The Tempest

Ausgabe 15-11 (20. November 2013)

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Echo-Service
Lesetipps
Autorenwissen
   "Schreiben zu zweit"
   von Kathrin Hanke und Claudia Kröger
Schreibkurs
   "Nur wer zielt, kann treffen: Mit der Zielstrategie
   Romanfiguren entwickeln - Teil 1"
   von Klaus Eckardt
Marketingideen
   "Den Weg in die Redaktionen finden:
   Erfolgreich Pressemitteilungen schreiben"
   von Maike Frie
Spannung, der Unterleib der Literatur
   "Menschen"
   Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
   "So lektorieren Sie Ihre Texte" von Sylvia Englert
   besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit Fran Ray
Verlagsportrait
   "Traumstunden Verlag Essen"
Seminarbericht
   "Schreibreise und Schreibcoaching auf Mallorca"
   Gerald Kaliwoda / Jan Mikael Teuner
Frag den Experten für Science-Fiction
   (Andreas Eschbach)
Frag die Expertin für Fantasy
   (Stefanie Bense)

EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

wer mit diesem Tempest nicht über die dunklen Tage zum Jahresende
kommt, dem ist nicht zu helfen. Denn der Tempest ist diesmal so
umfangreich und voller Tipps, dass schon das Editorial länger ausfällt
als sonst. Also fangen wir am besten gleich an:

Kathrin Hanke und Claudia Kröger zeigen, wie eine Zusammenarbeit
zwischen AutorInnen funktionieren kann. Wie man mit der Zielstrategie
Figuren entwickelt, darum geht es im ersten Teil des Artikels von
Klaus Eckardt. Maike Frie setzt ihre Serie mit Marketingideen fort;
diesmal ist das Thema das Schreiben von Pressemitteilungen und wie man
sie in die Redaktionen bringt. Ein neues Spannungslektorat von Hans
Peter Roentgen findet ihr in dieser Ausgabe ebenfalls, dazu ein
Interview mit der Autorin Fran Ray, eine Buchbesprechung, einen
Seminarbericht, ein neues Verlagsportrait von Ursula Schmid-Spreer,
wunderbar praxisnahe Antworten von unseren ExpertInnen Andreas
Eschbach und Stefanie Bense und noch so einiges mehr.

Der Tipp des Monats November, diesmal von
http://www.facebook.com/Literaturkaninchen:

    Jede Geschichte ist im Kern eine Detektivgeschichte
    mit dem Leser als Detektiv. Selbst Komödien und Liebesgeschichten
    ranken sich um Geheimnisse, und der Autor
    legt eine Spur aus Hinweisen zu deren Auflösung.

Eure ersten Tipps zur "Aufschieberitis" sind eingetroffen, daher
verrate ich bald auch meine. Schreibt mir gern weiter zu diesem Thema!

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:

Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BLZ 370 502 99
Kto. 11 42 17 61 63
Stichwort: "Beitrag 2013"

Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum",
sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"!

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
BIC: GENODEF1S01

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ISSN 1439-4669  Copyright 2013 autorenforum.de. Copyright- und
               Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

    Editorial
    Hall of Fame
    Schreib-Kick
    Echo-Service
    Lesetipps
    Autorenwissen
       "Schreiben zu zweit"
       von Kathrin Hanke und Claudia Kröger
    Schreibkurs
       "Nur wer zielt, kann treffen: Mit der Zielstrategie
       Romanfiguren entwickeln - Teil 1"
       von Klaus Eckardt
    Marketingideen
       "Den Weg in die Redaktionen finden:
       Erfolgreich Pressemitteilungen schreiben"
       von Maike Frie
    Spannung, der Unterleib der Literatur
       "Menschen"
        Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
    Buchbesprechung
       "So lektorieren Sie Ihre Texte" von Sylvia Englert
       besprochen von Gabi Neumayer
    Interview mit Fran Ray
    Verlagsportrait
       "Traumstunden Verlag Essen"
    Seminarbericht
       "Schreibreise und Schreibcoaching auf Mallorca"
       Gerald Kaliwoda / Jan Mikael Teuner
    Frag den Experten für Science-Fiction
       (Andreas Eschbach)
    Frag die Expertin für Fantasy
       (Stefanie Bense)
    Impressum


TEIL 2:

    Veranstaltungen
    Ausschreibungen
    Publikationsmöglichkeiten
         mit Honorar
         ohne Honorar
    Seminare
    Messekalender
    Impressum


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HALL OF FAME:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,
Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an
redaktion at team pt autorenforum pt de.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
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Angelika Monkberg: "Drache & Phönix: Goldene Federn", dotbooks  2013,
Urban Fantasy. http://www.dotbooks.de

Alexa Stein: "Gänsehaut und kaltes Grausen - Bremens abgründige
Geschichte(n)", Schünemann Verlag 2013, Mystery-Kurzgeschichten.
Gänsehaut garantiert. http://www.alexa-stein.de

Ulrich Radermacher: "Im Dschungel der Liebe", Satzweiss-Verlag -
chichili agency 2013, Ü 35-Ratgeber. Praxiserprobte Tipps für alle,
die die große Liebe suchen

Jochen Frech: "Hochsommermord", btb-Verlag 2013, Kriminalroman.
www.randomhouse.de/Autor/Jochen_Frech/p478959.rhd?pub 00

Viola Möbius: "Die Rache ist mein", hey!publishing Verlag 2013,
Psycho-Thriller. Knallhart & beeindruckend realistisch.
www.violamoebius.com

Kristina Herzog: "Führers Vermächtnis", at bookshouse 2013,
Politthriller. Heimat- oder Naturschützer? Bat-Nazis!
www.kristinaherzog.de

Stephanie Madea: "Auge um Auge - Moonbow", bookshouse Verlag 2013,
Romantic Thrill. Mitreißender Abenteuer-Liebesroman. www.stephanie-
madea.com

Cornelia Ehses und Renate Naber, "TodesSüße", KSB-Media 2013,
Genusskrimi. Schokoladig-Mörderisches aus Köln - www.genusskrimi.de

Corinna Wieja: "Teo Dorant und der Stinkewettberb", KeRLE in Herder
Verlag 2013, Kinderbuch. Freches Stinktier zeigt, was es kann.
www.corinnawieja.de

Ulrike Böhm: "Ein Engel für Mr Darcy", Plöttner Verlag 2013, Wende-
Roman. Jane Austen Goes DDR. www.scriptoriumsanctum.de

Goetz Markgraf: "Lukas und das Geheimnis des Geisterwaldes", Edition
Ecrilis 2013, Kinder-/Jugendbuch. Freundschaft, Abenteuer und der
Weltraum!


