The Tempest

Ausgabe 21-11 (20. November 2019)

   Editorial
   Hall of Fame
   Neues aus der Buchszene
   Schreib-Kick

      „Herbststurmwörter“
      von Marita Bagdahn
   Vorstellung
      „DELIA – Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautorinnen und -autoren“
      mit Interview der Präsidentin Heike Abidi
      von Ursula Schmid-Spreer
   Autorenwissen
     „Selbstlektorat - Wie überarbeite ich meine eigenen Texte?“, Teil 1
     von Maike Frie
   Der Lektor, das unbekannte Wesen
      „Ich mache Vorschläge und versuche sie gut zu begründen“
      Hans Peter Roentgen interviewt Ursula Hahnenberg
   Impressum

EDITORIAL 

Liebe Autorinnen und Autoren,

Schreiben ist das eine, Überarbeiten das andere. Das eine erfordert viel Übung und handwerkliche Fähigkeiten - das andere ebenso. Wie man es schafft, die nötige Distanz zum eigenen Text aufzubauen und zur richtigen Zeit die richtigen Überarbeitungsschritte zu machen, das zeigt Maike Frie in ihrem dreiteiligen Artikel zum Selbstlektorat. Den ersten Teil findet ihr in dieser Ausgabe.

Ursula Schmid-Spreer stellt DELIA vor, die Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautorinnen und -autoren, und hat ihre Präsidentin Heike Abidi befragt.

Ein weiteres Interview steuert Hans Peter Roentgen bei: Für seine aktuelle Tempest-Reihe "Der Lektor, das unbekannte Wesen" macht er uns diesmal mit Ursula Hahnenberg bekannt.

Darüber hinaus gibt es wie immer Ramona Roth-Berghofers News aus der Buchszene, für die sie wieder unermüdlich durchs Internet gestreift ist, Schreibtipps und Schreibanregungen.


Der Tipp des Monats:

Finde erst das Ende deiner Geschichte, bevor du den Anfang schreibst.


Wie jedes Jahr stehen wir vor der nicht einfachen Entscheidung, ob wir den Tempest weiterführen können. Bitte überweist uns spätestens jetzt euren Beitrag fürs laufende Jahr - und fürs kommende am besten gleich mit. Ein paar Euro tun euch nicht weh, für uns aber sind sie enorm wichtig. Infos unterm Editorial. Danke!

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

~~~~~~~~~~~

Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto:

     Jürgen Schloßmacher
     Kreissparkasse Köln
     BIC: COKSDE33XXX 
     IBAN: DE23 3705 0299 1142 1761 63
     Stichwort: „Beitrag Tempest“

Ihr könnt auch über unsere Website direkt per Paypal überweisen!

Und wer nicht überweisen möchte, kann uns den Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). 


ISSN 1439-4669 Copyright 2019 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe


INHALT DIESER AUSGABE

TEIL 1

   Editorial
   Hall of Fame
   Neues aus der Buchszene
   Schreib-Kick

      „Herbststurmwörter“
      von Marita Bagdahn
   Vorstellung
      „DELIA – Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautorinnen und -autoren“
      mit Interview der Präsidentin Heike Abidi
      von Ursula Schmid-Spreer
   Autorenwissen
     „Selbstlektorat - Wie überarbeite ich meine eigenen Texte?“, Teil 1
     von Maike Frie
   Der Lektor, das unbekannte Wesen
      „Ich mache Vorschläge und versuche sie gut zu begründen“
      Hans Peter Roentgen interviewt Ursula Hahnenberg
   Impressum


TEIL 2 (in separater E-Mail, falls ebenfalls abonniert)

   Veranstaltungen
   Ausschreibungen
   Publikationsmöglichkeiten
     mit Honorar
     ohne Honorar
   Seminare
   Messekalender


HALL OF FAME (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


Die „Hall of Fame“ zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema:

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AutorIn: „Titel“, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-Adresse.

.......

Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: „Der Fall der falschen Meldung“, Hüstel Verlag 2015, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage!

.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. 

ACHTUNG!

Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff „Hall of Fame“ an dDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt! 


Sandra Niermeyer: „Mörderischer Engel – Eine Advents-Krimi-Geschichte in 24 Teilen“, Verlag arsEdition 2019. ISBN 9783845830513

Corinna Schattauer: „Höllentrip und Seelenstrip oder Traue keinem Kohlsuppenorakel“, Chaospony Verlag 2019, humoristische Fantasy. Ein absurd-heiteres Abenteuer. www.cschattauer.wordpress.com

Utta Kaiser-Plessow: „Paula Maus“, Kelebek Verlag 2019, Tiergeschichte für Kinder.
U. a. sorgt die Maus dafür, dass Kirchendiebe gefasst werden.


NEUES AUS DER BUCHSZENE (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


Interviews


Börsenverein: Schnuppermitglieder stellen sich vor. Edition Pastorplatz: Kinderbücher aus Aachen.

Von Abschied und Anfang im Vorsteheramt. Interview mit Heinrich Riethmüller und Karin Schmidt-Friderichs. 


Buchhandel / Zwischenhandel


Die Buchhandlung Wedegärtner in Steinheim feiert ihren 100. Geburtstag: „Was wünschen Sie sich für die nächsten 100 Jahre, Frau Eikermann?“

Luxus, nicht Leberwurst. Die sozialen Erwartungen an den Buchhandel.

