The Tempest

Ausgabe 12-11 (20. November 2010)

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Schreibkurs
   "Tipps zur Figurenentwicklung - Teil 1"
   von Nadine Muriel
Spannung, der Unterleib der Literatur
   Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Interview mit Gerit Bertram
Verlagsportrait
   "Elysion-Books"
Des bösen Lektors Wörterbuch
Frag die Expertin für Sachbuch
   (Gabi Neumayer)
Frag den Experten für Verlagswesen
   (Bjørn Jagnow)

EDITORIAL:  
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Liebe Autorinnen und Autoren,

habt ihr eure Romanfiguren schon mal einen Psychotest machen lassen?
Genau das - und noch einiges mehr - empfiehlt Nadine Muriel im ersten
Teil ihres Schreibkurses zur Figurenentwicklung.

Außerdem in diesem Tempest: ein neues aufschlussreiches Lektorat von
Hans Peter Roentgen; ein spannendes Interview mit dem Autorenpaar, das
unter dem Namen Gerit Bertram schreibt; ein Verlagsportrait eines
neuen Verlags, der unter seinen ersten AutorInnen auch Tempest-
LeserInnen hat; neue Gemeinheiten aus Honeyball Lektors Wörterbuch;
und Expertenantworten aus den Bereichen Sachbuch und Verlagswesen.

Dazu kommen wie immer neue Ausschreibungen im zweiten Teil des
Tempests. Und neue Seminare. Genaues Hinschauen lohnt sich: Unter den
AnbieterInnen sind auch einige, die ihr Know-how bereits als Tempest-
AutorInnen unter Beweis gestellt haben.

Der Tipp des Monats November, diesmal von Eva Maria Nielsen:

Bei http://www.postcrossing.com erhalten und schicken
Menschen Postkarten aus aller Welt. Diese Karten sind
eine Inspirationsquelle für Schauplätze, verführen zum Träumen
und Fabulieren. Szenen entstehen aus dem Nichts.
Die Lebensgeschichten oder Grüße der Absender regen
die Phantasie an. Postcrossing ist Inspiration pur für Autoren!

Inspiration pur ist es für eure Tempest-MacherInnen übrigens auch
immer, wenn sie eure Beiträge zum Erhalt des Tempest auf dem Konto von
autorenforum.de finden. Also: Denkt in der Vorweihnachtszeit nicht nur
an eure Lieben, sondern auch mal an uns. Wir werden es euch danken -
indem wir den Tempest auch im nächsten Jahr fortführen.

Gabi Neumayer
Chefredakteurin

~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto
von autorenforum.de:

Sparda Bank Südwest eG
BLZ 550 905 00
Kto. 100 724 515
Stichwort: "Beitrag 2010"

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
BIC: GENODEF1S01

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ISSN 1439-4669 Copyright 2010 autorenforum.de. Copyright- und
Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Schreibkurs
"Tipps zur Figurenentwicklung - Teil 1"
von Nadine Muriel
Spannung, der Unterleib der Literatur
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Interview mit Gerit Bertram
Verlagsportrait
"Elysion-Books"
Des bösen Lektors Wörterbuch
Frag die Expertin für Sachbuch
(Gabi Neumayer)
Frag den Experten für Verlagswesen
(Bjørn Jagnow)
Impressum


TEIL 2:

Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
Impressum


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HALL OF FAME:
---------------------------------------------------------------------
(redaktion at team pt autorenforum pt de)

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,
Mystery-Thriller. 60 Zeichen - und kein einziges mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an
redaktion at team pt autorenforum pt de.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr
verschickt!~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
~


Sybille Baecker: "Eisblume", Emons Verlag 2010, Krimi. Kalt und schön
- Branders 3.Fall www.lesezeit-sk-baecker.de

Eberhard Kamprad: "Mensch und Hund", Testudoverlag Ute Winkler 2010,
Kurzgeschichten. 31 S., 15 cm, geheftet. Mini-Testudo Bd11.
www.ekamprad.info

Antje Ippensen: "Fesselndes Geheimnis", Elysion Books 2010,
Erotikkrimi. Lustspiele + Rätsel, mit SM-Romantik gewürzt

Achim Wannicke: "Zeitenwäscherin", Aphaia Verlag 2010, Gedichte.
http://www.wannicke.de

Harald H. Risius, "Makan Angin: Kreuz im Süden", Mohland Verlag 2010,
Segelroman. Wenn urige Ostfriesen segeln ∑ http://www.HaraldRisius.de

Sylvia Görnert-Stuckmann: "Hilfe im Alter: kennen und nutzen", BC
Publications 2010, Senioren-Ratgeber. 102 Seiten

Sylvia Görnert-Stuckmann: "Wohnen im Alter: planen und organisieren",
BC Publications 2010, Senioren-Ratgeber. 162 Seiten

Bettina Haskamp: "Hart aber Hilde", Random House Audio 2010,
Frauenroman. Heiterer Frauenroman um die Chaotin Pia, jetzt als
Hörbuch

Petra Busch: "Schweig still, mein Kind", Droemer Knaur Verlag 2010,
Psychokrimi. http://www.droemer-
knaur.de/autoren/Petra+Busch.3007034.html

Barbara Kiesling: "Sie küssen und sie schlagen sich. Das Dr. Jekyll
und Mr. Hyde-Muster in Misshandlungsbeziehungen", Psychosozial Verlag
2010, Sachbuch. http://www.paar-beratung-online.de

Barbara Kettl-Römer: "So erziehen Sie Ihre Kinder im Umgang mit Geld",
FinanzBuch Verlag 2010. Wichtiges Thema, oft vernachlässigt.
www.kettl-roemer.de

Barbara Kettl-Römer: "Ü 40 und top im Job. So werden und bleiben Sie
attraktiv für Ihren Arbeitgeber - oder für einen anderen", Linde
Verlag 2010. Jobfitness-Elemente unter der Lupe. www.kettl-roemer.de

Billie Rubin: "Foules Spiel", Allitera Verlag 2010. Ein Nürnberger
Fußballkrimi


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SCHREIB-KICK:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den November, diesmal von Melanie Schröder:

In Ergänzung zum Lauftipp von neulich habe ich auch noch eine Idee.
Eine Kombination aus Schreib-Kick und Autorenfitness, also zwei
Fliegen mit einer Klappe.

Damit das Laufen (oder Walken) nicht zu eintönig wird, kann man andere
Läufer, Hundebesitzer, Spaziergänger, Radfahrer und wen man sonst noch
im Wald, Park oder auf der Straße antrifft, beobachten. Man sucht sich
einen Bestimmten aus und erfindet, während man unterwegs ist, eine
Geschichte. Warum ist er / sie gerade um diese Zeit unterwegs? Welchen
Beruf hat er / sie? Warum hat er / sie sich ausgerechnet diesen Hund
angeschafft? usw.