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SCHREIB-KICK:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den November, diesmal von Jennifer Schreiner:

Für Gruppen
...........

Wunschzettel: Schreib an deine Gruppenmitglieder kleine Zettel, auf
denen steht, was sie deiner Meinung nach unbedingt mal schreiben
sollten (z. B. einen Liebesbrief, einen anderen Schluss eines
bestimmten Horrorfilmes - dieses Mal mit viel Liebe o.Ä.). Wenn du
willst, kannst du auch Anregungen mit aufschreiben.


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ECHO-SERVICE:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Autoren für Lesungen gesucht
............................

Ich habe eine Idee, dem tristen Facebook-, Fernseh-, PC-Konsum zu
versuchen zu entkommen.

Ich möchte gerne in Köln-Mühlheim für den Anfang eventuell jeden
zweiten Freitag, Samstag oder Sonntag im Monat eine Lesung
organisieren.

Ich möchte das gerne in meinen vier Wänden abhalten und suche nun die
Leute dazu, die darauf Lust haben, ihr Geschriebenes - sei es in
Gedichtform, Geschichten aus dem Leben o. Ä. - vorzutragen. Kann auch
musikalischer Art sein und dargeboten werden (außer mit Flügel etc.,
aber vielleicht mit einem elektronischen Klavier oder dergleichen).

Falls Leute (Autoren, Schriftsteller) dabei wären, die nicht selber
lesen möchten, würde sich da sicherlich auch etwas machen lassen.

Das Alter und die Herkunft sind mir egal, nur schön wäre es im Falle
einer anderen Sprache, eine Übersetzung zu haben.

Ich möchte die Leute ein wenig vereinen und versuchen, sie weg von
Alltag zu bekommen, es aber in privater Atmosphäre zu schaffen und
nicht in irgendwelchen Cafés oder Hallen oder so.

Kurz zu mir: Ich heiße Sven-Eric Ruprecht, Alter 44, eigentlich
gebürtiger NRWler, Detmold, aber aufgewachsen in München. Ich arbeite
in der Kölner Philharmonie, bin ab und an nebenbei auch als DJ tätig.

Über eine persönliche Nachricht und Hilfe würde ich mich sehr freuen,
da es mir Spass machen würde, so etwas ins Leben zu rufen.

Mail-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
mobil: (01 76) 31 44 95 90
Facebook: https://www.facebook.com/sveneric.ruprecht


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LESETIPPS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

http://www.buch-schreiben.net/autoren_hilfe/91-Das-sagt-Nina-
George.htm
Ein sehr ausführliches und zugleich sehr konkretes Interview mit der
Bestsellerautorin, mit vielen hilfreichen Informationen und Tipps zum
Schreiben und Veröffentlichen.

+++++

http://www.buchmarkt.de/content/55898-newsflash.htm
Revival der unabhängigen Buchhandlungen in den USA. Eine der stärksten
Buchhandlungen befindet sich am Amazon-Sitz in Seattle.


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AUTORENWISSEN:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


                        "Schreiben zu zweit"
                von Kathrin Hanke und Claudia Kröger

Als wir nach rund drei Jahren gemeinsamer Arbeit am Manuskript unseren
ersten Krimi veröffentlichen durften, hatten wir uns natürlich auch
auf die ein oder andere Frage vorbereitet. Doch mit der Frage, die uns
seitdem am häufigsten gestellt wird, hatten wir überraschenderweise so
gar nicht gerechnet: "Sagt mal - wie geht denn das, zu zweit
schreiben?"


         Erzwingen funktioniert nicht

Wir zwei haben uns nicht gesucht, sondern einfach gefunden. So banal
es klingen mag, so wichtig scheint es uns. Wir haben uns bei einem
gemeinsamen Job kennengelernt, der natürlich mit der Schreiberei zu
tun hatte. Die gleiche Leidenschaft war also gegeben. Die Chemie
stimmte auf Anhieb, und als der Job beendet war, war uns beiden klar:
Das kann es nicht gewesen sein. Wir wollen zusammen ein Buchprojekt
angehen! Wir hatten uns bis dahin vielleicht drei Mal gesehen, mit
Logik oder Vernunft hatte diese Entscheidung im ersten Moment also
nicht viel zu tun, sondern viel mehr mit Bauchgefühl und ganz viel
Lust am Schreiben.

Unser Tipp: Höre auf dein Gefühl! Gerade wenn es um eine so intime
Sache geht wie das Schreiben. Man muss seinem Partner vertrauen, ihm
noch die spinnerigsten Ideen erzählen können, ohne rot werden zu
müssen, damit das geplante Buch nicht schon beim gemeinsamen
Brainstormen scheitert.


         Der rote Faden

Gesagt, getan: Wir trafen uns in einem Café, kamen vom "Sie" aufs
"Du", stellten schnell erstaunlich viele Gemeinsamkeiten fest und
festigten unseren Entschluss. An einem Nachmittag war der berühmte
rote Faden gesponnen, denn wir waren uns schnell einig, dass wir einen
Krimi schreiben wollten, der in Lüneburg spielen sollte. In der
idyllischen norddeutschen Kleinstadt, die wir beide lieben.

Wenige Stunden später verließen wir das Café mit zahlreichen Notizen,
Ideensträngen, einem ganz groben ersten Plot und unglaublich viel
Motivation. Das machen wir übrigens immer noch so: Der Haupt-Plot wird
bei einem Treffen besprochen, während wir uns ansonsten tatsächlich
eher selten sehen.

Unser Tipp: Gemeinsames Ideenspinnen ist kein Kampf, bei dem es darauf
ankommt, wer die bessere hat. Nur das Ergebnis zählt, darum ist es
gut, wenn man sich gegenseitig beflügelt, anstatt die Flügel des
anderen zu stutzen, nur weil man sich durchsetzen möchte.