Wie der stationäre Buchhandel für Absatz sorgt.

Preisbindung garantiert Qualität und Vielfalt auf dem Buchmarkt.

Ermäßigte Mehrwertsteuer auf E-Books und digitale Erzeugnisse kommt.

Gedruckte Bücher bleiben gefragt.

Thalias Strategien für den Filialbuchhandel.

Mit dem Algorithmus-Trick soll Amazon seine Eigenmarken bevorzugen.

Amazon testet Bündelung auf einen Wochentag.


Verlage / Konzerne


HarperCollins Germany: Katja Berger rückt in die Geschäftsführung.

Halbjahresbilanz von Bastei Lübbe. Die Kölner verdienen mehr – trotz geringerem Umsatz.

Bastei Lübbe startet Bloggerjury. Rundumpaket für Influencer.

Offener Brief des Verlegers Manfred Rothenberger: „Nicht ansatzweise die verdiente Unterstützung.“

Aus Scorpio und Golkonda wird Europa Verlage.

Edel Verlagsgruppe: Vertriebsverantwortung neu verteilt.


Preise / Wettbewerbe 


Tulipans Schaufensterwettbewerb. Barbaras Bücherstube gewinnt Schweden-Reise.

Plagiatsvorwürfe gegen Buch von Cornelia Koppetsch: Bayerischer Buchpreis zieht Nominierung zurück.

Schweizer Buchpreis: Sibylle Berg ausgezeichnet.

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geht an den brasilianischen Fotografen Sebastiao Salgado.

Deutscher Kinderhörspielpreis: Angela Gerrits siegt mit „Eineinhalb Wunder und ein Spatz“.

Joachim Sartorius ausgezeichnet.

Prix Goncourt: Jean-Paul Dubois mit Frankreichs wichtigstem Literaturpreis ausgezeichnet.

Norbert Gstrein ausgezeichnet: Österreichischer Buchpreis für „Als ich jung war“.

Lukas Bärfuss überrascht mit seiner Rede zum Büchnerpreis.

Debatte um Nobelpreisträger Handke: Die Falle der Ambivalenz.


Messen / Veranstaltungen


Literaturfest, Geschwister-Scholl-Preis, Bücherschau: München hat Grund zum Feiern.

Thüringer Buchtage starten mit mehr als 30 Ausstellern.

Besucherrekord für die „Buch Wien“.


Kultur / Politik / Gesellschaft


Der feste Ladenpreis im internationalen Vergleich.

Der unsichtbare Krieg: Warum sich Propaganda multipliziert - und Regierungen oft machtlos sind.

Im Zeitgeist: Immer mehr Kinderbücher zum Klima- und Umweltschutz.

Wahnsinniger, Revolutionär, Erlöser: Zwei neue Bücher widmen sich dem Phänomen Hölderlin.

Humor und Menschlichkeit: Hans Magnus Enzensberger zum 90.


AutorInnen / LektorInnen


Phänomen Ferrante: So viel macht gutes Marketing bei Büchern aus.

Der Schriftsteller Ernst Augustin ist tot. Er wurde von denen gelesen, die selbst schreiben.

Mitgliederzuwachs im Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren.


Digitalisierung


Kunden kaufen weniger E-Books.

„Schon immer digital gewesen“: Was Computer mit der Gesellschaft des 19. Jhds. gemeinsam haben.

Schulleiter klagen: Schulen viel zu schlecht digital ausgestattet.


International


Sharjah International Book Fair Draws a Record-Breaking 2.52 Million Visitors.

Bookshops and publishers between the lines: The impact of Brexit is huge.

Nightmare for independant publishers: Amazon cuts book orders.

Friedenspreisträger Liao Yiwu über die Lage in Hongkong und seine Vorstellung von Freiheit.

„A good time to be a Kurt Vonnegut fan“: Iconic author gets museum in Indianapolis.

„The Bookworm“ in Beijing muss aufgrund einer Säuberungskampagne der Regierung schließen. 

Brexit made simple: Children's books about the EU membership published.

The Shanghai International Children's Book Fair will return.

Kolumne von Can Dündar: Wie Erdoğan die Pressefreiheit unterdrückt.
 


SCHREIB-KICK (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Der Kick des Monats, diesmal von Marita Bagdahn:

Herbststurmwörter

Schreibe auf kleine Zettel Substantive, die mit dem Herbst zu tun haben, wie „Kürbis, Wind, Sturm, Kastanie“. Es sollten möglichst keine zusammengesetzten Wörter sein (wie „Kürbissuppe“).

Verteile alle Zettel auf dem Tisch kunterbunt durcheinander. Suche drei bis vier Zettel aus, und setze diese zu ungewöhnlichen Wörtern zusammen. Es entstehen so zum Beispiel die „Kürbisorkanwolken“, die „Kastanienlaubsuppe“ oder die „Herbstlaubwolkengrippe“, die die Phantasie wunderbar anregen.

Schreibe einen Text oder eine Geschichte zu deinem Wort.

Je nach Jahreszeit kannst du die Wörter anpassen.
