Hall of Fame
Schreib-Kick
Lese-Tipp
Autorenwissen
"Vom Umgang mit unseren ExpertInnen"
von Gabi Neumayer
Marketingideen
"So kommt euer Buch in die Lokalzeitung"
von Petra Hartmann
Vier Seiten für ein Halleluja
"Magier"
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Interview mit Frank Borsch
Küss mich, ich bin ein Autor!
Frag den Experten für Kinder- und Jugendbuch
(Michael Borlik)
Frag den Experten für Verlagswesen
(Bjørn Jagnow)
Frag die Expertin für Lyrik
(Martina Weber)
EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,
die Buchmesse ruft, deshalb wird das Editorial diesmal wirklich kurz -
also zumindest kürzer als sonst ... ein bisschen wenigstens.
Der aktuelle Tempest enthält unter anderem: ein Interview mit dem SF-
Autor Frank Borsch; einen Artikel von Petra Hartmann voller Tipps da-
zu, wie man es als AutorIn in die Lokalzeitung schafft; einen Beitrag
in eigener Sache zum Umgang mit unseren ExpertInnen; dazu Lesetipp,
Schreib-Kick, einen neuen Kürzestdialog aus dem AutorInnenleben, eure
Erfolge in der "Hall of Fame" - und natürlich auch wieder kompetente
Antworten auf eure Fragen von unseren ExpertInnen.
Apropos ExpertInnen: "Das Mysterium", der aktuelle Roman unseres Ex-
perten für historische Romane, Titus Müller, ist als einer der drei
besten historischen Romane der letzten zwei Jahre mit dem Sir Walter
Scott-Preis 2008 ausgezeichnet worden. Die beiden anderen ausgezeich-
neten Romane sind "Der König von Albanien" von Andreas Izquierdo (gol-
dener Lorbeer) und "Simplon" von Wolfgang Mock (silberner Lorbeer).
Der Preis wird alle zwei Jahre vom Autorenkreis historischer Roman
"Quo Vadis" verliehen.
Gleich zweimal etwas Neues gibt es von unserem Lieblingslektor Hans
Peter Roentgen: Zusammen mit Mareen Goebel und Judith Rau bietet er im
nächsten Jahr eine neue elfmonatige Romanwerkstatt an. (Näheres am
Ende des zweiten Teils des Tempest bei den Seminaren.) Neu im Handel
ist außerdem Hans Peters neues Buch: "Vier Seiten für ein Halleluja
II: des etwas anderen Schreibratgebers zweiter Teil - die Tempest-
Artikel 2004-2008", 2008, 84 Seiten, 6,95 Euro, BoD.
Der Tipp des Monats Oktober, diesmal von mir (schickt uns Tipps!):
Wer gern ein Blog anbieten würde, aber den Aufwand
scheut, kann sich mit anderen zusammenschließen
und ein Gruppen-Blog führen. Mit klaren Regeln,
wer wann was macht, kann man so den Aufwand minimieren
und zugleich mehr LeserInnen erreichen als allein.
Wir verlosen ja in unregelmäßigen Abständen ein AutorInnen-
Überraschungs-Geschenk unter allen, die uns Artikel, Tipps, Schreib-
Kicks etc. schicken. Gewonnen hat diesmal Bärbel Rädisch, und zwar
einen Kugelschreiber, der auf Knopfdruck im Dunkeln leuchtet. Damit
kann autorIn auch nachts schreiben, ohne den Partner oder die Partne-
rin zu wecken. Glückwunsch! Und wer von euch das nächste Mal mit in
der Lostrommel sein möchte, weiß ja, wie er / sie da rein kommt!
Genießt den zumindest ab und zu goldenen Herbst, und jammert nicht
über die dunklen Abende. Da kann man beim Schreiben draußen doch we-
nigstens nicht allzu viel verpassen.
Gabi Neumayer
Chefredakteurin
~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto
von autorenforum.de:
Sparda Bank Südwest eG
BLZ 550 905 00
Kto. 100 724 515
Stichwort: "Beitrag 2008"
Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberwei-
sungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch
weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest).
Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
BIC: GENODEF1S01
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
ISSN 1439-4669 Copyright 2008 autorenforum.de. Copyright- und
Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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INHALT DIESER AUSGABE:
TEIL 1:
Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lese-Tipp
Autorenwissen
"Vom Umgang mit unseren ExpertInnen"
von Gabi Neumayer
Marketingideen
"So kommt euer Buch in die Lokalzeitung"
von Petra Hartmann
Vier Seiten für ein Halleluja
"Magier"
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Interview mit Frank Borsch
Küss mich, ich bin ein Autor!
Frag den Experten für Kinder- und Jugendbuch
(Michael Borlik)
Frag den Experten für Verlagswesen
(Bjørn Jagnow)
Frag die Expertin für Lyrik
(Martina Weber)
Impressum
TEIL 2:
Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
Impressum
~~~~~~~~~
Auf unserer Homepage gibt es mittlerweile einen praktischen Service
für orientierungslose Tempest-LeserInnen: Inhaltsübersichten für ein-
zelne Tempest-Jahrgänge, nach AutorInnen sortiert. Eberhard Kamprad
(http://www.kamprad-online.de) hat freundlicherweise die aufwendige
Arbeit übernommen, nach und nach die Verzeichnisse für alle bisherigen
Jahrgänge zu erstellen.
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HALL OF FAME:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.
Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen nach diesem Schema:
.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen inklusive Leerzeichen (nicht Wörtern!)
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen.
.......
Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Ei-
genverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.
ACHTUNG, NEU!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bes-
tätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem
Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat!
Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an
redaktion at team pt autorenforum pt de.
Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden!
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Rainer Innreiter: "Der Leichenbaum", Twilight-Line 2008, Horror. Dunk-
le Horrorgeschichten für dunkle Stunden: Bist du bereit?
Margot S. Baumann: "Rigantona", kari-kani 2008, Liebesroman. Liebe und
Abenteuer in den schottischen Highlands
André Hille: "Wir vom Jahrgang 1974. Aufgewachsen in der DDR", Wart-
berg Verlag 2008, Sachbuch. "Eine Reise in die Vergangenheit, nicht
nur für 74er interessant."
Alexandra Rath: "Vorsicht, bissig!", Kyrene Literatur Verlag 2008,
Satire/ Life Style
Petra A. Bauer: "Mehr Mystery Storys", Gondrom 2008, Rätselkurzge-
schichten. Logicals und Mysticals für Rätsler und / oder Leser
Petra A. Bauer: "Heart of Glass - Herz aus Glas", Langenscheidt 2008,
Mädchenroman (ab 12). Bd. 2 der Liebesgeschichte um Britt und ihren
American Lover
Petra A. Bauer: "Pirates of Plymouth - Piraten von Plymouth", Langen-
scheidt 2008, Kinderkrimi. http://www.writingwoman.de
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SCHREIB-KICK:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
Unser Schreib-Kick für den Oktober, diesmal von mir:
Frank Borsch (s. Interview) verwendet in seiner "Alien Earth"-Trilogie
Zwischentexte: Chats, Nachrichtenschnipsel - und Quartettkarten aus
einem Spiel zu den Helden seiner Geschichte. Diese Karten können auch
ein wunderbares Mittel für AutorInnen sein, um sich kurz und knapp
über die wichtigsten Charakterzüge der eigenen Figuren klar zu werden
und sie zugleich in den Plot einzuordnen:
Erstellt Spielkarten zu euren Charakteren (wer mag, auch mit Bild!),
auf denen ihr in einem Satz oder wenigen Stichwörtern zum Beispiel
diese Kategorien abdeckt, die sich bei Frank Borsch finden:
- Profil (Funktion, wichtigste Eigenschaft)
- Gegenwärtige Aktivität (Position im Plot)
- Herkunft (Familie, Ort etc.)
- Stärken (höchstens zwei)
- Schwächen (plotrelevant!)
- Tipp (zum Umgang mit dem Charakter im Spiel, sprich: in der Ge-
schichte)
Beispiele findet ihr in der genannten SF-Trilogie - und in jedem Quar-
tettspiel.
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LESE-TIPP:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
Ein Tipp von Bärbel Rädisch:
http://www.kreiszeitung.de//chililiste/00_20080804174600_Das_letzte_Ra
etsel.html: Dieses Interview mit einer Gerichtsmedizinierin beantwor-
tet KrimiautorInnen zum Beispiel diese Fragen: Wie sieht der Ar-
beitstag einer Gerichtsmedizinerin aus? Wie riecht ein Toter? Wie geht
man vor, wenn man eine Leiche untersucht?
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AUTORENWISSEN:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
"Vom Umgang mit unseren ExpertInnen"
von Gabi Neumayer
Jede Zeitschrift, jeder Newsletter ist nur so viel wert wie die Men-
schen, die sie oder ihn lebendig halten, indem sie Arbeit und Engage-
ment dafür aufbringen. Im Falle des Tempest ehrenamtlich, denn wir
können unsere AutorInnen ja nicht bezahlen. Und auch unsere ExpertIn-
nen stellen uns Monat für Monat - viele von ihnen seit Jahren - ihre
Zeit und ihr Know-how zu Verfügung, damit wir den wohl wichtigsten
Service des Tempest anbieten können: die ExpertInnen-Antworten auf
eure konkreten Fragen.
Wir wissen, dass ihr diesen Service sehr zu schätzen wisst und ihn
gern in Anspruch nehmt. Selbstverständlich ist es trotzdem nicht, dass
unsere ExpertInnen jede Frage ausführlich beantworten. Da sollten eine
freundliche Anrede, ein "Danke" und auch die Beachtung der grundlegen-
den Regeln des Umgangs miteinander umso selbstverständlicher sein.
Dem steht offenbar entgegen, dass die Kommunikation durch Internet und
E-Mail inzwischen so einfach ist, dass manche ihr Gegenüber nicht mehr
als Mensch sehen, dem man freundlich begegnet (zumal, wenn man etwas
von ihm will!), sondern als Auskunftsroboter, dem man seine Anfrage
irgendwie hinrotzen kann.
Unsere ExpertInnen sind da leider einiges gewohnt (hier ein besonderer
Dank an Stefanie Bense, die es besonders oft "trifft"!). Umso mehr
weiß ich es zu schätzen, wie freundlich und konstruktiv sie nach wie
vor antworten. Sogar dann, wenn sie solche Mails bekommen wie vor kur-
zem unsere Lyrikexpertin Martina Weber (s. u.).