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LESETIPPS:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


http://www.newsweek.com/2010/07/12/forget-brainstorming.html:
Brainstorming in der Gruppe funktioniert meist nicht als
Kreativförderer - das ist seit über fünfzig Jahren belegt. Was
stattdessen wirkt, steht hier (auf Englisch).


http://www.sueddeutsche.de/bayern/coburg-wie-im-schlechten-krimi-
1.1010046: Wie im schlechten Krimi. Betrüger auf der Buchmesse: Ein
Coburger Pfarrer berichtet, wie er als Hobby-Autor auf einen
Hochstapler hereinfiel - der in Frankfurt weiterhin sein Unwesen
treibt.


http://www.boersenblatt.net/403007/: Bestseller: Ohne Hochstapelei.
Wie Titel, die nicht den Mainstream bedienen, im Buchhandel zu
Verkaufserfolgen werden.


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SCHREIBKURS:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Tipps zur Figurenentwicklung - Teil 1"
von Nadine Muriel

Eine Geschichte steht und fällt mit den handelnden Figuren. Sie nehmen
den Leser mit in die Handlung und lassen ihn mitfiebern. Darum ist es
unerlässlich, Figuren vor dem und während des Schreibens gezielt zu
entwickeln, damit sie stimmig und glaubhaft wirken. Mit Sicherheit
haben auch Sie sich über unterschiedliche Eigenschaften Ihres
Protagonisten Gedanken gemacht, seine Motivationen hinterfragt, einen
fiktionalen Lebenslauf erstellt und vielleicht sogar einen
Charakterbogen ausgefüllt. Aber vielleicht haben Sie trotzdem den
Eindruck, Ihre Figur wirke zu berechenbar und habe insgesamt wenig
Tiefe?

Viele Autoren begehen den Fehler, ihre Figuren rein rational zu
konzipieren, indem sie sich lediglich auf diejenigen Denkmuster,
Eigenschaften und Verhaltensweisen konzentrieren, die für den Plot von
Bedeutung sind. Um den Eindruck einer eigenständigen Persönlichkeit zu
vermitteln, muss eine Figur jedoch komplexer ausgestaltet werden. Aus
diesem Grund möchte ich Ihnen nun einige Übungen vorstellen, die Ihnen
helfen sollen, tiefer in das Welterleben Ihrer Perspektivträger
einzutauchen.


Episoden schreiben

Schreiben Sie einige kurze Episoden aus dem Leben Ihrer Figur auf.
Dabei muss es sich keineswegs um ausgefeilte Plots mit origineller
Pointe handeln - es geht vor allem darum, dass Sie eine klarere
Vorstellung davon gewinnen, wie diese Person lebt, denkt und handelt,
auch ohne unmittelbar in Ihre Story eingebunden zu sein. Ganz egal, ob
Sie sich ausmalen, wie Ihre Figur sich mit Freunden trifft, einen
Ausflug unternimmt oder mit ihrem Partner diskutiert - erlauben Sie
Ihrer Figur, ein Eigenleben zu entwickeln. Lassen Sie sie so von einem
reinen Handlungsträger, dessen Verhaltensweisen streng auf den Plot
abgestimmt sind, zu einer Person mit einem alltäglichen Leben werden.

Achten Sie bei der Auswahl der Episoden darauf, unterschiedliche
Szenen zu schildern. Sie können beispielsweise zum einen den
gewöhnlichen Arbeitstag Ihrer Figur darstellen und zum anderen über
ein besonderes Ereignis schreiben, das sie stark geprägt hat.

Überlegen Sie anschließend, ob Sie kurze Hinweise auf diese Episoden
in ihre Geschichte einflechten möchten. Sie haben in einer Episode
geschildert, wie Ihre Heldin Martha sich während einer Familienfeier
über ihren Bruder ärgert? Und in Ihrer Story ruft ausgerechnet dieser
Bruder Martha an und bittet um einen Gefallen? Hervorragend:

..........
"Ist ja typisch", zischte Martha. "Damals, bei Mamas Geburtstagsfeier,
fandest du es noch zum Brüllen komisch, dass ich im Archiv für
politische Untergrundbewegungen arbeite. Aber jetzt, wo du meine Hilfe
brauchst ∑"
"Meine Güte, musst du immer gleich aus allem ein Seelendrama machen?"
Paolo schnaufte. "Es geht doch nur darum, ob du bei Gelegenheit zwei,
drei Sachen für mich recherchieren könntest. Ist das denn zu viel
verlangt?"
..........

Solche Details vermitteln dem Leser ein lebhafteres Bild von Marthas
Verhältnis zu ihrem Bruder als eine ausführliche Erklärung, weshalb
Unstimmigkeiten zwischen den beiden herrschen.


Psychotests

Gute Anregungen, um tiefer in Ihre Figur einzutauchen, bieten
Psychotests, die sich zuhauf in Zeitschriften und im Internet finden.

Füllen Sie einige Psychotests im Namen Ihres Perspektivträgers aus.
Achten Sie darauf, nicht als Außenstehender über Ihre Figur und deren
Eigenschaften zu reflektieren, sondern überlegen Sie, wie diese Person
sich selbst einschätzen würde. Sie als Autor wissen natürlich, dass
Ihr Held in einer Extremsituation über sich selbst hinauswachsen und
äußerst mutig handeln wird. Aber weiß Ihr Held das auch? Oder hält er
sich bis zu diesem Moment für einen ausgemachten Feigling?

Berücksichtigen Sie auch beim Schreiben das Selbstbild Ihrer Figur,
statt nur die Handlung zu schildern. So wird beispielsweise eine
Person, die sich als unbeholfen und tollpatschig einschätzt, einen
Vortrag vor einer größeren Gruppe ganz anders erleben als jemand, der
sich für souverän und redegewandt hält - auch wenn rein objektiv
gesehen beide gleichermaßen in der Lage sind, die Zuhörer durch ihr
Fachwissen zu überzeugen.

**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Nadine Muriel, geboren 1977, hat bereits zahlreiche Kurzgeschichten
und Gedichte veröffentlicht. 2009 gewann ihre Geschichte "Die azurnen
Wälder" den ersten Preis beim Literaturwettbewerb "Vollmond". Ihre
Gedichte wurden vertont und ins Französische übersetzt. Sie arbeitet
als Schreibcoach. Weitere Informationen unter http://www.atlantic-
vision-cinema-island.com und federfunken.wordpress.com


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!