 


VORSTELLUNG (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


„DELIA – Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautorinnen und -autoren“

vorgestellt von Ursula Schmid-Spreer
 
DELIA macht sich für Liebesromane stark. Für Romane, in denen die Liebe das zentrale Thema ist. DELIA steht auch für D – wie Durchsetzungskraft auf dem Markt, E – wie Engagement im Bereich der Talent- und Karriereförderung, L – wie die Liebe, die jeden berührt, I – wie Interesse am Leser bei Lesungen, Workshops, Signierstunden, in Blogs, Leserunden und Bücherforen und letztlich A – wie Austausch.
 
Seit Menschengedenken spielt die Liebe eine Hauptrolle. Ob in den antiken Mythologien, in der Bibel, im Märchen oder in der Geschichte – ohne Liebe ging es nie. Das fing schon mit Adam und Eva an. In der Literatur ist das nicht anders: Ob nun Romeo und Julia, der junge Werther, Effie Briest oder Anna Karenina, Scarlett O’Hara und Rhett Butler, „Die Wanderhure“, Marie oder Gwendolyn und Gideon in der Edelstein-Trilogie – die großen Liebenden bereichern alle Genres der Weltliteratur und ziehen unverändert Generationen von Leserinnen und Lesern in ihren Bann.
 
Das Thema Liebe einte zwölf Unterhaltungsschriftstellerinnen, die im Mai 2003 den „Verein zur Förderung deutschsprachiger Liebesromanliteratur e. V.“ gründeten. Der Zusammenschluss aus inzwischen über 250 professionellen Autorinnen und Autoren setzt sich dafür ein, die deutschsprachige Liebesromanliteratur, die stilistisch und sprachlich längst der Trivialität entwachsen ist, endgültig von den überholten Kitsch- und Klischee-Vorurteilen zu befreien.
 
Die DELIA-Schriftstellerinnen und -Schriftsteller sind nicht nur hoch professionell und qualifiziert, bilden sich ständig literarisch weiter und sind gut vernetzt, sondern stellen mit weit über 30 Millionen verkauften Büchern auch eine unüberhörbare Marktmacht dar. Viele ihrer Romane sind Bestseller, einige wurden verfilmt, manche erhielten den renommierten DELIA-Literaturpreis, der seit 2004 alljährlich vergeben wird. – Seit 2017 gibt es einen zusätzlichen Preis: den „DELIA-Jugendliteraturpreis“.
 
Seit 2017 ist DELIA mit einem eigenen Stand auf der Leipziger Buchmesse präsent – als Anlaufpunkt für Leser und Autoren, Agenturen und Verlage. Ab 2019 werden die Sieger des „DELIA-Literaturpreises“ und des „DELIA-Jugendliteraturpreises“ jährlich im Rahmen der Buchmesse bekanntgegeben und ausgezeichnet. Beide Preise sind mit je 1.500 Euro dotiert. Die Shortlists mit den jeweils zehn von einer Fach-Jury nominierten besten Liebesromanen des Vorjahres werden, thematisch passend, am Valentinstag bekanntgegeben.

Die jährlich stattfindenden „Liebesromantage“, an denen sich die DELIA-Mitglieder zum persönlichen Austausch, zu Workshops, Seminaren und der Vollversammlung des Vereins treffen, finden in wechselnden Städten statt.

...................... 
 
Ursula Schmid-Spreer hat Heike Abidi, die Präsidentin von DELIA, befragt.
 
Ursula Schmid-Spreer: Welche Aufgaben umfasst dieses Amt?

Heike Abidi: Die sind ganz vielfältig und reichen von der Planung unserer jährlichen DELIA-Tage bis hin zur Moderation der Preisverleihung auf der Leipziger Messe. 

Abgesehen von diesen besonderen Events gilt es, den Austausch unter den Mitgliedern zu gestalten. Ich stehe in regelmäßigem Kontakt mit der Vizepräsidentin Marah Woolf, die beispielsweise unseren Instagram-Account betreut und die Website aktualisiert hat, ebenso mit unserer Schatzmeisterin Lee Bauers, die unter anderem unseren Messestand in Leipzig organisiert, mit unserer Schriftführerin Britt Reißmann, über die alle Aufnahmeanträge laufen, und mit unserer früheren Präsidentin Rebecca Michéle, die den Vorstand weiterhin in Sachen Vereinsrecht berät und auch die nächsten DELIA-Tage vor Ort auf die Beine stellt. Und das sind nur einige Namen von vielen aktiven DELIAs – wir sind also ein gutes Team.
 

USS: Wie viele Mitglieder gibt es, und wie oft trifft sich die Vereinigung zu einer Vollversammlung? Gibt es Regionalgruppen?

HA: Wir sind inzwischen über 200 Mitglieder – eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, wie klein DELIA einmal angefangen hat. Es gibt viele Anlässe für Treffen, beispielsweise die Frankfurter und die Leipziger Buchmesse oder Regionalstammtische. 

Der wichtigste Termin sind allerdings unsere jährlichen DELIA-Tage im Frühjahr, die 2019 beispielsweise in Heiligenhafen an der Ostsee stattfanden und 2020 Kirchheim unter Teck in die Hauptstadt der Liebesromane verwandeln werden. Zu diesen Treffen gehören auch immer Lesungen, Workshops, ungezwungener Austausch sowie unsere Mitgliederversammlung, denn wir sind ja ein Verein.

 
USS: Welche Kriterien muss man erfüllen, um Mitglied bei DELIA zu werden?