Der Schreiber hat nach Martinas Antwort zwar durchaus positiv rea-
giert. Nichtsdestoweniger sind solche Anfragen eine Zumutung, sie sind
respektlos, unverschämt und AutorInnen, deren Handwerkszeug die Spra-
che ist, in besonderem Maße unwürdig. Unsere ExpertInnen stehen jedem
und jeder gern Rede und Antwort, der/die ihnen angemessen begegnet.
Sorgt durch eure freundlichen und sorgfältig erstellten Anfragen da-
für, dass sie das auch weiterhin tun. Sonst geht dem Tempest irgend-
wann das verloren, was ihn im Herzen ausmacht.
Hier nun der Mailwechsel, bei dem ausschließlich der Name des Absen-
ders geändert wurde:
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Von: "xy" [Name geändert]
An:
Betreff: gibt es einen verlag für unbvekante autoren
Hallo, ich habe ein manuskript mit gedichten geschrieben, bitte sagt
mich gibt es ein verlag überhaupt in deutschland, der will wirklich
einem autor helfen, und nicht geld von ihn verlangt
++++++++++
Von:
An: xy
Betreff: Re: gibt es einen verlag für unbvekante autoren
Sehr geehrter Herr xy,
Sie haben sich mit einer Frage an mich gewandt, weil ich mich als Ly-
rik-Expertin des Tempest bereit erkläre, kostenfrei und ehrenamtlich
Fragen von AutorInnen zur Lyrik zu beantworten.
Bisher habe ich alle Fragen, die mir gestellt wurden, beantwortet. Ich
habe mir dafür immer Zeit genommen.
Ihre Frage jedoch kann ich nicht beantworten, weil ich Sie und Ihre
Frage nicht ernst nehmen kann. Wäre ich Lektorin eines Verlages, würde
Ihr Brief mit sämtlichen Lyrikmanuskripten sofort in meinen Aktenver-
nichter wandern.
Woran liegt das?
Sie haben die grundlegendsten Regeln der Kommunikation mit Füßen ge-
treten:
1. Sie haben mich nicht mit meinem Namen angesprochen.
2. Sie haben Ihrer Anfrage keinen Gruß angefügt.
3. Sie haben Ihren Namen nicht unter Ihre Anfrage gesetzt. Ihr Name
ist nur aus der E-Mail-Adresse ersichtlich.
4. Ihr Umgang mit der Sprache ist katastrophal:
a) Sie mischen Groß- und Kleinschreibung.
b) Der einzige Satz, den Sie mir schreiben - ich muss leider sagen:
hinrotzen - ist an mehr als einer Stelle grammatikalisch nicht korrekt
und zeigt, dass Sie die Zeichensetzung nicht beherrschen.
Fazit: Sie können gar kein Lyriker sein. Ein Lyriker geht mit der
Sprache sorgsam, genau und sensibel um.
Ich bin kein belehrender Typ, aber in diesem Fall kann ich nicht an-
ders, als Ihnen ein paar Ratschläge zu geben:
1. Arbeiten Sie an Ihrer Sprache und an Ihrem Ausdrucksvermögen.
2. Arbeiten Sie an Ihren Gedichten, falls Sie tatsächlich welche
schreiben sollten.
3. Nehmen Sie sich folgendes gar nicht so üble Sprichwort zu Herzen:
"So, wie man in den Wald hineinruft, schallt es hinaus."
4. Bemühen Sie sich darum, einen professionellen Eindruck zu machen.
Und der läuft in E-Mails eben nur über die Buchstaben und die Art, wie
man sie kombiniert.
Zur Vertiefung von Punkt 1 empfehle ich Ihnen die Anschaffung des Du-
den, Band 1 (Die deutsche Rechtschreibung).
Mit freundlichen Grüßen,
Martina Weber
++++++++++
Von: "xy" [Name geändert]
An:
Betreff: Re: Re: gibt es einen verlag für unbvekante autoren
Hallo Frau Weber,entschuldigen Sie bitte, aber ich habe keinen inter-
net zu Hause und muste mich wegen geldes beeilen zu schreiben, ich
habe von eine internetcaffe geschrieben,meine gramatik ist schlecht
weis ich,ich habe zwei manuskripte geschrieben und bin fast am ende
mit ein manuskript für ein Kinderbuch,bin auch moderator von zwei
Senbdungen in Radio.
Ich gebe Ihnen Recht, Alles gute Wünsche ich Ihnen
xy
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MARKETINGIDEEN:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
"So kommt euer Buch in die Lokalzeitung"
von Petra Hartmann
Lokalzeitungen, manchmal auch "Käseblätter" genannt, berichten über
"Lokales": Über das Dorffest in Hintertupfingen, Hundekot in Uhlen-
busch oder die Kaninchenzüchter-Jahreshauptversammlung in Kleinwelt-
winkel. Und sie berichten auch gern über euch und eure Bücher - sofern
ihr Einwohner von Hintertupfingen, Uhlenbusch oder Kleinweltwinkel
seid. Denn nur in dieser Hinsicht seid ihr für die Lokalredaktion in-
teressant.
Die Lokalzeitung lebt davon, dass sie ihren Lesern Informationen aus
ihrem direkten Nahbereich bietet. Dass Deutschland im EM-Finale verlo-
ren hat, konnte jeder am Fernseher live miterleben. Aber wenn Oma Tru-
de für 50 Jahre Mitgliedschaft im Roten Kreuz die goldene Ehrennadel
erhält oder wenn die kleine Julia beim Vorlesewettbewerb in der Grund-
schule den ersten Preis bekommt: Diese Nachricht wird die Tagesschau
garantiert nicht verbreiten.
Starke Identifikation durch lokale Themen
Genau hier hat die Lokalzeitung ihre Nische. Sie bietet den Lesern
Informationen von nebenan und die Möglichkeit, eben nicht nur über
Michael Ballack oder Angela Merkel zu lesen, sondern über Leute, die
man persönlich kennt, und manchmal sogar über sich selbst.
Die Identifikation mit der Heimatzeitung ist daher sehr viel höher als
bei den großen überregionalen Zeitungen. Medienfachleute nennen das
eine "hohe Leser-Blatt-Bindung": Eine Zeitung, in der regelmäßig mein
Bild erscheint, bestelle ich nicht so leicht ab wie die Zeit oder die
FAZ. Einer meiner Chefredakteure hat daher die Parole ausgegeben: "Je-
der unserer Leser soll sich mindestens einmal pro Jahr in der Zeitung
wiederfinden."
Die Zeitungsredaktion hat also durchaus Interesse daran, euch und eure
Bücher bekannt zu machen. Woran sie jedoch kein Interesse hat: an li-
teraturwissenschaftlich-fachlichen Interpretationen. Das ist Angele-
genheit der überregionalen Zeitungen oder der themenspezifischen In-
ternet-Portale. Für den Lokalredakteur seid ihr einzig und allein in-
teressant als "lokalisierbare" Personen. Wenn ich also mit einem
großartigen Fantasy-Roman mit tausend literarischen Finessen an die
Lokalredaktion herantrete, reduziert sich das in der Zeitung auf die
Botschaft: "Silliumerin schreibt Buch."
Ich selbst bin als Lokalredakteurin der Neuen Deister-Zeitung für
zwölf Dörfer und eine Stadt zuständig. Und genau diese 13 Ortsnamen
sind die Zauberschlüssel, die einem Autor die Tür zu meinen Zeitungs-
seiten aufschließen. Wer in mein Blatt rein will, tut gut daran, be-
reits im Begrüßungssatz die Wörter Eldagsen, Bennigsen, Völksen, Al-
tenhagen I, Gestorf, Lüdersen, Alvesrode, Mittelrode, Bockerode, Alf-
erde, Holtensen, Boitzum oder Wülfinghausen zu verwenden.
Wohnort in die Betreffzeile
Das ist übrigens auch das Wichtigste, wenn ihr per E-Mail Kontakt zu
einer Redaktion aufnehmen wollt: Nutzt die Betreffzeile. Schreibt
nicht: "Pressemitteilung" - das merkt der Redakteur schon selbst.
Schreibt: "Karlheinz König aus Krähwinkel veröffentlicht Roman" oder
"Lesung in Schlumpfhausen". Denn ein Redakteur, dessen Mailadresse auf
der Zeitungshomepage steht, findet sich gewöhnlich in tausend über-
flüssigen Mailverteilern wieder und bekommt täglich mehr Elektropost,
als er gebrauchen kann. Rigoroses Löschen ist die einzige Chance, das
Postfach übersichtlich zu halten.
Ich persönlich halte die E-Mail für das genialste Mittel der Kontakt-
aufnahme. Ihr lauft nicht Gefahr, in eine Konferenz hereinzuplatzen
oder den Redakteur beim Hetzen zu einem verpassten Termin in die Flug-
bahn zu geraten.
Zeitungen ohne Journalisten
Ob ihr mit einem selbstverfassten und eingeschickten Pressetext gleich
in der Zeitung landet oder ob die Redaktion doch lieber einen Journa-
listen zu einem Gespräch vorbei schickt, hängt von der jeweiligen Zei-
tung ab, aber auch von der Nachrichtenlage, von der Personalstärke und
von der Qualität eures Textes.
Unter den "Umsonst-Blättern gibt es zum Beispiel viele, die überhaupt
keine Redaktion haben und keine Journalisten beschäftigen. Diese Zei-
tungen haben hochqualifizierte Leute in der Anzeigenabteilung, während
der Raum zwischen den Anzeigen meist ohne Überarbeitung der Texte mit
den Dingen gefüllt wird, die von Vereinen oder eben von euch einge-
schickt werden. Euer Vorteil: Der Artikel erscheint genau so, wie ihr
ihn geschrieben habt. Euer Nachteil: Der Artikel erscheint genau so,
wie ihr ihn geschrieben habt.
Kontaktdaten sind unerlässlich. Gebt dem Journalisten eine Chance,
sich mit euch zu verabreden. Öffnet möglichst viele Kommunikationska-
näle: Anschrift, Mail, Festnetz- und Handynummer, Fax. Aber: Wenn ihr
eure Anschrift, Mailadresse und Handynummer im Anhang des Artikels
hinschreibt, solltet ihr sie mit dem vorangestellten Satz: "Nicht für
den Abdruck bestimmt" kennzeichnen. Sonst könnte der Techniker eure
Daten einfach mit auf die Seite lutschen, und Oma Trude erfährt eure
bisher sorgfältig geheim gehaltene Handynummer.