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Der Text

Vorbemerkung:
Der reisende Geigenbauer Simon Straub begegnet in einer Mailänder
Schänke einer Geigenspielerin, die ihn in seinen Bann zieht. Doch ehe
sie sich näher kennenlernen können, wird die Schänke überfallen. Simon
verliert sie aus den Augen, kann sie aber nicht vergessen. Monate
später begegnet er ihn unverhofft in Innsbruck:

Szene:
Er lenkte seine Schritte somit in die Fuggergasse, die nach dem
schwäbischen Adelsgeschlecht benannt war, das auch in Tirol Handel
betrieben hatte. Tatsächlich, hier gab es, was das Herz begehrte.
Wahllos betrat er schließlich eines der Geschäfte und sah sich dort
um, als ihn eine Frau von hinten ansprach: "Kann ich euch behilflich
sein, mein Herr?"
Simon drehte sich wie vom Blitz gerührt um, die Stimme kam ihm bekannt
vor. Er glaubte plötzlich in die grünen Augen der Geigerin zu schauen.
War sie es wirklich, oder narrten ihn seine Sinne? Die Frau wirkte
müde und matt. Das fröhliche Funkeln fehlte. Auch war sie sehr viel
blasser als die Geigerin. Die Haare unter einer Haube versteckt.
Dennoch, rötliche Locken lugten hervor. An ihrem überraschten
Gesichtsausdruck sah er, dass auch sie ihn erkannt hatte. Er glaubte
sogar ein kurzes Aufleuchten in ihren Augen gesehen zu haben, ehe sie
den Blick plötzlich auf den Boden senkte.
Man hörte jemanden aus dem rückwärtigen Lager in das Kontor kommen.
Simon achtete nicht darauf und missdeutete ihre Geste als
Schüchternheit. In seiner Erregung glaubte er die gemeinsame
Erinnerung auffrischen zu müssen, nicht ahnend, dass er sie damit
verriet: "Ihr seid es wirklich! Die Geigerin. Die Geigerin aus
Mailand", wiederholte er freudig.
Dann sah er in das versteinerte Gesicht eines sehr beleibten Mannes in
seinem Alter. Er sagte nichts, stand nur da. Bedrohlich, wie Simon
plötzlich empfand.
"Nein", antwortete die Geigerin hastig, "ihr müsst euch irren, mein
Herr. Ich war nie in Mailand." Für den Bruchteil eines Augenblickes
verharrten alle drei in ihrer Stellung. Simon spürte förmlich die
Anspannung, die sich aufbaute. Er müsse sich wohl geirrt haben, meinte
er entschuldigend. Wer auch immer dieser Mann sein mochte, sicherlich
nicht ihr Vater oder einer der Brüder. Jetzt sah er auch deutlich den
Ansatz einer Schwangerschaft bei der Geigerin. Sein Herz pochte bis
zum Hals, dann drängte sein Verstand ihn aus dem Laden. Er musste in
ein Fettnäpfchen getreten sein. Auch wenn ihm die Zusammenhänge so
schnell nicht bewusst wurden. Aber eine innere Stimme warnte ihn.
Doch es war zu spät, der beleibte Kaufmann herrschte ihn an. "Halt,
mein Freund, hier geblieben. Ihr sagtet Geigerin? Mein Weib hat seit
unserer Hochzeit keine Geige mehr angerührt. Dennoch wisst ihr, dass
sie spielen kann. Ihr habt euch nicht geirrt. Mailand, sagtet ihr?"
Simon versuchte ein missglücktes Lächeln, darin war er noch nie gut,
im Lächeln allgemein nicht. "Nein, ich habe mich geirrt. Ich kenne
euer Weib nicht."
"Ihr seid ein schlechter Lügner, mein Freund." Er kam bedrohlich nahe
auf Simon zu. Dann herrschte er seine Frau an: "Kathrin, verschwinde.
Wir sprechen uns noch."
Über die Schulter sah Simon, dass sie weinend die Stufen hoch eilte.
Vermutlich in die Wohnung. Er suchte nach dem Ausgang. Er war kein
Held, noch immer nicht. Schon wie damals in Mailand kam er sich dabei
elend vor.
Doch er musste nicht lange weiter überlegen. Der Kaufmann hatte ihn
schon am Kragen gepackt. "So, mein Freund. Und jetzt raus mit der
Sprache. Mailand! Mailand also. Mir hat sie erzählt, sie sei bei einer
Tante gewesen. Vor unserer Hochzeit. Habt ihr ihren Leib gesehen?
Selbst wenn ich sie gleich in der Hochzeitsnacht geschwängert hätte,
so schnell wächst kein Kind. Es sind erst zwei Monate her, seit ich
sie geehelicht habe. Ich muss also annehmen, getäuscht worden zu sein.
Was sagt ihr dazu?"
Simon schluckte. Seine Stimme versagte, er brachte nur ein Krächzen
heraus. "Redet, oder soll ich eurem Gedächtnis etwas nachhelfen?" Im
selben Moment schlug sein Kopf hart auf der Ladentheke auf.

"Kathrin?" Simon rüttelte an der verschlossenen Kammertür. "Macht auf,
euer Gemahl ist weg. Bitte nehmt meine Entschuldigung an. Ich wollte
euch nicht in Verlegenheit bringen. Ich konnte doch nicht wissen∑"
Simon lauschte wiederum, hielt sich seinen blutenden Kopf, schon der
Boden war vollgetropft.
Das Schniefen im Innern der Kammer ließ nach, sie hielt wohl inne.
"Bitte!" verlieh er seinem Ansinnen Nachdruck.
Endlich kamen Schritte näher. Das Schloss ging. Wirre Locken und ein
rotverweintes Gesicht lugten durch den schmalen Spalt. "Was wollt
ihr?"
"Es tut mir unendlich Leid. Kann ich etwas für euch tun?"
"Nein, niemand kann das." Die Tür ging auf, sie wandte sich um, ging
in den Raum hinein.
Simon fühlte sich aufgefordert einzutreten. Schüchtern betrat er die
vermeintliche Kammer. Es war eher ein gutbürgerlicher Wohnraum.
Prunkvoll eingerichtet, fast wie in einem Herrenhaus. "Schön habt ihr
es hier." Rutschte es ihm heraus, als sei er auf Besuch.
"Ein goldener Käfig", antwortete sie.
"Warum habt ihr ihn dann geheiratet?"
"Eine Idee meines Vaters. Er war bei ihm verschuldet. Wollt ihr noch
mehr wissen? Das Kind, das ich in mir trage, hat man mir mit Gewalt
aufgezwungen, damals in Mailand. Ich kenne den Vater nicht, oder
besser die Väter. Sie wurden hingerichtet." Bitterkeit lag in ihrer
Stimme. "Also was wollt ihr?"
"Er, euer Gemahl, wusste nichts von dem Unglück?"
"Er hätte mich sonst nicht genommen. Mein Vater hat hohe
Versprechungen gemacht, wenn ihr versteht, was ich meine."
Simon nickte, was sollte er dazu sagen? Eine peinliche Stille trat
ein.
Sie drehte sich um, schaute ihm fest in die Augen: "Wie habt ihr mich
gefunden?" Lag da ein Flehen in ihrem Blick?
"Eher Zufall. Ich hatte denselben Weg."
Enttäuscht senkte sie das Haupt, sammelte sich kurz, deutete
schließlich auf seine Wunde. "Ihr blutet, hat er euch etwas angetan?"
"Nicht der Rede wert. Er ist weg, wohin kann er sein?"
"Er wird sich betrinken. Wenn er genug hat, dann wird er sich wieder
an mich erinnern."
"Und dann?"
"Das ist nicht euer Problem." Simon folgte einem inneren Impuls, als
er ihr eine Strähne aus dem Gesicht schob. Sie hielt seine Hand fest.
Für den Bruchteil eines Augenschlags verharrten sie in der Stellung,
ehe sie sich langsam einander näherten.

