauft.

Und: Wir haben 2014. Die Möglichkeiten, sich unabhängig von Verlagen
und Agenturen zu publizieren, sind immens.

Jetzt das Aber: Aber wer "Veröffentlichen" mit "Schreiben"
gleichsetzt, wer "Publizieren" und die Möglichkeiten des Publizieren
mit Schriftstellerei verwechselt, der hat die Kunst des Erzählens
nicht begriffen. Bei mehr und mehr AutorInnen ist es zum Glück seit
den 80er Jahren angekommen, dass gute Bücher auch ein gutes Lektorat,
Korrektorat und saubere Dramaturgie benötigen. Keine Musen-Jury
entscheidet, in wen sie das Talent plumpsen lassen - nein, jeder kann
Erzählen lernen.
Und am Anfang jedes Erfolges steht eine gute Geschichte, ganz gleich
ob der Erfolg über Verlag, Agentur, Amazon oder einen Wettbewerb
führt.


USS: Du bietest zum Beispiel in der Akademie der edition oberkassel
Kurse an. Welche Kurse sind das genau? Lernst du eigentlich auch etwas
dabei, wenn du diese Kurse gibst?

NG: Ja, auch bei eo-Kassel, Schwerpunkt Figuren-Ensembles und Figuren-
Kabinette, aber auch im Literaturhotel Franzosenhohl oder dem
Literaturbüro Unna. Meine Kernthemen sind Erotika und
Figurenentwicklung.

Ich lerne immer was von meinen Schülern - denn jeder hat ja seinen
ganz eigenen Erfahrungskoffer dabei.


USS: Was bedeutet dir das Schreiben?

NG: Es ist das Zentrum meines Seins.


USS: Du hast mit dem Schreiben von erotischen Büchern begonnen. Waren
das Romane oder eher mehr Sachbücher oder eine Mischung von beiden?

NG: Erzählende Sachbücher, die mit Geschichten, Kolumnen oder
humorvoll erzählten Kapiteln über alle Facetten von Sexualität,
Erotik, Verführung, verlieben, jahrzehntelanger Partnerschaft,
Fantasie, Abgründe, Weiblichkeit, Religion ... berichteten.

Meine Stärke ist, dass ich nicht (ver)urteile. Und dass ich deutlich
werden kann, ohne rot zu werden. Oh, und man muss sehr viel lachen bei
den erzählenden Sachbüchern ...

Die erotischen Kurzgeschichten sind abgründig und dunkel. Ich mochte
es, herauszufinden, was der sexuelle Schatten in den Menschen ist.


USS: Vom erotischen Buch zum Krimi / Thriller und von da aus zum
"Lavendelzimmer". Ein ganz schöner Sprung. Wolltest du einfach was
Neues ausprobieren?

NG: Für diesen Sprung habe ich 21 Jahre gebraucht, ich glaube, das
nennt sich wohl überlegt ... Ernsthaft: Ich habe von 1997 bis 2009
hauptsächlich Anne-West-Werke geschrieben. Ab 2008 habe ich mir jedoch
bewusst vorgenommen, die nächsten fünf Jahre konzentriert auf
Belletristik zu gehen. Zwei Romane waren Flops, trotz inhaltlicher
Stärken und famoser Kritiken, und zwei Roman-Erfolge - das
"Lavendelzimmer" hat inzwischen die 270.000 geknackt und seine 25
Übersetzungen. Auch die Bagnolkrimis mit Jo Kramer zusammen sind aus
dieser Entscheidung entstanden: Ich will mehr Romane schreiben!

Aber: Ich wusste nicht, was "mein" Belletristikgenre ist. Ich komme
aus der Kürze, als Reporterin kann ich alles, was bis zu 12.000
Anschläge lang ist, blind. Aber 600.000 Anschläge lang?

Ich habe mich und das, was ich erzählen kann und will, gesucht; harter
Thriller, weiche Frauenthemen - das war es alles nicht. Dann landete
ich bei der "Mondspielerin". So etwas wird etwas sperrig
"Entwicklungsroman" genannt; es sind Geschichten von Leuten, die
werden, was sie wirklich sind, die sich selbst entdecken, auf einer
klassischen "Lebensreise". Und ich wusste endlich, was ich wirklich
gern schreibe und wofür ich ein Talent habe: Von Menschen erzählen und
wie sie herausfinden, wer sie sind, was sie drauf haben und wo ihr
Platz zum Atmen ist.


USS: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit deinen Lektoren?

NG: Eng! Ich habe das Glück, Andrea Müller als Lektorin zu haben. Sie
ist eine Meisterin der gefährlichen Fragen. Sie sieht Schwächen, noch
bevor ich einen Satz ganz ausgeschrieben habe. Sie hat die Begabung,
Stil und emotionale Dichte nicht anzutasten, aber Plot und Psychologie
der Figuren so mit ihrem Feedback zu verbessern, das aus guten Büchern
richtig gute Bücher werden. Sie ist geduldig, kommunikativ (was viel
wert ist), sie lobt (was noch mehr wert ist!), und ihr Feedback ist
für mich unverzichtbar geworden. Sie ist das Netz, falls ich vom Seil
falle.


USS: Wie viel Zeit nimmt das Schreiben für dich ein? Du hast ja auch
noch eine Familie, bist gerade im Begriff nach Frankreich
überzusiedeln.

NG: Das Schreiben nimmt den kompletten Raum meines Seins ein. Und da
mein Mann Schriftsteller ist, müssen wir uns zwingen, auch mal was
anderes zu tun.

Der Umzug nach Frankreich ging schnell; wir haben unsere Macbooks
geschnappt und einen Kleidungskoffer, fertig. Alles andere, was uns
wichtig ist, entsteht nach und nach.


USS: Du bist mit dem Schriftsteller Jo Kramer verheiratet. Seit 2013
schreibt Ihr auch gemeinsame Provence-Thriller. Wie muss man sich das
Zusammenarbeiten vorstellen? Wie funktioniert das?

NG: Wir reden sehr viel, über alles - Handlung, Figuren, Wendungen ...
Jeder hat Figurenhoheiten, Jo etwa dirigiert die Katzen, den
Commissaire Mazan und den Tierarzt, ich den Polizeiapparat und
Lieutenant Mattéo. Wir teilen uns Verdächtige, Mörder, Sidekicks wie
die Reporterin oder den Sergeanten. Nach jeweils 100 vollen Seiten
arbeiten wir nacheinander am Gesamttext und schleifen und feilen ihn
an. Jeder hat dabei andere Stärken; Jo bringt seine Dialogwucht ein,
ich meine Landschaftsmalerei.

Alle 40 Kapitel sind Akt und für Akt vorgeplant, und wir haben eine
ganze Wand voll mit Notizen, damit jeder genau weiß, was der andere
tut und in welchem Kapitel was erzählt werden muss, welche Spuren
ausgelegt, welche Konflikte verschärft. Es ist ein planvolles
Arbeiten, in dem aber jeder kreativ, stilistisch und "farblich" machen
kann, was er will - solange die Richtung stimmt. Am Ende kommt dann
Andrea Müller und fragt gefährliche Fragen ...


USS: Was bedeuten Wörter für dich? Hat sich deine Einstellung zum
Schreiben im Laufe der Zeit verändert?

NG: Worte sind gegenüber Taten zweitrangig. Das Schreiben erzählt mit
Worten von Taten.