Je "besser" eine Zeitung ist, desto mehr werden eingereichte Artikel
überarbeitet und umgeschrieben. Also nicht ärgern, wenn ihr euren Ar-
tikel "verunstaltet" seht. Er ist so in der Regel viel verbraucher-
freundlicher.
Auf der Zeitungsseite ist wenig Platz
Wenn ihr einen Artikel verfasst, macht euch bitte klar, dass auf einer
Zeitungsseite wenig Platz ist. In meiner Zeitung zum Beispiel darf ein
Artikel maximal 120 Zeilen à 25 Zeichen haben. Wenn ein großes vier-
spaltiges Bild dazu kommt, ist damit eine Zeitungsseite im "Berliner
Format" schon zu zwei Dritteln gefüllt. Mit einer halben bis einer
dreiviertel DIN-A4-Seite liegt ihr im grünen Bereich.
Verwendet einfache Sätze mit nicht mehr als einem Nebensatz. Vermeidet
Satzungetüme von mehr als vier bis fünf Zeilen, Fremdwörter und ge-
waltsame Substantivierungen. Beginnt mit dem Wichtigsten (nämlich eu-
rem Wohnort, der sollte spätestens im zweiten Satz stehen).
Zeitungsleser sind keine Literaturwissenschaftler
Vergesst nicht, dass ihr nicht zu einem Fachpublikum sprecht, sondern
zu Rentnern, Supermarkt-Kassiererinnen, Verwaltungsfachangestellten
und Landwirten. Vergesst eure Anspielungen auf Star Trek oder eure
kryptischen Aristoteles-Zitate. Und, noch einmal, denkt daran, dass
für den Lokalredakteur eben nicht das Buch im Mittelpunkt steht, son-
dern ihr als Einwohner von Schilda.
Also gebt knapp in zwei bis drei Sätzen den Inhalt des Buches an, der
Rest ist für die wirklich wichtigen Dinge: dass ihr schon in der 4c
der heimischen Grundschule eure erste Fantasy-Geschichte bei Lehrerin
Müller-Lüdenscheidt geschrieben habt. Dass euch die Pferdeschilderun-
gen in eurem Western so gut gelungen sind, weil ihr als Kind auf dem
Ponyhof im benachbarten Fuxholzen das Reiten gelernt habt. Oder dass
die Kulisse für euren Ritterroman von der Burgruine in eurem Heimat-
dorf inspiriert ist. Versucht, das Thema eures Romans irgendwie mit
Erfahrungen aus eurem Leben - und der Erfahrung der Leser - zu ver-
knüpfen.
Vor allem: Erzählt Geschichten, Anekdoten, Erlebnisse. Die sind tau-
sendmal mehr wert als ein korrekter Lebenslauf, und Oma Trude freut
sich, weil sie euch schon als Kind in der 4c gekannt hat und weil sie
vieles aus euren Geschichten wiedererkennt.
Dateianhänge müssen sich auch öffnen lassen
Ein Wort noch zum Einreichen der Texte: Angehängte doc- oder rtf-
Dateien sind optimal, Formate wie docx sind in manchen Redaktionen
noch nicht angekommen und können teilweise nicht geöffnet werden. Zur
Sicherheit solltet ihr den Text noch einmal in die Mail hineinkopie-
ren. Journalisten sind nicht unbedingt faul, aber sie freuen sich
doch, wenn der Artikel als Datei ankommt und sie nicht Faxe oder hand-
schriftliche Hieroglyphenrätsel abtippen müssen.
Das richtige Foto zum Buch
Falls ihr ein Foto mitschicken könnt, nur zu. Texte mit Bild werden
von Zeitungslesern wesentlich mehr wahrgenommen und gelesen. Zum Druck
braucht man gewöhnlich eine Auflösung von 200 dpi. Mit einem zum
Versenden reduzierten Bild kann die Zeitung nichts anfangen.
Beim Fotografieren achtet darauf, dass die wichtigen Elemente nahe
beieinander liegen. Das Buch so hoch halten, dass es direkt an euer
Gesicht stößt. Nicht vor den Bauch. Und besser als jedes kleine Auto-
matenpassbild mit freiem linkem Ohr kommen Fotos an, die irgendwie
ungewöhnlich sind. Ihr habt einen "Mädchen-und-Pony-Roman" geschrie-
ben? Dann lasst euch doch Wange an Wange mit eurem Lieblingspferd ab-
lichten. Eine Verfasserin eines Fantasy-Romans über chinesische Dra-
chen könnte sich gut vor dem goldenen Drachen eines Chinarestaurants
fotografieren lassen. Und der Autor eines Kochbuchs gehört an den
Herd.
Falls ihr euch vor einem wichtigen Gebäude fotografieren lassen wollt,
stellt euch nicht direkt mit dem Rücken an die Wand. Sonst hat der
Fotograf nur die Wahl: Haus ganz drauf und Person verschwindend klein
- oder Gesicht gut erkennbar, aber vom Haus nur ein paar Steine. Geht
einfach mal hundert Meter weit weg, und nutzt die perspektivische Ver-
kürzung. Wenn ihr im Vordergrund gut zu erkennen seid und euch ein
kleines Brandenburger Tor über die linke Schulter lugt, habt ihr bei-
des, Gesicht und Gebäude.
Redakteure haben keine Zeit
Ihr habt es geschafft, dass ein Journalist euch besucht und eine Ge-
schichte über euch schreiben will? Herzlichen Glückwunsch! Es ist nur
ein Praktikant? Doppelten Glückwunsch! Der hat nämlich viel Zeit und
will zeigen, was er kann. Redakteure können sich für solche Geschich-
ten oft nicht mehr loseisen. Und wenn doch, müssen sie die Sache ir-
gendwann unter hohem Zeitdruck zwischen einem politischen Artikel und
einem tödlichen Verkehrsunfall in die Tastatur hämmern.
Gebt dem Journalisten ein kostenloses Rezensionsexemplar. Aber bitte,
habt Verständnis dafür, dass er es nicht lesen wird. Lesen müsste er
es in seiner Freizeit, aber die hat er kaum. Nehmt einmal an, er muss
davon leben und bekommt pro gedruckter Zeile 15 Cent und für das Foto
15 Euro, also etwa 30 Euro für den gesamten Artikel. Wenn er sich eine
Stunde mit euch unterhält und eine Stunde schreibt, ist der Stunden-
lohn nach Abzug von Steuern und Fahrtkosten nicht toll. Und wenn er
jetzt auch noch vier Stunden lesen muss
Er wird es allenfalls anle-
sen und mit etwas Glück ein schönes Zitat für den Artikel darin fin-
den. Das reicht ja auch. Denn es geht schließlich um euch, nicht um
eine literaturwissenschaftliche Analyse eures Werkes.
Alles was ihr sagt, könnte gedruckt werden!
Besonders freut es einen Journalisten, wenn der Interviewte nach jedem
Satz sagt: "Aber schreiben Sie das bloß nicht!" oder: "Das gehört nun
wirklich nicht in den Artikel!"oder: "Wozu müssen Sie denn das wis-
sen?" Versucht einfach etwas mehr als "ja", "nein" und "weiß nicht" zu
sagen. Aber vergesst auch nicht, dass alles, was ihr sagt, gedruckt
werden könnte.
Manches sieht in der Zeitung ganz anders aus, auch wenn der Journalist
es wörtlich mitgeschrieben hat. Seid also nicht allzu schockiert, wenn
ihr am Morgen die Zeitung aufschlagt. Rechnet damit, dass der Journa-
list vieles nicht versteht. Ihr redet mit einem fast unbeschriebenen
Blatt.
Um Harry Potter kommt niemand herum
Keinen Erfolg wird der Versuch haben, ihm die Klischees auszureden,
die er über euer Genre aufgeschnappt hat. Er sieht das als Pflicht-
Topos, den er abzuarbeiten hat. Wenn ihr Fantasy-Autor seid, dann wird
er zwangsläufig fragen, was für ein Verhältnis ihr zu Harry Potter
habt. Er hat Harry Potter zwar nicht gelesen - Journalisten sind ver-
mutlich die Berufsgruppe, die die wenigsten Potter-Leser aufzuweisen
hat -, aber er weiß, dass Potter "Kult" ist, und wird in den Artikel
sein gesamtes ergoogeltes Halbwissen hineinpacken. Lasst ihm das. Er
kann nicht anders.
Und wenn er erschienen ist, euer Artikel: Lasst euch keine grauen Haa-
re wachsen, wenn etwas nicht korrekt ist. Freut euch über die Publici-
ty. Kaum jemand wird den Text so kritisch lesen wie ihr selbst. Und
bevor ihr zum Telefonhörer greift und den Journalisten zusammenfaltet,
weil er euch zwei Jahre älter gemacht oder den Namen eures Kindergar-
tens verwechselt hat, denkt daran, dass ihr euer nächstes Buch dort
auch vorstellen wollt.
**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**
Petra Hartmann, Jahrgang 1970, ist promovierte Literaturwissenschaft-
lerin und arbeitet als Redakteurin einer Tageszeitung. 2007 erschienen
ihr zweiter Fantasy-Roman "Ein Prinz für Movenna" und die Märchenan-
thologie "Drachenstarker Feenzauber" (nominiert für den Deutschen
Phantastik-Preis). Homepage: http://www.petrahartmann.de.
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VIER SEITEN FÜR EIN HALLELUJA:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
Die Probleme, die auf den ersten vier Seiten auftreten, setzen sich in
aller Regel im Rest des Manuskripts fort. Hans Peter Roentgen, der
professionell Schnupperlektorate (http://www.hproentgen.de) der ersten
vier Seiten macht, bespricht deshalb für den Tempest kostenlos die
ersten vier Seiten eurer Texte. Achtung: Eure Einsendungen dürfen ma-
ximal 7.200 Zeichen haben! Und bitte schickt uns nur Text- oder RTF-
Dateien.
Welcher Text besprochen wird, legen wir fest. Die AutorInnen erklären
sich mit ihrer Einsendung mit der Veröffentlichung einverstanden. Der
Text wird dann anonym im Tempest abgedruckt und besprochen (es sei
denn, ihr wollt euren Namen dort sehen, bitte extra vermerken!). Au-
ßerdem werden Text und Besprechung auf den Seiten von Hans Peter
Roentgen (http://www.textkraft.de) veröffentlicht.