Die Welt draußen, die Gassen von Innsbruck, schienen weit weg, einzig
was zählte, war der Augenblick. In seinen kühnsten Tagträumen der
letzten Monate hatte er es sich herbeigesehnt, jedoch nicht zu hoffen
gewagt. Die Geigerin lag in seinen Armen. Mehr noch, er hatte ihre
Lebenslust wieder erwecken können, das Feuer in ihren Augen und in
ihrem Innersten entfacht. Die Glut ihrer Leidenschaft genossen. Wann
war er das letzte Mal so glücklich?
Simon bedeckte ihre nackten Brüste mit sanften Küssen, streichelte
zärtlich, gedankenverloren über ihren schwangeren Leib. Sollte das
fremde Ungeborene auch etwas von der Liebe zu spüren bekommen. Wer
wusste, wie dessen Zukunft aussehen würde. Simon schloss die Augen,
sog ihren Duft in sich ein. Versuchte die Zeit anzuhalten, an nichts
zu denken, den Augenblick zu genießen und das Erwachen solange wie
möglich hinauszuschieben. Zu lange.
Plötzlich spürte er, wie Kathrin unter ihm zusammenzuckte, verkrampft
verharrte. Simon wagte kaum den Kopf zu drehen, denn er hatte mit
einem Schlag das untrügliche Gefühl nicht mehr mit ihr allein im Raum
zu sein. Im selben Moment hörte er von weit entfernt einen
langgezogenen Schrei. War dies Kathrin? Er fuhr hoch, doch
augenblicklich glaubte er ersticken zu müssen. Ein warmer Schwall traf
ihn mitten ins Gesicht. Er rang nach Luft, hatte einen eisenhaltigen
Geschmack im Mund, bis er begriff, es war Blut. Alles war voller Blut.
Er konnte kaum aus den Augen schauen, versuchte mit den Händen über
das Gesicht zu fahren. Unaufhörlich schien es ihn zu treffen, bis der
Schwall abebbte, er sah, was vor ihm lag. Sein Geist sich jedoch
weigerte zu begreifen. Da war Kathrin, die er soeben noch geliebt
hatte; ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, starr ihr
Blick in den Raum hinter ihn gerichtet. Er folgte ihm, diesem starren
Blick, drehte sich langsam um und sah in das bluttriefende Gesicht
eines Mannes, der den Ausdruck eines Geisteskranken hatte. Er schien
ihn nicht wahrzunehmen. Irr sein Blick auf die blutüberströmte Frau zu
seinen Füßen gerichtet. Simons Augenmerk wanderte zurück zu ihr, auf
der er noch halbwegs lag. Nackt, zwischen ihren Schenkeln. Dann erst
sah er es, das Beil, das in ihrem Halse steckte. So, als habe es
soeben ein Scheit Holz gespalten.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Lektorat von Hans Peter Roentgen

Ist die Szene spannend? Ich finde, nein, im Gegenteil, sie verwirrt
oft. Dabei ist das, was passiert, dramatisch genug.

Ein junger Geiger trifft ein Geigenspielerin, in die er sich verliebt.
Doch direkt danach wird er von ihr getrennt, denn Banditen überfallen
die Schenke, in der sie sich kennengelernt haben. Er muss immer wieder
an sie denken, doch findet sie nicht. Monate später entdeckt er sie,
jetzt ist sie unglücklich verheiratet und schwanger. Die beiden fallen
einander in die Arme, doch mitten im Liebesakt kehrt der Mann von
seiner Sauftour zurück und erschlägt das Mädchen.

Das ist nun wirklich spannend, wenn man daraus keine packende Szene
schreiben kann, woraus dann? Schlimmer kann es doch gar nicht kommen?
Woran scheitert also die Szene?


Hinauszögern

Schauen Sie sich noch mal den Schluss an. Die beiden Liebenden liegen
im Bett, er oben, sie unten. Dann hört er "von weit entfernt" einen
Schrei. Den Schrei stößt Kathrin unter ihm aus. Und die ist nicht weit
entfernt. Wieso hört sich der Schrei weit entfernt an, grübelt der
Leser und fällt aus der Geschichte. Statt der Dramatik zu folgen,
denkt er über die Entfernung eines Schreis nach.
Warum also hier nicht einfach schreiben, das Kathrin plötzlich
aufschreit?

Ich glaube, ich weiß warum. Der Autor wollte den Höhepunkt - den
Totschlag - möglichst lange hinauszögern. Im Prinzip durchaus keine
schlechte Idee. Erzählen Sie nicht gleich alles, sondern spannen Sie
den Leser auf die Folter.

Doch dieses Hinauszögern muss der Erzählung folgen. Vielleicht erst
ein Geräusch, dass die Liebenden aufhorchen lässt. Ist jemand im
Zimmer? Doch bald widmen die Liebenden sich wieder einander. Dann
knarrt eine Diele. Simon richtet sich auf. Sieht eine dunkle Gestalt,
dann schreit Kathrin auf, und ihn trifft ein Schwall klebrige
Flüssigkeit, die metallisch schmeckt. Blut! Und in Kathrins Hals
steckt ein Beil.

Was habe ich hier gemacht? Ich habe auch den Höhepunkt hinausgezögert.
Aber ich bin der Logik der Geschichte gefolgt, habe keine künstlichen
Tricks angewandt.

Also: Folgen Sie Ihrer Geschichte. Dehnen Sie ruhig die Zeit, in der
sich die Spannung langsam aufbaut. Erst ein Geräusch. Dann knarrt eine
Diele. Dann die dunkle Gestalt. Gerade wenn Sie noch nicht viel
Erfahrung haben, sollten Sie der Geschichte folgen. Keine Tricks!
Versuchen Sie nicht, künstlich den Höhepunkt hinauszuzögern. Folgen
Sie der Logik der Handlung, und lassen Sie die Handlung die Spannung
aufbauen. Alles andere verwirrt den Leser, lenkt ihn von den
Ereignissen selbst ab.