HA: Formal ist Voraussetzung, dass man mindestens eine – bereits erschienene – Veröffentlichung (kein Zuschussverlag, kein Print on Demand, kein Selfpublishing) vorweisen kann, die sich zumindest auch um das Thema Liebe dreht. Ist dies der Fall, kann man sich bei DELIA bewerben. Über die Aufnahme entscheidet ein Gremium. Wenn Vorstand und Gremium mehrheitlich davon überzeugt sind, dass der Bewerber / die Bewerberin zu DELIA passt, wird dem Antrag stattgegeben. Dieses Verfahren hat sich in den letzten Jahren sehr bewährt.

 
USS: Was fasziniert Sie am Genre „Liebesroman“?

HA: Romane leben davon, dass die Hauptfigur aus ihrem Alltagstrott ausbricht – ob freiwillig oder gezwungenermaßen. Sie muss also handeln. Generell gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Beweggründen, die bei Menschen eine Handlungsbereitschaft auslösen. Zu diesen Motiven gehören Gier, Hass, Neid, Eifersucht – und eben Liebe. Liebe ist bei Weitem das sympathischste davon. Unsere Welt wäre eine bessere, wenn es weniger Gier, Hass und Neid gäbe und stattdessen mehr Liebe.
 

USS: Was ist der Unterschied zwischen Liebesroman und Liebesheftroman?

HA: Heftromane sind zunächst einmal kürzer, sie sind nur für kurze Zeit auf dem Markt und werden vor allem im Zeitschriftenmarkt als Reihen vertrieben. Originalität spielt darin eine untergeordnete Rolle, die Inhalte folgen einem Muster, und das ist auch genau, was die Zielgruppe lesen will. Trivialliteratur will nicht zum Nachdenken anregen. Sie bestätigt die bestehende Welt und beschönigt sie. Der Plot ist nach Schema F gestrickt. 

Liebesromane haben damit im Grunde wenig gemeinsam – von dem zentralen Motiv der Liebe einmal abgesehen. Es geht, wie in allen Romanen, stets um eine persönliche Entwicklung der Hauptfiguren. Als Unterhaltungsliteratur dürfen Liebesromane durchaus zum Nachdenken anregen, auch wenn Probleme oder Gesellschaftskritik nicht unbedingt im Vordergrund stehen.
 

USS: Seit wann gehören Sie zu DELIA? Wie sind Sie selbst zu DELIA gekommen? 

HA: Mein erster Roman ist im Mai 2012 erschienen – und gleich danach wurde ich Mitglied bei DELIA. Wer mich darauf aufmerksam gemacht hat, weiß ich gar nicht mehr. Aber eins ist sicher: Ich habe diesen Schritt niemals bereut. DELIA hat mein Leben sehr bereichert, sowohl als Autorin wie auch privat.

 
USS: Was tut DELIA für die AutorInnen? Kommt man über DELIA auch zu einem Lektor? Vermitteln Sie Manuskripte? Veröffentlichungsmöglichkeiten? Lesungen?

HA: Unser Vereinszweck ist es, den deutschsprachigen Liebesroman zu fördern. Daran arbeiten wir gemeinsam. Natürlich unterstützen sich die Mitglieder auch gegenseitig, aber das ist eher ein Nebeneffekt. DELIA wurde nicht gegründet, um Autorinnen und Autorinnen zu fördern, sondern um ihren Werken bzw. dem Genre mehr Anerkennung zu verschaffen. Natürlich gibt es auch DELIA-Lesungen, doch die werden von den Mitgliedern organisiert oder finden im Rahmen der DELIA-Tage oder der Messe statt. Der Verein vermittelt weder Lektoren noch Verlagsverträge.
 

USS: Welche Ziele verfolgt DELIA überregional?

HA: Wie gesagt – unser Ziel ist es, den Liebesroman aus der „Schmuddelecke“ herauszuholen. Liebe ist in der Literatur – selbst der Hochliteratur – ein zentrales Motiv. Das gilt übrigens auch für Filme. In Hollywood zum Beispiel sind romantische Komödien und Liebesfilme ein wichtiges Genre. In der Buchbranche werden Autorinnen und Autoren von Liebesromanen dagegen noch oftmals belächelt – zu Unrecht, wie wir finden.

 
USS: Was sagen Sie zu dem Thema „Sichtbarkeit für AutorInnen“?

HA: Autorinnen und Autoren können sich heute nicht mehr aufs Schreiben allein konzentrieren – im Zeitalter von Internet und Social Media müssen wir selbst für Sichtbarkeit sorgen. Wir pflegen Websites und Facebook-Seiten, Instagram-Accounts und Blogs, wir geben Interviews und veranstalten Leserunden, machen Wohnzimmerlesungen und besuchen Leserfestivals wie die Lit.Love oder die LoveLetter Convention. Das wird heutzutage einfach erwartet. 

Noch wichtiger ist natürlich die Sichtbarkeit unserer Werke, das heißt ihre Präsenz im Buchhandel, doch darauf haben wir selbst ja nur einen begrenzten Einfluss. DELIA präsentiert aktuelle Neuerscheinungen der Mitglieder auf der Website (www.delia-online.de), ebenso auf unserer Facebook-Seite (https://www.facebook.com/Wir.sind.DELIA/) und auf Instagram (https://www.instagram.com/wir_sind_delia/). Damit erhöhen wir nicht nur die Sichtbarkeit unserer Autorinnen und Autoren, sondern zeigen auch, wie vielfältig das Genre ist.

 
USS: Wie sind Sie selbst zum Schreiben gekommen? 