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"Magier"
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Die Herbstsonne warf ihr goldenes Abendlicht auf den Wald, der sich in
einiger Entfernung die sanft ansteigenden Hügel Alrevens hinauf zog;
und auf die teilweise eingestürzte Ruine eines Turmes. Efeu rankte
sich über die alten Steinblöcke und verschwand in den schmalen Fens-
teröffnungen. Der unscheinbare Waldweg, den Silfaen in der nun ent-
täuschten Hoffnung einer Abkürzung genommen hatte, endete hier.
Nachdenklich blickte der junge Mann den Turm hinauf. Cim, sein brauner
Wallach, streckte sich nach einigen Grashalmen. Es war kein offen-
sichtlicher Grund für den Verfall des Turmes erkennbar (1) , es gab
weder Spuren eines Feuers noch die eines Angriffs - doch auf jeden
Fall hatten ihn die Besitzer vor langer Zeit verlassen. Über dem Ein-
gang war die verblichene Form eines seit langem verwitterten Wappens
zu erkennen. Seiner Neugier nachgebend (2), saß Silfaen ab und band
Cim an einen nahen Baum.
Er bückte sich, als er einen hellen Fleck im Gras bemerkte, und hob
einen flachen, rechteckigen Stein auf, etwa von der Größe eines Spiel-
steines. Er war hell und glatt, ein verschlungenes Zeichen war in die
Oberseite des Steines geprägt worden. Lange konnte er hier noch nicht
liegen. Silfaen ließ ihn nachdenklich in seine Tasche gleiten bevor er
sich eine Strähne seines langen, im Nacken zusammengefassten roten
Haares aus der Stirn strich und sich wieder dem Turm zuwandte.
Moosüberzogene Steine lagen im türlosen Eingangsbereich verstreut, der
in einen winzigen Vorraum führte und schwach vom Licht der tief ste-
henden Sonne erhellt wurde. Der Raum war besser in Stand als erwartet.
Es waren (3) eher die oberen Stockwerke, die betroffen schienen.
Hinter einer zweiten Türöffnung gähnte Dunkelheit.
Silfaen lauschte dem gedämpften Vogelzwitschern außerhalb, als ihn das
Geräusch fallender Steine (4) über ihm aufhorchen ließ. Dann war es
wieder still.
Mit den Fingern der linken Hand schnippend (5), ließ er eine kleine
Flamme freundlichen Lichts über seiner Handfläche entstehen (6), bevor
er durch die Öffnung trat.
In einem großen Raum, der den übrigen Teil des Erdgeschosses einnahm,
befand sich ein morscher, von Moos, Schimmel und Pilzen bewachsener
(7) runder Holztisch mit nur einem Stuhl, in einer Ecke standen die
Überreste eines Fasses. Aus Wänden und Decke gebrochene Steine (8)
lagen auf dem staubigen Boden, und als Silfaen vorsichtig einige
Schritte in den Raum tat, stieß er mit dem Fuß gegen einen angelaufe-
nen Kerzenhalter. Hinter einem Vorsprung in der Wand lag (9) eine
schmale, gewundene Treppe nach oben. Die Stufen waren ausgetreten und
unwegsam (10), ein einzelner alter Holzbalken versperrte einige Stu-
fen.
Silfaen nahm an, dass er sich etwa auf halber Höhe befand (11), als
erneut irgendwo, nicht weit entfernt, das Geräusch fallender Steine
ertönte. Kurze, schabende Schritte näherten sich und stoppten unver-
mittelt irgendwo (12) hinter der Biegung der Treppe. Ohne Vorwarnung
verlöschte Silfaens magisches Licht, sein Schritt ging ins Leere. Er
fiel, stieß sich schmerzhaft das Knie und kam verhalten fluchend eini-
ge Stufen weiter unten auf.
Einen Moment lang herrschte Stille, dann wieder das Geräusch schlur-
fender Schritte (13). Es konnte seinen Ursprung höchstens zwei oder
drei Meter entfernt hinter der Biegung der Treppe haben und näherte
sich langsam. Silfaen hielt die Luft an und beschwor ein neues magi-
sches Licht. Es gab einen Funken (14), der jedoch sofort wieder er-
starb.
"Wer ist da?" flüsterte er schließlich ungewollt heiser (15). Er
presste die Lippen zusammen, rappelte sich wieder auf und lauschte.
Dumpfe Stille (16) umgab ihn, bis einige Steinchen die Stufen neben
ihm herunterrutschten.
Ein weiterer leiser Schritt vor ihm.
Plötzlich nahm er leisen Atem wahr, einen unnatürlichen Atem (17), der
ihm die Nackenhaare aufrichtete. Bleierne Schwere breitete sich in
seinen Gliedern aus (18), und er fühlte sich nicht in der Lage, sich
zu bewegen, als zwei weitere schabende Schritte sich ihm näherten.
Ein weiterer Schritt. Noch einer. Der dritte war überraschend hinter
ihm.
Silfaen fuhr herum, als die Dunkelheit schwach von fahlem, grünlichem
Licht erhellt wurde (19). Augen blickten ihn an, dunkle Augen in einem
eingefallenen Gesicht, das zu einer hasserfüllten Grimasse verzerrt
war.
Silfaen überwand die Starre und sprang die nächsten paar Treppenstufen
herunter. Dann blieb er mit dem Fuß im Vorsprung hängen, stolperte und
überschlug sich. Das fahle Licht war erst oben, dann unten, dann
plötzlich unmittelbar über ihm.
Dunkelheit umgab Silfaen, als er die Augen öffnete, und ein Gefühl
kalten Unbehagens (20). Er richtete sich ruckartig auf, stieß mit dem
Kopf gegen die Wand und kam taumelnd auf die Füße. Mit unsicheren Bei-
nen tastete er sich im Dunkeln (21) die Stufen herunter, ohne sich
umzusehen, den Blick starr voran gerichtet, und atmete erst auf, als
er das schwache Licht des Eingangs sah.
Die Sonne stand tief und hatte den Himmel rötlich-violett gefärbt,
während ein leichter Wind einen Wolkenschleier aus dem Norden heran
wehte.
Cim spitzte seine Ohren und schnaubte leise, als Silfaen sich näherte.
Seine Knie schmerzte, als er Cim losband, aufsaß und ihn in einem has-
tigen Trab den Weg zurücktrieb. Erst als die dunklen Wipfel des Wal-
des, dessen hohe Baumkronen schon vor Jahrzehnten allem Unterholz
sämtliches Licht zum Leben (22) genommen hatten, die Ruine verdeckten,
fühlte er sich sicherer.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Lektorat von Hans Peter Roentgen
Ein junger Mann nimmt eine Abkürzung, die sich als Sackgasse entpuppt,
und stößt auf eine Ruine. Neugierig will er sie sich ansehen. Doch im
Inneren erlöscht sein magisches Licht.
Was ist am Anfang dieser Geschichte wichtig? Die idyllische Herbstson-
ne oder dass Silfaen in einer Sackgasse gelandet ist?
Ich meine die Sackgasse. Deshalb würde ich mit der Sackgasse beginnen.
Und direkt den Gedanken des jungen Mannes folgen:
..........
Pech gehabt! Der Weg war keine Abkürzung, sondern eine Sackgasse. Er
hätte doch besser der Hauptstraße folgen sollen.
..........
Erst dann werden Turm und Umgebung inklusive Herbstsonne geschildert.
Damit gewinnt der Anfang mehr Spannung.
Die weitere Geschichte hat zwei Probleme. Erstens ist die Szenerie
nicht genug durchdacht. Zweitens ist der Stil hölzern und zieht mich
nicht in den Text.
Die Ereignisse im Turm stimmen nicht ganz. Auf der Hälfte der Strecke
zum nächsten Stockwerk erlischt das Licht (11). Silfaen tritt ins Lee-
re. Das heißt, dass vor ihm ein Loch sein muss. Er fällt aber rück-
wärts. Überhaupt fällt er viel. Er stürzt noch einmal, fällt einige
Treppenstufen weiter runter, stolpert und überschlägt sich. Immer noch
ist er nicht unten (21). Und es ist stockdunkel, obwohl unten ein of-
fener Eingang ist. Er muss also sehr viel höher gegangen sein als nur
ein halbes Stockwerk. Jedenfalls lese ich das aus dem Text heraus.
Der Stil
Beim Stil fällt auf, das oft Passiv und substantivierte Verben verwen-
det werden, viel "es war","es gab" und außerdem ungelenke Partizipial-
konstruktionen. Im Einzelnen:
(1) "Es war kein offensichtlicher Grund für den Verfall des Turmes
erkennbar." Besser wäre: "Warum der Turm verfallen war, konnte er
nicht erkennen."
(2) "seiner Neugier nachgebend." Besser: "er gab seiner Neugier nach
und ..."
(3) "es waren eher die oberen Stockwerke, die betroffen schienen." Ein
weiteres Beispiel für die sehr unschöne "Es war"-Konstruktion. Solche
Konstruktionen holpern und hemmen den Lesefluss. Besser: "Offenbar
waren nur die oberen Stockwerke eingestürzt."
(4) "als ihn das Geräusch fallender Steine über ihm aufhorchen ließ."
Besser: "Steine polterten über ihm auf den Boden."
(5) "mit den Fingern der linken Hand schnippend." Besser: "Er schnipp-
te mit den Fingern der linken Hand und ..."
(6) "ließ er eine kleine Flamme freundlichen Lichts über seiner Hand-
fläche entstehen." Besser: "Und eine kleine Flamme freundlichen Lichts
leuchtete über seine Handfläche auf."
(8) "aus Wänden und Decke gebrochene Steine lagen auf dem staubigen
Boden." Besser: "Steine waren aus Wänden und Decke gebrochen und lagen
auf dem staubigen Boden."
(9) "hinter einem Vorsprung in der Wand lag eine schmale, gewundene
Treppe nach oben." Besser: "Eine schmale Treppe wand sich hinter einem
Vorsprung in der Wand nach oben."
(10) Eine Straße kann unwegsam sein, die Stufen einer Treppe ausgetre-
ten, aber unwegsame Treppenstufen, das passt nicht.
(12) "Irgendwo hinter der Biegung der Treppe": "Irgendwo" vermittelt
das Gefühl der Unsicherheit. "Hinter der Biegung" dagegen sagt: Es war
direkt dort, wo er nicht mehr hin schauen konnte. Das "irgendwo" lässt
sich hier ersatzlos streichen.