Hat sich meine Einstellung verändert? Nein; ich will immer noch
wissen, was ich eigentlich denke und wer ich sein kann. Das
Geschichtenerzählen hilft mir dabei, das herauszufinden oder mich von
dieser unendlichen Sinnfrage abzulenken.


USS: Was machst du noch alles neben Workshops und dem Schreiben von
Büchern? Lesungen?

NG: Lesungen, Vorträge, Podiums-Beteiligungen, manchmal schreibe ich
Rezensionen - und ich arbeite immer noch als Volljournalistin,
obgleich heute weniger als vor noch vier Jahren. Ich habe zwei
Zeitschriften-Kunden, die wöchentlich beliefert werden (früher waren
es fünf, jede Woche).


USS: Gehörst du Organisationen an? Ist es wichtig, "vernetzt" zu sein?
Wie bringst du dich ein?

NG: Ich gehöre dem VS, dem PEN, dem Syndikat, der DeLiA, der Gedok,
den BücherFrauen, der Hamburger Autorenvereinigung, dem AIEP/IACW, dem
Three Seas Writers and Tranlators’ Council sowie dem Montsegur Forum
an und lande meist in der Ecke "Urheberrecht".

Ich bringe mich dort mit dem ein, was ich kann; reden, zuhören,
Urheberrechtsfragen vermitteln, und mit Leidenschaft anstecken. Ich
engagiere mich gerne, für Schriftstellerinnen und für Bewegung in der
Literatur. Es ist ein Baden im Schriftstellerin-Sein, mit allem, was
dazu gehört. Ich mag es gern, über das Lesen, das Schreiben, das
"Eine-Stimme-in-der-Welt-Haben" zu sprechen und zu hören. Aber ich
springe nicht mehr überall voll mit rein, ich dosiere, denn die Zeit
der neuen, frischen Autorinnen bricht an. So olle Tanten wie ich
spezialisieren sich dann auf einige Nischen, wie eben Urheberrecht.


USS: Ich glaube, du hast ein "Lieblingsbaby". Das ist die Gründung "JA
zum Urheberrecht", die du mit Angela Eßer und dem Syndikat ins Leben
gerufen hast. Worum geht es dabei? Hast du schon etwas erreicht, und
wie nehmen die Kulturschaffenden und Kreativarbeiter dies auf?

NG: JA zum Urheberrecht hat sich 2011 gebildet, als Gegenpol zu den
netzaffinen PolitikerInnen, die Kulturwerke und KünstlerInnen
versuchten in ihre Sicht der Internetwelt zu pressen. Es ging z. B. um
politische Nonsens-Konzepte wie das Urheberrecht auf fünf Jahre zu
Lebzeiten zu verkürzen, um Kulturwerke gratis für jeden im Netz
zugänglich zu machen, ohne dass so etwas wie Verlage oder Autorinnen
dabei stören mit ihren blöden Ansprüchen auf ihre Arbeit, die nach
Ansicht der NetzpolitikerInnen doch oft eh nur etwas ist, was nahezu
jeder kann, und eh viel zu viel Spaß macht um Geld bringen zu dürfen.
Ja, das sind bis heute Argumente.

"Ja zum Urheberrecht" hat sich auch als Antwort auf die Piratenpartei
gebildet, deren Kernthese ist, das die Kopie die neue Religion ist und
dass niemand etwas Eigenständiges schaffe. Was natürlich Quatsch ist,
aber versuch das mal jemanden, der sich selbst noch nie einen Roman
errungen hat, zu erklären, dass es sehr wohl etwas zutiefst
Eigenständiges ist, das ganz und gar aus der eigenen Person geschöpft
wird. Gib zehn Leuten dieselbe Idee und du wirst zehn eigenständige
Geschichten bekommen.

Erreicht haben wir viel, sehr viel. Wir haben aufgeklärt, wie
AutorInnen arbeiten. Wir haben viele KünstlerInnen motiviert, sich für
ihre Arbeitsrechte, was ja Urheberrechte sind, stark zu machen. Wir
sprechen auf Bundesebene mit der Politik, und wir sind Teil der
Initiative Urheberrecht, die mehr als 30 Verbände von ausübenden
KünstlerInnen zusammenbringt. Wir haben erreicht, dass Piraterie im
Netz als wirtschaftlich bedrohliches Phänomen ernstgenommen wird. Wir
haben erreicht, dass Urheberrechte weit mehr sind als nur
"Abmahnwahn", sondern dass sie Bürgerrechte für jeden sind, der etwas
schafft, ob beruflich oder nicht, und dass es diese Leistungen zu
respektieren gilt.

Wir kamen in einem Moment, als es auf der Kippe stand, ob ausübende
BerufskünstlerInnen weiterhin respektiert werden für das, was sie tun.
Kreative Arbeit ist kein 9-17-Uhr-Job mit Tarifen, Beförderungen und
Rentenzahlung; manchmal bringt er für Einzelne Millionen, aber für die
meisten nur gerade mal die Miete und das Butterbrot.


USS: Wenn du an einem Roman arbeitest, entwickelst du ihn, indem du
dir vorher ein Konzept, einen Handlungsstrang erstellst? Wie ist die
Vorbereitung? Wie lange brauchst du, bis das Manuskript fertig ist?

NG: Das ist nach Genre unterschiedlich.

Unseren Bagnolkrimi etwa entwickeln wir zusammen streng nach Plot,
sprich: Wir schreiben eine gesamte Biographie des Mordes, wie kam es,
dass er geschah. Diese Biographie eines Mordes ist das unsichtbare
Rückgrat, an dem wir unsere Personen aufhängen, ihre Konflikte, die zu
dem Mord geführt haben - und die dann "rückwirkend" von den Ermittlern
aufgedeckt werden. Zudem haben wir A-, B-, C-Stränge, die wir
miteinander verweben, sprich: Katzenperspektive, private Ebene sowie
"Zweitfall". Indizien, "red herrings" und Wendepunkte werden genau
festgelegt. Wir benötigen etwa sechs bis acht Wochen für Plotting und
Recherche, für das Schreiben weitere zwei bis drei Monate, für die
Überarbeitung einen.

Sechs Monate ist also die Kernarbeitszeit, die Recherche läuft vorher
und währenddessen mit.
Und weil wir Menschen sind, läuft es auch mal unrund, oder die Idee
heute ist besser als die von vor drei Monaten und der halbe Roman wird
dafür umgebaut.

Bei eigenen Romanen gehe ich vom Thema her an die Erzählweise. Ich
suchte mir beispielsweise beim "Lavendelzimmer" das große Thema Trauer
um einen an den Tod verlorenen, geliebten Menschen: Wie überleben wir
Überlebenden das? Und drumherum gruppiere ich andere Themen, die mich
bewegen, die mir wichtig sind, das große Thema zu spiegeln und zu
unterfüttern. Freundschaft, Trost, Hoffnung, Reisen, Aufbruch. Und
nach und nach entdecke ich durch Versuch und Irrtum, welche Figur mit
welcher Biographie das große Thema am besten ausfüllt. Anschließend
gruppiere ich das Ensemble um die Hauptfigur und überlege genau,
welcher Charakter welche Aufgabe hat, was er oder sie in dem
Gesamtwerk für eine Funktion, einen Sinn, eine Metapher besitzen soll.
Und dann folge ich meiner inneren Schreib-Lotsin, die mich einen
langen Flur entlang schickt, mit vielen Türen, auf das ich den
richtigen Weg finde.

