The Tempest

Ausgabe 8-02 (20. Februar 2006)

Editorial
Inserate
Chronik
    "Warum wollten Sie dabei sein?, oder:
    Würden Sie es noch mal machen?"
    Interview mit Gabi Neumayer, Chefredakteurin des Tempest
Schreib-Kick
Leserbrief
Schreibkurs
    "Neue Schreibspiele"
    von Ursula Schmid-Spreer
Buchbesprechung
    "Der Schriftsteller und das Finanzamt"
    besprochen von Ramona und Thomas Roth-Berghofer
    "Wild Mind - freies Schreiben"
    besprochen von Ulrike Rudolph
Interview mit Matthias Kehle
Interview mit Andreas Wilhelm
Erfahrungsbericht
    "NaNoWriMo: Mut zum Stümpern"
    von Sven Huff
Fragen Sie Honeyball, Lektor und Autorenfresser
    "Was ist dran an der Evolutionstheorie?"
    von Stephan Waldscheidt
Frag den Experten für Drehbuch
    (Oliver Pautsch)
Frag den Experten für Heftromane
    (Arndt Ellmer)
Frag die Expertin für Sachbbuch Medizin / Psychologie
    (Maja Langsdorff)
Frag den Experten für historische Romane
    (Titus Müller)
Hall of Fame
Impressum
EDITORIAL:  
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Liebe Autorinnen und Autoren,

die Jubelfeierlichkeiten zum zehnjährigen Tempest-Jubiläum gehen immer
weiter ... (ächz). Diesmal hat es sich der geheimnisvolle US2 nicht
nehmen lassen, die Chefredakteurin des Tempest in einem schonungslosen
Interview zu befragen. Die erschütternden Ergebnisse wollte ich euch
unbedingt ... auf keinen Fall vorenthalten - ihr findet sie in der Ju-
bel-Rubrik "Chronik".

Und wo wir gerade beim Jubeln sind: Wir verlosen ein Exemplar des Kom-
bi-Pakets aus "Writer's Café" (inklusive der Software StoryLines) und
der deutschen Version von Harriet Smarts Buch "Einfach schreiben!".
Zur Verfügung gestellt wird das Paket von Marc Albrecht, in dessen
Web-Site-Verlag es ansonsten für 45 Euro inklusive Versand erhältlich
ist (http://www.web-site-verlag.de). Und das müsst ihr tun, um an der
Verlosung teilzunehmen: Schickt uns bis zum 15. März einen Schreibtipp
fürs Editorial, maximal 250 Zeichen lang (inklusive Leerzeichen!).

In diesem Tempest findet ihr wieder jede Menge Schreibinspiration,
handfestes Wissen und clevere Tipps. Neue Schreibspiele regen die kre-
ativen Muskeln an, unsere Experten geben unbezahlbare Tipps, in zwei
Interviews erfahrt ihr jede Menge über die Arbeit eines Schriftstel-
lers und den Verband deutscher Schriftsteller (VS), zwei Buchbespre-
chungen machen Appetit aufs Lesen, und der Erfahrungsbericht von Sven
Huff berichtet von einem Experiment der ganz besonderer Art - durchge-
führt am lebenden Autor. Zu allem Überfluss äußert sich dann auch noch
Allroundgenie Honeyball zur Evolutionstheorie. (Übrigens: Stephan
Waldscheidts neues Buch ist da: "Schreib den verd... Roman!", Uschtrin
Verlag. Wer's nicht liest, ist selber schuld!).

Der Tipp des Monats Februar, diesmal von Renate Belzner:

Wenn ich mir Personen ausdenke, "besetze" ich sie
immer mit Schauspielern, die ich mag. Dann sehe ich
sie viel leichter vor mir, wie sie sich bewegen,
bestimmte Dinge tun und sagen.

Einen gesunden Winterendspurt euch allen - und lustvolles Schreiben!

Gabi Neumayer
Chefredakteurin

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Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser
Konto:

Sparda Bank Südwest eG
BLZ 550 905 00
Kto. 100 724 515
Stichwort: "Beitrag 2006"

ACHTUNG: NEUES KONTO!
Das alte bleibt aber auch noch eine Weile bestehen.

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberwei-
sungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch
weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest).

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
BIC: GENODEF1S01

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ISSN 1439-4669 Copyright 2006 autorenforum.de. Copyright- und
Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

Editorial
Inserate
Chronik
"Warum wollten Sie dabei sein?, oder:
Würden Sie es noch mal machen?"
Interview mit Gabi Neumayer, Chefredakteurin des Tempest
Schreib-Kick
Leserbrief
Schreibkurs
"Neue Schreibspiele"
von Ursula Schmid-Spreer
Buchbesprechung
"Der Schriftsteller und das Finanzamt"
besprochen von Ramona und Thomas Roth-Berghofer
"Wild Mind - freies Schreiben"
besprochen von Ulrike Rudolph
Interview mit Matthias Kehle
Interview mit Andreas Wilhelm
Erfahrungsbericht
"NaNoWriMo: Mut zum Stümpern"
von Sven Huff
Fragen Sie Honeyball, Lektor und Autorenfresser
"Was ist dran an der Evolutionstheorie?"
von Stephan Waldscheidt
Frag den Experten für Drehbuch
(Oliver Pautsch)
Frag den Experten für Heftromane
(Arndt Ellmer)
Frag die Expertin für Sachbuch Medizin / Psychologie
(Maja Langsdorff)
Frag den Experten für historische Romane
(Titus Müller)
Hall of Fame
Impressum


TEIL 2:

Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
Impressum

~~~~~~~~~
Auf unserer Homepage gibt es mittlerweile einen praktischen Service
für orientierungslose Tempest-LeserInnen: Inhaltsübersichten für ein-
zelne Tempest-Jahrgänge, nach AutorInnen sortiert. Eberhard Kamprad
(http://www.kamprad-online.de) hat freundlicherweise die aufwendige
Arbeit übernommen, nach und nach die Verzeichnisse für alle bisherigen
Jahrgänge zu erstellen.

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Kleinanzeigen
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Ab sofort werden keine neuen Kleinanzeigen mehr angenommen. Für priva-
te Aufrufe steht euch aber weiterhin der Echo-Service zur Verfügung.


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INSERATE:
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(werbung at team pt autorenforum pt de)


Mit dem Schreiben von Biographien professionell Geld verdienen
Autorenworkshop mit Andreas Mäckler, Stefan Schwidder, Matthias Bröm-
melhaus

Das Schreiben privater Autobiographien boomt, immer mehr Autoren und
Journalisten versuchen, mit professionellen Angeboten das Bedürfnis
nach Erinnerung zu bedienen. Doch bei den meisten bleibt es beim
Schreiben weniger Biographien im Auftrag ihrer Kunden, die zumeist aus
dem Verwandten- und Bekanntenkreis kommen. Dass es aber besser geht
und man als Ghostwriter privater Autobiographien viel Geld verdienen
kann, beweisen die Mitglieder des Biographiezentrums, einer Vereini-
gung biographischer Dienstleister (http://www.biographiezentrum.de).
Sie bieten ein Professionalisierungsseminar für Autoren an, die im
Auftrag ihrer Kunden Lebensgeschichten bearbeiten oder erstellen. Ziel
ist, eine effektive Handlungsgrundlage zu geben, die alle für die Bio-
graphiearbeit wichtigen Themen abdeckt. Die Teilnehmer erhalten so die
Möglichkeit, künftig noch professioneller und erfolgreicher zu arbei-
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Termine:
31. März - 2. April 2006, Dämeritz Seehotel, 12589 Berlin-Köpenick
(Ostdeutschland)
16. - 18. Juni 2006, Hotel Krone, 86168 Niederstotzingen (Süddeutsch-
land)
23. - 25. Juni 2006, Seminarhotel Georg, 58453 Witten-Annen (West-
deutschland)
14. - 16. Juli 2006, SeminarHotel Schulz, 29303 Bergen (Norddeutsch-
land)
21. - 23. Juli 2006, Hotel Röse, 36179 Bebra (Deutschland Mitte)

Zeit:
Beginn jeweils 14 Uhr, Ende 15 Uhr

Kosten:
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mitglieder (inkl. Übernachtungen, Vollpension, Tagungsverpflegung)
Anmeldeschluss jeweils 5 Wochen vor Beginn des Workshops.

Anmeldung:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Tel. 082 43 / 99 38 46

http://www.biographiezentrum.de


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CHRONIK:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)

"Warum wollten Sie dabei sein?, oder:
Würden Sie es noch mal machen?"
Interview mit Gabi Neumayer, Chefredakteurin des Tempest


Die ersten zehn Jahre, noch mal ...

Gabi Neumayer ist seit dem 22. Juli 1996, seit der Print-Ära des Tem-
pest, Mitglied bei autorenforum.de. Schon früh steuerte sie als Profi
des Buch- und Medienmarktes unter dem Logo "Kreativgymnastik" Schreib-
übungen bei, in denen sie sich unter anderem damit beschäftigte, warum
manche Nachwuchsautoren-Geschichte statt auf dem wilden Planeten Ak-
kelwwosch eigentlich genauso gut in Wanne-Eickel spielen könnte. Auch
wagte sie sich in der Rubrik "Autorenwissen" schon damals an das heiße
Eisen "Trennen in bestem Einvernehmen", ein Artikel über die damals
noch zukünftige neue Rechtschreibung.

Bewegt von so viel Engagement, kehrte US2 am Neujahrsabend unter Auf-
bietung all seiner Willenskraft aus dem Reich der Dahingeschiedenen
zurück, um mit der Chefredakteurin des Tempest bei einer Kanne Tee ü-
ber ihre Anfänge und ihre steile Karriere bei autorenforum.de zu spre-
chen - und natürlich über ihre schriftstellerischen Zukunftspläne.


US2 (schlürft genüsslich an einer Tasse Rooibos-Erdbeersahne-Tee mit
braunem Zucker): Ich habe die Chroniken von Narn... äh ... autorenfo-
rum.de in der letzten Ausgabe gelesen. Doch jetzt mal ehrlich: Das
glaubt doch kein Mensch, dass ihr bei der Wahl des Jahrespilzes kein
Mitbestimmungsrecht hattet!

Gabi (knallt das Milchkännchen auf den abgenutzten grellroten IKEA-
Couchtisch): Tja, das ist unglaublich, aber leider wahr! Dabei ist
doch wohl niemand qualifizierter als wir, den nicht nur unter pilzim-
manenten Gesichtspunkten besten, sondern auch sprachlich perfektesten
Pilz zu küren.


US2 (schlägt unauffällig mit einer Hand im Wörterbuch "pilzimmanent"
nach, während er mit der anderen nach einem von Gabis selbst gebacke-
nen Schoko-Muffins greift): Erzähl doch mal: Wie wurdest du auf auto-
renforum.de aufmerksam? Und wie hast du dich gefühlt, als du das An-
meldeformular ausgefüllt und in den Briefkasten geworfen hattest?

Gabi: Der Muffin hat übrigens 3,5 Points. (fügt mit einem milden Lä-
cheln angesichts von US2s irritierter Miene hinzu:) Weight Watchers.
Tolle Sache.

Tja, wie war das damals? Aufmerksam wurde ich aufs Autorenforum durch
eine winzige Anzeige in einem noch winzigeren Sciencefiction-Magazin.
Ich habe sofort mit zitternden Fingern mein Anmeldeformular ausgefüllt
und dabei alle Tiefen der Sinnkrise einer angehenden Autorin durchge-
macht - kein Wunder angesichts der verlangten Antworten in solch exis-
tentiellen Kategorien wie "Beruf/Hobbies"(kratz am Kopf), "Eigene Ak-
tivitäten" (schwitz), "Schreiberfahrung" (keuch), "Allgemeines"
(stöhn) und "E-Mail-Adresse" (horror!).

Meine Antwort in der letzten Kategorie lautete damals übrigens wört-
lich: "Noch nicht, aber bald!" (bekommt einen melancholischen Ge-
sichtsausdruck) Ein Motto, das sich irgendwie durch mein ganzes Leben
zieht ... (fasst sich mit viel Mühe wieder) Und dann habe ich mich in
Dortmund auf dem SF-Con mit den Roth-Berghofers getroffen.


US2 (nickt andächtig): Eine historische Begegnung mit damals noch un-
geahnten Auswirkungen auf die deutschsprachige Autorenschaft und die
gesamte Welt, insbesondere auch auf den internationalen Pilzbestand.
Und wie hast du dich gefühlt, als du keine 24 Stunden später die An-
meldebestätigung in Händen hieltst?

Gabi (knabbert hingebungsvoll an einem Muffin): Erleichtert. Erfüllt.
Geadelt. Und etwas besorgt, weil ich ja nun den Mitgliedsbeitrag ir-
gendwo auftreiben musste.


US2 (will nachhaken, schlägt aber im letzten Moment sicherheitshalber
einen anderen Weg ein): Warum wolltest du als Profi dabei sein?

Gabi (stutzt, starrt US2 mit gerunzelter Stirn an): Ehrlich gesagt,
das ist eine wirklich gute Frage. Ich als Profi - was habe ich über-
haupt hier verloren? Sollte ich nicht vielmehr in der Klagenfurter Ju-
ry andere AutorInnen mit hämischen Verrissen in die Verzweiflung trei-
ben, in Stockholm mit dem König bei der Nobelpreisverleihung labberi-
ges Bier trinken oder eine Vollzeit-Sekretärin beschäftigen, die nur
dafür da ist, hymnische Rezensionen meiner Bücher von Reich-Ranicki
abzuheften? (starrt mit noch gerunzelterer Stirn ihren Tee an, als wä-
re er Spülwasser) Ja, was mache ich eigentlich hier? War ich total
verblendet, verrückt, von Sinnen? Hätte ich meine eigene Karriere
nicht schon längst in ungeahnte Höhen treiben können, wenn ich nicht
von den Roth-Berghofers mit haltlosen Versprechen an autorenforum.de
gefesselt worden wäre ...


US2 (flößt Gabi, die sich immer weiter in Rage redet, mit sanfter Ge-
walt mehrere Cognacs ein und wechselt dabei chamäleonhaft das Thema):
Äh, ja, jetzt mal eine ganz andere Frage: Fühlt man sich nach 76 mit
Esprit verfassten Editorials und beinahe ebenso vielen Buchrezensionen
noch halbwegs taufrisch?

Gabi (murmelt): 76? So viele schon? Wo ist sie nur hin, die Zeit ...?
(will aufstehen, um sich einen weiteren Muffin zu nehmen, plumpst aber
leicht benommen in den ehemals cremeweißen IKEA-Sessel zurück, der
auch schon bessere Tage gesehen hat)


US2 (wirft einen hektischen Blick in seine Notizen): Sind die Redakti-
onssitzungen von autorenforum.de (Programmkonferenzen etc.) eigentlich
sehr anstrengend?

Gabi (ein stahlhartes Leuchten glüht plötzlich in ihren Augen): An-
strengend? Natürlich! Und knallhart. Der Tempest geht vor, egal was
sonst noch ist. Da kenne ich als Verantwortliche kein Pardon und schon
gar keine Freunde. Egal, ob da jemand gerade seinen Job verloren oder
seinen Lieblingshamster begraben hat - oder ob einem von uns gar ein
sarkastischer Absagebrief eines renommierten Verlags ins Haus geflat-
tert ist. Da muss man durch, the show must go on, Augen zu und durch,
no mercy ...


US2 (verschüttet nervös etwas von dem köstlichen Tee, versucht aber
trotzdem erneut einen gewagten Themenwechsel): Äh, ja. Und warum habt
ihr die Rubriken Sport und Horrorskop im Tempest gestrichen und dafür
Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft eingeführt?

Gabi (die Augen haben ihr Leuchten verloren; sie fixieren nun müde die
halb leere Cognacflasche): Was wir uns bei der Rubrik "Kultur" gedacht
haben? Das weiß ich beim besten Willen nicht mehr ... Wissenschaft
hingegen liegt doch auf der Hand: Wer anständige Romane und Geschich-
ten schreiben will, kommt ohne die neuesten Errungenschaften der Wis-
senschaft ja gar nicht mehr aus. Wo wäre denn Stephen King heute - oh-
ne GPS? Und wer würde Günter Grass überhaupt noch kennen, wenn es kei-
ne biometrischen Handys gäbe? (schaut US2 Bestätigung heischend an,
erntet jedoch nur Fassungslosigkeit) Und das mit der Wirtschaft er-
klärt sich anhand der Trinkfestigkeit der meisten AutorInnen ja von
selbst. - Nicht dass ich da persönlich ... Nur hin und wieder einen
wenzigen Schlock ... (greift nach dem Cognac, fasst jedoch ins Leere)


US2 (hakt das Thema so schnell ab, wie er es aufgeworfen hat, und
schüttet Gabi ein Glas Wasser ein): Wenn man in das Verzeichnis lie-
ferbarer Bücher schaut, erscheint sofort eine ganze Bücherliste von
dir. Dabei ist das Sachbuch ebenso vertreten wie das Kinderbuch. Ist
das Schreiben von Kinderbüchern für dich so eine Art Entspannung neben
der trockenen Sachbuchthematik?

Gabi (lacht bitter und stößt dabei das Wasserglas vom Tisch, wo es auf
dem uralten schweinerosa IKEA-Teppich jedoch nicht mehr als einen wei-
teren Fleck unter vielen hinterlässt): Entspannung? Tja, wenn das al-
les erfunden wäre ... Aber ich habe schließlich alles selbst erlebt,
was ich da beschreibe! Von den Bundesjugendspielen der Vampire bis zur
Ufolandung auf dem Schulhof. (beugt sich vertraulich nach vorn) Ich
verrate dir mal etwas: Nur wer seine eigene Kindheit lediglich mit
viel Glück überlebt hat, kann gute Kinderbücher schreiben. Und dann
muss er sich auch noch bei den Lesungen in Kindergärten und Schulen
den gnadenlosen kleinen Sch... - den lieben Kleinen stellen; das wohl
härteste Publikum überhaupt!


US2 (sieht eine Bücherratte durch den Raum huschen und lässt seinen
Muffin fallen, folgt dann aber wieder stur seinem Fragenkatalog): Du
schreibst nicht nur Bücher, sondern arbeitest vor allem auch als frei-