Natürlich dürfen Sie die Zeit dehnen. Natürlich sollten Sie nur die
Ereignisse erzählen, die die Spannung erhöhen. Wie die beiden sich
ausziehen und welche Unterkleider sie tragen, ob das Bettuch weiß, aus
Wolle oder aus Seide ist, das alles spielt für die Ereignisse keine
Rolle. Also lassen Sie es weg.


Sprünge

Ein ähnliches Problem taucht auch schon auf, als Simon und der Ehemann
allein sind und der Ehemann offenbar Simon niederschlug. Da steht im
Text nur:

..........
Im selben Moment schlug sein Kopf hart auf der Ladentheke auf.

"Kathrin?" Simon rüttelte an der verschlossenen Kammertür.
..........

Etwas verwirrend, weil der Leser überlegt: Was ist jetzt eigentlich
passiert? Und erst dann begreift, dass der Ehemann Simons Kopf auf die
Ladentheke geschlagen hat und dass er, während Simon bewusstlos war,
gegangen ist.

Hier lässt der Autor genau die entscheidende Stelle weg: die Prügelei.
Die muss nicht ausführlich gezeigt werden, aber zumindest so, dass der
Leser orientiert bleibt. Und eine Szene, in der der Held
niedergeschlagen wird, hat Spannung. Deshalb sollte man sie nicht
weglassen, sondern erzählen.

..........
Er packte ihn am Haar und schlug den Kopf hart auf die Ladentheke.
Simon brach zusammen. Als er wieder aufwachte, war der Mann
verschwunden. Mühsam richtete er sich auf ...
..........

Bleiben Sie also im Zweifelsfall bei der Geschichte. Ja, es gibt
Beispiele erfolgreicher Autoren, die wichtige Elemente weglassen, die
Reihenfolge der Ereignisse vertauschen. Aber das ist hohe Schule.
Solange Sie noch nicht absolut sicher im Sattel sitzen, halten Sie
sich an die Reihenfolge der Ereignisse, wie sie auftreten.

Natürlich gibt es in der obigen Szene noch ein Problem. Doch das will
ich das nächste Mal diskutieren.

**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé".
Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.


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INTERVIEW:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Ich war schon immer eine Leseratte"
Interview mit Gerit Bertram

Ramona und Thomas Roth-Berghofer: Liebe Iris Klockmann, lieber Peter
Hoeft, in diesem Herbst ist unter eurem Pseudonym Gerit Bertram euer
historischer Roman "Die Goldspinnerin" bei Blanvalet erschienen. Die
Geschichte spielt im Lübeck des ausgehenden 14. Jahrhunderts. Cristin
Bremer führt mit ihrem Mann Lukas eine florierende Werkstadt und ein
glückliches Familienleben - bis Lukas vergiftet und Cristin von der
eigenen Schwägerin der Hexerei bezichtigt wird. Die junge
Goldspinnerin wird lebendig begraben. Nur Baldo, der Sohn des Henkers,
glaubt an ihre Unschuld, rettet sie und flieht mit ihr aus der Stadt,
und so kann Cristin nach Lübeck zurückkehren, um die Mörder ihres
Mannes zu überführen und ihre Tochter wiederzufinden. Wie kamt ihr auf
die Idee zu diesem packenden Roman?

Peter Hoeft: Ich hatte diesen ungewöhnlichen Beruf gefunden, und
gleichzeitig hörte Iris durch einen Bekannten von einem Altstadthaus
in Lübeck, das im 14. Jahrhundert ein Armenhaus gewesen war.

Iris Klockmann: Genau. Das um 1400 betriebene Armenhaus, das in der
heutigen Dr. Julius-Leber-Straße in Lübeck steht, barg damals 30
Frauen und Kinder aus verschiedenen Schichten und Kulturkreisen. Ein
Aufpasser sorgte für Zucht und Ordnung. Archäologen haben ganze Berge
von "Schätzen" gefunden, die uns von dem Alltag dieser Menschen
erzählen. Als ich davon hörte, kribbelte es mir sofort in den
Fingerspitzen, und ich wusste, die Idee war geboren.


RRB/TRB: Wie geht ihr als Autorenpaar beim Schreiben vor?

PH: Zuerst wird gemeinsam der Plot erstellt und die Charakterisierung
der wichtigsten Personen ausgearbeitet. Dann beginnen wir an
unterschiedlichen Kapiteln zu schreiben. Abends schicken wir uns die
aktuelle Datei gegenseitig zu und verändern, ergänzen und formulieren
um, wenn nötig.

IK: Diese Planung ist natürlich wichtig, trotzdem geschieht vieles
intuitiv. Beispielsweise erarbeiten wir keine feste Kapitelaufteilung
oder teilen die Arbeit strikt unter uns auf. Wir besprechen uns
täglich, da werden schon mal ganze Kapitel oder Szenen geändert oder
sogar gelöscht, bis wir beide hundertprozentig zufrieden mit unserer
Arbeit sind.


RRB/TRB: Wie sah eure Recherchearbeit für "Die Goldspinnerin" aus? Wie
wir wissen, lebt und arbeitet Iris in Lübeck.

IK: Bisher hatte sich Peter meist um die Recherche gekümmert, doch da
unser Roman diesmal in meiner Heimatstadt spielen sollte, habe ich es
natürlich übernommen. Das war ungemein spannend, und ich habe so diese
wunderschöne Stadt noch einmal neu entdecken dürfen. Der Verein für
Lübecker Geschichte und Altertumskunde sowie das Archiv haben mir sehr
geholfen. Ich habe Museen besucht und immer wieder Rat bei Fachleuten
gesucht, die mir bereitwillig Auskunft gaben. Außerdem durfte ich in
einer Paramentenwerkstatt in Ratzeburg den Spinnerinnen und
Weberinnen, die noch nach alten Überlieferungen arbeiten, auf die
Finger schauen. Insgesamt sind Monate für die Recherche ins Land
gegangen, aber es hat mir auch unheimlich viel Spaß gemacht.


RRB/TRB: Wie umfangreich gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem
Lektorat des Blanvalet Verlags?

IK: Die Zusammenarbeit war von Anfang an sehr harmonisch und
konstruktiv. Wir haben das Glück, eine wunderbare Lektorin bekommen zu
haben, die mit Argusaugen auf unser Manuskript geschaut hat. Alle
Anmerkungen wurden Punkt für Punkt gemeinsam in drei
Telefonkonferenzen besprochen. Alles in einem haben wir ungefähr drei
Wochen für die Nachbesserungen gebraucht, nicht mehr.