Das Ende weiß ich übrigens immer. Ohne Ende fange ich gar nicht erst
an.


USS: Woher nimmst du deine Ideen?

NG: Aus dem Leben, aus der Beobachtung, Zuhören, Nachdenken; aus
Büchern, Gemälden, aus mir, aus dir, aus Erinnerungen, aus meinen
Gefühlen, aus fremden Gefühlen, aus der Zeitung, aus Facebook, aus
meinem eigenen Leben, aus verrückten Momenten, aus kleinen
Begebenheiten, aus großen Weltthemen, aus Trauer, aus Liebe, aus
Schmerz, immer wieder Schmerz, und Angst, und meinen seltsamen Träumen
tief in der lauernden Nacht.


USS: Was liebst du an deinen Figuren, wenn du sie entwickelt hast?

NG: Dass sie mutig sind, sich aus ihren Gewohnheiten zu lösen, die
ihnen nicht gut tun. Das bewundere ich. Das würde ich auch gern
können.


USS: Was macht dir mehr Spaß? Das Recherchieren an den Orten, hier
Frankreich, das Charakterisieren der Figuren, einen Plot entwickeln?

NG: Ach, Spaß. Spaß beim Schreiben, das ist so ein Mythos. Als
Berufskünstlerin ist Spaß etwas, was ein seltenes Geschenk ist, eine
Belohnung, die etwa einmal im Monat für ein paar Tage vorkommt. Der
Spaß ist das Goldstück am Boden des Jauchefasses.

Übertreibe ich? Natürlich. Ich mag meinen Beruf grundsätzlich gerne,
und an manchen Tagen spule ich Fädchen um Fädchen den Plot auf, an
anderen sitze ich da oder gehe spazieren und fühle und denke und
skizziere eine Figur und ihre Herkunft, ihre Angst, ihre Blindheit
gegenüber sich selbst. Die Recherche ist das Atemholen, das Einholen
der Düfte und Eigenheiten, um einen Roman, in dem die Landschaft wie
eine zusätzliche Figur ist, überzeugend zu schreiben.

Am meisten Spaß macht mir das "Geschriebenhaben".


USS: Liest du gerne? Wie wichtig ist das Lesen der Bücher von anderen
Autoren? Hast du viele Bücher über das "Schreiben" gelesen, bevor du
selbst mit dem Schreiben begonnen hast?

NG: Wer nicht gern und viel liest, wird selten ein guter
Schriftsteller. Lesen ist die Basis, auf der alles, was man sich
später anübt, steht, liegt, fällt.

Ich lese heute noch "Lehrbücher" über das Schreiben, da es ein Beruf
ist, der eine permanente innere Weiterbildung benötigt. Je länger man
lebt, desto komplexer formt sich die Persönlichkeit, desto breiter
wird das Repertoire, aus dem heraus Geschichten, Figuren oder Stile
entstehen. Und für diese komplexere Persönlichkeit braucht es
Instrumente, die dem genügen.

Als ich mit Anfang 20 die ersten erotischen Storys schrieb, waren sie
handlungs- und sinnesorientiert. Heute verknüpfe ich ganz andere
psychologische Mechanismen miteinander, weil ich mehr gelebt habe,
weil einfach nur Vögeln zwar auch noch gut zu erzählen ist, mir
persönlich aber nicht mehr so viel Spaß bringt. Ich mag's heute
komplexer als damals.

Es lässt sich viel von Schreibratgebern anlesen; aber es braucht Jahre
der Übung, um es intuitiv und ohne groß nachzudenken beim Schreiben
einzusetzen. Ich lese einmal die Woche hier und da ein paar Zeilen,
und eines Tages kann ich den Trick, den Hinweis, die Technik mal
anwenden.


USS: Welches Buch liegt auf deinem Nachtkästchen? Hast du ein
Lieblingsbuch?

NG: Viele Lieblingsbücher, so etwa hundert, die ich sehr, sehr, gern
gelesen habe. Ob "Zusammen ist man weniger allein", "Der Schmerz der
Engel", "Wahn", die Dorothy-Parker-Biographie "Drei Martini und ich
lieg unterm Gastgeber", "Die Eleganz des Igels", "das Geisterhaus"
oder "Salz auf unserer Haut" - ach, ich könnte seitenlang so weiter
schreiben.

Auf dem Nachttischchen liegt gerade Dominique Manotti, die beste
Kriminalschriftstellerin unserer Zeit. Und Jon Kalman Stefansson, ein
isländischer Autor mit den berührendsten Metaphern, die ich je las.


USS: Als du dein erstes Buch veröffentlicht hast, hast du dich da
selber unter Druck gesetzt, um gleich ein Nachfolgeprojekt zu
etablieren? Wollte der Verlag gleich ein zweites Buch haben?

NG: Erst, als es sich rasend gut verkaufte! Da war ich allerdings
etwas ratlos: "Ich habe doch alles gesagt?!". Immerhin sind dann noch
elf weitere Anne-West-Bücher bis 2009 entstanden, aber immer erst,
wenn ich genügend Themen und Stoff zusammen hatte.

Ansonsten war ich es als Tageszeitungsjournalistin gewöhnt, dass
ständig "Stoff" nachgeordert wird, das machte mir wenig aus.

Meine Druckresistenz änderte sich nach dem Tod meines Vaters 2011
komplett. Heute bin ich emotional komplexer, was gut für die Schreibe
ist, aber auch "druckempfindlicher". Als das "Lavendelzimmer" durch
die Decke schoss und über Wochen abräumte und sich 25 Auslandsverträge
holte, war ich so betäubt von dem Druck, dass ich bei dem Folgeroman
250 Seiten hohle Luft produzierte. Erst als ich den Zeitdruck von mir
weg "drückte" und auch das bestellte Buch aufgab und mir Zeit ließ,
herauszufinden, was ich als Nächstes in Ruhe erzählen will, ließ diese
tiefe innere Unruhe nach. Ich konnte unter Druck nicht mehr schlafen,
mich nicht mehr entspannen und war unfreundlich zu meinem Mann und zu
der Welt. Nein, Druck habe ich 21 Jahre gehabt, ich probiere es jetzt
mal anders.


USS: Was meinst du - hat Druck auch positive Seiten?

NG: Aber ja! Unter Zeit-Druck hat man keine Zeit, zu zweifeln. Man
gerät in einen Sog, in eine Konzentration und gleichzeitige
"Scheißdrauf!"-Stimmung, die einem Text unglaublich viel Wucht
verleiht.

Jede emotionale Stimmung, in der ein Text geschrieben wird, ist in ihm
spürbar. Und Druck verwandelt auch den Text in eine dichte Dampfwalze,
das kann ihm sehr gut tun.


USS: Wie gehst du mit Kritik um?

NG: Sofern ich sie gewünscht und angefordert habe, dankbar und
konstruktiv. Sofern sie mir ungefragt erteilt wird, ignoriere ich sie.

Kritik üben ist ein gutes Wort, um zu beschreiben, was ein wirklich,
wirklich guter (Text)Kritiker beherrschen muss: Er muss es üben, zu
kritisieren.