berufliche Lektorin. Einmal ganz davon abgesehen, dass du vermutlich
einen 16-Stunden-Tag hast: Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Gabi (reibt sich müde die Augen und greift dann nach der Cognacfla-
sche): Also, ich stehe gegen sechs auf, dusche, frühstücke bereits
vorm PC, beantworte - in aller Regel überflüssige - E-Mails, schreibe
ein, zwei Geschichten, vielleicht noch einen Artikel und lektoriere
dann ein paar Texte über Schweißfüße, Immobilienkauf im Ausland oder
kleine sprechende Apfelsinen in Tüllröckchen. (seufzt schluchzend auf,
reißt sich aber sofort wieder zusammen) Dann ist es auch schon Mittag,
und ich gehe einkaufen, absolviere Arztbesuche und koche was Leckeres.
Danach lege ich eine Runde Aerobic ein, telefoniere mit uneinsichtigen
Lektorinnen, dreisten Agenturen und dummdödeligen Handwerkern, rezen-
siere zwei bis drei Bücher, konzipiere noch flott einen neuen Roman
und mache mich dann an die mehrstündige Fachlektüre von Büchern und
Zeitschriften, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ach ja, und mehrere
Stunden intensiver Arbeit für den Tempest kommen natürlich auch noch
dazu, bevor ich gegen Mitternacht ins Bett falle. - So sieht ein x-
beliebiger Tag bei mir aus. Aber natürlich nur, wenn ich mich nicht
den ganzen Tag mit meinem Liebsten im Bett rumlümmele. (lässt die lee-
re Flasche ermattet neben sich fallen; sie rollt unter das Sofa und
schreckt eine Familie Bücherwürmer aus dem Schlaf auf)


US2 (lacht unsicher): Aha. Eines deiner ... äh ... anderen Hobbys ist
der Jazz. Du singst sogar selbst. Woher kommt die Liebe zur Musik?

Gabi (summt mit geschlossenen Augen): I got rhythm, I got music ... My
mama done told me when I was in knee-pants ... But God bless the child
that's got his own ... (das Summen wird zu einem schläfrigen Murmeln)


US2 (räuspert sich, stellt die Teetasse ab und packt hastig seine Un-
terlagen zusammen): Verstehe. Und wie sehen die Pläne von autorenfo-
rum.de für 2006 aus?

Gabi (schreckt hoch, sinkt aber gleich wieder im Sessel zusammen):
Pläne. Genau. Haben wir. Jede Menge. Wissenschaft, Pilze und so ...
(beginnt zu schnarchen)


US2 (legt sanft eine löchrige mausgraue IKEA-Decke über die schlum-
mernde Chefredakteurin und schleicht auf Zehenspitzen aus dem Haus,
das hinter ihm - dank der hingebungsvollen Arbeit der emsigen Bücher-
ratten und Bücherwürmern - leise seufzend zusammenbricht)

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US2 ist eines der vielen Pseudonyme des Herausgeberehepaars des Tem-
pest, das hier lieber unerkannt bleiben möchte.


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SCHREIB-KICK:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den Februar, diesmal von Sabine Bovenkerk-
Müller:

Jeder hat mal das Problem, dass eine Figur nicht richtig lebendig wer-
den will. Sie erscheint hölzern und schemenhaft. Meist liegt es an ei-
ner nicht ausgereiften Ausarbeitung.

Eine bestimmte Form der Ausarbeitung hat sich bei mir bewährt: Ich be-
ginne mit der Zeile: "Hallo, ich heiße Frau Leblos ... ", und dann
stellt sich Frau Leblos in einem Vierzeiler vor. Diesen Vorgang wie-
derhole ich so oft, bis sie mir alle möglichen Aspekte ihres Lebens
erzählt hat und ich mir ein vollständiges Bild von ihr machen kann.

Danach habe ich beim Schreiben eine "menschliche" Figur vor Augen, und
sie bekommt einen richtigen Namen.


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LESERBRIEF:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


Liebes Tempest-Team,

erst mal ganz ganz herzlichen Dank für soooo viele gute Tipps und I-
deen und Beiträge und Ausschreibungen und wasweißichnoch - es ist so
viel Tolles dabei.

Ohne euch hätte ich nämlich nie vom Wurdack-Verlag erfahren, und bald
erscheint eine meiner Geschichten in der Anthologie "Tod".

So, jetzt noch schnell das Überweisungsteil ausgefüllt - denn ohne
Moos ... wissen wir ja.

Viel Erfolg fürs neue Jahr und liebe Grüße aus Bensheim
Renate Belzner


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SCHREIBKURS:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Neue Schreibspiele"
von Ursula Schmid-Spreer


Fünf Möglichkeiten

Jeder Teilnehmer erhält die Aufgabe, in drei Sätzen eine alltägliche
Situation oder Handlung zu schildern. Dann sollen in Stichworten fünf
Möglichkeiten angegeben werden, wie die Geschichte weitergehen könnte.
Dabei sollen sowohl realistische als auch phantastische Möglichkeiten
vorkommen.

Die Ergebnisse werden vorgelesen. Die Gruppe wählt eine Variante aus.
Jeder schreibt seine eigenen Angaben mit der gewählten Variante zu ei-
ner Geschichte.


Eine Person für jeden

Jeder Teilnehmer erhält eine Personenfotografie (oder ein Bild aus ei-
ner Zeitschrift) und versetzt sich in diese Person. Dann beschreibt er
die Person in der Ich-Form und liest danach die Beschreibung vor.

Jeder sucht nun einen Ort aus, an dem sich alle diese Personen treffen
sollen (im Stall, auf der Skipiste, im Einkaufszentrum ...). Dann be-
schreibt man, wie und warum die Person an diesen Ort geht. Die Texte
werden dann vorgelesen.

Der Schreibleiter hat dafür Zettel mit folgenden Angaben vorbereitet:
X verliebt sich in Y, X schläft mit Y, X hintergeht Y, X verrät Y. An-
schließend werden die Zettel ausgelost.
Die jeweiligen Personen schildern nun das Geschehen aus ihrer Perspek-
tive


Alphabetwörter

Die Buchstaben des Alphabets werden untereinander geschrieben. Ein
Wort des jeweiligen Themas, z. B. "Was ich mag", wird gesucht (Ananas,
Apfeltee ...). Dann umknicken und an den Nachbarn weitergeben. Nun mit
dem nächsten Buchstaben ein Wort aufschreiben, umknicken, weitergeben.
Eine Geschichte aus den vorhandenen Wörtern schreiben.

Varianten: Keine weiteren Wörter oder in der entsprechenden (vorher
festgelegten) Reihenfolge schreiben!


Alltägliches ganz nah

Jeder wählt sich etwas Einfaches, Alltägliches, Vertrautes aus - ein
Ding oder einen Menschen oder eine Bewegung - und beschreibt es, als
ob er es als Ausschnitt durch eine Lupe oder ein Fernglas sehen würde
(z. B. gefüllter Aschenbecher, Schreibtisch, Vorderfront eines Stra-
ßenkreuzers, Kneipentisch, nachdem der letzte Gast gegangen ist).

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Ursula Schmid-Spreer ist Lehrerin für Gesundheitsberufe (Zahnmedizin).
Sie schreibt gerne Briefe, Tagebuch und Kurzgeschichten. In Antholo-
gien und Literaturzeitschriften sind Geschichten von ihr publiziert
worden. Das Märchenbuch "Florian Floh" wurde im Thomas-Rüger-Verlag,
Nürnberg, veröffentlicht. Auch organisiert sie Autorentreffen und
Stammtische und gibt Kurse in kreativem Schreiben.


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BUCHBESPRECHUNG:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)

"Der Schriftsteller und das Finanzamt"
besprochen von Ramona und Thomas Roth-Berghofer

"In Kafkas Erzählung ‚Vor dem Gesetz' bemüht sich ein einfacher Land-
mann, Zugang zum Gesetz zu erhalten. Obwohl er gewarnt wird, dass vor
jedem Saale des Gesetzes unüberwindliche Hindernisse in Gestalt mäch-
tiger Türhüter stehen, versucht er unverdrossen, wenigstens durch das
erste Tor zu gelangen oder zumindest einen heimlichen Blick auf das
Gesetz zu erhaschen. Sein Bemühen bleibt jedoch vergeblich. Er stirbt
schließlich, ohne Zugang zum Gesetz erhalten zu haben." So der Ein-
stieg in Uwe Szymborskis und Martin Hungers "Der Schriftsteller und
das Finanzamt".

Während der eifrigen Lektüre dieses Ratgebers wurde uns klar, dass
dieses Schicksal keine Autorin und keinen Autor mehr im heutigen Steu-
er-Dschungel ereilen muss. Auch will man als Autor ja Bücher schreiben
und nicht über Stunden, Tage und Wochen Bücher führen. Wie also sind
Betriebseinnahmen oder Betriebsausgaben definiert? Wie funktioniert
das mit der Mehrwert- und Vorsteuer? Muss ich als Autor ein Gewerbe
anmelden? Was zum Henker ist eine Afa-Tabelle? Wohin mit meinen Bewir-
tungskosten? Wie sichere ich meine Existenz als Autor ab? Und muss ich
meinen Literaturnobelpreis versteuern?

All dies und noch vieles mehr wird von Uwe Szymborski und Martin Hun-
ger in ausführlichen und anschaulichen Beispielen erklärt. Und dabei
ist "Der Schriftsteller und das Finanzamt" nicht nur für den selbstän-
dig Erwerbstätigen interessant, sondern auch für den Hobbyautor.


Uwe Szymborski und Martin Hunger: "Der Schriftsteller und das Finanz-
amt", 2005, 94 Seiten, 9,95 Euro, mobook


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BUCHBESPRECHUNG:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Wild Mind - freies Schreiben"
besprochen von Ulrike Rudolph

Mittlerweile sind es locker mehr als hundert Rezensionen, die ich in
den vergangenen Jahren geschrieben habe, und ein Teil davon waren Be-
sprechungen von Büchern über das Schreiben. Nie war es problematisch,
einen Anfang zu finden. Hier allerdings bin ich etwas ratlos, aber
nicht, weil das Buch schlecht wäre, sondern eher im Gegenteil.

"Wild Mind" lässt sich nicht mit den üblichen Kriterien eines
Schreibratgebers messen, denn es sperrt sich einer Zuordnung. Die sie-
ben Regeln für die Schreibpraxis werden gleich im ersten Kapitel auf
den Tisch gepackt, und sofort wird klar, dass es hier nicht primär um
Charaktere, Plot und Dialoge gehen wird, um das Entwerfen und Gestal-
ten von Texten, sondern vielmehr um das Schreiben selbst und um das
Selbstverständnis und die Gedankenwelten von Schriftstellern. Huch?
Schriftsteller? Etwa wie Hemingway, der gleich zu Anfang zitiert wird
mit "Schreib hart und klar über das, was weh tut"? Genau so, genau wie
die ganz Großen soll man ans Werk gehen.

Und genau das macht den Wert dieses Buches aus: Es selektiert nicht in
gute, erfolgreiche und in schlechte oder weniger erfolgreiche Schrift-
steller, sondern richtet sich an alle, die schreiben wollen. "Halten
Sie die Hand in Bewegung" ist denn auch die Regel Nummer eins. Und die
Autorin gibt zahlreiche Übungen vor, wie das sinnvoll — und zeitlich
machbar — für jeden von uns realisierbar ist. Also doch ein Ratgeber
für Schreibanfänger? Auch, weil es niemanden ausgrenzt, sondern allen
AutorInnen Mut macht.

Aber es ist viel mehr, nämlich ein sehr persönlicher Erfahrungsbe-
richt, ohne Berührungsängste und erkennbare Tabus. Es kann auch arri-
vierten AutorInnen aus ungewollten Kreativpausen heraushelfen oder da-
zu beitragen, Denkblockaden aufzulösen.

Denn das Wichtigste, was alle Übungen in ihrer Vielfalt bewirken, ist,
dass wir unser bremsendes "Affenhirn" austricksen, den inneren Lektor
zum Schweigen bringen und zum "Wild Mind", dem ungezähmten Geist vor-
dringen, der ein tieferes Verständnis der Menschen und Dinge ermög-
licht und so einen Grundstein für "besseres" Schreiben legt. Ein rund-
um positives Buch, das ich nur empfehlen kann.


Natalie Goldberg: "Wild Mind - freies Schreiben", 2005, 215 Seiten,
14,90 Euro, Autorenhaus Verlag

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Ulrike Rudolph hat Amerikanistik, Germanistik und Erziehungswissen-
schaften studiert und war kaufmännische Angestellte und Verlagslekto-
rin. Seit 1989 arbeitet sie als Journalistin, Autorin, Lektorin und