         Moderne Technik

Unsere wichtigsten Instrumente bei der gemeinsamen Arbeit sind E-Mail
und Telefon. Schätzungsweise 90 Prozent unserer gemeinsamen Arbeit
laufen über diese beiden Kanäle. Das "Überprüfen"-Menü von Word
leistet uns dabei beste Dienste. Ganz konkret läuft es bei uns so:

Anhand des Plots erstellen wir schriftlich eine grobe erste
Kapitelübersicht, oft allerdings nachträglich. Auf diese Weise haben
wir aber eine gute Struktur, um zu überlegen, was für Inhalte oder
Perspektiven als Nächstes folgen sollen, und uns unabhängig
voneinander daran entlangzuhangeln. Per Telefon stimmen wir uns ab,
wer welchen nächsten Textpart übernehmen möchte. Mal ist es so, dass
eine von uns gerade keine Zeit hat, dann beginnt die andere; teilweise
arbeiten wir auf diese Weise aber auch parallel und setzen die
Textteile dann später passend aneinander. Grundsätzlich wissen wir
aber immer voneinander, woran die andere gerade sitzt.

Jede schreibt dann für sich, im eigenen Tempo und am jeweils eigenen
Schreibtisch. Wir arbeiten unsere Texte dabei immer in ein gemeinsames
Dokument ein. Dann schicken wir uns gegenseitig das Dokument wieder
zu. Jeder kann nun genau anhand der farblich markierten Änderungen
(Word-Funktion "Änderungen verfolgen") sehen, was die andere
geschrieben oder im bereits existierenden Text noch verändert hat. Wir
bearbeiten unsere Texte dann gegenseitig nach, d. h., jede korrigiert
die Texte der anderen.

Unser Tipp: Transparenz ist alles, damit jeder jederzeit da ansetzen
kann, wo der andere gerade aufgehört hat. Und sei es mitten im Satz.


         Offen sein für Kritik

In der Regel korrigieren wir, wie ein Lektor es auch machen würde. Die
Änderungen sind erkennbar, und diejenige, die es geschrieben hat,
entscheidet dann letztlich, ob sie die Änderungswünsche der anderen
annimmt oder ablehnt. Nur am Rande: Abgelehnt wird bei uns beiden
selten, denn wir sind beide sehr offen für die Kritik und die
Ratschläge der anderen. Sind wir mal unsicher oder bedarf ein
Änderungswunsch einer näheren Erklärung, leistet die "Notiz"-Funktion
von Word gute Dienste.

Durch das gegenseitige Überarbeiten vermischen sich unsere
Schreibstile sehr gut. Wir liegen stilistisch ohnehin sehr nah
beieinander, was natürlich hilfreich ist. Tatsächlich war es am Ende
sogar so, dass wir selbst nicht mehr wussten, wer eigentlich was
geschrieben hatte. Was noch viel positiver ist: Auch unsere Leser
versichern uns immer wieder, dass sie - obwohl sie zum Teil bewusst
darauf geachtet haben - keinen Stilbruch bemerken.

Unser Tipp: Behandle die Texte des anderen so, als wärst du ein Leser.
Versuch dem Text nicht deinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken,
sondern nimm ihn hin und merke nur an, wenn du einen Logikbruch,
Redundanzen etc. bemerkst. Und wenn es sich um deinen Text handelt,
vergiss nie: Der andere will dich nicht vorführen, sondern deine gute
Vorgabe lediglich optimieren. Ihr seid ein Team und für den
endgültigen Leser letztlich eine Person.


         Geteilte Freude ist doppelte Freude

Wir teilen bei der gemeinsamen Arbeit tatsächlich so ziemlich alles,
wenn es irgendwie möglich ist. So sind wir gemeinsam damals nach
Leipzig zur Buchmesse zu einem ersten persönlichen Treffen mit unserer
heutigen Lektorin gefahren und haben uns anschließend gemeinsam über
den positiven Erstkontakt gefreut. Wir verfassen die Exposés
gemeinsam, machen Interviews gemeinsam und natürlich auch die
Lesungen. Rein aus effektiven Gründen werden selten einzelne Dinge
aufgeteilt, aber das sprechen wir natürlich vorher gemeinsam ab. So
können wir uns sicher noch mehr freuen, wenn etwas wunderbar läuft,
während der Frust kleiner ist, wenn es mal hakt, weil wir uns
gegenseitig unterstützen können. Wir haben immer einen Ratgeber, ein
offenes Ohr und vor allem ganz viel Verständnis an unserer Seite, von
jemandem, der einfach besser als jeder andere weiß, wie es einem
gerade geht.

Unser Tipp: Die Bereitschaft alles zu teilen, am Ende auch das liebe
Geld, ist absolut wichtig. Gerade darüber sollte man sich schon zu
Beginn des Projekts einig sein, damit keine Missgunst aufkommt, die
nur böses Blut säht.


         Freundschaft

In unserem Fall ist aus einem anfänglichen Arbeitsverhältnis mit dem
gleichen Ziel inzwischen eine wunderbare Freundschaft gewachsen. Das
ist sicher keine Voraussetzung, aber auf jeden Fall großartig und
natürlich hilfreich. Wir wissen das jetzt - als wir angefangen haben,
miteinander zu schreiben konnten auch wir das nicht voraussehen. Somit
würden wir immer den Rat geben, es einfach auszuprobieren, wenn das
Bauchgefühl stimmt.

Offenheit, Ehrlichkeit, Kritikfähigkeit und Einsatz sind die
menschlichen Pfeiler, damit das "Schreiben zu zweit" so gut
funktionieren kann wie bei uns. Ein angenehmer Arbeitsplatz im eigenen
Zuhause, gewisse technische Voraussetzungen wie Internet-Anschluss,
Telefon und das gleiche Textverarbeitungsprogramm sind die
Rahmenbedingungen. Letztlich ist es natürlich eine Typfrage, ob man
sich ein solches Team vorstellen kann und auch alles teilen möchte -
in unserem Fall können wir nur von positiven Erfahrungen berichten,
und unser toller Start mit "Blutheide" hat uns bestätigt. So setzen
wir all das, war wir hier gerade beschrieben haben, aktuell auch
bereits wieder um, denn wir sitzen voller Motivation bereits an der
Fortsetzung, die im nächsten Jahr erscheinen wird, und bis dahin
werden wir gemeinsam noch ganz viele weitere Erfahrungen sammeln.