HA: Ich bin von Büchern fasziniert, seit ich lesen kann. Sie eröffnen unendlich viele neue Welten, erweitern den Horizont, lassen uns über den Tellerrand blicken und lehren uns, andere Menschen und ihr Verhalten besser zu verstehen. Bücher machen klüger, toleranter, empathischer. Und natürlich machen sie wahnsinnig viel Spaß! Der Wunsch, selbst Geschichten zu schreiben, entstand bei mir ganz von selbst. Es war einfach nur logisch. Zunächst allerdings konzentrierte ich mich auf eine völlig andere Form des Schreibens – ich wurde Werbetexterin. Im Nachhinein muss ich sagen, dass das eine sehr gute Schule für mich als Autorin war, denn das Werbetexten zwingt einen, für die Leser zu schreiben, sich auf die Zielgruppe zu fokussieren, nicht eitel und selbstverliebt zu sein, außerdem pünktlich und zuverlässig zu arbeiten und mit Kritik professionell umzugehen.
 
USS: Herzlichen Dank, liebe Frau Abidi!
 
Heike Abidi lebt mit Mann, Sohn und Hund in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo sie als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Sie schreibt vor allem Unterhaltungsromane, Kinder- und Jugendbücher sowie unterhaltende Sachbücher – Letzteres zusammen mit Lucinde Hutzenlaub und Ursi Breidenbach. Einige ihrer Liebesromane sind unter dem Pseudonym „Anna Paulsen“ erschienen.
 


AUTORENWISSEN (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


„Selbstlektorat – Wie überarbeite ich meine eigenen Texte?“, Teil 1

von Maike Frie

          Wozu Selbstlektorat?

Warum überhaupt die eigenen Texte lektorieren? Alle geben doch schon beim Schreiben ihr Bestes! Ja, aber schreiben und überarbeiten sollten zwei getrennte Prozesse sein: Zuerst der kreative, fließende Prozess, bei dem der innere Kritiker nichts zu nörgeln hat und alles aufs Papier darf, was das Unterbewusstsein hergibt. Und dann der strukturiertere Teil des Überarbeitens: natürlich immer noch kreativ, aber wesentlich stärker analytisch geprägt. 

Das betrifft sowohl das grobe Hobeln – also die Ausgestaltung des Plots, fehlende Recherchen oder andere Nachträge und Streichungen – als auch feinere sprachliche Überarbeitungen. Denn auch wenn man Testlesende oder vielleicht sogar ein professionelles Lektorat ins Boot holt, ist es gut, die eigenen Texte so geschliffen wie möglich rauszugeben, damit die Außenlesenden sich auf das konzentrieren können, was einem selbst einfach nicht auffällt.

Beim Überarbeiten der eigenen Texte stößt man nämlich schnell auf eine Schwierigkeit: Man wird betriebsblind für die eigenen Stärken und Schwächen, unsicher, was tatsächlich großartig ist und was einer Bearbeitung bedarf. Deshalb habe ich aus jahrelanger Lektoratserfahrung ein paar Hilfestellungen gesammelt, wie man ans Lektorieren der eigenen Geschichten herangehen kann. In diesem Teil geht es darum, wie man Abstand zum eigenen Text gewinnt und warum ein Korrektorat nicht erst der letzte Schritt beim Überarbeiten sein sollte. Im nächsten Tempest geht es an die Grobüberarbeitung eigener Texte mithilfe von typischen Themen aus Schreibratgebern, und im dritten und letzten Teil gibt es Tipps fürs sprachliche Feinlektorat gegen typische Schreibfallen.
 

          Sich einen fremden Blick zulegen

Doch wie gewinnt man einen Blick von außen auf die eigenen Texte? 

Dabei hilft zum einen zeitlicher Abstand. Ein Manuskript liegen lassen – und nicht nur über Nacht, sondern auch gerne Wochen oder Monate. Sich in der Zwischenzeit mit anderen Projekten beschäftigen, bis man sich selbst überlistet hat und unbedarft(er) an die eigene Geschichte herangeht. 

Zum anderen hilft formaler Abstand. Das bedeutet, dem eigenen Text tatsächlich fremd zu werden durchs Ausdrucken und / oder durch eine ungewohnte Formatierung (Schriftart, Seitenränder, Schriftgröße usw.). Die Geschichte laut zu lesen bzw. aufzunehmen und abzuspielen – oder noch besser: sich vorlesen zu lassen – schafft ebenfalls Abstand. Man hört sofort, an welchen Stellen es hakt. 
 

          Korrektorat – nicht erst ans Ende stellen

Den kreativen Geist bremsen starre Schreibregeln? Vielleicht – deshalb trennen wir ja Schreiben und Überarbeiten. 

Oft wird empfohlen, ein Korrektorat erst ans Ende zu stellen. Ich korrigiere Texte hingegen immer zweimal: vor der inhaltlichen Überarbeitung und danach. Einfach – mit Sinn und Verstand – die Rechtschreibprüfung des Schreibprogramms über den Text laufen zu lassen, das merzt schon viele Fehler aus und macht zum Beispiel auf Buchstabendreher bei Namen aufmerksam. 

Wenn der Text „sauber“ vorliegt, kann man sich besser auf den Inhalt konzentrieren. Das gilt für einen selbst bei den eigenen Texten, für Testlesende und auch fürs professionell eingekaufte Lektorat: Wenn man nicht davon abgelenkt wird, hier ein Komma einzufügen oder dort nachzuschauen, ob der exotische Name nun überwiegend mit einem oder mit zwei „l“ geschrieben wird, kann man sich besser auf die inhaltlichen Fragen fokussieren. Nichts ist ärgerlicher, als wenn einem ein guter Überarbeitungsgedanke verlorengeht, weil man über eine Schreibweise stolpert und sich dazu eine Notiz macht.