(13) "Es konnte seinen Ursprung höchstens zwei oder drei Meter ent-
fernt hinter der Biegung der Treppe haben". Wieder so eine " Es
war/konnte"-Konstruktion. Besser: "Sie waren höchstens zwei oder drei
Meter entfernt." Oder: "Die Schritte tappten direkt hinter der Biegung
der Treppe."
(14) "Es gab einen Funken": "Ein Funke leuchtete auf."
(15) "flüsterte er schließlich ungewollt heiser." "Flüsterte er" soll-
te hier völlig reichen. Zusätzliche Adjektive und Adverbien steigern
nicht die Spannung, vor allem dann nicht, wenn sie nichts Neues zur
Geschichte beitragen.
(16) "Dumpfe Stille umgab ihn." Besser: "Stille. Dann fielen wieder
einige Steinchen die Treppe hinunter."
(17) Was habe ich mir unter einem "unnatürlichen Atem" vorzustellen?
Dieser Begriff erklärt gar nichts, sondern wirft den Leser aus dem
Text. Wenn dieser Atem etwas Besonderes ist, sollte der Autor ihn be-
schreiben, und zwar so, dass dem Leser wirklich eine Gänsehaut den
Rücken hinab läuft.
(18) "Bleierne Schwere breitete sich in seinen Gliedern aus." Wieder
eine sehr passive Konstruktion. Das sollte der Autor aktiver schil-
dern, was passiert hier? Mit welchen Worten kann das dem Leser gezeigt
werden?
(19) "Silfaen fuhr herum, als die Dunkelheit schwach von fahlem, grün-
lichem Licht erhellt wurde." Erstens ist das passiv, und zweitens ist
eine erhellte Dunkelheit nicht dunkel. Besser: "Silfaen fuhr herum.
Fahles, grünliches Licht leuchtete auf."
(20) Was bitteschön ist "ein Gefühl kalten Unbehagens"? Wie soll ich
mir als Leser das vorstellen? Hier sollte der Autor konkret werden,
dem Leser zeigen, was der Held spürt.
(22) Dass die dunklen Wipfel allem Unterholz das Licht zum Leben ge-
nommen haben, dürfte den Helden hier kaum interessieren. Wenn das
wichtig wäre, sollte man das am Anfang in der Naturschilderungen un-
terbringen. In einer spannenden Szene sollte man nicht unwichtige De-
tails schildern. - Ach ja, und allein in diesem Absatz gibt es drei
Nebensätze, die mit "als" eingeleitet werden. Wie viele es im ganzen
Text sind, habe ich nicht gezählt, aber auf jeden Fall sind es viel zu
viele.
Mehr Aktivität, mehr Leben
Dieser Text krankt daran, dass er wenig aktiv wirkt, damit den Ein-
druck erweckt, dass eigentlich gar nichts passiert und dass er dem
Leser wenig zeigt. Show, don't tell (zeigen, nicht behaupten), so
heißt einer der wichtigsten Sätze beim Schreiben. Kein "Gefühl kalten
Unbehagens" behaupten, sondern die Szene so lebendig schildern, dass
der Leser spürt, was Silfaen spürt.
Am besten sollte der Autor nochmals die Szene vor dem inneren Auge
ablaufen lassen. Was riecht Silfaen, was spürt er, wovor graut ihm?
Warum graut ihm? Denn Magie besitzt er selbst, was ist es, das ihn
schaudern lässt? Das ist nicht einfach - Horror zu schreiben ist alles
andere als einfach -, aber die Mühe lohnt sich. Denn nur, wenn das
gelingt, wird der Leser den Text nicht mehr aus der Hand legen können
und zusammenzucken, wenn sich in seinem Zimmer plötzlich die Gardine
bewegt.
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Hans Peter Roentgen ist einer der Moderatoren der Schreibwerkstatt
www.Textkrafttraining.de, Mitglied der Phoenix-Schreibgruppe
(http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt
Artikel, Rezensionen und Geschichten
(http://www.textkraft.de/pageID_600054.de.html) sowie Computerprogram-
me.
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INTERVIEW:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
"Man darf den Lesern niemals zu viel verraten"
Interview mit Frank Borsch (geführt Anfang August 2008)
Gabi Neumayer: "Es ist das Jahr 2065. Seit sieben Jahren hängt ein
fremdes Raumschiff in einem geostationären Orbit über der Erde. Es
reagiert nicht auf Kontaktversuche, sondern sendet nur den immer glei-
chen Funkspruch in 372 Sprachen: 'Fürchtet euch nicht!'" So beschreibt
Frank Borsch selbst die Ausgangssituation seiner fesselnden Science-
Fiction-Trilogie "Alien Earth". Wer mehr über den Inhalt erfahren
möchte, sollte die Trilogie am besten selbst lesen - kann sich aber
auch in Franks Blog ausführlich informieren:
http://www.alienearth.de/blog/.http://www.alienearth.de/blog/. Da der
Autor auch schon in zahlreichen Interviews Auskunft darüber gegeben
hat (die sind ebenfalls in seinem Blog zu finden), konzentrieren wir
uns hier auf das, was AutorInnen am meisten interessiert: Fragen zum
Schreiben und Veröffentlichen.
Lieber Frank, der letzte Teil deiner Trilogie, "Alien Earth - Phase 3"
(mehr unter http://www.alienearth.de), ist im Juni erschienen. Der
enorme Erfolg und Nominierungen für alle wichtigen SF-Preise zeigen,
dass ich nur eine von wenigen bin, die drei Bände mit Begeisterung
verschlungen haben - und auch Größen wie der SF-Bestseller-Autor And-
reas Eschbach sind voll des Lobes. Auch wenn man schon unzählige SF in
seinem Leben gelesen hat, begeistert deine Trilogie durch ihr origi-
nelles Konzept, die außergewöhnlichen Charaktere, die über all die
vielen hundert Seiten aufrechterhaltene Spannung und das enorme Tempo.
Deshalb hier die ganz einfache Frage, damit wir es alle nachmachen
können: Wie schreibt man einen solchen Pageturner?
Frank Borsch: Einen Augenblick, ich muss erst noch rot anlaufen ...
danke für dein überschwängliches Lob! Also, wie man einen "Pageturner"
schreibt? Darauf gibt es zwei Antworten. Die kurze lautet: Man zieht
sich für beinahe drei Jahre von der Welt zurück und sitzt (beinahe)
Tag für Tag am Computer, während der Hinterkopf unablässig und die
meiste Zeit unbemerkt arbeitet.
Und die lange: Man schreibt und schreibt und schreibt (bei mir hat das
viel "Perry Rhodan" bedeutet), und mit den Jahren stellt man fest,
dass man besser wird. Schreiben ist zu großen Teilen Handwerk, und das
erlernt man eben nur durch Übung. Und natürlich darf man den Lesern
niemals zu viel verraten! Der Reiz von "Alien Earth" besteht darin,
dass man als Leser nie genug Antworten bekommt. Sie kommen zwar, aber
meist an den Stellen, an denen man sie nicht vermutet hätte - und jede
Antwort wirft neue Fragen auf ...
GN: Du hast viele SF- und Comic-Übersetzungen gemacht und bist als
Autor vor "Alien Earth" vor allem durch deine Perry-Rhodan-Romane auf-
gefallen. Der Sprung scheint gewaltig: Wie kam es dazu, dass dein ers-
tes davon unabhängiges Werk gleich eine dreibändige Trilogie geworden
ist?
FB: Ich denke, der Sprung scheint nur von außen so gewaltig. Der Kon-
takt zu Heyne kam über "Perry Rhodan" zustande. Von 2001 bis vor gar
nicht allzu langer Zeit habe ich ja als Teilzeit-Redakteur bei der
Serie gearbeitet. Eine meiner Aufgaben war es, die "Perry-Rhodan-bei-
Heyne-Taschenbücher" zu betreuen. Dadurch hatte ich regelmäßigen Kon-
takt zu Sascha Mamczak, dem zuständigen Lektor für Science-Fiction bei
Heyne. Gleichzeitig habe ich auch regelmäßig selbst Taschenbücher in
diesen Reihen geschrieben. Im Lauf der Zeit ist daraus eine gegensei-
tige Wertschätzung gewachsen, und schließlich hat Sascha mich gefragt,
ob ich nicht Lust hätte, einen eigenständigen SF-Roman für Heyne zu
schreiben ... und wieso dann gleich eine Trilogie daraus wurde, verra-
te ich zwei Fragen weiter!
GN: Was hast du durchs Übersetzen fürs Schreiben gelernt?
FB: In erster Linie Disziplin. Das "Sich-jeden-Tag-aufs-Neue-
hinsetzen-und-Weitermachen". Zuhause zu arbeiten und dazu an Projek-
ten, die nicht in sich zusammenstürzen, wenn man mal einen Tag blau
macht (aber zum Alptraum werden, wenn man der Versuchung öfters nach-
gibt ...), ist eine ziemlich vertrackte Beschäftigung. Da ist das Ü-
bersetzen die perfekte Übung.
Und man lernt Formulieren. Eine gute Übersetzung in der Belletristik
ist eine freie Übersetzung. Das gilt insbesondere bei Comics. Ich habe
bestimmt über hundert Superheldencomics ins Deutsche übersetzt - und
musste damit klarkommen, dass Deutsch nun mal viel mehr Buchstaben und
damit wertvollen Platz in Sprechblasen braucht als Englisch. Ohne den
Mut, sich freizuschwimmen, ist man da verloren. Außerdem ist das Über-
setzen von Comics vielleicht die beste Schule für knappe und treffende
Dialoge.
GN: Abgesehen vom Wichtigsten, der außergewöhnlichen Qualität deiner
Geschichte: Wie hast du deinen Verlag überzeugt, nicht nur einen ein-
zelnen Roman, sondern direkt eine Trilogie zu veröffentlichen? Und was
hast du vor Vertragsunterzeichnung vorgelegt: Exposé und Textprobe?
Oder hattest du bereits große Teile des Textes fertig?
FB: Von Sascha kamen keinerlei Vorgaben, ich hatte völlige Freiheit -
was mir sehr entgegenkam, denn ich hatte in diesem Augenblick nicht
mehr als die vage Idee, einen Roman auf der Erde und in der nahen Zu-
kunft anzusiedeln. Nun, die Idee hat sich innerhalb kurzer Zeit zu dem
"Aliens-kommen-und-verflucht-noch-mal-sie-tun-nichts!"-Szenario ver-
dichtet. Ich habe ein Konzept auf knapp zwei Seiten eingereicht, Sa-
scha hat es kommentiert, ich habe es nachgebessert und präzisiert -
und das war es. Später habe ich auch noch Probekapitel an Sascha ge-
schickt, aber das war nicht vom Verlag verlangt, sondern von mir ge-
wollt, um Feedback zu bekommen. Und das hat auch geklappt: Ursprüng-
lich hatte ich den Roman nur zwanzig Jahre in der Zukunft angesiedelt.