Textcoach. Ihre Schwerpunkte: Sachbücher, Wirtschafts- und Kommunika-
tionsthemen und Krimis. Letztes Sachbuch: Karrierefaktor Networking,
Haufe 2005, 19,80 Euro. www.urudolph.de


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INTERVIEW:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Was kann ein einzelner Autor gesellschaftlich bewirken?"
Interview mit Matthias Kehle

Matthias Kehle, Jahrgang 1967, ist freier Schriftsteller, Journalist
und Kritiker und lebt in Karlsruhe. Kehle ist Mitglied im Vorstand des
Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) in Baden-Württemberg. Einen
guten Überblick über sein Schaffen gibt seine Website
http://www.matthias-kehle.de. Ich habe mit Matthias Kehle über den VS
gesprochen. Unter anderem wollte ich von ihm wissen, ob es sich für
einen Autor lohnt, dort Mitglied zu werden.


Stephan Waldscheidt: Was ist der VS, und was tut er? Auch: Was hat er
getan? Wie ist er gegliedert?

Matthias Kehle: Der VS ist ein Berufsverband, in dem ein Großteil der
haupt- und nebenberuflich aktiven Autorinnen und Autoren und die lite-
rarischen Übersetzer organisiert sind, knapp 4.000 Mitglieder. Wie al-
le Berufsverbände vertritt er nachhaltig die Interessen seiner Mit-
glieder. Das fängt bei urheberrechtlichen Fragen an und endet bei den
Honorarverhandlungen mit dem Börsenverein des deutschen Buchhandels,
mit dem nicht nur ein Normvertrag ausgehandelt wurde, sondern auch
(Mindest-)Honorare, die verbindlich sein sollten.

Die Künstlersozialkasse ist im Wesentlichen auf Betreiben des VS zu-
stande gekommen, namentlich durch das Engagement seines ersten Bundes-
vorsitzenden Dieter Lattmann, der den VS auch mitbegründet hat. Der VS
half maßgeblich mit, dass Autorinnen und Autoren über die Verwertungs-
gesellschaft WORT Vergütungen für die weitere Nutzung ihrer Werke er-
halten.
Die einzelnen Landesverbände engagieren sich sowohl mit Literaturver-
anstaltungen als auch in berufspolitischen Belangen nach Möglichkeit
und finanzieller Ausstattung in ihren Ländern. Ich kann im Wesentli-
chen nur für Baden-Württemberg sprechen: Der VS berät bei kommunalen
Literaturveranstaltungen, bei den Baden-Württembergischen Literaturta-
gen, er ist in Jurys vertreten, er hat Stadtschreiberstellen organi-
siert, er steht bei politisch Verantwortlichen auf der Matte, wenn es
um kulturpolitische Grausamkeiten geht. So konnte (neben anderen) der
VS Baden-Württemberg die Schließung des Stuttgarter Schriftstellerhau-
ses verhindern.

Was die Gliederung betrifft, gibt es neben dem Bundesverband und den
16 Landesverbänden (vor allem in Baden-Württemberg) so genannte Regio-
Gruppen, in denen VS-Mitglieder auf kommunaler und regionaler Ebene
aktiv sind und Lobby-Arbeit für die Literatur, für Sprache und Bildung
betreiben (ein wichtiges Betätigungsfeld in düsteren Pisa-Zeiten, denn
Sprach- und Ausdrucksfähigkeit ist unsere Domäne!). Die Arbeit auf
Landes- wie Bundesebene wird ehrenamtlich geleistet.


SW: Inwiefern engagiert sich der VS politisch? Inwiefern existieren
Abhängigkeiten zu Parteien und Gewerkschaften?

MK: Der VS äußert sich regelmäßig zu aktuellen kultur- oder bildungs-
politischen Sachverhalten. Als Berufsverband mit politisch unter-
schiedlich orientierten Mitgliedern ist es nicht immer einfach, allge-
meinpolitische Stellungnahmen im Namen des ganzen VS abzugeben. Das
schließt aber keineswegs aus, und es ist sogar erwünscht, dass Landes-
verbände, Regionalgruppen und einzelne Mitglieder ihre politische Mei-
nung dezidiert kundtun - viele, vor allem prominente Mitglieder machen
davon ja reichlich Gebrauch. Der VS ist unabhängig von politischen
Parteien und eine sehr selbständige Fachgruppe innerhalb der Gewerk-
schaft ver.di. Ich behaupte: Der VS kann innerhalb ver.di sehr eigen-
ständige Ansichten vertreten.


SW: Die Büchner-Preisträgerin Brigitte Kronauer ist ausgetreten, an-
geblich wegen eines Bekenntnisses des Verbandes zur Atompolitik.

MK: Brigitte Kronauer ist wegen missverständlicher Äußerungen zum A-
tomausstieg seitens ver.di aus dem VS ausgetreten. Obwohl ver.di, nach
Protesten aus dem VS und von anderen Gewerkschaftsangehörigen, die
Missverständnisse korrigiert hat und Bundesvorsitzender Imre Török mit
Brigitte Kronauer diesbezüglich korrespondiert hat, wollte Frau Kro-
nauer ihren Schritt nicht mehr rückgängig machen.


SW: Steht der VS nur Schriftstellern offen oder auch anderen Wortar-
beitern wie Übersetzern, Journalisten oder Werbetextern?

MK: Literarische Übersetzer sind eine eigene Bundessparte innerhalb
des VS. Für andere Wortarbeiter wie Journalisten und Werbetexter gibt
es innerhalb von ver.di eigene Fachgruppen. Sie sind also nicht im VS
organisiert, es sei denn, sie wünschen das und erfüllen die Aufnahme-
kriterien.


SW: Was habe ich als Autor davon, dort einzutreten?

MK: Darf ich mit Gegenfragen antworten: Was kann ein einzelner Autor
gesellschaftlich bewirken? Hätte ein einzelner Autor das neue Urheber-
recht durchsetzen können? Könnte sich ein einzelner Autor Gehör ver-
schaffen bei Politikern, wenn es um Literaturförderung auf den ver-
schiedenen Ebenen geht? Könnte ein wenig bekannter Autor seine Forde-
rungen durchsetzen, wenn es bei seinem Verlag um Honorarfragen geht?
Wie kann er im Falle eines Falles Rechtsberatung bekommen bzw. im
Streitfall den teuren Rechtsbeistand bezahlen?


SW: Was kostet mich die Mitgliedschaft?

MK: Das ist abhängig vom Gewinn, den ich als Autor erwirtschafte, und
vom Bundesland. Laut der Geschäftsordnung des VS (http://www.verband-
deutscher-schriftsteller.de/organisation_aufbau.html) gilt für Mit-
glieder des VS § 14.3b der ver.di-Satzung. Der zufolge zahlen "freie
Mitarbeiter/innen, selbständig, freiberuflich oder als arbeitnehmer-
ähnliche Personen Tätige jeweils einen Beitrag in Höhe von einem Pro-
zent ihrer Einkünfte aus Tätigkeiten im Organisationsbereich von
ver.di. Berechnungsgrundlage ist der Monatsdurchschnitt der steuer-
pflichtigen Einkünfte oder 75 Prozent der monatlichen Bruttoeinnahmen.
Ist auf dieser Grundlage eine Beitragsberechnung nicht möglich, wird
ein Beitrag von mindestens 15 Euro festgesetzt."


SW: Welche Pflichten habe ich als Mitglied (außer der, regelmäßig mei-
nen Beitrag zu zahlen)?

MK: Keine Karteileiche zu sein, sondern sich zu engagieren! Und sich
zu informieren, so zum Beispiel auf der Homepage des VS:
http://www.verband-deutscher-schriftsteller.de. Daneben haben die
meisten Landesverbände eigene Webseiten (Links auf der Bundeshomepa-
ge).


SW: Einige ehemalige Mitglieder sagen, ein großer Teil der Mitglieds-
beiträge in ver.di versickere, ohne den VS-Mitgliedern zugute zu kom-
men. Was hat es mit dieser Aussage auf sich?

MK: Nehmen wir das Beispiel Baden-Württemberg: ver.di ermöglicht uns
eine eigene Verbandszeitschrift (Die Feder), gewährt vor allem jedem
Mitglied umfassenden Rechtsschutz, ver.di engagiert sich finanziell
und personell intensiv. Der VS ist für ver.di - um es klar zu sagen -
finanziell ein Zuschussbetrieb. Die wenigen Mitgliedsbeiträge, die die
4.000 Mitglieder auf Bundesebene oder die knapp 300 auf baden-
württembergischer Landesebene aufbringen, reichen lange nicht, um die
Kosten zu decken.


SW: Beim P.E.N. wird man nur auf Einladung Mitglied, beim FDA (Freier
Deutscher Autorenverband) kann jeder Schriftsteller Mitglied werden.
Inwiefern grenzt sich der VS von den anderen großen Schriftstellerver-
bänden ab?

MK: Der P.E.N. nimmt weniger berufsverbandliche Aufgaben wahr, das
macht in erster Linie der VS. Zum FDA, wo ja jeder genommen wird, ent-
hält die Frage schon die Antwort. Ein Großteil der P.E.N.-Mitglieder
gehört dem VS an, man arbeitet in vielen Punkten zusammen, zuletzt bei
Aktionen für den türkischen Schriftsteller Orhan Pamuk. Als Berufsver-
band für die Interessenvertretung der Schriftsteller, ob als Verhand-
lungspartner oder in der kulturpolitischen Arbeit, wird bevorzugt der
VS wahrgenommen.

Beim VS (ebenso im P.E.N.) kann eben nur Mitglied werden, wer nachwei-
sen kann, dass er mittelfristig professionell dem Beruf des Schrift-
stellers nachgeht, sei es haupt- oder nebenberuflich. Das bedeutet
konkret, dass wir einen Kollegen aufnehmen, der nachweisen kann, dass
er in einem Verlag ein Buch publiziert hat, der nicht mit Druckkosten-
zuschüssen arbeitet oder ein Selbstverlag ist; oder Kollegen, von de-
nen ein Theaterstück, ein Hör- oder Fernsehspiel aufgeführt wurde. Das
"Minimum" ist der Nachweis einer angemessenen Reihe an Veröffentli-
chungen in angesehenen Zeitschriften oder Anthologien.


SW: Kannst du die Atmosphäre beschreiben, die zwischen den Mitglie-
dern, etwa bei größeren Treffen, herrscht? Den Umgangston? Geht es lo-
cker zu, duzt man sich, oder ist es doch eher formell? Hoher Kuschel-
faktor oder hitzige politische Diskussionen?

MK: Wenn ich an meine persönlichen Erfahrungen der letzten Jahre den-
ke, so gilt beides. Bei Treffen ist der "Kuschelfaktor", die Solidari-
tät und Kollegialität dominierend, während hitzige politische Diskus-
sionen öffentlich oder zumindest schriftlich (wie es sich gehört!)
ausgetragen werden, sei es in Presseerklärungen, in Mailinglisten oder
beim Austausch von E-Mails.


SW: Fallen dir spontan einige prominente VS-Mitglieder ein?

MK: Jede Menge. Ältere Kollegen wären: Martin Walser, Walter Jens,
Walter Helmut Fritz, Felix Huby, Fred Breinersdorfer, Arnfried Astel,
Said, Johano Strasser, Ines Geipel, Peter Härtling, Christoph Hein,
Elfriede Jelinek, Carola Stern, Dieter Lattmann; unter den jüngeren
wäre etwa Markus Orths zu nennen oder auch Beate Ryiert. Dieter Latt-
mann, federführender Mitbegründer und erster Bundesvorsitzender des
VS, wird im Februar mit dem Ehrenvorsitz ausgezeichnet.


SW: Gibt es Verbandsorgane, eine Zeitschrift, regelmäßige Treffen der
Mitglieder, spezielle Veranstaltungen, Literaturpreise, eine Mai-
lingliste, ein Internet-Forum oder Ähnliches?

MK: Auf Bundesebene gibt es die Zeitschrift "Kunst und Kultur", die
auch andere künstlerische Sparten mit abdeckt. Der Bundeskongress der
Schriftsteller trifft sich alle zwei Jahre, die Landesverbände ein-
bis zweimal pro Jahr. Der VS schreibt keinen eigenen Literaturpreis
aus (ver.di aber tut es), und Autoren-Mailinglisten gibt es zuhauf.

Hierzu einige Web-Adressen:
- Autorenmailingliste: http://carpe.com/autoren
- Es gibt dann noch eine Verdi-ML für Freiberufler in den Medien:
http://de.groups.yahoo.com/group/verdi-freie/
- Als Einstieg für Autoren-Angebote bei carpe.com:
http://www.carpe.com/wiki/wiki.pl?CarpeInfoAutoren (wahlweise bei
Google: "Carpe Info Autoren";
oder sonst bei carpe.com oder Literaturwelt.de einsteigen und lossur-
fen)
- Gegebenenfalls noch interessant:
http://carpe.com/literaturwelt/AutorInnen-Service/ (dort werden
Dienstleistungen für AutorInnen angeboten).

Weitere Links:
- Freier Deutscher Autorenverband: http://www.fda.de/
- P.E.N. Deutschland: http://www.pen-deutschland.de


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INTERVIEW:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