Ersetze mal Kritik - oft etwas Nörgelndes, was vermeintliche Schwächen
vorwirft - durch Feedback, und wir sind bei dem, was ich als
Rückmeldung akzeptiere. Ich suche meine KritikerInnen selbst und
verlange von ihnen sehr konkretes Feedback, wie etwa: Versteht man
diesen Teil hier? Ist die Figur glaubhaft, handelt man wirklich so
oder so, wenn man verletzt oder unsicher ist? Und schau mal, sind da
Längen drin, Wortungetüme, hängt da irgendwie der Bogen durch?

Geschmäcklerische Kritik nehme ich nicht in meine Arbeit auf. Es gibt
immer jemand, der eine Figur nicht mag, der eine Landschaft anders
beschreiben würde, der es hasst, wenn er mal einen Kommafehler oder
sonstige lässliche Sünden findet. (Ich habe mal den Corcovado als
Zuckerhut bezeichnet, ein Fehler, sicher, aber der kritisierende Leser
hat sich aufgeführt, als seien die restlichen 650.000 Wörter dann auch
alle grober Mist. Herrje, such dir einen Sport, geh boxen oder lauf
mal, bis du richtig schwitzt, du stehst ja voll unter Dampf, denke ich
mir dann.)


USS: Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Hast du schon Ideen für neue
Bücher, für neue Projekte? Möchtest du evtuell in das Coaching gehen
bzw. mehr Seminare geben?

NG: Ich möchte vor allem noch mehr in Ruhe und Konzentration
schreiben. Je älter ich werde, desto genauer nehme ich es mit einem
Werk; ich werde langsamer, aber will auch mehr.

Ideen für Bücher habe ich ungefähr bis zu meinem 427. Geburtstag.
Danach wird's eng. Ich coache allerdings auch sehr gerne; es gibt
nichts Mitreißenderes, als eine Nachwuchsautorin zu unterstützen, sich
selbst was zuzutrauen.

Heutzutage BerufskünstlerIn zu sein erfordert ja nicht nur Können -
sondern auch sehr viel Mut, Glück, Durchhaltevermögen und ein Inneres,
das die ständige Existenzlabilität aushält. Man muss schussfest sein.


USS: Beantwortest du alle Mails oder Briefe, die dir Leser schreiben?
Freust du dich darüber?

NG: Ich freue mich über Briefe, die voller Herzlichkeit, Zuneigung und
Vertrauen sind. Und, ja, jeder wird beantwortet. Obgleich das immer
mehr Zeit in Anspruch nimmt, seitdem das "Lavendelzimmer" in 25
Sprachen übersetzt wird. Jetzt - Sommer 2014 - bekomme ich auch
polnische, italienische, französische oder englische Post, das häuft
sich doch ganz schön ...

Ich freue mich nicht über Post, die unpersönlich ist oder quengelt,
nörgelt und mir im besserwisserischem Ton meine Fehler vorhält. Aber
dann denke ich mir, immerhin hat sich da jemand Zeit genommen, mich
kreativ anzunörgeln, auch das muss wenigstens mit einer höflichen
Antwort belohnt werden.


USS: Wen oder welchen Literaten würdest du gerne mal treffen wollen?

NG: Oh, ich hatte sie schon alle im Bett. Stephen King, Dan Brown,
Zola, Walser, die Gavalda, die Nin, die Duras, den Wilde ...
Ernsthaft: So nah wie einem Autoren in seinen Werken kann man ihm bei
einem Abendessen nicht kommen. Man begegnet sich auf einer Ebene der
Gefühle, Assoziationen, der Schwächen, Hoffnungen und einem seelischen
Gleichklang, der durch einen Absatz, eine Frage, eine höchst
bezaubernde Metapher entsteht. Ich glaube, näher geht nicht.
Ich habe 2013 mal einen meiner LieblingsautorInnen in real life
getroffen. Was für eine bittere, unnötige Enttäuschung das war - was
für ein eingebildeter Jeck!

Deswegen: Ich erfreue mich an Kongressen oder Tagungen, auf denen ich
meine Kollegen und Kolleginnen des Syndikats, des Montsegur Forums,
der DeliA, des Pen oder des VS ganz ohne Erwartungen treffe. Es sind
tolle Literaten dabei, ich fühle mich so oder so beschenkt, weil ich
bestimmt bereits über 1.000 SchriftstellerInnen traf, mit ihnen
lachte, trank, ihnen zuhörte, stritt, das Zusammensein genoss. Aber
wenn es sich eines Tages ergibt, dann würde ich gern mit Isabell
Allende Boot fahren, mit Jon Kalman Stefansson im Lift steckenbleiben
und mit Dominique Manotti einen Lachanfall bekommen.


USS: Du hast drei Wünsche frei. Was wünscht du dir?

NG: Frieden. Einen flachen Bauch. Meinen Papa zurück.


USS: Hast du ein Leitmotto?

NG: Mach nichts "nur mal eben schnell ..." Entweder richtig oder gar
nicht.


USS: Was rätst du angehenden Autoren? Soll man an Wettbewerben /
Anthologien teilnehmen?

NG: Unbedingt! Nichts übt mehr, als sich an vorgegebene Themen und
Formate ran zu wagen. Aber Achtung: Bitte keine Wettbewerbe und
Anthologien mitmachen, bei denen a) eine Gebühr von den AutorInnen
verlangt wird, b) kein Wort von Vereinbarungen über Nutzungsrechte und
Vergütung bei Abdruck in einer Publikation verloren wird und c) es ein
Druckkostenzuschussverlag ist, der auf die Weise Kunden aquiriert.
Autorenaugen: Immer wachsam sein!


USS: Und zum Schluss: Welche Tipps kannst du unseren Lesern mitgeben?

NG: Schreib für die Geschichte, nicht für das Ego. Lies. Mach Pausen.
Trink nicht zu viel Alkohol beim Schreiben. Lies. Denke nicht, Regeln
sind zum Brechen da. Befolge die wichtigsten zur Dramaturgie und zur
Figurenzeichnung, sie sind gut. Lies. Halt dich fern von Facebook beim
Schreiben. Lies auch auf dem Klo. Wenn dir nichts einfällt, geh
duschen, laufen oder ans Fenster. Bitte dort nur atmen, springen wäre
übertrieben. Trink viel Wasser, so ein Gehirn säuft wie Brunnenkresse.
Lies auch Bücher, die du nicht magst, aber wenn sie erfolgreich sind,
werden sie dir etwas beibringen. Hör nicht auf die großen Geister;
auch die mussten erst mal auf sich selbst hören, bevor sie groß
wurden. Unterschätze nicht die Schreibtechniken. Sie werden dir
helfen, das zu erzählen, was dich umtreibt. Ohne Techniken bleibst du
sprachlos. Lerne, so viel du kannst. Du bist so eigen, du wirst etwas
Eigenes aus den gelernten Techniken machen, und dich damit von allen
unterscheiden. Lies. Jetzt.

USS: Ich danke dir, liebe Nina!