Sascha hat mich dann darauf hingewiesen, dass das Szenario sich zu
futuristisch für diesen Zeitpunkt anfühlt. Und er hatte Recht: Ich
habe daraufhin die Handlung fünfzig, sechzig Jahre in die Zukunft ver-
legt - und plötzlich fühlte sich die Sache richtig rund an.
Gleich eine Trilogie statt eines Romans kam auf Wunsch von Sascha zu-
stande. Ein paar Wochen, nachdem ich das Konzept eingereicht hatte,
rief er an und schlug vor, eine Trilogie daraus zu machen. Ich war
mir, ehrlich gesagt, unsicher, ob ich das will. Aber am Ende habe ich
mir einen Ruck gegeben und es gemacht. Und im Rückblick war es die
richtige Entscheidung. Eine der Säulen, auf denen "Alien Earth" ruht,
ist das Breitwandpanorama unserer Zukunft - und das braucht eben
Platz.
Natürlich spielten bei der Entscheidung auch wirtschaftliche Gründe
eine Rolle. Man muss das ganz nüchtern sehen: Die Konkurrenz auf dem
Buchmarkt ist riesig, und ein einsames SF-Taschenbuch landet unter
Umständen schneller auf dem Ramschtisch, als man es geschrieben hat
... Eine Trilogie dagegen hält die Bände länger in den Regalen.
GN: Wie lief die Zusammenarbeit mit dem Verlag und deiner Lektorin im
Besonderen? Welche Tipps würdest du angehenden AutorInnen für den Um-
gang mit Verlagen geben?
FB: Die eigentliche Lektoratsarbeit machte Angela Kuepper - und sie
machte sie ausnehmend gut. Mit einem Autor an seinem Manuskript zu
arbeiten braucht viel Fingerspitzengefühl. Als Lektor hat man die Auf-
gabe, dem Autor die schlechten Nachrichten zu überbringen: "Das Kapi-
tel hier funktioniert leider nicht", "Hier ist noch mehr drin" oder
einfach "Was willst du bitteschön damit sagen? Ich kapiere das
nicht!". Mit anderen Worten: genau das, was ich als Autor nicht hören
will. Man muss also die Kritik richtig verpacken und so dosieren, dass
sie den Autor nicht in Verzweiflung stürzt, sondern ihm oder ihr ein
Ansporn ist. Angela hat das großartig gemacht. Ohne sie hätte ich das
Potential von "Alien Earth" weit weniger ausgeschöpft.
Was die Tipps angeht: Das Allerallerallerwichtigste ist die Qualität
des Textes. Stimmt die nicht, muss man sich über den Rest keine Gedan-
ken machen. Stimmt sie, gibt es eine einfache Regel: Nicht vergessen,
dass der Empfänger im Verlag ein Mensch ist. Und Menschen mögen
Freundlichkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Manuskripte, über
die der Autor mit der Rechtschreibprüfung drüber gegangen ist ...
GN: Wenn man ein zusammenhängendes Werk von 1.500 Seiten schreibt: Was
sind die besonderen Schwierigkeiten? Welche Methoden haben dir gehol-
fen, den Überblick zu bewahren und die Spannung aufrechtzuerhalten?
FB: Die größte Schwierigkeit ist ganz klar, durchzuhalten. Das übrige
Leben geht ja weiter, und oft kommt es einem vor, als hätte sich alles
gegen einen verschworen. Irgendetwas geht immer schief und hindert
einen daran, an den Schreibtisch zu kommen. (Oder man schafft es an
den Schreibtisch, sitzt aber da wie ein Zombie, weil der ein Jahr alte
Sohn die Nacht mal wieder nicht durchgeschlafen hat ...).
Geholfen bei der Arbeit hat mir vor allem diverse Software. Ich habe
während der Arbeit die Programme mehrfach gewechselt und bin schließ-
lich bei einer Kombi gelandet, die wohl eine Zeitlang Bestand haben
wird. Ein Mindmapping-Programm, ein Outliner und ein Schreibprogramm:
"Scrivener". "Scrivener" stammt von einem Engländer, der selbst
schreibt und so unzufrieden mit der angebotenen Software war, dass er
sich Programmieren beibrachte und seine eigene schrieb. Das Ergebnis
ist "Scrivener", und es erfüllt so ziemlich jeden meiner Wünsche. (Ein
technischer Hinweis: "Scrivener" gibt es nur für Mac OS. Ob es etwas
Vergleichbares auch für Windows gibt, weiß ich nicht.)
Die Spannung hochzuhalten war eigentlich fast der einfachste Teil. Das
Ausgangszenario von "Alien Earth" hat sich als so stark erwiesen, das
sich der Rest fast von alleine ergab. Ich musste mich eigentlich nur
fragen, was diese Situation für die Menschen bedeuten könnte - und es
umsetzen.
GN: Zu "Alien Earth - Phase 1" gibt es sogar schon ein Theaterstück.
Warst du an der Arbeit dazu beteiligt? Wenn ja: Welche Erfahrungen
hast du dabei gemacht? Wenn nein: dieselbe Frage :-)
FB: Ein Theaterstück war so ungefähr das Letzte, an das ich beim
Schreiben gedacht habe. Die Überraschung war also riesig. An den Ar-
beiten war ich nicht beteiligt, aber das Theaterhaus Jena hat mich zur
Premiere im Mai eingeladen, und das war ein schönes Erlebnis. Ich wur-
de unheimlich freundlich empfangen, und das Ganze kam mir vor wie ein
Vorstoß in eine fremde Welt: Theater ist einfach anders. Manche Dinge,
für die ich im Roman ganze Seiten brauche, werden mit ein paar Gesten
ausgedrückt. Andersherum gibt es Dinge, die auf der Bühne fast nicht
umzusetzen sind. - Im Herbst sollte das Stück in Jena wieder auf dem
Spielplan stehen.
GN: In welchem Alter hast du mit dem Schreiben angefangen? Und wie
kamst du dazu?
FB: Ich war schon von früh an ein leidenschaftlicher Leser. "Perry
Rhodan" hat mir da viele Türen geöffnet. Trotzdem hatte ich eigentlich
keine Pläne, Autor zu werden. Dass es jetzt so gekommen ist, verdanke
ich einer Reihe von Zufällen, die vor knapp zwölf Jahren bei einem
Schreib-Seminar ihren Ausgang genommen haben ...
GN: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
FB: Ich bin ein Morgenmensch. Bevor mein Sohn Tim auf die Welt gekom-
men ist, bin ich oft schon um sechs aufgestanden und habe losgelegt.
Jetzt beginne ich so um acht, nachdem ich Tim in den Kindergarten ge-
bracht habe. Ich schreibe bis Mittag, dann ist die Batterie leer. Mit-
tags mache ich Sport, um die Batterie wieder aufzuladen, und mache
dann nachmittags meist die tausend Arbeiten um das eigentliche Schrei-
ben wie redigieren, Mails beantworten, Interviews geben ... ;-)
GN: Wie gehst du an eine Story / einen Roman heran? Entwickelst du
zunächst ein (ausführliches?) Exposé? Wenn ja: Was gehört für dich
unbedingt da hinein?
FB: Am Anfang steht immer eine Idee, aus der sich alles Weitere er-
gibt. Sie reift im Hinterkopf heran, und irgendwann schreibe ich sie
in Grundzügen auf. Nach und nach entwickelt sich alles Weitere: Perso-
nen, Orte, Handlung. Manchmal stimmt der fertige Roman mit der Grund-
idee weitgehend überein, aber meistens stelle ich verblüfft fest, dass
nur noch entfernte Ähnlichkeiten bestehen. Und das ist gut so: Ein
guter Roman muss wachsen.
Ein Exposé schreibe ich nur in sehr knappen Zügen. Irgendwann habe ich
alle Handlungslinien zusammen, dann überlege ich, was in ihnen passie-
ren soll und wie viele Kapitel ich dafür brauche. Im Outliner bekommt
dann jedes Kapitel eine Nummer und eine Kurzbeschreibung (einen oder
zwei Sätze). Auf diese Art und Weise bewahre ich den Überblick, und
gleichzeitig bleibe ich flexibel. Ich kann jederzeit die Reihenfolge
durcheinander werfen, neue Kapitel hinzufügen oder überflüssig gewor-
dene rausschmeißen.
GN: In deiner Trilogie "Alien Earth" überzeugen - neben allem anderen
- auch die Charaktere, was in der Science-Fiction ja nicht immer der
Fall ist. Wie hast du sie entwickelt? Es gibt für die Hauptcharaktere
in den Büchern ja auch Quartettkarten, was ich für eine tolle Möglich-
keit halte (s. "Schreib-Kick" in diesem Tempest), Charaktereigenschaf-
ten auf den Punkt zu bringen - nicht nur für die LeserInnen, sondern
auch für den Autor, die Autorin selbst. War das Quartettspiel nur eine
weitere Textform für die Einschübe in deinen Büchern, oder hast du es
beim Schreiben selbst auch als Technik für die Charakterentwicklung
verwendet?
FB: Die Charaktere ergeben sich aus dem Szenario: Stell dir vor, wir
haben das Jahr 2065, der Erde geht das Öl aus, der Wasserspiegel und
die Temperaturen steigen unaufhörlich, und im Orbit (und dir im Na-
cken) hängt ein Raumschiff, das täglich wächst, unzerstörbar ist und
sich im Weiteren auf die Funkbotschaft "Fürchtet euch nicht!" be-
schränkt. Was würdest du tun? "Phase 1" greift in den drei Handlungs-
schienen drei mögliche Antworten auf: 1. Die Aliens sind Teufel / In-
vasoren / Feinde, wir müssen sie bekämpfen. 2. Die Aliens sind unsere
Retter. Wir müssen Kontakt zu ihnen aufnehmen. 3. Was kümmern mich die
Aliens? Die zahlen auch nicht meine Miete, oder?