Unser Tipp: Einfach mal machen!


         Die Tipps im Überblick

1. Höre auf dein Gefühl! Gerade wenn es um eine so intime Sache geht
wie das Schreiben. Man muss seinem Partner vertrauen, ihm noch die
spinnerigsten Ideen erzählen können, ohne rot werden zu müssen, damit
das geplante Buch nicht schon beim gemeinsamen Brainstormen scheitert.

2. Gemeinsames Ideenspinnen ist kein Kampf, bei dem es darauf ankommt,
wer die bessere hat. Nur das Ergebnis zählt, darum ist es gut, wenn
man sich gegenseitig beflügelt, anstatt die Flügel des anderen zu
stutzen, nur weil man sich durchsetzen möchte.

3. Transparenz ist alles, damit jeder jederzeit da ansetzen kann, wo
der andere gerade aufgehört hat. Und sei es mitten im Satz.

4. Behandle die Texte des anderen so, als wärst du ein Leser. Versuch
dem Text nicht deinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken, sondern nimm
ihn hin und merke nur an, wenn du einen Logikbruch, Redundanzen etc.
bemerkst. Und wenn es sich um deinen Text handelt, vergiss nie: Der
andere will dich nicht vorführen, sondern deine gute Vorgabe lediglich
optimieren. Ihr seid ein Team und für den endgültigen Leser letztlich
eine Person.

5. Die Bereitschaft alles zu teilen, am Ende auch das liebe Geld, ist
absolut wichtig. Gerade darüber sollte man sich schon zu Beginn des
Projekts einig sein, damit keine Missgunst aufkommt, die nur böses
Blut säht.

6. Einfach mal machen!

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Wer noch mehr erfahren möchte, findet alles zu uns auf unserer Seite
http://www.hanke-kroeger.de, Darüber sind wir auch erreichbar und
freuen uns über Rückmeldungen, Kritik, Fragen oder sonstigen
Austausch.


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SCHREIBKURS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


        "Nur wer zielt, kann treffen: Mit der Zielstrategie
                  Romanfiguren entwickeln - Teil 1"
                         von Klaus Eckardt

Warum stoßen wir so oft auf Geschichten, deren Ende gänzlich
überraschend und nicht logisch nachvollziehbar ist? Geschichten, bei
denen dem Helden am Schluss wahlweise eine Eingebung kommt, bei denen
ein unbekannter Tippgeber auftritt oder ein sonstiger Zufall den
gordischen Knoten löst?

Die Ursache liegt in der Regel darin, dass die Autoren am Anfang oft
selbst noch nicht wissen, wohin die Reise geht - und es am Schluss
dann so manches Kunstgriffs bedarf, um am gewünschten Punkt zu landen
(der Autor dieser Zeilen weiß aus eigener Erfahrung ein Lied davon zu
singen!).

Doch auch Autoren, die das Ende ihrer Geschichte bereits kennen, wenn
sie loslegen, sind nicht davor gefeit, sich im Gestrüpp diverser
Verästelungen zu verheddern.

Eine gute Möglichkeit, dieses Risiko zu minimieren, ist die Arbeit mit
der Zielstrategie, die auch in vielen Management-Seminaren gelehrt
wird. Sie hilft dir nicht nur beim Entwickeln deiner Romanfiguren,
sondern auch bei der Umsetzung deines großen Ziels, einen Roman zu
schreiben.

Das Wichtigste: Von Anfang an zu wissen, wo man hinwill. Wie heißt es
doch so schön: Nur wer zielt, kann treffen.


         Alle Sinne benutzen

Also ran an die Arbeit! Da ich selber Krimiautor bin, spielen wir das
Ganze einmal am Beispiel eines Mörders durch.

Versetz dich zunächst in die Lage der Romanfigur, an der du arbeiten
möchtest. Wahrscheinlich hast  du ja schon eine konkrete Vorstellung
von ihr (wenn nicht, hilft dir diese Methode, sie zu entwickeln).
Erlebe diese Figur mit allen Sinnen. Das heißt:
- Was siehst du?
- Was hörst du?
- Was fühlst du?
- Was riechst du?
- Was schmeckst du?


         Die SMART-Methode

Formuliere nun dein Ziel nach der SMART-Methode, das heißt, formuliere
es spezifisch, messbar, anspruchsvoll, realistisch und terminiert.
Damit es genügend Kraft bekommt, benutze entweder die Worte "Ich will
..." oder "Ich werde 
haben."

Am Beispiel eines Mannes, der seinen Erbonkel um die Ecke bringen
will, kann das heißen: "Ich werde Onkel Willibald bis zum 24. Dezember
2013 mit vergifteten Weihnachtsplätzchen getötet haben."

S: Ist das Ziel spezifisch? Ja, Onkel Willibald und sein Tod sind klar
benannt.
M: Ist das Ziel messbar? Eindeutig!
A: Ist das Ziel anspruchsvoll? Für jemanden, der so etwas nicht
zehnmal am Tag macht, auf jeden Fall!
R: Ist das Ziel realistisch? Für den gierigen Erben sicherlich.
T: Ist es terminiert? Ja, auf den 24. Dezember 2013.


         Das Ziel untersuchen

Der nächste Schritt liegt nun darin, das Ziel nochmals genauer zu
untersuchen. Dazu stellst du dir folgende Fragen:
- Hat dein Ziel die richtige Größe? Antwort deines Täters: "Ja, der
muss weg!"
- Was hält dich davon ab, dein Ziel sofort anzugehen? Antwort (unter
der Voraussetzung, es ist erst Oktober): Weihnachtsplätzchen gibt es
erst im Dezember, außerdem ist der Onkel jetzt im Urlaub.
- Stimmt deine Zielformulierung? Überprüfe sie noch mal, und verändere
sie, wenn du es für nötig hältst.
- Was bringt es dir, wenn du dein Ziel erreicht hast? Antwort: Ich bin
Alleinerbe und kann endlich sorgenlos in der Karibik leben und mich
dort tagaus und tagein vergnügen.

Diese Schritte kannst du mit allen Figuren deines Romans durchgehen.
So bekommen sie eine klare Kontur. Die Methode wird dir auch helfen,
dein eigenes Ziel, den Roman zu schreiben, zu verwirklichen.