Die eigenen Baustellen in puncto Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik muss jede(r) für sich selbst herausfinden. Am besten legt man eine Liste an. Auf www.duden.de kann man kostenlos Schreibempfehlungen nachschlagen und mit Anmeldung auch eine Liste erstellen, so dass man schnelleren Zugriff auf wiederholt auftauchende Fragen hat.
 

          Typische Korrekturfälle im Lektorat


1. Wechsel der Zeitformen:
Wird die Geschichte in der Gegenwart oder in der Vergangenheit erzählt? Gerade, wenn man häufig längere Pausen beim Schreiben hat, passiert es, dass man in eindringlichen Passagen in der Gegenwart schreibt – weil es unmittelbarer wirkt –, während man an anderen Textstellen im typischen Roman-Präteritum schreibt. Da hilft: vorne, hinten, in der Mitte – einfach mal ein paar Sätze lesen und bewusst auf die Zeitform der Verben achten. Alles einheitlich? Prima! Ansonsten: Überlegen, was besser zur Geschichte passt. Und dann bleibt nichts anderes übrig, als die anderen Sätze anzupassen.

2. Inquitformeln:
Dialoge werden in deutschen Texten mit Anführungsstrichen unten eingeleitet und mit Anführungsstrichen oben ausgeleitet. Ohne Leerzeichen vor bzw. nach dem ersten bzw. letzten Buchstaben. Die sogenannten Gänsefüßchen klammern den Text ein und zeigen auf ihn hin bzw. von ihm weg. 

Beispiele für die korrekte Zeichensetzung in Dialogen: 

  • „Ich komme mit“, sagte Nina. 
  • Erin sagte: „Mir wird das alles zu viel.“ 
  • „Warte!“, rief Anuk. 
  • „Was soll das?“, fragte Edward. 
  • „Kennst du“, Holger zog einen schmalen Band aus dem Regal, „schon die neue Ausgabe?“ 
  • „Kennst du die?“ Holger zog einen schmalen Band aus dem Regal. „Das ist die neue Ausgabe.“ 

Bei Ausrufen und Fragen steht das Satzzeichen also vor den Anführungszeichen, danach folgt ein Komma, wenn es eine Redeausleitung gibt. Ein normaler Punkt wird nur bei vorangestelltem Begleitsatz gesetzt. Mit Kommata kann auch etwas eingeschoben werden, wenn tatsächlich zum Beispiel durch eine Handlung eine Dialogzeile unterbrochen wird; danach geht es klein weiter.

Wenn man innerhalb wörtlicher Rede etwas kennzeichnen möchte, werden dafür einfache Anführungszeichen verwendet. - Nicht zu verwechseln mit dem

3. Apostroph (’),
der im Deutschen selten verwendet wird (das gibt’s zum Beispiel bei Auslassungen). Das Genitiv-s wird auf Deutsch direkt angeschlossen, nur bei Namen auf -x wird es verwendet, zum Beispiel in „Max’ Auto“ (aber „Theos Auto“).

4. Zum Schluss noch kurz:
Doppelte Leerzeichen tilgen; längere Gedankenstriche – wie bei diesem Einschub – und kürzere Bindestriche wie in „Tempest-Artikel“ korrekt unterscheiden und die drei Punkte des Auslassungszeichens (...) direkt ans Wort anschließen, wenn ein Wort abgebrochen wird (weil zum Beispiel jemand ein Schimpfwort nicht ganz ausspricht). Wenn ein Satz nach einem vollständigen Wort abgebrochen wird, weil jemand zögert, stottert oder unterbrochen wird, folgen die Auslassungspunkte erst nach einem Leerzeichen.
 
Na, neue Schwachstellen gefunden? Macht nichts, das geht uns allen beim Schreiben so. Dafür schickt man in der ersten kreativen Phase den inneren Kritiker vor die Tür und überarbeitet erst in der zweiten, davon getrennten Phase. 

Viel Spaß beim Überprüfen der eigenen Texte! Beim nächsten Mal geht es mit dem Groblektorat weiter.

                     **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Maike Frie lebt und arbeitet als freie Lektorin, Autorin und Dozentin in Münster. Mehr zu ihr und ihren Schreibwerkstätten unter www.skriving.de


DER LEKTOR, DAS UNBEKANNTE WESEN (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


„Ich mache Vorschläge und versuche sie gut zu begründen“

Interview mit Ursula Hahnenberg

Ursula Hahnenberg lektoriert und coacht Autorinnen und Autoren in der Büchermacherei. Ihre Krimis „Teufelstritt“ und „Wolfstanz“ sind bei Goldmann erschienen.


Hans Peter Roentgen: Ursula, welche Texte lektorierst du? Und was machst du in so einem Lektorat?

Ursula Hahnenberg: Ich lektoriere fast alle Texte, die zu mir kommen, Krimis, historische Romane, Liebesromane, Sachtexte, Ratgeber und vieles mehr. Dabei versuche ich jeweils zu erfassen, was der Autor oder die Autorin mit ihrem Text bewirken will, und gebe mein Bestes, um zu helfen, den Text in diese Richtung zu entwickeln.


HPR: Wie sieht der typische Ablauf eines solchen Lektorats aus? Mal angenommen, ich schicke dir einen Text, welche Schritte passieren dann, bis das Lektorat beendet ist?