Ein Grundprinzip ist die Erzählweise "von unten": Alle Charaktere sind
gewöhnliche Menschen, die in einer ungewöhnlichen Zeit bestehen müs-
sen. Sie haben Angst, sie hoffen und sie sind verwirrt, wenn nicht
verstört. Sie verstehen nicht, was vor sich geht. Mit anderen Worten:
Sie sind wie wir. Mir war das sehr wichtig. In der Science-Fiction ist
ja die "Feldherrenperspektive" weit verbreitet. Die Charaktere stehen
weit oben in der Hierarchie, haben den Überblick über die Lage und die
Lage und sich selbst im Griff. Das funktioniert, weil der Leser es
genießt, in diese Rolle zu schlüpfen. Mir ist das aber, ehrlich ge-
sagt, zu langweilig.
Beim Quartettspiel in "Phase 2" ist der Spieltrieb mit mir durchgegan-
gen. Die Zwischenkapitel, so nenne ich die Einschübe, waren für mich
eine der großen Überraschungen bei "Alien Earth". Begonnen habe ich
sie eigentlich aus dem ganz banalen Grund, um Informationen über meine
Zukunftswelt zu geben, ohne den Fließtext damit zu belasten. Das hat
auch prima funktioniert, aber ziemlich schnell wurde mir klar, dass in
den Zwischenkapiteln noch viel mehr steckt: eine Spielwiese, in der
alles möglich ist. Keine Idee, zeigte sich, war zu wild, um sie nicht
einzubauen, kein Zynismus zu bitter, kein Humor zu schwarz. Und zum
Teil haben die Zwischenkapitel ein Eigenleben entwickelt: Manche von
ihnen verbinden sich zu neuen Geschichten, die sich über zwei oder
sogar alle drei Bände erstrecken. Bei den Lesern kommen sie super an:
Selbst Leute, die mit den Romanen nicht so viel anfangen können, fin-
den die Zwischenkapitel einfach prima.
GN: Eigene Texte zu überarbeiten, das fällt vielen besonders schwer.
Wie gehst du beim Überarbeiten vor? Hast du dafür einige Tipps für
angehende AutorInnen?
FB: Ich finde das Überarbeiten eigentlich den einfacheren Teil. Die
eigentliche Schwierigkeit ist das Schreiben. Ich gehe über alles mehr-
mals drüber. Anfangs am Bildschirm, später auf Papier. Ich lese dann
erst in Handlungslinien, später in der Reihenfolge, wie sie im ferti-
gen Buch veröffentlicht werden. Tipp habe ich nur einen: Abstand. Wenn
irgend möglich, sollte man seinen Text mal für einige Zeit (eine oder
mehrere Wochen) beiseite legen und dann noch einmal drüber gehen. Das
Ergebnis ist verblüffend!
GN: Hast du KritikerInnen, deren Meinung du vor einer Überarbeitung
einholst? Wenn ja: Was schätzt du an KritikerInnen besonders, und was
erwartest du von ihnen?
FB: Bevor Tim auf die Welt kam, hat Geli, meine Frau, alle meine Texte
gelesen. Leider reicht in unserem Leben mit Kind die Zeit jetzt nicht
mehr dazu. Geli ist eine aufgeweckte, hellwache Leserin - und interes-
siert sich eigentlich nicht für Science-Fiction. Das empfinde ich als
Vorteil, denn ein Text sollte in sich selbst funktionieren und nicht
nur, weil er einem bestimmten Genre zugeordnet ist. Für mich ist Gelis
Feedback die erste Kontrollinstanz: Begeistert ein Text nicht, ist er
durchgefallen. Dann kann Geli oft die Gründe nennen, oder ich komme
nach einigem Nachfragen und Nachdenken selbst darauf.
Allerdings stelle ich fest, dass mein "innerer Kompass" im Lauf der
Jahre immer zuverlässiger geworden ist. Meine eigenen Einschätzungen
werden zunehmend treffgenauer. Mit anderen Worten: Ich merke es meis-
tens, wenn ich Mist geschrieben habe.
GN: Du hast dich bei leserun.de mit kritischen LeserInnen von "Alien
Earth" auseinandergesetzt. Wie war das?
FB: Eine schöne Erfahrung. Allerdings eine, die ich nicht so ausschöp-
fen konnte, wie ich es gewollt hätte. Will man langfristig als Autor
arbeiten, muss man seine Kräfte einteilen. Immer nur Schreiben (oder
andere Arbeiten am Schreibtisch) geht nicht. Man muss sehen, dass man
noch lebt. Und zum Zeitpunkt der Leserunden war ich ziemlich über dem
Limit, was die Arbeit angeht.
GN: Hast du Erfahrungen mit Schreibworkshops oder -zirkeln? Welche?
FB: Klar habe ich die, wir haben uns ja vor zehn Jahren auf einer
Schreibwerkstatt kennengelernt. :-) Allerdings ist es bei zwei oder
drei Werkstätten geblieben. Die waren aber enorm wichtig für mich. Das
hat später nachgelassen, und - siehe oben - die Einteilung der Kräfte
bedeutet eben auch, ab und zu einen Strich zu ziehen und Dinge nicht
zu tun.
GN: Was wünschst du dir von deinen LeserInnen?
FB: Natürlich Begeisterung! :-)
Im Ernst: Das Wichtigste beim Schreiben von Romanen ist die Unterhal-
tung. Ich will meine Leser mitreißen, begeistern. Alles Weitere ist
optional. "Alien Earth" kann man auf viele Weisen lesen: als herkömm-
liches SF-Epos, als Gesellschaftskritik, als eine Erforschung der
menschlichen Seele, als Panorama einer gar nicht so unwahrscheinlichen
Zukunft und vieles mehr. Welche Weise zum Zug kommt, bestimmt jeder
Leser, jede Leserin für sich selbst.
GN: Hast du noch einen letzten Tipp für unsere LeserInnen?
FB: Ja: Quäle dich niemals durch ein Buch, das dir nichts sagt. Ich
wundere mich immer wieder, wie viele Leute in meinem Freundes- und
Bekanntenkreis sich durch Bücher quälen, die ihnen keinen Spaß machen.
Ich finde, das ist Quatsch. Es gibt buchstäblich Millionen von Bü-
chern, unter denen man auswählen kann. Wenn etwas für dich nicht funk-
tioniert, dann leg es weg!
GN: Vielen Dank das Interview!
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KÜSS MICH, ICH BIN EIN AUTOR!
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)
"Ist das nicht toll? Sie drucken es!"
"Ja, sehr toll, aber lass das bloß nicht rauskommen. Ist ja nun
nichts, wo man in der Verwandtschaft mit prahlen könnte. Ich meine,
vom Text her ..."
(Franziska Röchter)
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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei-
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Heftroman: Arndt Ellmer
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Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik
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Lesungen: Rüdiger Heins
lesungen at experte pt autorenforum pt de
Lyrik: Martina Weber
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Sachbuch: Gabi Neumayer
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Schreibaus- und fortbildung: Uli Rothfuss
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Schreibgruppen: Ute Hacker
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Schreibhandwerk: Ute Hacker
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Sciencefiction: Andreas Eschbach
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Technik (physikalisch!): Woldemar Schilgen
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Übersetzung: Barbara Slawig
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Verlagswesen: Bjørn Jagnow
verlagswesen at experte pt autorenforum pt de
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Experten-Special:
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Bjørn Jagnow hat seine über 80 Fragen und Antworten zu den Themen Ur-
heberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten acht Jahre gesam-
melt (jetzt inklusive 2007) und stellt sie euch als kostenloses PDF
zur Verfügung. Das Tolle daran: Die Fragen sind nun thematisch geord-
net, das elektronische Format erlaubt eine schnelle Volltextsuche -
und Björn hat außerdem alle Antworten überarbeitet und aktualisiert.
Ob ihr Infos sucht zu Ausfallhonorar, Book on demand, Buchpreisbin-
dung, Druckkostenzuschussverlag, Exposé, Honorar, ISBN, Leseprobe,
Nebenrechte, Plagiat, Titelschutz, Verlagsgründung, Zitat oder ...
Hier werdet ihr fündig: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0062-
tempest2-4.
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FRAG DEN EXPERTEN FÜR KINDER- UND JUGENDBUCH:
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Michael Borlik (kinderbuch at experte pt autorenforum pt de)
Frage:
Ich habe einen Jugendroman geschrieben (als ich ca. zw. 14 und 16 Jah-
re alt war) mit ca. 350 DIN-A4-Computerseiten. [...] Ich vermute heu-
te, dass es die Story war, dass niemand es verlegen wollte, und weni-
ger mein Können, da ich immer wieder Erfolgserlebnisse hatte im Hin-
blick aufs Schreiben und mir das Geschichtenerfinden schon immer im
Blut lag.
Ich habe früher viele Artikel auf der Jugendseite einer Kreiszeitung
veröffentlicht und wurde zur Vorstellung meines Romans sogar zum In-
terview beim SWR1 in Stuttgart eingeladen. Dennoch habe ich es selbst
mit Hilfe einer kostenpflichtigen Literaturagentur nicht geschafft,
den Roman verlegen zu lassen, und nun seit Jahren nicht mehr geschrie-
ben.
Ich frage mich nun, ob ich es mit dem alten Manuskript nochmals versu-
chen soll [...] oder lieber gleich etwas Neues, Unkritischeres schrei-
ben? Soll ich dann anders vorgehen und einen Verlag suchen, bevor ich
mir die ganze \"Schreibarbeit\" mache? Am letzten Roman habe ich Jahre
(!) hingebungsvoll gearbeitet, und es hat mich extrem entmutigt, trotz
der zunächst guten Vorzeichen mit Radio und Zeitung letztlich keiner-
lei Erfolg zu haben.
Haben Sie Tipps, wie ich das Ganze besser angehen kann, oder doch wie-
der einfach schreiben und dann an Verlage gehen?
Antwort:
Die meisten Autoren schreiben bereits viele Jahre und haben etliche
Manuskripte verfasst, bevor sie einen Verlag für ihre Arbeit begeis-
tern können.
Wer schreiben will, muss bereit sein, sich weiterzuentwickeln, und das
funktioniert am Besten, indem man schreibt, schreibt, schreibt ... Es
gibt viele hilfreiche Schreibratgeber, wie von Elisabeth George "Wort
für Wort oder Die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben", oder schauen
Sie doch einmal auf der Homepage des Bestsellerautors Andreas Eschbach
vorbei: http://www.andreaseschbach.de. Dort finden Sie viele hilfrei-
che Schreibtipps.