[Im zweiten Teil dieses Beitrags im nächsten Tempest geht es darum,
wie man mit der Zielstrategie die Handlung eines Romans planen kann. -
die Red.]

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Die Arbeit mit der Zielstrategie ist Teil meines Seminars "Einfach
schreiben - Der Weg zum eigenen Buch". Termine unter www.klaus-
eckardt.com. Dort gibt es auch ein Arbeitsblatt mit allen Schritten.
Fragen zur Zielstrategie kannst du mir gerne per E-Mail schicken
(Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Für alle, die intensiver mit dieser und
anderen Methoden arbeiten möchten, biete ich auch Schreibcoachings an.


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MARKETINGIDEEN:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


                 "Den Weg in die Redaktionen finden:
              Erfolgreich Pressemitteilungen schreiben"
                           von Maike Frie

Im letzten Tempest haben wir den Einstieg ins Thema Selbstmarketing
gewagt: Wer ist meine Zielgruppe, und wie kann ich Netzwerke aufbauen
und nutzen? Heute geht es um einen klassischen Bereich: Pressearbeit.


         Traum und Wirklichkeit

Zuerst die schlechte Nachricht: Wenn Sie nicht berühmt oder wenigstens
berüchtigt sind, wird sich keine Zeitung um die Besprechung Ihres
Buches reißen. Nicht einmal das Lokalblatt. Denn nicht umsonst heißt
es PresseARBEIT.

Des Pudels Kern ist: eine gute Pressemitteilung schreiben. Natürlich
sollten auch die anderen Rahmenbedingungen stimmen: Sie brauchen ein
geeignetes Thema, einen guten Anlass und das passende Medium, sollten
persönliche Kontakte zu Redakteuren pflegen und  die Zeit- und
Arbeitsabläufe der Redaktionen kennen (Erscheinungstermine,
Sommerlöcher, gewünschte Dateiformate usw.).


         Den ersten Leser überzeugen

Wie bei der Verlagssuche für ein Manuskript muss man sich auch bei
einer Pressemitteilung stets vor Augen halten, wen es zu überzeugen
gilt. Der erste Leser ist der Redakteur; er entscheidet, ob die
Pressemitteilung ihren Weg in die Zeitung findet. Diese Funktion wird
oft als "Gatekeeper" bezeichnet. Beim Schreiben muss man also sowohl
die Leser der Zeitung im Blick haben als auch den Zeitungsmacher, der
die Pressemitteilung veröffentlichen soll.

Warum entscheidet sich der Redakteur bei der einen Pressemitteilung
dafür, sie zu nutzen oder an eine Kollegin weiterzuleiten, bei der
anderen aber nicht? Die einfache Antwort: weil sie es ihm leicht
macht, sie zu lieben. Und wie macht es eine Pressemitteilung dem
Redakteur leicht? Indem sie genau so daherkommt, als hätte er sie
selbst geschrieben. Die Realität sieht nämlich auch in Redaktionen so
aus, dass viel zu wenige Mitarbeiter viel zu viel zu tun haben.

Redakteure mögen also Pressemitteilungen, die im Stil einer
journalistischen Nachricht geschrieben sind, das heißt: objektiv und
sachlich, ohne Lobhudeleien, mit einem Zugewinn für die
Zeitungskäufer. Und das ist die gute Nachricht: Wenn Sie das
hinbekommen, haben Sie gute Chancen auf eine Veröffentlichung. Wie Sie
das hinbekommen, erfahren Sie jetzt.


         Es kommt eben doch auf das Äußere an

Eine Pressemeldung sollte nicht länger als eine Seite sein (rund 1.500
Zeichen) und sich im Aufbau an das Zielmedium anpassen. Also vorher
entsprechende Artikel studieren und Überschriften, Wortwahl, Stil
anpassen.

Der Standardaufbau einer Pressemitteilung sieht so aus: Oben ein
Absenderbriefkopf, darunter der Hinweis darauf, dass es eine
Pressemitteilung ist, eine knackige Überschrift, gegebenenfalls eine
Unterzeile, dann Ort und Datum, anschließend der Text (sinnvoll
strukturiert durch Absätze, im Flattersatz, 1,5-zeilig, gut lesbare
Schrift) und am Ende noch einige Hinweise: Kontaktdaten, Abdruck
honorarfrei, Beleg erbeten, Zeichenzahl und - falls ein Foto
mitgeschickt wird - die Bildunterschrift.

Das entscheidende Argument zur Veröffentlichung sollte man immer parat
haben, zum Beispiel: Die älteste Einwohnerin des Stadtteils
veröffentlicht zum Jubiläumsjahr ihre Erinnerungen an die
Eingemeindung. Oder: Die kulinarische Lesung passend zur
Gesundheitswoche des Lokalblatts!

Wichtig ist zu wissen, wie der Redakteur seine Meldungen bekommen
möchte: als Textdatei im Anhang einer E-Mail (wenn ja, welches
Dateiformat - doc, txt, rtf?), als Text in einer E-Mail oder als Link
auf eine Website, auf der dieser Pressetext hinterlegt ist? Um die
Antworten auf diese Fragen zu kennen, sind gut gepflegte
Redaktionskontakte wichtig.


         Das Prinzip der umgekehrten Pyramide

Dieses Prinzip besagt: Das Wichtigste zuerst. Selbst, wenn man sich an
die Standardlänge einer Pressemitteilung gehalten hat, bedeutet das
nicht, dass der Text vollständig übernommen wird. Da spielen zum
Beispiel Platzvorgaben in einzelnen Rubriken eine Rolle, die Menge der
aktuellen Themen oder vorhandenes Bildmaterial. Muss die Redakteurin
einen Artikel kürzen, wird sie das von hinten tun - zu dumm, wenn das
Datum der nächsten Lesung ausgerechnet im letzten Satz stand und sie
aus Zeitmangel den Artikel nicht mehr umschreiben kann. Dann landet
der Text entweder im Papierkorb oder ohne die wichtigste Information
in der Zeitung.

Ein Text jedoch, der wie eine umgekehrte Pyramide mit der breiten
Basis oben und der dünner zulaufenden Spitze unten aufgebaut ist, kann
problemlos von hinten Stück für Stück gekürzt werden, ohne dass die
wichtigsten Informationen verloren gehen.