"Mir ist die Konstruktion der Geschichte extrem wichtig"
Interview mit Andreas Wilhelm

Andreas Wilhelm (http://www.andreaswilhelm.info) hat zwei Sachbücher
für Kinder und Jugendliche und einen Jugendroman geschrieben. Jetzt
legt er seinen ersten Thriller vor, den der Limes Verlag zu seinem
Spitzentitel im Februar machte: Projekt Babylon
(http://www.AdresseRezi.de).


Hans Peter Roentgen: Du hast Sachbücher vor deinem Thriller geschrie-
ben. Wie bist du zu einem Thriller gekommen? War es einfach ein Ein-
fall von dir, oder hat dich jemand darauf angesprochen?

Andreas Wilhelm: Dazu muss man wissen, dass meine Beschäftigung mit
geschichtlichen Themen, Mysterien vergangener Kulturen und den Geheim-
nissen fremder Länder und vergangener Zeiten schon wesentlich weiter
zurück reicht. Die Kinder- und Jugendbücher ergaben sich alle drei
"von allein", ohne dass ich es darauf abgesehen gehabt hätte, mich in
diesem Bereich zu etablieren. Bereits seit meiner Schulzeit hatte ich
den Drang, Bücher zu schreiben, aber immer in dem Bewusstsein, dass es
ein hartes Brot und selbst mäßiger Erfolg alles andere als selbstver-
ständlich wäre. Erst nachdem ich meine ersten drei Titel veröffentlich
hatte, reifte der Entschluss, nun das "eigentliche" Ziel anzugehen,
nämlich Bücher über die Themen, die mich selbst beschäftigen.


HPR: Wenn du deine Sachbücher mit dem Triller vergleichst: Was sind
die Unterschiede zwischen Sachbuch- und Thrillerschreiben? War der Um-
stieg schwierig?



Andreas Wilhelm: Ich hatte schon immer eine ausgeprägte narrative A-
der; in der Schule bin ich mit meinen Aufsätzen nie fertig geworden,
habe früh angefangen, Geschichten zu schreiben, habe oft lange Briefe
geschrieben, und wer mich kennt, der kennt auch meinen Hang zur epi-
schen E-Mail. Beruflich habe ich stets viel erklärt und dokumentiert,
analysiert, konzipiert und Wissen vermittelt. Für mich ist der Einsatz
von narrativen und dramaturgischen Techniken in Sachtexten notwendig,
und die besten und erfolgreichsten Sachbücher stehen Thrillern in
nichts nach. Natürlich ist das Schreiben eines Romans eine gänzlich
andere Welt und stellt völlig andere Anforderungen, aber dabei hat mir
meine strukturierte Herangehensweise eher geholfen, als dass sie mich
behindert hätte.


HPR: Limes hat zahlreiche weltbekannte Autoren unter Vertrag. Wie kam
es, dass sie dich als Newcomer direkt zum Spitzentitel machten?

AW: "Direkt" ist hierbei der Schlüssel. Denn tatsächlich hat mein Ma-
nuskript beim Verlag einige Zeit auf den richtigen Augenblick und den
richtigen Programmplatz gewartet. Und diese Zeit war auch keine verlo-
rene Zeit, denn hier konnten Ideen reifen und auch das Manuskript und
seine Inhalte eine gewisse Strahlung entwickeln. Es ist wahr, dass
mein Agent mich bereits wenige Tage nach meiner ersten Anfrage und 200
gelesenen Seiten unter Vertrag genommen hat und dass bereits wenige
Wochen später die Verträge mit Random House geschlossen wurden. Aber
erst zwei Jahre später diffundierten die Inhalte, Ideen und geplanten
Aktivitäten nach und nach durch alle Abteilungen des Verlags, immer
mehr Menschen trugen begeistert Teile dazu bei, und so kam schließlich
etwas dabei heraus, das alle meine kühnsten Vorstellungen übertraf.
Ich fühle mich geehrt, dass ich nicht nur bei meinem Agent und im Ver-
lag in der Reihe so vieler prominenter Namen stehen darf, sondern im-
mer wieder auch verlegen, dass man so viel Erwartung und Vertrauen in
mich setzt.


HPR: Gab es im Verlag dann noch mal ein Lektorat? Wie lange dauerte
das? Was war da der Schwerpunkt?

AW: Ja, natürlich. Ein dreistufiges, um genau zu sein. Beim ersten
Durchlauf, recht kurz nach der Abgabe, machte mich meine Lektorin auf
Lücken und Unstimmigkeiten aufmerksam, wies darauf hin, an welchen
Stellen bestimmte Beschreibungen zu dünn oder zu weitschweifig waren
oder wo die Motivation bestimmter Protagonisten nicht deutlich genug
wurde.

Größere inhaltliche Mängel oder umfangreiche Änderungswünsche gab es
keine, aber sonst hätte man vielleicht auch nicht so beherzt zugegrif-
fen.

Der zweite Lektorats-Durchlauf betraf Stil, Ausdruck und Rechtschrei-
bung. Alle Änderungsvorschläge und Korrekturen erhielt ich hand-
schriftlich und habe sie einzeln angenommen oder im Zweifelsfall mit
meiner Lektorin besprochen. Und im dritten Durchlauf haben wir mit
vier Personen das fertig gesetzte Manuskript ein letztes Mal geprüft
und die Ergebnisse zusammengeführt.


HPR: Welche Regeln muss man beachten, wenn man Thriller schreibt? Gibt
es welche, die du dir selbst setzt? Hatte der Verlag Vorgaben?

AW: Zunächst einmal: Vorgaben vom Verlag gab es keine, da das Manu-
skript bereits fertig war. Was nicht heißen soll, dass es keine gäbe,
nur sind keine an mich herangetragen worden, so dass ich das nicht mit
Sicherheit beantworten kann.

Zum Thema ob und welche Regeln es gibt, findet man unzählige Lehrbü-
cher und eine ebenso große Zahl anderer Quellen, die das Gegenteil be-
haupten. Ich bin inzwischen der Ansicht, dass es viel zu sehr mit dem
persönlichen Stil, den eigenen Fähigkeiten, dem eigenen Anspruch und
dem speziellen Buch, das man schreibt, zu tun hat, als dass man solche
Regeln in Stein meißeln könnte.

Ich denke, Anfänger sollten das Handwerk wenigstens einmal theoretisch
lernen und dann selbst ausprobieren und entscheiden, welche Regeln für
sie funktionieren und welche nicht. Vieles befolgt man intuitiv, wenn
man ein Gespür für Sprache und Geschichten hat.
Persönlich ist mir wichtig, den Leser nicht zu langweilen, dass also
die Geschehnisse in sich interessant sind, die Personen, die Dialoge,
die kausalen Zusammenhänge. Ich mag Geschichten, die Kreise beschrei-
ben, ich mag eine gute Auflösung, ich mag klassische Strukturen, Kon-
flikte, scheinbare Ruhepausen, plötzliche Wendungen und Zuspitzungen.
Ich versuche dabei klischeehafte oder vorhersehbare Konstruktionen
weitestgehend zu vermeiden. Darin liegt für mich die Herausforderung
bei der Entwicklung einer Geschichte.


HPR: Wie nützlich sind Schreibregeln, wie man sie in vielen
Schreibratgebern findet, wirklich?

AW: Ja, die viel zitierten Schreibregeln ... Ich habe, wie gesagt,
viele davon gelesen und studiere diese Bücher auch gerne. Man sollte
sie kennen, wenn man nicht in jedes einzelne Schlagloch selbst hinein
rauschen will, aber man muss sie auch verstehen und wissen, wann und
warum man davon abweichen sollte. Dazu gehört ein natürliches Gespür
für Sprache und fürs Geschichtenerzählen, Individualität und Schrei-
berfahrung.


HPR: Einerseits folgt "Babylon" gängigen aktuellen Thrillermotiven. Da
taucht ein Geheimnis auf (eine Höhle mit einem unerklärlichen blauen
Licht, durch das man nicht gehen kann), da findet sich der Verweis auf
alte Geschichte (Katharer und Templer) und Mythen, die sich darum ran-
ken. Auch die schöne junge Wissenschaftlerin fehlt nicht. Anderer-
seits spielst du mit diesen Thrillerelementen, manches geht nicht den
gewohnten Gang, obendrein gibt es ein intellektuelles Verwirrspiel,
ein Puzzle, das wesentlich die Spannung des Buches ausmacht. War die-
ses Puzzle von vorneherein dein Plan?

AW: Ja, das ganze Buch war von Anfang an exakt so geplant, wie es ge-
worden ist. Ich bin nicht spontan genug, um einfach drauflos zu
schreiben. Mir ist die Konstruktion der Geschichte, die Abfolge der
Ereignisse, wann verrate ich was, wie wird es langsam spannender, wann
kommt welcher Handlungsstrang usw., extrem wichtig. Daher erarbeite
ich den gesamten Roman wie ein Architekt, bevor ich die erste Zeile
schreibe, und dann fange ich vorne an und höre hinten auf, schreibe
streng sequentiell, genau so, wie man es später liest. Umgestellt wird
hinterher nichts mehr.

HPR: Ergab es sich im Laufe des Schreibens, oder wurde es schon vorher
geplant?

AW: Durch meine Detailplanung weiß ich genau vorher, welche Szene als
Nächstes zu schreiben ist. Natürlich ist auch meine beste Planung eher
eine gut gemeinte Wettervorhersage, denn je weiter das Konzept in die
Zukunft blickt, umso unsicherer werden die einzelnen Punkte. Während
ich schreibe, passe ich also öfter mal die künftigen Punkte im Konzept
an. Aber es sind nur Kleinigkeiten. Zum Beispiel plane ich die Abfolge
der inhaltsvermittelnden oder dialoglastigen Kapitel mit denen, in de-
nen es eher spannend oder actionlastig zugeht, sehr genau, um den Le-
ser nicht einschlafen zu lassen und sinnvolle Cliffhanger bieten zu
können. Wenn mir nun eines dieser Kapitel länger oder kürzer gerät als
vermutet, kann es sein, dass ich in der weiteren Abfolge eine Umstel-
lung vornehme, um die Geschwindigkeit anzupassen.


HPR: Gibt es Genreregeln, die jeder Thrillerautor auf jeden Fall be-
herzigen sollte?

AW: Das weiß ich nicht. Ganz ehrlich. Ich hatte mir nicht ausdrücklich
vorgenommen, einen "Thriller" zu schreiben, oder mich informiert, wie
man das am besten anstellt. Ich hatte mir nur vorgenommen, einen span-
nenden, intelligenten Roman zu schreiben, wie ich ihn selbst gerne le-
sen würde. Und so etwas in der Art ist dann auch dabei herausgekommen.

Die Genrefrage ist wichtig, da die Kommunikation und der Vertrieb des
Verlags darauf ausgerichtet sind, ebenso wie Buchhändler und Leser.
Daher sollte man, wenn man ein bestimmtes Genre ausdrücklich anstrebt,
sicher sein, was in dem Genre machbar ist und was nicht. Und wenn man
explizit und selbstbewusst davon abweichen möchte, sollte man erklären
können, warum dies den Verkauf und die Akzeptanz des Buches erhöht. -
Glücklicherweise musste ich mich mit solchen Fragen nicht herumschla-
gen.


HPR: Noch vor wenigen Jahren legten sich deutsche Autoren in den Gen-
res Thriller und Fantasy amerikanische Pseudonyme zu, weil niemand
Deutschen zutraute, spannende Bücher zu schreiben. Mittlerweile
scheint das anders zu sein. Du, Eschbach, Funke und viele anderen
schreiben unter ihrem Namen. Schreiben deutsche Autoren mittlerweile
spannender? Hat sich der Markt für deutsche Bücher bei Thrillern und
Fantasy gewandelt? Oder sind es die steigenden Vorauszahlungen für a-
merikanische Lizenzausgaben, die Verlage vermehrt auch deutsche Auto-
ren berücksichtigen lässt?

AW: Es ist gut möglich, dass deutsche Autoren sich in den letzten Jah-
ren weiterentwickelt haben. Inhaltlich hat eine gewisse Abkehr von der
innerdeutschen - meist historischen - Bauchnabelschau stattgefunden,
verbrämt und immer irgendwie bedeutungsvoll und gewichtig, sozialkri-
tisch, moralisierend. Wer als Leser Unterhaltung suchte, der wusste,
dass er mit einem angelsächsischen Autor das umgehen konnte und wahr-
scheinlich eher einen fesselnden und unterhaltenden Roman erwischen
würde. Ein englisches Pseudonym war für den Autor also gewissermaßen
eine Flucht aus einer verstaubten Schublade.

Inzwischen gibt es offenbar ein neues Selbstverständnis deutscher Au-
toren. Publikum und Themen haben sich geändert. Die Verlage haben ihre
Qualitäten entdeckt und die Chancen, die sich nur bieten, wenn man
statt auf eingekaufte Lizenzen auf einen "eigenen" Autor zugreifen
kann, den man aufbauen und vermarkten kann.