RRB/TRB: Hattet ihr Einfluss auf die Titelwahl, die Wahl des
Buchcovers oder den Klappentext?

PH: Der Titel stammt von uns, das Cover wurde vom Verlag ausgewählt,
und wir sind immer noch ganz begeistert davon.

IK: Der Verlag hat uns vorweg nach unseren Vorstellungen für ein Cover
gefragt, tatsächlich wurden die hundertprozentig umgesetzt. Es ist
wirklich ein besonders schönes Cover geworden.


RRB/TRB: Wie kamt ihr zum Schreiben? Gab es Vorbilder oder ein
bestimmtes Schlüsselerlebnis?

PH: Wie jeder Autor habe ich immer schon viel gelesen, als Kind und
Jugendlicher von den deutschen Helden- und Rittersagen und den Büchern
Mark Twains bis Karl May und James Fenimore Cooper. Ich habe bereits
als Schüler geschrieben, auch damals schon zusammen mit einem Co-
Autor, meinem besten Freund. Dann folgten einige Jahre, in denen ich
nichts zu Papier gebracht habe, bis ich etwa 1981 eine Erzählung für
Jugendliche geschrieben und an einen Verlag geschickt habe. Das war
meine erste Buchveröffentlichung, auf die ein gutes Dutzend weitere in
Kleinverlagen folgten.

IK: Ich war schon immer eine Leseratte. Später habe ich mir immer
Geschichten ausgedacht und davon geträumt, sie eines Tages
aufzuschreiben. Als ich dann Mutter war, gingen mir schnell die
Gutenachtgeschichten für meine Töchter aus. Also habe ich einfach
welche erfunden. Meine Kinder waren es, die mich baten, sie
aufzuschreiben, damit sie die immer wieder lesen konnten. Wahnsinn,
das ist erst fünf Jahre her ...


RRB/TRB: Wie lange habt ihr an "Die Goldspinnerin" gearbeitet?

IK: Ein gutes Jahr etwa, zehn Monate fürs Schreiben selbst und
ungefähr drei zum Überarbeiten.


RRB/TRB: Wie kamt ihr auf euer gemeinsames Autoren-Pseudonym?

PH: Wir wollten gern einen Vornamen, den es sowohl in weiblicher als
auch in männlicher Form gibt. Der Nachname kam uns einfach in den
Sinn. So wurde Gerit Bertram geboren.


RRB/TRB: Wie sieht euer Schreiballtag neben euren Brotberufen, der
Familie und den Freunden aus?

PH: Ich gehe seit einigen Jahren keinem Brotberuf mehr nach, sondern
bin in der glücklichen Lage, mich tagsüber immer wieder dem Schreiben
widmen zu können, von der Familie mal abgesehen, die natürlich nicht
vernachlässigt werden will.

IK: Da ich Freiberuflerin bin, arbeite ich mehr oder weniger immer.
Ich versuche aber, mich an feste Schreibzeiten zu halten, nämlich von
circa vierzehn bis zwanzig Uhr. Wenn mir vorher eine Idee kommt, eine
schöne Formulierung, o. Ä., notiere ich es und verwende es dann später
beim Schreiben.


RRB/TRB: Ihr werdet von der "Verlagsagentur Lianne Kolf" vertreten.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit eurer Agentur aus?

PH: Sehr angenehm. Fragen unsererseits werden umgehend beantwortet,
alles ist transparent, Informationen werden sofort weitergegeben.

IK: Wir fühlen uns dort bestens aufgehoben. Die Zusammenarbeit ist
sehr nett, und wir sind sehr froh, von dieser Agentur vertreten zu
werden.


RRB/TRB: Was macht eurer Meinung nach einen guten Autor aus?

PH: Er schafft es, seine Leser so sehr zu fesseln, dass es diesen
schwerfällt, abends die Nachtschranklampe auszuschalten, weil sie sich
nicht von dem Buch losreißen können.

IK: Dem ist nichts hinzuzufügen.


RRB/TRB: Gibt es irgendein Genre, das euch neben dem historischen
Roman noch reizen würde?

PH: Wir können uns vorstellen, auch einmal einen Thriller zu
schreiben.

IK: Ja, das wäre schon eine Herausforderung, außerdem liebe ich ja
auch Fantasy. Im Moment fühlen wir uns in unserem Genre aber
pudelwohl.


RRB/TRB: Wie sehen eure Schreibpläne für die Zukunft aus?

PH: Unserer Agentur liegen zwei weitere Exposés für historische Romane
vor. Zurzeit schreiben wir an der Fortsetzung der Goldspinnerin.

IK: An Ideen mangelt es uns jedenfalls nicht. Schauen wir mal, was die
Zukunft uns bringt.


RRB/TRB: Hättet ihr noch einen Rat für angehende Autorinnen und
Autoren?

IK/PH: Wir tun uns schwer damit, anderen Ratschläge zu erteilen. Drei
Dinge gibt es unserer Meinung nach, die vorhanden sein müssen: Talent,
Disziplin (das besonders) und Geduld. Schreiben ist ein
zeitaufwendiger, meist einsamer Beruf, und niemand weiß, ob sich diese
Arbeit eines Tages bezahlt macht. Außerdem ist es wichtig, viel zu
lesen. Wir wissen nicht mehr, wer das sagte, aber es ist so wahr: Wenn
du glaubst, als Autor reich zu werden, dann such dir lieber einen
anderen Beruf. Ja, und nicht zu vergessen, braucht man kompetente
Leute aus einer Agentur und einem Verlag, die an einen glauben und
einen unterstützen. Diese Portion Glück gehört einfach dazu.

RRB/TRB: Herzlichen Dank für das Interview!

IK/PH: Vielen Dank auch. Es hat uns viel Spaß gemacht. Alles Gute für
euch und den Tempest!


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VERLAGSPORTRAIT:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


Elysion-Books
Inhaberin: Jennifer Schreiner
Torgauer Straße 15
45886 Gelsenkirchen
Telefon: (02 09) 97 19 84 66
Fax: (02 09) 97 19 84 65
http://www.Elysion-Books.com
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


Der Elysion-Books Verlag (nach dem hellistischen Himmel, den
elysischen Feldern, die sich inmitten der hellenistischen Hölle, des
Hades, befinden) wurde im August 2010 von Jennifer Schreiner
gegründet. Die Frau hinter Elysion-Books ist hauptberuflich
Verlegerin.


Anlass für die Verlagsgründung

Nach einigen Jahren als Autorin stellte die Verlegerin immer wieder
fest, dass sich ihr Schwerpunkt verlagert hatte. Und als sie eines
Tages ein interessantes Manuskript erhielt, für das sich kein Verlag
interessierte, wurde ihr klar, dass sie sich eine neue Herausforderung
wünschte. Und was wäre naheliegender gewesen, als im selben Metier die
Seiten zu wechseln und Themen, die sie interessant findet, zu fördern?