         Wer hat was wann wo getan?

Diese klassischen W-Fragen sollten gleich zu Beginn der
Pressemitteilung beantwortet werden: Ergänzende
Hintergrundinformationen kann man sich immer noch für das letzte
Drittel aufheben. Außerdem will der Redakteur nicht erst den gesamten
Text lesen müssen, um am Ende festzustellen, dass er nicht zuständig
oder das ganze Thema nichts für seine Zeitung ist.

Was ist die wichtigste W-Frage? Das ist von Meldung zu Meldung
verschieden, aber Sie müssen sich für eine entscheiden, diese zuerst
beantworten, danach die anderen.

Steht eine bekannte Person oder Sache im Mittelpunkt, wird gerne der
"Wer"-Einstieg genutzt: "In Cornelia Funkes neuestem Roman ...". Bei
besonderen Ereignissen kann das "Was" als Einstieg dienen:
"Werwolflesung bei Vollmondschein ..." Auch das "Wo" kann das
Entscheidende sein: "Im Schlossgewölbe ..." Auch mit dem Datum kann
man beginnen, wenn das "Wann" besonders prägnant ist: "Um 3.33 Uhr
beginnt am 3.3. das Literaturfestival ...".

"Wie" und "Warum" eignen sich nur selten für den Beginn einer Meldung.
Sie lassen sich eher für einen szenischen Einstieg in einen längeren
Hintergrundbericht verwenden. ("Wieder dieses Krallenklackern auf dem
Hof. Wie jeden Morgen um 3.33 Uhr. Herta Meier ..." - zur Beschreibung
der Gründungsidee für die frühmorgendliche Werwolflesung im
Schlossgewölbe.) Das gilt auch für einen Einstieg mit einem Zitat
("Meine I-Männchen können gar nicht genug davon bekommen!" Helena
Becker tippt auf den leuchtend roten Buchrücken.") oder einer Frage
("Heute schon geknorpst? Sie wissen nicht, was das ist? Dann ...").


         Das Beste kommt zum Schluss

Natürlich nicht das Beste der Pressemitteilung - das steht wie
besprochen am Beginn. Aber oft ist es sinnvoll, Überschrift und
gegebenenfalls Unterzeile zuletzt zu schreiben. Das mag zunächst
paradox klingen, und vielleicht hat man auch bereits beim ersten
Entwurf eine geniale Idee (wie immer beim Schreiben gilt auch hier:
alle Geistesblitze notieren!), aber schließlich hat man sein eigenes
Thema am Ende am tiefsten durchdrungen und findet dann manchmal die
beste Schlagzeile. Auch wenn die Überschrift vermutlich von der
Redaktion nicht übernommen wird - hier gibt es oft strikte Längen-
oder inhaltliche Vorgaben -, hilft eine gelungene Formulierung, den
ersten Leser des Textes zu überzeugen.

Für diese Überzeugungsarbeit muss die Überschrift sitzen: knackig,
lustig, frech, aufrüttelnd - auf jeden Fall aufmerksamkeitsstark. Ist
diese Schlagzeile sehr plakativ, sollte eine Unterzeile her, um
unzweideutig ins Thema einzuführen.

So, das war jetzt ganz schön viel Arbeit für Sie - den Artikel lesen
und die Vorschläge umsetzen. Wenn Sie möchten, dass auch ich arbeite,
schicken Sie mir Fragen zum Thema Selbstmarketing oder eine
Pressemitteilung, die ich für eine der folgenden Tempest-Ausgaben
verbessern darf. Dann erfahren Sie auch mehr über den Bruder der
Pressemitteilung: das Pressefoto.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Maike Frie, Münsteranerin von 1976 mit Skandinavien-Begeisterung; nach
Stationen in Oslo und Hamburg heimgekehrt; tätig als Dozentin,
Texterin, Lektorin und Mutter; bietet für Autoren Korrektorat,
Lektorat und Manuskriptberatung sowie ein Seminarprogramm zum
Kreativen Schreiben - mehr unter http://www.skriving.de


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                                  "Menschen"
             Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen


In einer fernen, dystopischen Zukunft lebt Held zufrieden unter der
allumfassenden Kontrolle der Stadtverwaltung und unter ständigem
Einfluss der Droge Inscius. Lediglich seine ihm zugeteilte
Lebenspartnerin, Felin, stört sein bequemes Dasein mit ihrem Drang
nach Selbstbestimmung.

+++++

"Willst du mit zu mir kommen, oder soll ich mit dir nach Hause
kommen?", fragte sie schließlich.
Held hatte mit dieser Frage gerechnet. "Komm mit zu mir!", antwortete
er.
Felins Anwesenheit war ihm in letzter Zeit zunehmend anstrengend
geworden. Gerne hätte er den Abend wieder alleine verbracht. Doch er
wagte nicht, diesen Wunsch zu äußern. Früher oder später würde er
ohnehin mit ihr zusammenziehen. Schon bald würde man ihnen einen
Termin für die Vermählung zuteilen. Sie würden Nachwuchs zeugen und
ihre Tage Seite an Seite verbringen. Held rief sich ins Gedächtnis,
welches Glück es war, eine Partnerin zu haben.
Nicht jeder hatte die genetischen Voraussetzungen, sich vermehren zu
dürfen.
Doch wenn er diese Nacht schon nicht alleine sein konnte, dann wollte
er sie zumindest in seiner eigenen Wohnung verbringen. Er konnte es
nicht leiden, bei Felin zu übernachten. Er brauchte seine vertraute
Umgebung, um entspannen zu können.

Erst beim Abendessen löste sich das Schweigen, das den ganzen Tag über
geherrscht hatte. Felin begann zu schwärmen von der Weite der
Landschaft, von der Schönheit der Berge, dem unendlichen Himmel und
dem glitzernden Schnee. Held hörte sich ihre Schilderungen geduldig
an, verstand aber nicht, warum sie ihm, der doch so oft da oben war,
genau erklären musste, wie es dort aussah.
Endlich wurde Felin stiller, und sie aß ihren Brei, der fast eine
Stunde lang unberührt in der Schüssel vor ihr gestanden hatte.
Held sah aus dem Fenster, auf den dünnen Streifen dunklen Himmels
zwischen seinem und dem Nachbarhaus. Er bemühte sich, Sterne zu
entdecken, ihr Anblick würde ihn angenehm beruhigen.