UH: Normalerweise mache ich zuallererst ein Probelektorat. Das heißt, ich sehe mir den Text an und lektoriere die ersten Abschnitte oder Seiten, um festzustellen, was genau zu tun ist. Dann verschicke ich ein Angebot. Wenn du das annimmst, einigen wir uns auf einen Termin zur Bearbeitung. 

Wenn der dann gekommen ist, überarbeite ich (meist in Word, aber auch in Papyrus, pages, pdf oder anderen Textprogrammen) mit der Funktion „Änderungen verfolgen“ den Text. Dabei achte ich auf den roten Faden, die Perspektive und die Figuren, auf Sprache und Stil (beides sollte einheitlich, konsistent sein und zum Zielpublikum passen), aber auch auf Rechtschreibung und Zeichensetzung. Außerdem mache ich Kommentare mit Vorschlägen. Dann schicke ich dir das Manuskript zurück, und du überarbeitest es selbst noch einmal. Wenn du möchtest, weil zum Beispiel viel umzuschreiben oder zu ergänzen war, machen wir einen zweiten Durchgang. 


HPR: Bietest du unterschiedliche Lektoratsformen an (Exposé, Klappentext, Manuskriptgutachten), oder sind es immer vollständige Texte?

UH: Ich lektoriere alles, was meine Kund*innen brauchen. Dazu gehören natürlich auch Exposé und Klappentext. Ich erstelle aber auch Literaturgutachten, mit denen man einen Überblick über den Text bekommt (was ist zu tun, was muss verbessert werden?), oder man kann sie auch nutzen, um sich bei einer Agentur oder einem Verlag zu bewerben.


HPR: Kannst du uns drei typische Beispiele nennen, die du immer wieder überarbeiten musst?

UH: Ein typischer Fehler, der Anfängern wie auch Profis passiert, ist, nicht in der Perspektive zu bleiben. Oft wird eine personale Perspektive gewählt, und dann erzählt man doch etwas, was diese Person nicht wissen kann. Oder Bilder bzw. Redensarten, die leicht verfälscht werden, zum Beispiel sitzt die Taube dann nicht auf dem Dach, sondern in der Hand. Oder im Text steht, eine Figur solle nicht alles so grau sehen (dabei heißt es natürlich schwarzsehen). Und aus einem ganz anderen Bereich: Oft ist die Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede nicht ganz klar. 


HPR: Auf deiner Homepage bietest du auch Coaching an. Wie habe ich mir das vorzustellen? Was machst du da?

UH: Beim Coaching ist alles sehr individuell. Am Anfang steht ein Gespräch per Telefon oder Video, bei dem abgeklärt wird, was genau der Bedarf des / der Kund*in ist. Das geht von der Begleitung beim Schreiben bis zur Unterstützung bei der eigenständigen Überarbeitung. Mancher braucht Hilfe beim Plot oder bei der Perspektive, mal müssen die Figuren etwas anschaulicher werden. Das kann ganz unterschiedlich sein.


HPR: Übernehmen deine Kunden alle deine Änderungen? Erwartest du, dass alles übernommen wird?

UH: Ich erwarte nicht, dass alles übernommen wird, ich mache schließlich Vorschläge. Aber da ich versuche, meine Anmerkungen und Vorschläge gut zu begründen und ich ein gutes Textgefühl habe, vertrauen mir meine Kund*innen meist.


HPR: Kannst du einen Durchschnittswert sagen, wie viel Prozent deiner Änderungen übernommen werden?

UH: Das kann ich nicht, aber meine Kund*innen sagen mir, dass sie fast alles übernehmen.


HPR: Was geschieht, wenn der Kunde sagt: „Nein, so wie du das geändert hast, will ich das nicht haben!“?

UH: Nichts. Im Lektorat schlage ich Änderungen vor, von denen ich meine, dass sie den Text im Hinblick auf die Zielgruppe verbessern. Ich schlage sie aber nur vor. Ich bemühe mich immer, den Text in seinem oder ihrem Sinn zu überarbeiten und diese Vorschläge zu begründen. Die Macht über den Text hat im Endeffekt der / die Kund*in. Sie oder er hat das letzte Wort.


HPR: Gab es auch schon mal Fälle, in denen du und der Kunde euch nicht einigen konnten? Was passiert dann?

UH: Nein, wie gesagt. Ich mache Vorschläge und versuche sie gut zu begründen. Wenn mein Kunde oder meine Kundin anderer Meinung ist, dann ist das ihr oder sein gutes Recht. Die Texthoheit liegt bei ihm oder ihr. 


HPR: Müssen die Texte ein bestimmtes Niveau haben, damit du sie lektorierst? Oder lektorierst du alles?

UH: Das ist schwer pauschal zu sagen. Es lohnt sich aber in jedem Fall, einen Text an Testleser*innen zu geben, bevor man eine Lektorin kontaktiert.


HPR: Was gehört zu deinem Lektorat? Grammatik, Rechtschreibung? Stil? Was noch?

UH: Inhalt, Aufbau, Sprache, Stil und natürlich auch Formales, wie Formatierung, Rechtschreibung und Zeichensetzung, wobei ich gerne betonen möchte, dass ich zwar keine Rechtschreibfehler stehen lasse, aber ein Lektorat keine Schlusskorrektur ersetzen kann.


HPR: Du bietest auch „Speedplotting“ an. Was habe ich mir darunter vorzustellen?