Wichtig ist es, dass Sie Testleser / Kritiker haben, die bereit sind,
sich konstruktiv mit Ihren Geschichten auseinanderzusetzen. Dazu bie-
tet das Internet einige Möglichkeiten, beispielsweise das Montségur
Autorenforum: http://autorenforum.montsegur.de. Oder Sie können sich
einer Schreibgruppe anschließen und dieser Ihre Texte zur Kritik vor-
legen, um so zu erfahren, wo Ihre Schwächen und wo Ihre Stärken lie-
gen.
Wenn Sie das Manuskript bereits vielen Verlagen zugeschickt und jedes
Mal eine Absage erhalten haben, macht es nur wenig Sinn, sich erneut
damit zu bewerben. Versuchen Sie sich an etwas Neuem! Fragen Sie sich,
welche Themen, welches Genre Ihnen besonders liegt. Wichtig ist es,
einen Plot zu haben, der aus der Masse der üblichen Geschichten her-
aussticht. Sie müssen bedenken, dass die Verlage zum Teil mehrere hun-
dert Manuskripte im Monat zugesandt bekommen. Nur die wirklich beson-
deren haben überhaupt eine Chance, von einem Verlag angenommen zu wer-
den.
Die Erfolgsaussicht, als Anfänger einen Verlag auf der Basis eines
Exposés zu finden, ist verschwindend gering. Ein Verlag will zumindest
immer eine längere Leseprobe, meist sogar ein komplettes Manuskript.
Eine andere Möglichkeit wäre, sich mit dem Exposé und einer entspre-
chenden Leseprobe bei einer Agentur zu bewerben, die Ihnen - bei Inte-
resse - beratend zur Seite steht. Achten Sie aber unbedingt darauf,
dass die Vermittlungsagentur auf der Basis von Erfolgshonoraren arbei-
tet, so dass keine unnötigen Kosten für Sie entstehen.
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Michael Borlik, 1975 geboren, machte 1995 sein Abitur und ging an-
schließend in eine kaufmännische Ausbildung, die er 1998 erfolgreich
abschloss. Seit 2001 erfolgte eine Reihe von Veröffentlichungen. Über-
wiegend schreibt er Kinder- und Jugendbücher, die u. a. bei Ueberreu-
ter, Thienemann und Arena erscheinen. Seit Sommer 2005 ist er freier
Schriftsteller. Mehr Infos unter http://www.borlik.de.
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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
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Bjørn Jagnow (verlagswesen at experte pt autorenforum pt de)
Frage:
Ich habe ein Buch geschrieben, welches bei einem kleinen Verlag ver-
legt werden sollte. [...] Nun sieht es aber so aus, dass der Verlag
umgegangen ist und man als Autor nun in der Luft hängt. Die Dame des
Verlages ist sehr unfreundlich und hüllt sich in Schweigen. Sie war
nicht einmal fähig, mir mitzuteilen, wie der weitere Verlauf ist,
statt dessen erhalte ich (vorausgesetzt, sie meldet sich mal auf meine
Anfrage) böse E-Mails. Auch habe ich herausgefunden, dass viele Dinge
nicht der Wahrheit entsprechen, die sie mir mitgeteilt hatte. Auch hat
die Dame des Verlages sich nicht an den Vertrag gehalten, wo ich auch
schon einige Vertragsbrüche festgestellt habe. [...] Man möchte mir
auch nicht die Druckerei nennen, in der mein Buch gedruckt werden
soll. [...]
Einen Anwalt kann ich mir nicht leisten, und Ärger möchte ich auch
keinen. Können Sie mir sagen, wie weiter verfahren wird, wenn ein Ver-
lag nicht mehr besteht? Was geschieht mit meinem Buch? Was geschieht
mit meinem Vertrag? Wie bekomme ich Informationen über den aktuellen
Stand dieses Verlages?
Antwort:
Das ist sicher alles sehr frustrierend. Wenn ein Geschäftspartner sei-
ne Tätigkeit aufgibt, muss er trotzdem alle Vertragspflichten einhal-
ten oder Konkurs anmelden. Aber ... wenn er es nicht macht, kommen Sie
kaum ohne Anwalt aus, denn Recht haben und Recht durchsetzen, das sind
zwei verschiedene Paar Schuhe.
Ich darf jedenfalls aus gesetzlichen Vorgaben keine rechtliche Einzel-
fallberatung machen, deswegen bleibt meine Antwort etwas vage oder
"abgehoben".
Generell haben Sie keinen Anspruch, sich am Verlag vorbei an die Dru-
ckerei zu wenden. "Ihr" Buch ist es nicht. Es ist "Ihr" Werk - das
Buch gehört dem Verlag.
Wenn Sie keinen "Ärger" wollen, ist es schwer, denn ein wenig Ärger
müssen Sie schon machen. Zumindest wenn Sie den Vertrag kündigen und
die Rechte am Werk zurückholen wollen. (Genaueres dazu unter
www.mediafon.net. Dort gibt es auch eine recht kostengünstige rechtli-
che Telefonberatung.) Wenn Sie die Rechte für die Nutzung des Werks
zurückgeholt haben, dann bekommen Sie noch immer nicht die Bücher. Der
Verlag darf die Bücher aber auch nicht mehr verkaufen, sondern muss
sie vernichten lassen (Makulatur).
Bevor Sie die Rechte zurückrufen können, müssen Sie dem Verlag sagen,
was er falsch macht, und ihm Fristen setzen, das zu ändern. Listen Sie
auf, dass er Bestellungen nicht ausführt, Abrechnungen nicht erstellt
etc. Aber achten Sie darauf, dass der Verlag dazu auch wirklich ver-
pflichtet ist (im Vertrag suchen). Nur weil Sie es gerne hätten oder
es nützlich wäre, ist es nicht verpflichtend.
Gerade bei Verlagen, die von einzelnen Personen geführt werden, ist
das Risiko leider groß, dass etwas schief läuft.
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Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und
Buchhändler (http://www.bjoernjagnow.de/). Sein Fantasy-Thriller "Wil-
de Jagd" ist als kostenloses PDF lieferbar (http://nbn-
resolving.de/urn:nbn:de:0062-wildejagd1-8).
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FRAG DIE EXPERTIN FÜR LYRIK:
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Martina Weber (lyrik at experte pt autorenforum pt de)
Frage:
Ich schreibe seit Mitte der 1970er Jahre Gedichte. 1978 erschien mein
erster Gedichtband in einem bekannten Verlag. Fast dreißig Jahre spä-
ter habe ich meine Gedichte quasi im Selbstverlag veröffentlicht.
Trotz einer recht positiven Rezension in einem Literaturmagazin hält
sich das Interesse von Literaturkreisen, gelinde gesagt, in Grenzen.
Meine Frage: Wie kann man, als relativ Unbekannter [...] eine gewisse
"Aufmerksamkeitsresonanz" finden in literarischen Kreisen? [...] Mir
geht es gar nicht einmal um Eitelkeit, sondern einfach um ein Kommuni-
kationsinteresse, ich hätte gern Rückmeldungen zu meinen Texten.
Antwort:
Mit einem Lyrikband im Selbstverlag stehen die Chancen, als Geheimtipp
im großen Feuilleton die Runde zu machen, eher nicht so gut. Das liegt
- unabhängig von der literarischen Qualität Ihrer Gedichte - daran,
dass ein Lyrikband im Selbstverlag im Literaturbetrieb schlichtweg
nicht zählt. Der Idealfall läuft so, dass sich eine LyrikerIn zunächst
durch Publikationen in Literaturzeitschriften und Anthologien und
durch erste Literaturpreise einen Namen macht und dass dann ein Verlag
auf sie aufmerksam wird. Auf diese Weise kommen Debütbände zustande,
die meist im etablierten Literaturbetrieb Beachtung finden.
Eine Liste von Literaturzeitschriften und Literaturwettbewerben finden
Sie auf der Homepage der Münchner Verlegerin Sandra Uschtrin:
http://www.uschtrin.de. Lernen Sie die Vielzahl der Literaturmagazine
kennen, schauen Sie sich die Internetpräsentationen an, und bestellen
Sie die Zeitschriften, von denen Sie sich angesprochen fühlen. Durch
die Unterstützung von kleinen und kleinsten Literaturzeitschriften,
die nur durch ehrenamtliches Engagement literaturbegeisterter Redakti-
onen existieren, halten Sie den Literaturbetrieb lebendig, lernen die
unterschiedlichsten Texte jenseits der etablierten Literatur kennen.
So finden Sie selbst Ihre ersten Publikationsorgane.
Vor allem scheint es Ihnen aber darum zu gehen, über Ihre Texte zu
sprechen. Dann sollten Sie an einer Literaturgruppe oder an Literatur-
seminaren teilnehmen. Entsprechende Angebote gibt es in Literaturbü-
ros, die Sie unter http://www.uschtrin.de/litbueros.html finden. Auch
Volkshochschulen und andere Bildungseinrichtungen bieten Schreibkurse
an.
Falls Sie in der Nähe von Darmstadt wohnen, haben Sie vielleicht Inte-
resse an meinem Kurs "Literarisches Schreiben" im Offenen Haus des
evangelischen Forums Darmstadt. Es handelt sich zwar um einen Fortset-
zungskurs, es kommen jedoch immer wieder neue TeilnehmerInnen dazu.
Einzelheiten finden Sie, wenn Sie sich ausgehend von
http://www.evangelisches-darmstadt.de weiterklicken auf das Kursange-
bot.
Letztlich kommt es darauf an, durch Diskussionen, Schreiben und Veröf-
fentlichen selbst Teil des "Literaturbetriebs" zu werden.
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Martina Weber ist Autorin des Buches "Zwischen Handwerk undInspirati-
on. Lyrik schreiben und veröffentlichen" Uschtrin Verlag München 2008,
http://www.uschtrin.de/weber.html. Mehr über Martina Weber unter:
http://www.poetenladen.de/martina-weber-person.html
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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrenn-
ter Mail kommt!
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Einsendeformalien:
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rück-
sprache - erwünscht. Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt
werden. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.
Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an:
beitrag at team pt autorenforum pt de.
Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet
werden. Die genauen Richtlinien findet ihr unter der Adresse
http://autorenforum.de/Tempest/richtlinien.html.
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I M P R E S S U M
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Herausgeber:
Ramona Roth-Berghofer public.relations at team pt autorenforum pt de
Gabi Neumayer redaktion at team pt autorenforum pt de
Stefan Schulz webmaster at autorenforum pt de
Thomas Roth-Berghofer
Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de
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