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                   "Valerie leistet erste Hilfe"
                 Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen

Valerie schloss die Eingangstür auf. Da kam der WG-Kater mit hoch
erhobenem Schwanz anstolziert, rieb seinen Kopf an ihrem Bein und
maunzte leise. »Na, Chef, kommst du heim zum Futternapf?« Der Kater
fixierte unbeeindruckt den Türspalt und drückte sich an Valeries
Beinen vorbei und verschwand im Haus. Sie stieß die Tür auf, nahm ihr
Gepäck und stieg in den zweiten Stock hoch. Es war ein düsteres
Treppenhaus mit breiten Tritten aus dunklem Holz, die bei jedem
Schritt knarrten. Die sanften Vertiefungen erzählten davon, dass sie
schon lange die Füße der Bewohner erdulden mussten. Unten fiel die Tür
wieder ins Schloss, sodass es im Treppenhaus widerhallte.
[...]
Sie trocknete sich ab und zog ihren Jogginganzug über den Pyjama an.
Unten in der Küche saßen Mareike und Regula beim Abendessen. »Hallo
zusammen. Ich bin wieder da.«
Regula löffelte ein Joghurt aus. »Wo warst du noch mal? Hat's Spaß
gemacht?«
Valerie schnitt Brot ab, holte Geschirr aus dem Küchenschrank und
schenkte sich ein Glas Milch ein. »Ich war mit Regina und Thomas in
den Bergen. Thomas macht Geocaching und wir ...«
»Er macht was?«, fiel ihr Mareike ins Wort.
»Tschiokäsching. Das ist ein Outdoor-Spiel, wo man in der Landschaft
versteckte Gegenstände sucht. Ach, egal, das muss ich dir mal am
Computer zeigen.«
Sie schwiegen einen Moment und aßen weiter.
»Die Aussicht war einzigartig. Der Brienzersee leuchtete türkisfarben.
So was Intensives habe ich noch nie gesehen.«
»Hm«, war Regulas Kommentar.
»Ich hab dir einen Brief vor die Tür gelegt.« Mareike beobachtete
unverhohlen Valeries Reaktion. Diese errötete leicht, versuchte es
aber herunterzuspielen.
»Ja, vielen Dank. Er ist von einem alten Bekannten aus dem Jura.«
Mareike warf Regula einen anzüglichen Blick zu und sagte süffisant:
»So, so. Ein alter Bekannter. Oder ist es ein heimlicher Verehrer?«
Valerie wand sich sichtlich. »Keine Ahnung. Nächstes Wochenende werde
ich ihn treffen. Aber eigentlich fahre ich ja wegen meiner Schwester
nach Hause. Sie büffelt für die Matura und ich soll ihr ein wenig
unter die Arme greifen.«
Mareike schaute auf die Küchenuhr. »Ich bin dann mal oben im
Fernsehzimmer. Wer schaut mit mir ›Das Schweigen der Lämmer‹?«
Regula gähnte. »Nein, ich muss noch ein paar Takte lernen. Viel Spaß!«
Valerie hatte auch keine Lust, zumal sie keine harten Filme schaute.
»Ach, ihr seid wieder langweilig«, maulte Mareike. »Dann amüsiere ich
mich halt allein. Und tschüss!«
Valerie räumte das Geschirr zusammen und machte den Abwasch.
Eigentlich wäre es Mareikes Job gewesen, aber wie die heute drauf war!
Valerie hatte keine Lust auf eine Konfrontation. Sie wollte sich ihren
schönen Tag nicht durch ihre zickige Mitbewohnerin verderben lassen.
Lieber machte sie die Arbeit selber.
Sie dachte an Thomas, der auf dem Berg solch tiefsinnige Gedanken
geäußert hatte. Er war ein feiner Kerl. Man konnte sich auf ihn
verlassen. Er wirkte auf sie wie ein Leuchtturm in der Brandung. Wenn
die Wellen noch so hoch schlugen, blieb er unerschütterlich stehen und
vermittelte Schutz und Geborgenheit. Sie erforschte ihre Gefühle für
ihn. Nein, er wäre nicht ihr Mann fürs Leben. Für sie kam sowieso nur
jemand infrage, der ihren Glauben teilte.
Wie wohl Regina dachte? Es bestand eine unausgesprochene Absprache
zwischen ihnen, ihre Freundschaft auf einer platonischen, nicht
romantischen Ebene auszuleben. Aber heute hatte es zwischen Thomas und
Regina geknistert. Sie hatte ein feines Gespür, was das anging. Thomas
hätte Regina wohl am liebsten tröstend in die Arme genommen, und als
er ihr den Becher mit Sirup reichte, entdeckte sie in Reginas Augen
mehr als bloße Dankbarkeit.
Gerade als Valerie mit dem Abwasch fertig war, hörte sie draußen im
Treppenhaus ein Poltern, als würde eine Kiste Brennholz
hinuntergeschmissen. Sie stürzte zur Tür und entdeckte Mareike, die
auf dem Treppenabsatz lag und sich vor Schmerzen wand. Ihr Gesicht war
blutüberströmt und eine Hand stand in unnatürlichem Winkel ab.
Mareike bewegte sich ein wenig und wimmerte leise: »Au, au, au ...«
Valerie fragte: »Spürst du deine Beine noch?«
»Ja, alles tut mir weh, verdammt noch mal.«
»Bleib still liegen, ich hole ein Tuch.« Sie rannte ins Badezimmer,
machte ein Handtuch nass und hastete zurück.
»Auaaa. Verdammte Scheiße!«
»Beweg dich nicht. Ich will die Blutung am Kopf stillen. Hast du
Kopfschmerzen?«
»Klar, was denkst du denn, du ...! Au, verdammt! AUA!«
Valerie half ihr, sich aufzusetzen, und schlang das Tuch um Mareikes
Kopf. »Kannst du den Zipfel mal mit der andern Hand festhalten? —
REGULA, KOMM BITTE, SCHNELL!«
Regula stürmte aus dem Zimmer und erschrak. »Himmelherrgott, was ist
denn da los? Ich dachte, der Lärm komme vom Nachbarhaus.«
»Hilf mir, Mareike in die Küche zu führen. Geht's, Mareike?« Mareike
nickte verbissen und humpelte, von Valerie und Regula gestützt, zur
Küche und ließ sich mit einem Stöhnen auf einen Stuhl sinken.
»Hol schnell das Verbandsmaterial.« Nun waren alle Animositäten
vergessen und Regula befolgte willig Valeries klare Anweisungen.
»Kannst du noch selber gehen, oder muss ich nach dem Krankenwagen
telefonieren?«
»Nein, es geht schon.«
»Tut's dir sonst noch irgendwo weh?«
»Ja, mein Po. Und meine Schulter. Und meine Hand!« Sie fing wieder an
zu wimmern, als sie ihr gebrochenes Handgelenk anschaute.
Valerie nahm das blutgetränkte Handtuch ab und untersuchte die Wunde.
»Eine Platzwunde und eine ausgewachsene Beule. Das wird schon wieder.
Ich leg dir jetzt einen Druckverband an.« Fachmännisch wickelte sie
den Verbandsstoff um Mareikes Kopf. »Heftpflaster bitte. — So, fertig.
Nun musst du so schnell wie möglich in die Notaufnahme, um dein
Handgelenk behandeln zu lassen. Das sieht nicht gut aus.«
Es war mittlerweile stark geschwollen und blau angelaufen. Mareike
musste starke Schmerzen haben.
»Regula, hol Mareikes warmen Mantel und ihr Handy, und hilf ihr, sich
anzuziehen. Ich rufe ein Taxi.« Sie behielt Mareike und Regula im
Auge, während sie telefonierte. »In zehn Minuten kommt eines. Leg dich
noch ein wenig aufs Bett.«
Mareike ließ sich willig in ihr Zimmer führen und stützte sich mit der
gesunden Hand ab, als sie sich aufs Bett legte.
»Ich sause jetzt rasch nach oben und zieh mich wieder an. Dann
begleite ich dich ins Krankenhaus.« Mareike lächelte schmerzverzerrt
und flüsterte: »Danke, Val.« Sie schloss die Augen und konzentrierte
sich darauf, die Schmerzen zu ignorieren.
Valerie und der Taxifahrer halfen Mareike, die Treppe hinunter und ins
Auto einzusteigen. Dann gab er Gas. Kurze Zeit später erreichten sie
die Notaufnahme des Inselspitals. Valerie bezahlte und ging mit
Mareike hinein. Nun übernahm geübtes Krankenhauspersonal das Szepter
und Valerie holte eine heiße Schokolade am Getränkeautomaten. Sie
setzte sich erschöpft in die Wartezone, schlürfte ihr Getränk und
beobachtete das Treiben. Sie war erstaunt, wie viele Notfälle
behandelt werden mussten. Manche tauchten nicht mehr aus dem
Behandlungszimmer auf. Sie wurden wohl hospitalisiert, hoffte sie
zumindest.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                   Lektorat von Hans Peter Roentgen