HPR: Vor einem Jahr hast du das Autorenforum Montségur gegründet
(http://www.montsegur.de). Was hast du damit bezweckt? Welche Erfah-
rungen hast du damit gemacht?

AW: Schon Jahre vor meiner ersten Veröffentlichung las ich haufenweise
Bücher über das Schreiben und bewunderte die amerikanische Herange-
hensweise, wo Schreiben ebenso wie hierzulande Malen als Handwerk an
Schulen und Akademien, in Kursen und Camps gelehrt wird. Ich habe
"Writer's Digest" verschlungen und suchte nach einem Pendant in
Deutschland. Der nächste nahe liegende Gedanke war: Dann schreibst du
das eben selbst. Tatsächlich maße ich mir aber nicht an, hier mehr zu
wissen als andere, ich könnte nur meine eigene Meinung weitergeben.
Das Vorbild einiger Foren im Internet brachte mich darauf, dass der
beste Weg, eine solche Quelle des Wissens für Autoren zu schaffen, der
wäre, die Autoren selbst erzählen zu lassen. Wer weiß mehr über das
Schreiben als ein Autor? Nun, einhundert Autoren oder dreihundert na-
türlich. Inzwischen tummeln sich hier Bestsellerautoren, Preisträger,
Lektoren, Übersetzer, Profis und ambitionierte Einsteiger aller Gen-
res.

Das Forum zeigt mir täglich, dass der Bedarf an Informationen, Rat und
Empfehlungen ungebrochen groß ist, dass es viele zentrale Fragen gibt,
die immer wieder gestellt werden, und dass andererseits im Detail je-
der Autor eine andere Antwort gibt und jeder Einsteiger seinen eigenen
Weg finden muss.

Das Forum ist nicht für Hobbyschreiber und die ersten Schreib-Schritte
gedacht. Aber für ernsthaft ambitionierte Einsteiger ist das Forum ein
erstes Schnuppern und Betasten dessen, was als Nächstes auf einen zu-
kommt, wenn man professionell schreiben und veröffentlichen möchte.
Und für die Profis ist das Forum ein loses Netzwerk und schafft viele
großartige Kontakte und Möglichkeiten.


HPR: Welche Autoren liest du selbst im Moment am liebsten?

AW: Ich muss ehrlich sagen, dass ich keinen Autor grundsätzlich lese.
Es gibt einige, deren Stil mir gefällt und von denen ich viel gelesen
habe, aber auch diese haben mitunter Bücher herausgebracht, die mich
kalt gelassen haben. Daher achte ich inzwischen eher darauf, ob mich
das Thema des Buches interessiert. Wenn es dann noch von einem Autor
ist, den ich mag, umso besser. Stephen King mag ich sehr, ich schätze
seinen trockenen Humor und seine Beobachtungsgabe, allerdings habe ich
lange nichts mehr von ihm gelesen. Ich mag die Sprache von T. C. Boyle
(wobei mich "Drop City" neulich inhaltlich etwas unberührt zurückge-
lassen hat), und das Gespann Preston / Child ist etwas Lockeres für
den Urlaub, für meinen Geschmack aber insgesamt etwas zu klischeehaft.
Die Autoren, die mir in den letzten Jahren besonders gefallen haben,
sind Umberto Eco, Michael Crichton, Neil Stephenson, Tad Williams,
Chuck Palahniuk, Richard Morgan und Akif Pirinçci.


HPR: Eines Nachts wachst du auf, eine wunderschöne Fee steht neben
deinem Bett und sagt: "Lieber Andreas, du hast so einen spannenden
Thriller geschrieben, dafür hast du einen Wunsch für den Thrillermarkt
frei." Was wünscht sich Andreas Wilhelm?

AW: An dieser Frage kommt wohl hier niemand vorbei. Einen speziellen
Wunsch für den Thrillermarkt habe ich gar nicht. Wohl aber einen etwas
allgemeineren, nämlich den, dass mehr Jugendliche die Lust am Lesen
entdecken sollten. Das geht an die Verantwortung aller Eltern, aber
auch an die Lehrer und Lehrpläne, die fest definierten Stoff vorsehen,
der Jugendliche bestenfalls tödlich langweilt. Ich bin passionierter
Leser und Schreiber nicht wegen, sondern trotz des Deutschunterrichts.
Es darf nicht cool, witzig oder betonenswert sein, noch nie ein Buch
gelesen zu haben. Denn Bücher sind die Quelle unseres Wissens, sie ma-
chen unsere Kultur aus, sind unsere Vergangenheit und unsere Zukunft.


HPR: Herzlichen Dank für das Interview.


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ERFAHRUNGSBERICHT:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


"NaNoWriMo: Mut zum Stümpern"
von Sven Huff

NaNoWriMo - was so klingt, als wäre es ein Bauteil des Flux-
Generators, bedeutet "National Novel Writing Month" und kommt aus den
USA. Wie beim Bungee-Jumping oder beim Drive-by-Shooting geht es dar-
um, etwas zu tun, was man nicht alle Tage tut. In diesem Fall: einen
Roman zu schreiben. In einem Monat. Mit einer Länge von 50.000 Wör-
tern. Der Initiator des Ganzen, Chris Baty, macht daraus zunächst we-
niger eine kreative, sondern eine mathematische Herausforderung:
50.000 geteilt durch 30 Tage - dass sind circa 1.667 Wörter am Tag. Am
1.November geht's los, und am 30. hört's auf. Wer mitmachen will, kann
sich ab Oktober auf http://www.nanowrimo.org registrieren und kommt so
zu den novemberwöchentlichen Durchhalte-Mails von Chris Baty und zu
einer Form sozialen Drucks, gegen den ein Kleingartenvereinsvorstand
wie eine Kiffer-WG daherkommt.


Fantasy: Genre oder Zumutung?

Ich war beim diesjährigen NaNoWriMo dabei! Und jetzt rattert ein Mit-
telding aus Nachgeburt und Xena aus meinem Drucker. Natürlich nur ü-
bertragen gesprochen. Es ist ein Fantasy-Roman. Sowie die meisten Ro-
mane, die im NaNoWriMo entstehen. Ich hasse Fantasy. Das Genre riecht
nach nasser Wolle (unbehandelt) und fehlendem Deodorant (oder Pat-
schouli) und rülpst andauernd Irish Folk. Warum wurde ausgerechnet ich
Vater von so etwas? Natürlich, weil ich nicht verhütet habe, als vor
knapp einem Jahr die Muse in mein Zimmer stelzte und einen Haufen
wohlklingender Namen flötete, die exotisch klangen, ohne dass nur ein
einziger Vokal mit einem Akzentzeichen beflaggt werden musste. Dann
hauchte sie die Biographien von drei Charakteren, deren tabellarischer
Lebenslauf überraschender war als die Neurosen eines Otaku. Zumindest
schien es mir so. Zu allem Überfluss stöhnte sie dann noch die Sozio-
logie eines ganz neuen Volkes in der Ethnologie der Fantastik.

Hätte ich mir doch nur die Mühe gemacht, sie näher kennen zu lernen!
Ich hätte sie als alte Schabracke enttarnt, die mit Ideen hausieren
geht, die schon in den Sechzigern als alt gegolten hätten. Aber in
diesem Moment versprach mein Fantasy-Roman so fantastisch zu werden
wie ein Zwerg mit Gilette-Rasur. Wenn ich ihn denn schriebe.

Monate zogen ins Land und hinterließen weitere Ideen für diverse Opus
Magni (sagt man das so?) auf dem Post-it-Wald, der auf meinem Schreib-
tisch wucherte. Der NaNoWriMo bot mir die Gelegenheit, in diesem Wald
lustzuwandeln, die eine oder andere Idee abzuernten und einen Roman
zusammenzudreschen. Aber welchen? Sofort stachen mir die prallen Ab-
laufdiagramme und die saftigen Charakterisierungen für meinen Fantasy-
Roman ins Auge. Vielleicht verwechselte ich meine Begeisterung für die
Ablaufdiagramme auch nur mit dem Gefühl der Genialität damals, als die
Muse hereinwackelte und mich auf eine Reise weit über die Grenzen des
guten Geschmacks schickte.


Woche 1: Die Entdeckung der Eindimensionalität

Schon in der ersten Woche merkte ich, dass meine Figuren so flach wa-
ren, dass sie sogar für eine Verwendung in "Red Sonja" zu holzschnitt-
artig gewesen wären. Besonders die Hauptperson entpuppte sich als trä-
ger als ein kiffender Hobbit auf Valium. Die Handlung dümpelte dahin -
Abhilfe musste her: Neue Charaktere! Ich gebar - nein, ich laichte sie
-, und sie alle waren mir lieber als mein Erstgeborener, mein Protago-
nist. Mit den Wochen wurde es nicht besser. Die Figuren überraschten
mich nicht mit einem nie für möglich gehaltenen Eigenleben, wie es
Chris Baty in seinem Buch "Writing a novel in thirty days" geschrieben
hatte. Ich überraschte mich selber mit der Erkenntnis, dass ein Rol-
lenspielabend mit dem Betriebsrat a. D. der AOK spannender ist als
mein Innenleben.


Woche 2: Der Marsch durch die Wüste

Die zweite Woche sollte, so Chris Baty in einer seiner wöchentlichen
Motivations-E-Mails, die härteste sein. Ein Marsch durch die Wüste,
wie er sich ausdrückte. Er erwähnte nicht, dass die Verpflegung aus
heißem Met und trockenen Brezeln bestehen würde. In Minutenintervallen
klickte ich auf die "Wörterzählfunktion" und stellte fest, dass die
gefühlten 1.200 Wörter in Wirklichkeit nur 500 Zeichen waren. Tapfer
schleppte ich mich von Buchstabe zu Buchstabe, von Wort zu Wort und
streckte meine langen, nichtssagenden Sätze mit jeder Menge, unglaub-
lich vielen, zahlreichen Füllworten, überflüssigen Wiederholungen und
Redundanzen aller Couleur und hinterließ so viel bleierne Langeweile,
dass sich ein Gravitationsfeld um meinen Laptop bildete, das das Uni-
versum zu verschlucken drohte.


Woche 3: Rückkehr ins Rückenmark

Die dritte Woche hielt ich nur durch, weil alles angeblich viel einfa-
cher werden sollte. So zumindest Baty. Hier hatte er ausnahmsweise
Recht: Rein vom anatomischen Standpunkt aus gesehen, waren die letzten
hunderttausend Jahre Hirn-Evolution in einer Eiszeit erstarrt. Ich
schrieb direkt aus den jungfräulichen Jagdgründen meines Rückenmarks
heraus. Ich war unbeleckt von den zivilisatorischen Eitelkeiten wie
Sinn. Schlüssigkeit. Glaubwürdigkeit. Ich stampfte in einem schmatzen-
den Schlammloch herum und freute mich über den Dreck, der so lustige
Muster auf dem weißen Papier hinterließ. Hauptsächlich das "X". Viele
Sätze beeindrucken durch ihre unglaubliche Offenheit für die Projekti-
onen des Lesers. Zum Beispiel: "Er fand das X, mit dem er X und dann
X. (In der Überarbeitung was für X finden!!!)"


Woche 4: Alle tot

Die vierte Woche schleppte sich ins Land. Das Ende nahte. Vorausge-
setzt, mein Roman besäße das, was man in der Schule Anfang und Mittel-
teil genannt hatte. Ich war kurz davor, alle meine Charaktere zum
"Selbstfindungs-Bogenschießen" bei den Elben zu schicken, um mir end-
lich einmal klar zu machen, warum sie das alles tun, was sie tun.

Leider schrieb ich einen ernsten Fantasy-Roman. Beziehungsweise: Ich
schrieb einen ernsten Fantasy-Roman, der mit einem Augenzwinkern die
Grenzen des Genres transzendiert und so, quasi in der Rekursion, von
der Meta-Ebene herab auch ein Stück weit die Lebenswirklichkeit mum-
pelnder gorjanischer Zwergtrolle auf das Phänomen der käuflichen Liebe
in Papua Neuguinea transferiert. Beziehungsweise


Ich wusste nicht mehr, was ich schrieb, und so hörte ich auf damit,
als Word "50.019" Wörter zählte. Von einem Wort auf das andere starben
meine Hauptfiguren ohne ersichtlichen Grund. Und wenn sie nicht star-
ben, dann schwieg ich sie eben tot. So oder so: Ich war am Ende. Ich
hatte es geschafft. Für einen kurzen Moment fluteten sogar Endorphine
durch meinen Körper.


Und jetzt?

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch die Hoffnung, mit einer Überarbei-
tung die Story retten zu können. Inzwischen weiß ich, dass mein Roman
ein Passepartout aus 103 Manuskriptseiten Blindtext ist, in deren Rah-
men die vier, fünf guten Szenen nur umso deutlicher werden. Dennoch:
Beim nächsten NaNoWriMo werde ich wieder mitmachen. Um den großen
deutschen Zeitroman zu schreiben, für den ich letztens diese fantasti-
sche Idee mit dem Mädchen hatte, das sich in einen Junkie verliebt,