Der Verlag präsentierte sich und seine vier Starttitel zwei Monate
nach der Gründung mit einem eigenen Stand auf der Frankfurter
Buchmesse.


Programm und Philosophie

Elysion Books verlegt himmlisch heiße Literatur; erotische Fantasy
Romance, sinnliche Romane und verführerische Kurzgeschichten mit
starken Heldinnen, niveauvolle Erfahrungsberichte und prickelnde
Frivolitäten.

Die Verlegerin Jennifer Schreiner teilt das Programm in drei
Untersparten: Erotik, erotische Phantastik / Fantasy Romance und wahre
Lebensgeschichten.


Welche Autoren wurden bisher verlegt?

Antje Ippensen, die u. a. für den Kurt-Laßwitz-Preis nominiert wurde
und die "Fesselndes Geheimnis" geschrieben hat, schreibt unter ihrem
eigenen Namen, die anderen drei Autoren sind Pseudonyme teils
bekannter deutscher Autoren. Für das Frühjahrprogramm hat die
Verlegerin mit Christiane Gref eine weitere erfahrene und prämierte
Autorin gewinnen können, die u. a. beim Deutschen-Phantastikpreis
platziert war.


AutorInnen gesucht?

Ja, Elysion-Books ist an neuen, talentierten Autoren / Autorinnen
interessiert! Elysion-Books steht für himmlisch heißes Lesen und
möchte sich weder auf "erweckte Jungfrauen" beschränken noch auf
"spontane Verwandlungen in Sexbestien", "unrealistische Bettträume",
"Hardcore-Sex" oder "Erotische Aneinanderreihungen".

Wenn Sie ein Projekt anbieten wollen, beachten Sie bitte das Programm,
und prüfen Sie Ihr Projekt auf die Hinweise und FAQs auf der Homepage.
Sie sind sehr ausführlich und sollten eigentlich keine Frage offen
lassen.


Konditionen

Der an den Börsenverein des Deutschen Buchhandels angelehnte Verlag
bietet Autorenverträge mit umsatzabhängigen Tantiemen zu marktüblichen
Sätzen.


Was ist besonders wichtig?

Qualität, Originalität und Marktfähigkeit der Projekte,
Zuverlässigkeit und eine faire Zusammenarbeit aller Beteiligten.


Zukunftspläne, Perspektiven

Elysion-Books ist an einer langfristigen und erfolgreichen Arbeit mit
den Autoren interessiert und offen für neue Ideen und Projekte.


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DES BÖSEN LEKTORS WÖRTERBUCH:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)

Leser
Vom Aussterben bedrohte Spezies.

Lesung
Veranstaltung, bei der die Leserin entsetzt feststellt, dass der von
ihr erotisch verklärte Lieblingsautor 1) eine schrundige Glatze hat,
2) vermutlich von seiner Mutter angezogen wird, 3) schwäbelt. Außerdem
sind die Stühle zu hart zum Schlafen.

Literatur
1. für Autoren: das leider enttäuschende Ergebnis langer Arbeit.
2. für Kritiker: das hoffentlich enttäuschende Ergebnis langer Arbeit.
3. für Leser: Grundnahrungsmittel.

Literaturagent
1. Der beste Freund des Autors.
2. Der schlimmste Feind des Autors.


..........
aus: Dr. Honeyball Lektor / Stephan Waldscheidt (Hrsg.): "Zehn Gründe,
eine Schriftstellerin zu heiraten", Satire, 128 Seiten mit Abbildungen
und Cartoons. Mehr dazu: http://www.waldscheidt.de


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
---------------------------------------------------------------------
Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


Drehbuch: Oliver Pautsch
drehbuch at experte pt autorenforum pt de
Fandom: Thomas Kohlschmidt
fandom at experte pt autorenforum pt de
Fantasy: Stefanie Bense
fantasy at experte pt autorenforum pt de
Heftroman: Arndt Ellmer
heftroman at experte pt autorenforum pt de
Historischer Roman: Titus Müller
historischer.roman at experte pt autorenforum pt de
Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik
kinderbuch at experte pt autorenforum pt de
Lesungen: Rüdiger Heins
lesungen at experte pt autorenforum pt de
Lyrik: Martina Weber
lyrik at experte pt autorenforum pt de
Sachbuch: Gabi Neumayer
sachbuch at experte pt autorenforum pt de
Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss
fortbildung at experte pt autorenforum pt de
Schreibgruppen: Ute Hacker
schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de
Schreibhandwerk: Ute Hacker
schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de
Sciencefiction: Andreas Eschbach
sf-autor at experte pt autorenforum pt de
Übersetzung: Barbara Slawig
uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de
Verlagswesen: Bjørn Jagnow
verlagswesen at experte pt autorenforum pt de

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Experten-Special:
.................

Bjørn Jagnow hat seine über 80 Fragen und Antworten zu den Themen
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt
und in einem Buch zusammengefasst - thematisch sortiert und
aktualisiert:

Björn Jagnow: "Fragen und Antworten zu Urheberrecht, Verlagswesen und
Vermarktung", 2009, 188 Seiten, 10,00 Euro, Edition Octopus


*********************************************************************
FRAG DIE EXPERTIN FÜR SACHBUCH:
---------------------------------------------------------------------
Gabi Neumayer (sachbuch at experte pt autorenforum pt de)

Frage:
Ich schreibe ein Mischung zwischen Ratgeber und Sachbuch. Ich habe
zwar einige Kapitel im Buch studiert, bin in den anderen aber kein
Experte. Sollte man hier nicht lieber zu einem Sammelband tendieren?
Also die Frage ist: als Nicht-Experte Sammelband oder selbst
schreiben? Was sind die Hauptgefahren und Risiken von beiden Optionen?


Antwort:
Zunächst: Eine Mischung aus Ratgeber und Sachbuch - da klingeln bei
mir Alarmglocken. Denn: Eine klare Einordnung ist der erste Schritt
zum Erfolg eines Buches (na ja, zumindest einer der ersten). Wenn die
Buchhändler (und vorher: der Verlag) nicht wissen, wohin damit, steht
es im Zweifel gar nicht im Regal bzw. wird erst gar nicht realisiert.

Zweitens: Man muss kein Experte sein, um über etwas zu schreiben. Man
sollte sich dann aber Expertenrat einholen. Die Frage ist eher: Was
traut der Autor sich zu? Recherche ist beim Selberschreiben der erste
Schritt, man kann Experten dann auch als "Zitatgeber", als Testleser,
als ... einbinden, da gibt es viele Möglichkeiten.