Sind Sie bereit für ein Experiment? Falls ja, habe ich eine Aufgabe
für Sie:

Übung
......
Nehmen Sie sich ein Blatt Papier oder Ihren Computer und schreiben
Sie, was Sie an der Geschichte spannend fanden und was nicht.
Wenn Sie sie in Bann geschlagen hat, formulieren Sie, warum das so
war. Falls nicht, formulieren Sie, was der Grund dafür war, dass die
Spannung nicht funktioniert.
Warum ich das vorschlage? Weil solche Übungen Sie zwingen, selbst
Stellung zu einem Text zu beziehen.

Fertig? Okay, hier ist meine Meinung zu obigem Text: Ich fand ihn
nicht spannend. Weil ein Konflikt fehlt.


         Worum geht es?

Denn worum geht es in der Szene? Zunächst um gar nichts, Valerie kehrt
von einem Geocaching-Ausflug zurück. Sie trifft ihre Mitbewohnerinnen,
sie reden, und dann stürzt Mareike und bricht sich die Hand. Außerdem
erinnert sich Valerie an Thomas, der ihr sehr gefallen hat, aber
offenbar war auch Regina beeindruckt. Mareike amüsiert sich über
Valerie. - So what?

Der Unfall wäre für sich alleine schon spannend - aber auch er wird
nicht zu einem Konflikt, denn sie fahren Mareike in die Klinik, und
dort werden die Ärzte den Bruch richten.

Wer ist hier Protagonist? Ganz klar: Valerie, aus deren Perspektive
die Geschichte erzählt wird.


         Wer ist der Antagonist?

Und wer ist Antagonist? Gibt es denn überhaupt?

Mareike bricht sich den Arm, aber deshalb hat sie noch lange keinen
Konflikt mit Valerie. Regina steht auf den gleichen Mann, aber das
wird nicht weiter ausgeführt.

Die Treppe? Lachen Sie nicht, Antagonisten müssen nicht menschlich
sein. Wenn ein Bergrutsch das Haus verschüttet, die Bewohner sind in
der Küche gefangen, die Deckenbalken knacken schon verdächtig und
werden bald einstürzen - dann ist der Berg der Antagonist, der die
Bewohner bedroht. Sie müssen möglichst bald einen Weg finden, sich zu
befreien. Doch in diesem Fall ist die Treppe wohl kaum gefährlich und
eignet sich nicht als Antagonist. Das Unglück könnte ebenfalls der
Antagonist sein. Doch so groß ist es nicht, mit der Fahrt ins
Krankenhaus löst sich das Problem.

Sie sehen, in unserem Fall müssen wir einen Konflikt finden.
Vielleicht sind Mareike und Valerie zerstritten und finden durch den
Unfall wieder zusammen? Das wäre eine Möglichkeit. Oder Valerie ist so
sauer auf Mareike, dass sie sie zwar verbindet, dabei aber so grob
vorgeht, dass sie ihr Schmerzen verursacht? Vielleicht sogar den Bruch
verschlimmert?


         Spannende Beschreibungen

Brauchen wir überhaupt einen Konflikt? Können nicht auch
Beschreibungen - etwa einer Ersten-Hilfe-Aktion - spannend sein?

Andreas Eschbach beginnt seinen Thriller "Der Nobelpreis" mit der
ausführlichen Beschreibung, wie der Nobelpreis verliehen wird. Dem
Verkauf hat das nicht geschadet. Wenn Sie wissen wollen, wie er das
getan hat, lesen Sie die Leseprobe im Internet, oder kaufen Sie das
Buch. Es lohnt sich, weil es exemplarisch zeigt, dass auch ein
interessantes Thema die Leser zu fesseln weiß. Ein Pageturner ist es
obendrein.

Analog könnte man auch den Unfall und Valeries Rettungsaktion
beschreiben. Mareike liegt unten auf der Treppe, Valerie kommt hinzu,
leistet erste Hilfe, und die Leser erleben, welche Maßnahmen sie
ergreift, wie sie sie untersucht, um sicherzustellen, dass sie keine
schwerwiegenden Kopfverletzungen hat, dass der Bruch sich nicht
verschlimmert.

Das geschieht im Text zumindest ansatzweise. Leider gibt es einen
wichtigen Unterschied zwischen dem Nobelpreis und der Erste-Hilfe-
Aktion von Valerie. Kaum ein Leser weiß, wie die Zeremonie der
Nobelpreisverleihung abläuft. Andreas Eschbach lässt sie den Leser
erleben, zeigt, wer die Gäste sind, wo sie sitzen, wie sie ausgewählt
werden und wann das schwedische Königspaar den Saal betritt. Wir
wohnen einer Nobelpreisverleihung bei, uns wird es nicht erzählt
(show, don`t tell). Valerie hingegen behandelt die verunglückte
Mareike so, wie jeder medizinische Laie es tun würde - möglicherweise
wäre es sogar besser, gar nichts zu tun, sondern einfach den Notartzt
zu rufen, der weiß, wie man Kopfverletzungen und Brüche behandelt und
transportiert.

Es fehlt die spannende Neuheit.

Auch die Szene in der Küche behandelt einen alltäglichen Dialog, der
uns wenig über die beteiligten Personen verrät.


         Personen und Konflikt

Um den Text zu verbessern, müsste man als Erstes die Personen genauer
charakterisieren, und dann, welcher Konflikt hier im Zentrum stehen
sollte. Dass Valerie nur Männer des gleichen Glaubens akzeptiert? Das
wäre ein guter Ausgangspunkt, das führt zum Streit am Küchentisch. Und
Valerie will sich nicht eingestehen, dass Thomas sie interessiert.
Vielleicht führt das zum Streit mit Mareike? Jedenfalls könnte man
darauf eine neue Szene aufbauen, die spannender wäre.

Valerie ärgert sich darüber, dass Mareike das Geschirr abwaschen
sollte, das aber nicht tut. Sie wäscht für ihre Mitbewohnerin ab. Hat
sie ein Helfersyndrom und übernimmt Aufgaben, die eigentlich andere
machen sollten, und ärgert sich dann, dass sie des lieben Friedens
willen immer alles herunterschluckt? Auch ein guter Konflikt, der
möglicherweise in der Klinik eskaliert, weil sie auch hier ihre Zeit
für Mareike einsetzt? Möglicherweise, weil sie meint, dass ihr Glauben
das von ihr verlangt?