der in Wirklichkeit das uneheliche Kind von Gerhard Schröder und dem
Maler Jörg Immendorf ist, und in dem die beiden gemeinsam herausfin-
den, das Josef Ackermann nicht mehr nur einen Privatjet will, sondern
eine Privatkontinentaldrift und damit das geologische Gefüge unseres
Planeten

Aber lassen wir das. In der Zwischenzeit werde ich wieder einen Fanta-
sy-Roman schreiben. Einen, der nicht nach nasser Wolle und Patschouli
riecht. Das kann doch nicht so schwer sein.

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Sven Huff lernte 1978 das Alphabet und fing 1998 ernsthaft mit dem
Schreiben an. Wie gut oder schlecht ihm das bisher gelungen ist, kann
man auf seiner Homepage nachlesen: http://www.sven-huff.de.


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FRAGEN SIE HONEYBALL, LEKTOR UND AUTORENFRESSER:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)


Sehr geschätzter Herr Doktor Honeyball,

in den USA sorgt seit einer Weile die Frage für Zündstoff, ob die Ent-
wicklung des Lebens von der Evolutionstheorie treffender beschrieben
wird oder von der pseudowissenschaftlichen Theorie der Kreationisten,
die an ein intelligentes, also absichtsvolles Design des Lebens und
damit auch des Menschen glauben, an einen Schöpfergott (weswegen viele
auch von ID, Intelligent Design sprechen). Jetzt hat mich - einen A-
theisten norddeutsch-protestantischer Gesinnung - eine Meldung von
Spiegel Online vom 26. Januar geschockt: Nicht einmal mehr jeder zwei-
te Brite glaubt noch an die Evolution - und bei den unter 25-Jährigen
ist die Evolutionstheorie sogar noch unpopulärer.

Was stimmt denn nun?

Erwartungsvoll grüßt Sie
Daniel Warrsch

++++++++++

Sehr geehrter Herr Warrsch,

danke für Ihre Frage. Sie lässt sich am besten am Beispiel eines Lebe-
wesens erklären und beantworten, dessen rein zufällige Entstehung
durch Mutation und Auslese als höchst unwahrscheinlich angesehen wer-
den muss. Nein, ich spreche nicht vom Kleinen Leberegel. (Das faszi-
nierende Fortpflanzungs- und Wirtwechselverhalten dieses possierlichen
kleinen Kerls vom Schaf zur Schnecke zur Ameise und zurück zum Schaf
können Sie hier nachlesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Leberegel.) Ich meine den
Schriftsteller. Seine zufällige Entstehung mag unwahrscheinlich sein -
aber ist sie unmöglich?

Wenngleich es anhand der Überfülle ihrer heutigen Population schwer
vorstellbar erscheint: Es war einmal eine Zeit, in der es noch keine
Schriftsteller gab. Nicht einen einzigen. Die Gattung Mensch, in ihren
Arten als Homo Erectus, Neandertaler, Cro-Magnon-Mensch, Homo sapiens,
Fred Feuerstein und wie sie alle heißen, war der gesprochenen Sprache
noch recht abhold, von der geschriebenen ganz zu schweigen.

Und es gab Affen. Wie heißt es so schön: Wenn man eine Million Affen
auf einer Million Schreibmaschinen eine Million Jahre tippen ließe,
dann käme allein per Zufall irgendwann ein Werk wie "Krieg und Frie-
den" heraus. Tatsächlich nachweisbar auf diese Weise entstanden ist
aber lediglich Grass' "Blechtrommel". Grass' Affen (und ein paar Rät-
tinnen) tippen immer noch fleißig, seit damals jedoch, ohne ein quali-
tativ vergleichbares Werk geschaffen zu haben.

Durch Mutationen - oder göttlichen Eingriff - kam es dann jedoch bei
den Frühmenschen zur Entwicklung der ersten erkennbaren Vorstufe des
Schriftstellers: der Lügner. So erfolgreich war der Lügner mit seinen
Geschichten von großen Jagderfolgen und praller Manneskraft, mit denen
er sich sowohl bei seinen Geschlechtsgenossen als auch bei den Frauen
in Szene setzte, dass er zur beherrschenden Unterart des Frühmenschen
wurde. Innerhalb von weniger als zehn Generationen waren sämtliche
Nichtlügner und Nichtlügnerinnen ausgestorben oder von ihren Partnern
erschlagen worden, weil diese eine "ehrliche Meinung" hören wollten
auf Fragen wie "Gefällt dir meine neue Frisur, die ich mir mit Eich-
hörnchenknochen hochgesteckt habe?" oder, der Klassiker: "War's schön
für dich?"

Bald schon brachte die Evolution - oder der Schöpfer - die nächste
einschneidende Mutation auf den Weg: den Dummschwätzer. Dieser neue
Mensch log nicht nur gekonnt, sondern redete auch gerne und so viel,
dass er schon rein statistisch gesehen viel dummes Zeug von sich gab.
So prahlte er nicht nur von dem Säbelzahntiger, den er mit bloßer Hand
erlegt hatte (eine Lüge), sondern berichtete auch noch en detail da-
von, wie er das Tier ausnahm, die noch dampfenden Innereien gegen
Flugsaurier verteidigen musste und den essbaren Rest des Kadavers ins
Dorf schleifte - und krönte seine nicht enden wollende Geschichte auch
noch mit dem neuesten Höhlenbärenwitz, der schon im Jahr 27.450 vor
Christus soooooo einen Bart hatte. Weil er jedoch immer wieder Frauen
traf, die sich lieber dieses Geschwätz anhörten, als in ihrer Höhle
allein zu bleiben, peinigt uns der Dummschwätzer bis auf den heutigen
Tag.

Der nächste Schritt führte zwei Unterarten des Frühmenschen zusammen:
den Dummschwätzer und den Erfinder, womöglich die für die Literatur
schicksalhafteste aller Verbindungen. Während es die gewöhnlichen Er-
finder zufrieden waren, das Rad, die Steinschleuder oder geschmorte
Mammutkalblende an Wildreis und Charlottenjus zu kreieren, verlangte
es diese neue Art nach etwas anderem. Sie wollte Geschichten erzählen,
die sie sich selbst ausgedacht hatte. Die zu dieser Zeit bereits voll
entwickelte Unterart des Chronisten stand beleidigt daneben und be-
richtete jedem, der es wissen wollte, was für ein Unsinn das Geschwätz
dieses so genannten Erzählers doch sei (vor allem, weil nun wirklich
jedes Neandertalerkind schon in der Grunzschule lerne, dass Flugsau-
rier bereits seit 59 Millionen Jahren ausgestorben sind). Nur wenige
wollten es wissen. Der Chronist, in dem ein Schwätzer mit schwach aus-
geprägtem Lü-Gen steckt, soll sich nach Meinung führender Humangeneti-
ker heute in drei Unterarten aufgespaltet haben: Historiker, Journa-
listen und Marcel Reich-Ranicki.

Der Erzähler also ward geboren, und er pflanzte sich fort. Bis heute
ein Rätsel ist, wie er das schaffte. Wo blieb der Mehrwert für die
Frau, der sie dafür entschädigte, dass der Erzähler recht wenig Zeit
damit zubrachte, Wollnashörner zu jagen, sondern stattdessen lieber im
Schatten eines Riesenfarns lag und sich Geschichten über mit Selbst-
mord der Ehebrecherin endenden Ehebruch in Russland, hadernde Dänen-
prinzen oder einen Tag wie jeden anderen Tag in Dublin ausdachte? Mut-
maßungen zufolge liegt es am Gesetz der großen Zahl: Durch seine Er-
zähltätigkeit lernte der Erzähler mehr Frauen kennen als seine Ge-
schlechtsgenossen, so dass sich immer wieder eine darunter fand, die
bereitwillig das Feuer für ihn hütete und Wollnashornschinken bei der
Nachbarin schnorrte. Andere Forscher (vor allem weibliche mit einer
Vorliebe für erotische Phantasien) sehen hingegen den stärker ausge-
prägten Geschlechtstrieb des Erzählers als ausschlaggebend für seinen
Erfolg an.

Eben dieser ungewöhnlich stark ausgeprägte Geschlechtstrieb sorgte
nach einer Weile dafür, dass es dem Erzähler nicht mehr genügte, sich
ans Lagerfeuer seines Stammes zu stellen und dort Anekdoten über pein-
liche Unfälle bei der Mastodontenhatz und Naturlyrik über Frauenhaar-
farngewächse (Adiantaceae) zum Besten zu geben. Mit dieser Methode er-
reichte er zu wenige Frauen - unter denen es sich allmählich herum-
sprach, dass man selbst von der schönsten Geschichte nicht satt wird
(Verlage und Bestsellerlisten waren noch nicht erfunden). Er brauchte
etwas, was seiner Stimme auch an anderen, fernen Feuern Gehör ver-
schaffte. Nachdem einige Experimente mit Rauchzeichen und Megaphonen
aus Seerosenblättern gescheitert waren, schlug der Erzähler vor Wut
über seine Unzulänglichkeit mit einem Kiesel, den er gerade zur Hand
hatte, auf seinen Sitzfelsen ein (von seinem Publikum wurde der Erzäh-
ler stets mit Kieseln beworfen, als Zeichen dafür, dass es an der Zeit
war, aufzuhören, während diejenigen, die ihn gar nicht mochten, rich-
tig spitze Steine nahmen) und hackte einen Splitter aus dem Felsen
heraus. Von da an war es nicht mehr weit bis zur Erfindung der Schrift
- und mit ihr trat der Schriftsteller ins Licht der Morgendämmerung
des Menschen.

Die Erfindung des Papiers (vermutlich gelang sie einem stummen Erfin-
der), das Zusammenpferchen von schreibwütigen Männern und Frauen in
Klöstern und Konventen, die Erfindung des Buchdrucks und die Geburt
der ersten Gänsekielgans mit Tintenblut sind Meilensteine auf der wei-
teren Entwicklung der Spezies des Schriftstellers.

In der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends traten unvermittelt die
ersten Schriftstellerinnen auf den Plan und mit ihnen erste Zweifel an
der Vererbungstheorie, blieb die Geburt eines neuen Schriftsteller-
chens doch selbst dann ungewiss, wenn beide Elternteile dieser Beru-
fung nachgingen.

Auch für die Existenz eines Genies wie Shakespeare liefert die Evolu-
tionstheorie keine schlüssigen Beweise. War bei dem großen Briten, der
allem Anschein nach aus dem Nichts kam, nicht doch ein Schöpfergott am
Werk? Oder zumindest ein ausgefuchster Betrüger? Dafür spricht auch
das Ungerichtete der Vererbung. Sollte Paulo Coelho wirklich weiter
entwickelt sein als Cervantes? Verfügt Rosamunde Pilcher tatsächlich
über einen Satz von Chromosomen, der dem einer Virginia Woolf überle-
gen ist - oder zumindest verwandt?

Sie sehen, mein lieber Herr Warrsch, Zweifel an jeder der Theorien
sind angebracht. Mit Blick auf die heute arbeitenden und veröffent-
lichten Schriftsteller möchte ich jedoch einen neuen Begriff in die
Debatte einführen, mit dem sich die Existenz des Schriftstellers jen-
seits von Evolution und Kreationismus befriedigend erklären ließe: UD,
Unintelligent Design.

Herzlichst
Ihr Honeyball

PS: Ich mag kein sehr weit entwickelter Lektor sein, aber dass Ihr Na-
me "Daniel Warrsch" ein Anagramm von Charles Darwin ist, habe ich be-
merkt. Und den Autoren da draußen kann ich nur raten: Schafft euch
reichlich Affen an, dann bringt auch ihr vielleicht endlich was zu-
stande.

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Stephan Waldscheidt, freier Autor. Druckfrisch bei Uschtrin: "Schreib
den verd... Roman!. Die simple Kunst, einen Bestseller zu verfassen.
Ein Anti-Ratgeber." Hardcover, 220 Seiten. "Witzig. Klug. Für Leute
wie mich, die ihren Beruf zu ernst nehmen, das ideale Entspannungs-
buch. Ich habe gelacht und dazugelernt." (Titus Müller). Leseproben,
Cartoons und mehr auf http://www.waldscheidt.de/sdvr/.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei-
ne Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Litera-
turagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher
zwecklos.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


Drehbuch: Oliver Pautsch
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Fandom: Thomas Kohlschmidt
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Fantasy: Stefanie Bense
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Heftroman: Arndt Ellmer
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Historischer Roman: Titus Müller