Ein Buch, das aus Beiträgen verschiedener AutorInnen besteht, kann
eine Option sein. Allerdings sollten zumindest einige dieser
AutorInnen dann auch einen Namen auf dem jeweiligen Gebiet haben. Und
die Arbeit, aus all dem ein zusammenhängendes Ganzes zu machen, bleibt
Ihnen dann immer noch - in diesem Fall als Hauptaufgabe neben der
Autorenakquise.

Also: Legen Sie vor allem erst einmal ganz klar fest, ob Sie ein
Sachbuch oder einen Ratgeber schreiben (oder herausgeben) wollen.
Versichern Sie sich dann der Hilfe von ExpertInnen - ob als Tippgeber,
Testleser oder Hauptautoren, das liegt daran, welche Arbeit Sie selbst
leisten wollen bzw. sich zutrauen.

**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Gabi Neumayers aktuelle Sachbuch-Veröffentlichung: "Frag doch mal die
Maus: Berühmte Entdecker" (cbj). Weitere Infos: http://www.bato-
schreibt.de.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
---------------------------------------------------------------------
Bjørn Jagnow (verlagswesen at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
[gekürzt - die Red.] Ich habe ein Buch veröffentlicht bei einem
kleinen Verlag. Der Verleger war auch mein Lektor, und das wurde
separat bezahlt. Das Buch ist schlecht gebunden worden, die Lieferung
und Bestellung ist so schleppend, dass mich viele Leser schon
angesprochen haben. Die Werbung bleibt aus. Der Verleger lässt jedes
Buch auf Bestellung einzeln drucken, und was das Lektorat betrifft ...
Das Buch ist nach wie vor voller Rechtschreibfehler.

Meine Sorge ist, dass sich jetzt ein Fernsehsender für mein Buch
interessiert, und ich befürchte, wenn es dort erschienen ist, dass die
Bestellung boomt. Dann möchte ich 1) vermeiden, dass so ein schlechter
Service (Buch voller Fehler, schlechte Lieferung) und 2) einen
unverdienten Verdienst für meinen Verleger fürs Nichtstun vermeiden.
Von daher möchte ich so schnell wie möglich aus dem Vertrag, der für
zwei Jahre ist, und ganz schnell einen neuen Verlag finden. Meine
Frage ist: Wie komme ich da raus, und nimmt mich ein anderer? Stell
ich mich da mit meinem schon vorhandenen Buch als Manuskript vor und
mit der Anmerkung, dass ich es auch umschreiben oder ergänzen kann?


Antwort:
Das Problem kann man von zwei Seiten aus angehen: "Was will man tun?"
und "Was kann man tun?"

So schön die Idee ist, mal eben den Verlag zu wechseln, um bessere
Erfolgschancen zu erreichen ... so leicht geht das nicht. Man kann
einen Verlagsvertrag kündigen, allerdings nur, wenn man einen
triftigen Grund hat. Der Verlag hat immerhin Geld und Arbeit in die
Veröffentlichung investiert, und eine Vertragskündigung würde ihm ja
verbieten, aus dieser Investition noch irgendeinen Nutzen zu ziehen.
Wenn der Verlag seinen Vertrag nicht erfüllt, dann muss man ihn als
Autor auffordern, seinen Pflichten nachzukommen, und dem Verlag eine
Frist setzen, in der das passieren muss. Erst wenn diese "Erinnerung"
wirkungslos bleibt, kann man vom Vertrag zurücktreten (weil die andere
Seite ihn nicht erfüllt).

Was steht üblicherweise im Verlagsvertrag? Das Werk muss
veröffentlicht werden. Möglicherweise gibt es auch eine Regelung, wann
(z. B. zur Buchmesse) oder wie (z. B. als Taschenbuch). Selten bis nie
gibt es Regelungen über Reaktionsgeschwindigkeiten bei Bestellungen
oder die Qualität des hergestellten Werkes, obwohl irgendwo auch hier
ein Richter eine Grenze setzen würde, was zumutbar ist und was nicht.

Werbung wird nur sehr selten im Verlagsvertrag geregelt und ist dem
Verleger tatsächlich freigestellt, denn es ist ja für ihn mit
Zusatzkosten verbunden. Verpflichtet ist der Verlag im Normalfall nur,
das Buch zum Verkauf anzubieten - wie gut oder schlecht, ist seine
Sache. Sollte er dauerhaft nichts verkaufen, ist das ein Grund, den
Vertrag zu beenden - aber geringe Abverkäufe nicht. Die Fehler in der
Rechtschreibung kann man dem Verlag nur dann vorwerfen, wenn der es zu
verantworten hat (aber das wurde ja separat bezahlt, also hat es
nichts mit dem Verlagsvertrag zu tun) und man es selbst nicht zum
Druck freigegeben hat.

Also vor diesem Hintergrund ... welche Verpflichtungen hat dieser
Verlag tatsächlich nicht eingehalten? Dass man als Autor am liebsten
Fernsehwerbung und Plakatwände sowie herrliche Buchproduktionen und
sofortige Lieferung hätte, zählt nicht.

Und selbst bei tatsächlichen Vertragsverletzungen des Verlags muss man
noch eine Frist abwarten, was im konkreten Fall vermutlich auch nicht
beruhigend ist. Und danach müsste man erst einmal einen neuen Verlag
haben, und der müsste das Buch auch noch produzieren ... Ob das alles
vor der erwarteten Fernsehanfrage klappt, ist doch eher
unwahrscheinlich.

Effektiver ist es wohl, den aktuellen Verleger auf die Chancen dieser
Fernsehanfrage anzusprechen und ihm auszumalen, was es seinem Geschäft
nützt. Denn wenn er mitzieht, kann der Verleger sofort die
Bestellgeschwindigkeit und wegen Print-on-Demand sogar die
Herstellqualität verbessern.

Keine schöne Situation, aber gerade deswegen ist es so wichtig, sich
vor Vertragsabschluss ein möglichst gutes Bild vom Vertragspartner zu
machen. Der Verlagsvertrag hält nämlich in der Regel deutlich länger
als z. B. eine Ehe - immerhin wirkt er bis 70 Jahre nach dem eigenen
Tod, und da ist selbst nach kirchlichen Vorstellungen eine Ehe längst
beendet.

**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und
Buchhändler (http://www.bjoernjagnow.de/). Sein Fantasy-Thriller
"Wilde Jagd" ist als kostenloses PDF lieferbar (http://nbn-
resolving.de/urn:nbn:de:0062-wildejagd1-8).


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit
getrennter Mail kommt
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Einsendeformalien:
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach
Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin
bzw. beim Autor.

Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an:
beitrag at team pt autorenforum pt de.

Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet
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Herausgeber:
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Gabi Neumayer redaktion at team pt autorenforum pt de
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Thomas Roth-Berghofer
Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de
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