Auch über Thomas erfahren wir wenig. Er äußert "tiefsinnige Gedanken",
aber da uns keiner dieser Gedanken gezeigt wird, bleibt das eine
Behauptung. "Er vermittelte Schutz und Geborgenheit", aber wir erleben
den Schutz und die Geborgenheit nicht. "Er war ein feiner Kerl", sagt
der Text, aber er zeigt es nicht. Hat er sie in einer gefährlichen
Situation gerettet? Zuverlässig immer den Abwasch erledigt, was
Mareike offenbar nicht tut? Hat er ihr Gedichte zugeflüstert, die sie
eröten ließen? Hat er auch in kritischen Situationen nie den Humor
verloren? Thomas ist ein Schatten, dem der Autor Eigenschaften
zuschreibt, der aber keine Gestalt gewinnt.

Ebenso Valerie. Für sie kommt nur jemand in Frage, der ihren Glauben
teilt. Auch das ist eine Behauptung, die uns nicht gezeigt wird. Hat
sie Thomas im Gespräch nach seinem Glauben gefragt? Und dann
abgelehnt, dass er sie nach Hause fährt? Was auch immer, es wird uns
nicht gezeigt.

Kein Wunder, dass es keinen Konflikt gibt. Zu einem Konflikt gehören
zwei Personen mit entgegengesetzten Zielen und eigenen Motiven. Das
fehlt hier.


Übung
.......
Lassen Sie Valerie über sich erzählen. Zum Beispiel so: "Hallo, ich
bin Valerie und ich glaube an Gott in einer Zeit, in der das nur noch
wenige tun. Mir ist das wichtig, weil es mir Halt im Leben gibt ..." -
Was sagt Ihre Valerie?

Dann formulieren Sie einen zentralen Konflikt für diese Szene. Und
schreiben Sie die Szene neu.
#
                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé".
Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. Gerade ist sein neuer
Ratgeber "Schreiben ist nichts für Feiglinge" erschienen.


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VERLAGSPORTRAIT:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Verlag Torsten Low
Rössle-Ring 22
86405 Meitingen OT Erlingen
Telefon: (0 82 71) 4 21 94 95
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
http://www.verlag-torsten-low.de


         Verlagsgeschichte

Der Verlag Torsten Low wurde 2005 von Tina und Torsten als reiner
Selbstverlag gegründet. Anfangs hatte Low keine Ahnung vom Verlegen,
und der Verlag war tatsächlich das Ergebnis einer reinen
Eitelkeitsveröffentlichung. Low wollte damals einfach zwei Exemplare
für die heimische Schrankwand und eine gute Freundin machen. Dann
stellte er fest, dass man sich mittels einer ISBN für wenig Geld und
vier  Bibliotheksexemplaren unsterblich machen kann. Das klang toll -
das wollte er. Und das sollte es eigentlich auch schon gewesen sein.

Low hat allerdings nicht mit der guten Freundin gerechnet, die
tatsächlich richtig gut Werbung für das Buch gemacht hatte. Plötzlich
gab es tatsächlich echte Kunden, und sie waren gezwungen, ein Gewerbe
anzumelden.

Die Phase bis 2008 betrachtete er als Lehre. Low hat damals vieles
gemacht, was heute vielleicht als Umweg oder vielleicht auch als
Zeitverschwendung erscheint. Beispielsweise die Buchbindeshows bei
klirrender Kälte im Fantasy-Park Weltentor. Oder allgemein die Idee,
den Romanzyklus "Dunkel über Daingistan" als handgebundene Hardcover
herauszugeben. Aber Low hat in der Zeit viel übers Büchermachen
gelernt. Er ist dabei öfter auch gestolpert oder auf die Nase
gefallen. Aber vor allem immer wieder aufgestanden und weitergegangen.

September 2007 war er dann am ersten Scheideweg. Low saß mit seiner
Frau in einer Bar in Tübingen - er hatte gerade seine erste Lesung
hinter sich gebracht -, und sie notierten auf Bierdeckeln
Geschäftsmodelle für den Verlag. Da befand sich alles Mögliche
drunter, auch Druckkostenzuschuss-Modelle. Am nächsten Morgen im Auto
auf der Heimfahrt ging er noch mal alle Bierdeckel durch und schmiss
kurzerhand die weg, die sich nicht aufgrund echter Leser tragen
würden. Er wollte keinen DKZV aufmachen - es rasiert sich so schlecht,
wenn man Spiegel meiden muss.

Bei der ersten Antho-Ausschreibung war es noch schwer. Niemand kannte
den Verlag, viele Autoren wollten erst mal abwarten, wie lange der
Verlag durchhielt. Das hat Low damals tüchtig genervt. Heute weiß er,
dass Verlage ziemlich schnell kommen und auch wieder gehen.
Mittlerweile hat der Verlag Low seinen Platz in der Szene gefunden.
Nominierungen für den Deutschen Phantastik-Preis seit sechs Jahren in
Folge beweisen, dass er angekommen ist.


         Programm und Philosophie

Als der Verlag 2008 startete, lautete der Slogan noch "fair verlegen".
Diese Linie verfolgt Low immer noch. Er ist beispielsweise der
Meinung, dass die Autoren auch für Anthologien ein Honorar erhalten
sollten. Und auch, wenn es für den Verleger etwas haarig ist, bei
mittlerweile 170 Kurzgeschichtenautoren das Honorar rauszufieseln und
zu überweisen, so ist das dennoch eine Sache, die er sich auch in
Zukunft nicht nehmen lässt.

Er weiß, dass es vielleicht ein wenig seltsam klingt - ein Verleger,
der gerne Honorare zahlt. Aber er ist gerne seltsam.

Zu diesem Konzept gehört auch, dass er versucht, das Geld da zu
lassen, wo es verdient wurde. Seine Leser kommen aus dem
deutschsprachigen Raum, ergo ist es nur fair, wenn er deutschsprachige
Autoren bevorzugt (statt Lizenzen zu kaufen) oder seine Aufträge
ausschließlich an eine Druckerei vergibt, die tatsächlich auch in
Deutschland sitzt und druckt. Er weiß, dass es da um popelige Beträge
geht. Aber wenn durch seine Aktivitäten auch nur eine Viertelstelle
hier in Deutschland gehalten werden kann, hat er schon etwas bewirkt.

Allerdings ist den meisten Lesern egal, ob ein Verlag versucht, fair
zu arbeiten. Leider. Deswegen hat sich schon vor vier Jahren der
Slogan geändert. Das heißt nicht, dass sich das Konzept geändert hat.
Aber der Slogan "fair verlegen" zieht hauptsächlich Autoren an, nicht
Leser. Nicht Käufer.

Seit einiger Zeit lautet das Motto also "Hier ist gute Phantastik zu
Hause". Low möchte gerne Phantastik in allen Spielarten für Erwachsene
herausbringen. Dabei kann es ruhig ein wenig düster und heftiger zur
Sache gehen. Mit diesem Motto hat er sich auch von seiner
ursprünglichen Idee verabschiedet, neben Phantastik auch Kinderbücher
und historische Romane herauszubringen. Lieber in einem Gebiet richtig
gut sein als in vielen Gebieten nur Mittelmaß.