"Weißt du was Freiheit bedeutet?", fragte Felin unvermittelt in die
Stille hinein. Held wandte sich ihr zu.
"Bist du müde, möchtest du ins Bett gehen?", fragte er.
Felin schien ihn gar nicht zu hören. "Ich denke schon den ganzen Tag
darüber nach", sagte sie, "ich habe das Gefühl, dass wir nicht so frei
sind, wie wir es sein könnten."
Held gähnte, "Es war ein langer Tag heute, und du bist sicher müde".
"Arbeiten, essen und schlafen, das ist alles, was wir tun", entgegnete
Felin weiter.
"Und wir haben alles was wir brauchen", ergänzte Held.
Doch er schien etwas Falsches gesagt zu haben. Felin sah ihn aufgeregt
an. "Das kann doch nicht alles sein!", sagte sie aufgeregt, "es muss
doch noch mehr geben als das! Wir entscheiden uns ja nicht einmal
dafür. Wir denken nicht daran, dass wir unser Leben auch anders
gestalten könnten, nicht wahr?"
Held rieb sich müde die Augen. "Was meinst du damit?", fragte er
unwillig.
"Wenn wir unsere Entscheidungen nicht selbst treffen, dann sind wir
nicht frei", antwortete Felin. Sie nahm seine Hand in die ihre, beugte
sich etwas vor und flüsterte: "Wir könnten uns dafür entscheiden,
anders zu leben, zum Beispiel Inscius nicht einzunehmen, nicht zu
arbeiten. Das wäre ein Akt der Freiheit ..."
Held überlegte. Es war klar, dass sie von ihm erwartete, darauf zu
antworten. So dachte er eine Weile nach. "Was sollen wir denn mit der
Freiheit?", fragte er schließlich. "Heißt Freiheit nicht vor allem,
dass wir zu essen, zu trinken und ein Dach über dem Kopf haben?"
Felin schüttelte unwillig den Kopf: "Freiheit bedeutet zum Beispiel,
dass ich die Stadt dann verlassen kann, wann ich will. Hättest du mich
heute nicht mitgenommen, so wäre ich niemals hinauf aufs Plateau
gekommen."
"Und das aus gutem Grunde", warf Held ein. "Ich habe schon einige Male
erlebt, mit welch zerstörerischer Wucht Schneestürme hereinbrechen
können ..."
Felin unterbrach ihn mit einem unwirschen Seufzer. "Aber darum geht es
doch nicht", sagte sie. "Es geht darum, dass niemand, außer einigen
Arbeitern, den Aufzug benützen darf. Und nur mit diesem Aufzug kommt
man aus der Stadt hinaus."
"Wie gesagt, es hat alles seinen Sinn", entgegnete Held gelangweilt.
"Und überhaupt ...", warf Felin ein, "wer wird denn dafür ausgewählt?
Warum bist du Elektriker und ich nicht? Warum wird uns alles
vorgegeben, sogar welchen Job wir zu erlernen haben?"
Held entfuhr ein tiefer Seufzer. "Es ist doch gar nicht so wichtig,
was man tut, wichtig ist nur, dass man etwas zu tun hat."
"Dummes Gerede!", entgegnete Felin mit lauter Stimme. "Du wiederholst
nur das, was sie dir schon dein ganzes Leben lang eintrichtern."
"Was ist nur mit der lieben, ruhigen Felin passiert, die du früher
warst?", fragte Held, während Verzweiflung in ihm aufstieg. Er stand
auf, begab sich zum Spülbecken. Dort holte er die Dose Inscius vom
Regal und gab einen Löffel des Pulvers in seine Tasse. Auch für Felin
rührte er ein Glas an.
Er setzte die Tasse an die Lippen. Da spürte er Felins Hand auf seinem
Arm. Sie stand dicht an ihn geschmiegt.
"Es ist das Pulver, das uns so gleichgültig macht", sagte sie. Ihre
Augen funkelten.
Held hielt einen Moment inne, dann setzte er an und trank die Tasse in
einem Zug leer. "Das Pulver hilft Verwirrung zu beseitigen", zitierte
er eine der gängigen Formeln.
Er hielt Felin ihr Glas hin. "Trink!", forderte er sie auf, "bald ist
alles wieder gut."
Doch Felin wandte sich von ihm ab. "Ich nehme das Pulver nicht mehr.
Schon vor einigen Wochen habe ich damit aufgehört", sagte sie.
Held bemerkte ihren trotzigen Blick. "Es wäre besser, du würdest es
nehmen", entgegnete er genervt.
Plötzlich packte ihn Felin an den Schultern, zog ihn zu sich, bis sein
Gesicht nahe an ihrem war. "Ich fühle mich so einsam wie nie zuvor in
meinem Leben", flüsterte sie. Eine Träne rann über ihre Wange.
"Trink doch!", bat Held, "du weißt, was passieren kann, wenn du dein
Pulver nicht nimmst. Sie warnen uns doch immer davor." Er bemühte sich
um einen strengen Ton in seiner Stimme, "Willst du, dass deine Gefühle
alle Macht über dich gewinnen und dich ins Chaos stürzen?" Er blickte
in ihre tränenden Augen.
Felin nahm das Glas. Sie betrachtete es, drehte es in ihren Händen hin
und her. Held legte ihr den Arm um die Schulter, "Gleich geht es dir
besser!", sagte er.
Da ließ Felin ihre Hand ins Spülbecken sinken. Die Tasse entglitt ihr,
die trübe Flüssigkeit verteilte sich im Becken. Felins Augen richteten
sich auf Held, betrachteten ihn aufmerksam. "Es gibt kein Zurück
mehr", sagte sie. Dann wandte sie sich abrupt von ihm ab.

+++++

Fortsetzung: Um Ruhe vor ihr zu haben, sorgt er später dafür, dass
Felin verhaftet und fortgebracht wird.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                  Lektorat von Hans Peter Roentgen

Eine Dystopie, ähnlich "1984" und "Schöne neue Welt" ("Brave new
world"). Die Stadtverwaltung regelt alles: Sie sucht die Lebenspartner
aus; sie bestimmt, dass die Menschen eine Droge nehmen müssen, die
verhindert, dass sie im Gefühlsüberschwang Unbedachtes tun; sie regelt
sogar, wer wann in den Bergen spazierengehen darf.