UH: Speedplotting ist eine Methode, bei der man mit vorgegebenen Stichworten mit Hilfe des 7-Punkte-Plans einen Roman plotten kann. Es geht darum, in 45 Minuten an einem Beispiel vorzustellen, wie man mit den richtigen Fragen einen ersten Plotplan erstellen kann.


HPR: Kannst du das an einem Beispiel ausführen?

UH: Dazu am besten einmal auf der BuchBerlin oder zur Leipziger Messe zu einem Kurs kommen oder mich direkt buchen. Speedplotting geht zwar schnell, aber ca. 45 Minuten dauert es eben doch ...


HPR: Kommen wir zum heikelsten Thema, den Preisen. Hast du feste Preise für bestimmte Leistungen, zum Beispiel pro Normseite? Oder wonach berechnest du den Preis deiner Leistungen?

UH: Ich habe Stundenpreise. Ich erstelle jeweils individuelle Angebote nach Aufwand, den ich versuche nach einem Blick auf die ersten 10 Seiten des Manuskripts und das Exposé oder die Inhaltsangabe abzuschätzen. Seitenpreise für das Lektorat beginnen ab € 5,50, für ein reines Korrektorat ab € 2,50, so als Anhaltspunkt, wobei in bestimmten Fällen –  unter anderem für regelmäßige Kund*innen – Rabatte möglich sind. Intern rechne ich aber mit Stunden.


HPR: In welchem Bereich bewegt sich der durchschnittliche Aufwand für ein Manuskript eines Taschenbuchs mit 300 Seiten? Gibt es da Grenzen, maximal, minimal?

UH: Das kommt total auf den Text an. Muss erst noch inhaltlich und am Aufbau gearbeitet werden, oder geht es eher um kleiner Anpassungen, die viel schneller erledigt sind? Genau deswegen sehe ich mir jedes Lektorat individuell an und mache meine Angebote auf Basis eines konkreten Texts. Ich bekomme Texte, da sind 300 Seiten in 15 Stunden und einem Durchgang erledigt, und andere, da kann es doppelt so lange dauern. In meinem Angebot versuche ich, die benötigten Stunden zu schätzen. Überschätze ich den Aufwand, rechne ich nur die verbrauchten Stunden ab, unterschätze ich ihn, rechne ich trotzdem nicht mehr als den Angebotsbetrag ab. Das Risiko liegt also bei mir. 


HPR: Wie bist du eigentlich Lektorin geworden? Wie sah dein Berufsweg aus?

UH: Ui, da muss ich ein bisschen ausholen. Kurz: Ich bin Quereinsteigerin. 

Die lange Geschichte geht so: Ich habe Forstwissenschaften studiert, aber nach dem Diplom bei der Firma angefangen, bei der ich als Studentin gejobbt habe, also im Marketing einer Baumaschinenfirma. Das habe ich ein paar Jahre gemacht, dann war ich bei BMW, dann hatte ich auch mal einen Second-Hand-Laden für Kinderklamotten, und dann war ich bei einer Unternehmensberatung. In der Zeit habe ich zwei Kinder bekommen, mein großer Sohn war ein Frühgeborenes.
 
Ich habe mich geärgert, dass es keine vernünftige Literatur für Förderspiele gibt, also habe ich selbst Bücher dazu geschrieben. Insgesamt sind fünf Bücher im verlag modernes lernen erschienen. Dann wollte ich gerne belletristisch schreiben und habe den Online-Kurs bei Lea Korte gemacht. Dabei lernt man nicht nur schreiben, sondern man diskutiert auch eigene und fremde Texte in einer kleinen Gruppe. Dabei habe ich gemerkt, wie viel Spaß mir das Lektorieren macht. Und während der Krimi („Teufelstritt“), der im Kurs entstanden ist, bei Goldmann erschienen ist, habe ich den Zertifikatskurs zur freien Lektorin bei der Akademie der Deutschen Medien gemacht. 

Seit vier Jahren arbeite ich jetzt als freie Lektorin, aber ab und zu schreibe ich auch noch. Den Wechsel zwischen den Rollen genieße ich sehr.


HPR: Gibt es einen mittlerweile veröffentlichten Text aus deinen Lektoraten, den du uns besonders empfehlen würdest?

UH: In den fünf Jahren sind eine Menge guter Texte, spannende Krimis und Romane, aber auch Sachbücher, zusammengekommen. Am besten einfach mal einen Blick auf die Veröffentlichungen unserer Kunden werfen, die wir auf der Website der Büchermacherei regelmäßig aktualisieren.


HPR: Herzlichen Dank für das Interview.

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Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher „Vier Seiten für ein Halleluja“ über Romananfänge, „Drei Seiten für ein Exposé“, „Schreiben ist nichts für Feiglinge“, „Klappentext, Pitch und weiteres Getier“ und „Was dem Lektorat auffällt“. Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.


UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN


Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber gelöscht wird.
 

Drehbuch  Oliver Pautsch Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Fantasy Stefanie Bense Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Heftroman  Arndt Ellmer Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Historischer Roman  Titus Müller Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Kinder- und Jugendbuch Sylvia Englert Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Kriminalistik Kajo Lang Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Lyrik Martina Weber Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Marketing Maike Frie Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Recherche  Barbara Ellermeier Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Plotten Kathrin Lange Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Sachbuch Gabi Neumayer Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Schreibaus- und -fortbildung  Uli Rothfuss Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Schreibhandwerk Ute Hacker Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
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