         Welche Autoren wurden bisher verlegt?

Bei den Romanen hat der Verlag neben gestandenen Autoren wie Mara Laue
und Alfred Wallon auch einige Autoren aus der Kleinverlagsszene wie
Mark Staats oder Autoren, die sich bereits im Sachbuchsegment einen
Namen gemacht haben, wie Stefanie Mühlsteph. Als eingefleischter
Horrorfan freut er sich jedoch ganz besonders über seine P18-
Horrorschiene mit Autoren wie Cecille Ravencraft und Vincent Voss.

Auf die Anthologien ist er ganz besonders stolz. Nicht nur, weil sie
sich für Anthologien unwahrscheinlich gut verkaufen, sondern auch
wegen der Zusammenstellung der Autoren: Bestsellerautoren wie Ralf
Isau und Christoph Hardebusch, Newcomer der Publikumsverlage wie T. S.
Orgel, nicht wenige veröffentlichte Autoren der Agentur Schmidt &
Abrahams, Preisträger wie Ju Honisch (Seraph) und Oliver Plaschka
(Deutscher Phantastik Preis), internationale Bestsellerautoren wie den
Vater der Einhörner Peter S. Beagle und jede Menge unbekannter
Autoren, von denen man in Zukunft noch viel lesen wird - er hat sie
alle.


         AutorInnen gesucht

Aktuell sucht Low keine Autoren. Das Verlagsprogramm steht bereits bis
2017.

Er bringt im Jahr ungefähr sechs Bücher heraus, davon drei
Anthologien. Bleiben nur drei Programmplätze im Jahr für Romane. Und
die Autoren dazu akquiriert er zum großen Teil aus seinen
Kurzgeschichtenautoren.

Wenn man tatsächlich in den Verlag reinkommen möchte, schafft man das
am ehesten über eine Kurzgeschichten-Ausschreibung. Low tut sich
leichter, einen Roman einzukaufen, wenn er weiß, wie die Person mit
seiner Arbeitsweise klarkommt.


         Konditionen

Die Verträge basieren auf den Normverträgen für Autoren. Das Honorar
für Kurzgeschichten steht bei den Ausschreibungen dabei. Das Honorar
für Romane ist eine Sache der Verhandlung. Genauso wie die übrigen
Punkte der Verträge.

Low ist meist ein sehr umgänglicher Mensch, man kann mit ihm über
vieles reden. Was er überhaupt nicht mag, ist, wenn jemand einfach
ohne Absprache mit ihm Passagen aus dem Vertrag rausstreicht. Oder
nicht das offene Gespräch mit ihm sucht, sondern mit Kommentaren wie
"Das Recht brauchst du nicht, also geb ich dir das auch nicht" kommt.
Mit solchen Leuten arbeitet er dann - mögen sie noch so gut schreiben
mögen - auch nur einmal zusammen. Und wer sich schon bei einem Vertrag
für eine Kurzgeschichte biestig verhält, mit dem wird er garantiert
kein Romanprojekt auf die Beine stellen.

Noch mal - man kann mit ihm wirklich über alle Passagen des Vertrages
reden. Aber er sieht sich als gleichrangiger Geschäftspartner. Wer
meint, ihn wie einen Dienstleister für Autoren behandeln zu können,
wird sehr schnell merken, dass solches Verhalten von ihm nicht
toleriert wird.


         Was ist besonders wichtig?

Low hat einen kleinen Verlag. Werbung findet bei ihm hauptsächlich
über Lesungen statt. Lesungen, die Low als Verlag organisiert und zu
denen er auch immer wieder die Autoren als Vortragende dazu holt.

Deswegen ist es für ihn auch immer wichtig, dass die Chemie zwischen
Low als Verleger und den Autoren passt.


         Zukunftspläne, Perspektiven

Low würde lügen, wenn er nicht darauf spekulieren würde, dass er
irgendwann mal nur vom Verlegen leben kann. Aber zuerst einmal ist es
ihm wichtig, noch möglichst lange Bücher zu machen, wie er sie selber
gerne lesen würde.

Langfristig gesehen wird es keine Steigerung des "Jahresoutputs"
geben. Er glaubt nicht, dass er im Nebengewerbe mehr als 6 bis10
Bücher pro Jahr herausgeben kann und gleichzeitig seinen
selbstaufgestellten Qualitätsvorstellungen entsprechen kann.

Auf der anderen Seite ist das auch nicht notwendig. Low hat seine
Zielgruppe gefunden. Er hat Stammkunden, die nicht mal den Klappentext
lesen, sondern einfach alles aus dem Hause Low haben wollen. Haben
müssen.

Ein Traum von ihm ist es, in vielleicht zehn Jahren eine Art Lesecafé
in Meitingen zu besitzen. Quasi ein Büro mit Ladengeschäft. Einen Ort,
wo Menschen hinkommen können, in die Bücher reinstöbern, dabei eine
Tasse Kaffee genießen und vielleicht ein oder zwei Bücher kaufen
können. Einen Ort, an dem er für den Verlag arbeiten kann, wenn keine
Kundschaft da ist. Einen Ort, an dem er Lesungen hier in der Gemeinde
machen kann. Einen Ort, der zum Anlaufpunkt für seine Autoren werden
kann. Einen Ort, an dem gute Phantastik zu Hause ist.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
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kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


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Verlagswesen: Bjørn Jagnow
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Experten-Special:
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Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt
- thematisch sortiert und aktualisiert:

"Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book,
2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
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          Bjørn Jagnow (verlagswesen at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Ich arbeite gerade an meinem ersten eigenen Ratgeber. [...] Das Wissen
zu ein paar Kapiteln habe ich mir aus mehreren Sachbüchern angeeignet.
Konkret handelt es sich um Bücher aus dem Bereich der Psychologie, zu
gewissen Denkfehlern, die uns davon abhalten, zu handeln. Wenn ich
dieses Wissen jetzt beschreibe, begehe ich damit eine
Urheberrechtsverletzung? Immerhin wurden die durchgeführten
Experimente und Ergebnisse davon ja bereits in anderen Büchern
beschrieben. Laut "merger doctrine" ist es jedoch erlaubt,
wissenschaftliche Ergebnisse selber zu verwenden.

Bei einem Kapitel bin ich mir im Speziellen unsicher. Der Autor
beschreibt [...] Ist es mir jetzt erlaubt, natürlich mit anderer
Wortwahl, Beispielen und Nennung des Autors als "Erfinder" dieser
Vorgehensweise, das in meinen Ratgeber aufzunehmen? [...]


Antwort:
Das Urheberrecht schützt nur konkrete Werke, also z. B. ausformulierte
Texte. Die dahinter stehenden Ideen, Gedanken oder Meinungen sind
frei. Daher darf man auch auf die gleichen Studien verweisen und zu
vergleichbaren Schlüssen kommen.

Man sollte sich allerdings nicht nur auf die Arbeiten eines Autors
beschränken. Dann könnte das eventuell als Nacherzählung durchgehen,
und dafür wäre wieder eine Genehmigung fällig. Der eigene Text sollte
auch im Wesentlichen eigene Leistungen enthalten.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und
Buchhändler. Unter http://bjoernjagnow.blogspot.com/ bloggt er über
die Zukunft der Medien, über Rollenspiele und andere Themen.


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