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Kinderbuch: Gabi Neumayer
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Kriminalistik: Nikola Hahn
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Lesungen: Rüdiger Heins
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Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer
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Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff
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Schreibaus- und fortbildung: Uli Rothfuss
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Schreibgruppen: Ute Hacker
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Schreibhandwerk: Ute Hacker
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Sciencefiction: Andreas Eschbach
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Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi
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Übersetzung: Barbara Slawig
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Verlagswesen: Bjørn Jagnow
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FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH:
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Oliver Pautsch (drehbuch at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
1. Wie unterscheidet sich die Form eines Film-Drehbuchs von einem The-
ater-Rollenbuch?
2. Wie ist es gegliedert? In Szenen? Oder Akte? Oder in beides?
3. Gibt es auch fürs Theater Exposé und Treatment?
4. Was ist außerdem noch Wichtiges zu beachten?
5. Schreibt man die Zwischentexte für die Regie und die Technik zum
Verhalten der Schauspieler wie beim Drehbuch auch unter den Rollen-
text?
6. Wie viele Bühnenbilder bzw. Akte sollte ein Theaterstück höchstens
haben?
7. Kann ich von Ihnen eventuell erfahren, wo ich ein Rollenbuch oder
einschlägige Literatur erwerben könnte?


Antwort:
zu 1:
Die Form ergibt sich zuerst aus der Beschränkung möglicher Mittel.
Vergessen Sie nie, dass echte Menschen auf Holz Ihr Stück spielen sol-
len. Machen Sie dem Haus, der Regie und den Darstellern dies möglich!

Dabei ist es Ihnen völlig überlassen, mit welchen künstlerischen Mit-
teln Sie z. B. die Atmosphäre eines Flughafens herstellen, wenn Ihre
Szene in der Abflughalle spielt. Doch um solche Fragen (der Inszenie-
rung) kümmert sich meistens die Regie.

zu 2:
Zuerst und immer in einzelne Szenen. Wenn Sie eine Unterteilung in Ak-
te vornehmen wollen, können Sie das natürlich tun. Für notwendig halte
ich es nicht.

zu 3:
Soweit ich weiß, nur in Ausschreibungen o. Ä. Bühnenverlage und Bühnen
wollen das ganze Stück lesen. Wenn überhaupt, wird vielleicht eine Zu-
sammenfassung verlangt (Exposé). Treatments wohl eher nicht.

zu 4:
Mehr als ich hier beantworten kann. Daher mein Tipp: Lesen Sie viele
Stücke! (s. u.)

zu 5:
Regieanweisungen sind in Theaterstücken (gegenüber Filmdrehbüchern)
eher selten und schlicht gehalten.

zu 6:
So viel Ihnen als KünstlerIn zugebilligt wird! Als Anfängerin sollten
Sie mit Darstellern und Dekorationen jedoch eher sparsam umgehen.

zu 7:
Theaterstücke werden sowohl von Theaterverlagen direkt wie auch über
den Buchhandel vertrieben. Sind also auch in Bibliotheken zu bekommen.

**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer,
Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft. Spä-
ter ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber di-
rekt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für Kurzfil-
me, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film.
http://www.drehbuchautoren.de/Autoren/meinautor.php?ID=164


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR HEFTROMANE:
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Arndt Ellmer (heftroman at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Weil die Vermarktung eines Heftromans für einen Neuling wohl noch die
beste Möglichkeit ist, möchte ich es auch in dieser Richtung probie-
ren.
1. Wie viele Wörter bzw. wie viele Zeichen hat ein normaler Heftroman?
2. Welches Format soll das Manuskript haben? Ist RTF am besten?
3. Wie soll das Expose aussehen, und sollte man das ganze Manuskript
einsenden?


Antwort:
Im Schnitt hat ein Heft zwischen 160.000 und 180.000 Anschlägen, ge-
rechnet in Word mit Leerzeichen. Das Manuskript in rtf oder Word geht
voll in Ordnung. Bei anderen Formaten ist es nicht sicher, ob der Emp-
fänger es auch lesen kann.

Ein Exposé ist 2 bis 3 Seiten lang. Man sollte es zusammen mit dem Ro-
mananfang (die ersten 20 Seiten) einsenden. Den Ausdruck des Manu-
skripts bitte im Format 60 x 30, also 30 Zeilen pro Seite und 60 An-
schläge pro Zeile, links einen breiten Rand lassen.

**~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Jahrgang 1954. Autor seit 1980. Seit 1981 ATLAN-Serie, seit 1983 PERRY
RHODAN. Über 300 Hefte, 150 für PERRY RHODAN, 20 Taschenbücher, ein
Dutzend Hardcover, u. a. "Im Netz der Nonggo". CD-ROM über die
"Blues". Arbeiten für Serien wie "Der Hexer", "Die Ufo-Akten", "Vampi-
ra", "Dämonenland", Krimis, Frauenromane sowie Hörspiele. Treatment
für einen Fernseh-Thriller.


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR SACHBUCH MEDIZIN / PSYCHOLOGIE:
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Maja Langsdorff (med.psych at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Ich habe eine Idee für ein Sachbuch [...] Das Buch soll auf diesen In-
terviews basieren, d. h., dass der Großteil des Textes aus den Inter-
views selbst bestehen würde. Wie sähe es in diesem Fall mit der Bezah-
lung aus? Würde das komplette Honorar mir zustehen, oder hätten auch
die Interviewpartner Anspruch darauf?


Antwort:
Sie haben nichts darüber geschrieben, auf welche Weise - d. h. bei
welchem Verlag oder wie - Sie das Buch veröffentlichen möchten. Aber
egal, ob Sie es über einen seriösen Verlag planen oder in eigener Re-
gie, etwa als Book on Demand: Meine Erfahrung ist die, dass SIE immer
Ansprechpartnerin sind, egal ob es sich um die Honorierung oder um die
rechtlichen Angelegenheiten handelt.

Das heißt im Klartext: Wenn die von Ihnen Interviewten honoriert wer-
den wollen und Sie veröffentlichen in einem Verlag, dann wird dieser
Verlag in aller Regel nur Ihre Arbeit honorieren, alles andere ist Ih-
re Sache. Und als BoD-Autorin bleibt es sowieso an Ihnen hängen.

Sie wissen ja sicher, dass Sie im Vorfeld auf jeden Fall abklären müs-
sen, dass alle Befragten mit der Veröffentlichung des Interviews ein-
verstanden sind, und das sollten Sie sich schriftlich geben lassen.

Ich bin als Autorin nicht mit der genauen Rechtslage vertraut, aber
ich würde mich in Ihrem Fall auf jeden Fall auch noch einmal über Zi-
tierregeln und ähnliche Aspekte informieren.

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Maja Langsdorff lebt und arbeitet als freie Journalistin in Stuttgart.
Sie schreibt psychologische Sachbücher für Frauen, u. a. "Die heimli-
che Sucht, unheimlich zu essen" und "Die Geliebte. Was es heißt, die
andere zu sein", verfasst für Zeitungen Artikel zu Themen aus Medizin,
Psychologie und EDV und ist Geschäftsführerin eines Förderkreises für
Schriftsteller. Mehr auf ihrer Homepage: http://www.maja-
langsdorff.de.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR HISTORISCHE ROMANE:
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Titus Müller (historischer.roman at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Ich möchte ein Theaterstück über eine historische Person (18. Jahrhun-
dert) schreiben. Die Handlung soll teilweise auch an noch existieren-
den Orten stattfinden. Leider bin ich mir hinsichtlich der Rechte
nicht sicher und habe deshalb einige Fragen an Sie. Was muss ich all-
gemein wegen der Rechte beachten, wenn ich in einem Theaterstück oder
Drehbuch historische Personen (Könige, Dichter, Maler usw.) verwende?
An wen muss ich mich wegen dieser Rechte wenden? Und wie verhält es
sich bei historischen Orten wie Schlössern, Restaurants usw.? Muss ich
mir dabei die Rechte vom jetzigen Eigentümer holen?


Antwort:
Vor kurzem beschwerte sich das halbautonome schottische Parlament,
Macbeth sei bei Shakespeare zu negativ dargestellt worden, in Wahrheit
sei er ein gütiger Monarch gewesen. Wenn Sie damit leben können, dass
sich eventuell die PR-Abteilung eines Schlosses oder einer Region über
Ihr Theaterstück ärgert - dann halten Sie es wie Shakespeare, und
dichten Sie frei. Shakespeare war mit keiner seiner Figuren gnädig.
Richard III. zum Beispiel bekam einen Buckel, obwohl der wahre Richard
III. kerngesund war. Und zu Shakespeares Zeiten war das keine unge-
fährliche Behauptung.

Ich bin kein Anwalt. Wenn Sie meinem Wort trotzdem vertrauen wollen,
dann verwenden Sie Könige, Dichter und Maler des 18. Jahrhunderts, oh-
ne jemanden um Erlaubnis zu bitten. Schlösser sowieso. Ein Schloss
können Sie auch dann verbrennen, zum Schauplatz eines Mordes erwählen
oder einstürzen lassen, wenn Ihr Theaterstück in heutigen Tagen
spielt. Da gibt es - soweit ich weiß - keinerlei "Persönlichkeitsrech-
te".

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"Ein stimmungsvoller Historienroman! Voller Details, Bilder, Düfte."
(Bild am Sonntag) "Titus Müller lässt das große Mittelalterdrama Eng-
lands vor sensibel skizzierter Kulisse spielen. Gut recherchiert!"
(Deutschlandradio Kultur) - Titus Müller: Die Brillenmacherin, 437
Seiten, 19,90 Euro


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HALL OF FAME:
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(redaktion at team pt autorenforum pt de)

Ja, die Lage auf dem Buchmarkt ist schwierig, und manchmal glaubt man,
man wird es nie schaffen, ein Buch zu veröffentlichen. Aber andere
schaffen es ja auch!

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir würden uns freuen, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen
lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald einmal
vorstellen können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre. Zusätzlich könnt ihr in maxi-
mal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) weitere Infos zu eurem Buch unterbrin-
gen.
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Ei-
genverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. Schickt eure Texte
unter dem Betreff "Hall of Fame" an mail-
to:redaktion at team pt autorenforum pt de. Wir berücksichtigen ausschließlich
Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden!

++++++++++

Marc Albrecht: "Pferde, Jungs und Zungenküsse", Ueberreuter 2006, Rei-
he "Lovin'U" / Bücher für Mädchen. Die 15-jährige Kathrin zwischen
zwei Jungs und noch mehr Ponys

Alex Wichert: "Kettenhund", FanPro 2005, Sciencefiction. Düsterer Mi-
litary-Cyberpunk in der Welt von Shadowrun

Christine Spindler: "Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen", Lan-
genscheidt 2006, Jugendroman. Zweisprachig deutsch-englisch,
www.christinespindler.de


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrenn-
ter Mail kommt!
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