Noch ist die Geschichte eng an ihre Vorbilder angelehnt, die
allmächtige Stadtverwaltung, die Droge, die jeder einnehmen muss, die
verordneten Wanderungen.


         Das Vorbild und wie man sich davon löst

Musiker beginnen ihre Karriere damit, die Werke ihrer verehrten
Vorbilder nachzuspielen. Bei Autoren gilt das als verwerflich, sie
sollen von Anfang an Originalität zeigen, so die gängige Meinung.
Dabei lernen auch Autoren von Vorbildern; von den Büchern, die sie
begeistert haben; davon, dass sie Ähnliches schaffen wollen. Dagegen
ist nichts, aber auch gar nichts einzuwenden. Man kann sich
schlechtere Vorbilder wählen als George Orwell.

ABER: Irgendwann muss man sich von dem Vorbild lösen, um eigenes zu
schaffen.

Und wie tut man das?

Indem man die eigenen Elemente sucht, das, was das eigene Werk zu
etwas Eigenständigem macht. Was heißt das in unserem Beispiel? Dass
man die Droge und den großen Bruder nicht einfach übernimmt. George
Orwell hat sich an dem Stalinismus und den Nazis seiner Zeit
orientiert, die er als Bedrohung ansah, und hat sich gefragt: Was
wäre, wenn daraus ein weltumspannendes System der Kontrolle werden
würde? Daraus entstanden der große Bruder und "1984".

Aber der Stalinismus ist tot und der Faschismus längst nicht mehr so
mächtig wie zu Orwells Zeiten. Was wäre also heute eine Bedrohung, wie
würde ein System aussehen, das die Menschen kontrolliert?

Nehmen wir einmal die Droge: Wie sieht es denn heute mit
verschriebenen (oder verbotenen) Drogen aus?

Richtig, Ärzte kontrollieren, ob die Menschen sie in vorgeschriebener
Dosis nehmen. Heute, in Zeiten der ausgefeilten Blutuntersuchungen,
würden die Menschen regelmäßig daraufhin kontrolliert werden, ob sie
die Droge auch nehmen. Für die Geschichte hätte das einen Vorteil:
Dass Felin die Droge nicht mehr nimmt, wäre damit sehr viel
gefährlicher, weil es bald auffliegen würde. Sich in die Geschichte
konsequent zu versenken, sich zu fragen: Was würde heute
logischerweise passieren?, das kann zu sehr viel spannenderen Lösungen
führen. Nehmen Sie nicht einfach die klassischen Vorgaben der Bücher,
die sie lieben. Fragen Sie sich: Wie würde das heute sein, was würde
da passieren?

Was würde heute passieren, wenn Sie eine staatlich verordnete Droge
nicht mehr nehmen? Denken Sie an Hartz IV. Ihnen würde vielleicht die
Krankenversorgung gekürzt werden, denn Sie gefährden Ihre Gesundheit.
Werden Sie mehrmals bei den Blutuntersuchungen auffällig, dann gehen
die Kürzungen weiter, Sie können vielleicht "zur Neueinstellung" in
die Klinik eingewiesen werden. Alles natürlich zu Ihrem Besten,
schließlich gefährden sie in hohem Maße sich selbst. Lassen Sie also
die Phantasie spielen, nehmen Sie heutige politische Systeme als
Ausgangspunkt Ihrer Dystopie.


         Spannung verlangt einen tollen Antagonisten

Wie wird im obigen Beispiel die Droge von der Stadtverwaltung
gerechtfertigt?

"Willst du, dass deine Gefühle alle Macht über dich gewinnen und dich
ins Chaos stürzen?", wiederholt Held die gängige Begründung. Aber das
ist eine schwache Begründung. Würden Sie das glauben? Läuft es Ihnen
kalt den Rücken herunter, wenn Sie das lesen?

Mir nicht.

Ein guter Antagonist ist fast noch wichtiger als ein guter
Protagonist. "Faust" wäre mit einem drittklassigen Teufel statt
Mephisto längst vergessen. Und zu einem guten Antagonisten gehört,
dass er sich rechtfertigen kann. Dass er Leute überzeugt, ihm zu
folgen. Dass seine Argumentationen nicht so lahm klingen, dass niemand
sie ernstnehmen kann. Sondern dass der Leser sich fragt: Könnte der
sogar recht haben? Natürlich nicht, aber man versteht, warum die Leute
ihm folgen.

Wie würde also eine medizinisch organisierte Welt sich heute
begründen? Vielleicht dadurch, dass die Droge das psychische
Gleichgewicht herstellt? Dass seitdem die Gewalttaten abgenommen
haben? Dass die Menschen nicht mehr von ihren Emotionen übermannt
werden, nicht mehr Dinge tun, die sie später bereuen müssen?

Was auch immer, nehmen Sie Ihren Antagonisten ernst. Lassen Sie ihn
überzeugend argumentieren. Ein guter Antagonist ist ein starker
Antagonist, am besten ist es, wenn er am Anfang sogar sehr viel
mächtiger ist als der Protagonist. Wenn es fast ausgeschlossen
erscheint, dass gegen ihn jemand bestehen könnte.


         Erst die Handlung

Sehen Sie sich den Text noch mal an. Wie ist er aufgebaut, wo erfahren
wir etwas über das politische System?

Zunächst wird uns das System in den ersten Absätzen erklärt. Dann
erleben wir es in dem Dialog. Was gefällt Ihnen besser? Was halten Sie
für spannender?

Ich finde den Dialog am spannendsten. Felin will über ihr Leben reden
und es selbst bestimmen; Held will das vermeiden. Felin sagt: ""Weißt
du, was Freiheit bedeutet?" - "Bist du müde, möchtest du ins Bett
gehen?", antwortet Held.

Da wird der Konflikt deutlich. Held möchte auf gar keinen Fall über
das Thema reden, er weicht aus. Ein guter Trick in Dialogen, um
Spannung zu erzeugen. Dialoge, in denen die beiden Partner
unterschiedliche Ziele haben, sind immer spannender als solche, in
denen sich beide bestätigen. Noch besser, wenn beide aneinander
vorbeireden.

Und in diesem Dialog wird das System durchaus deutlich. Nicht so
allgemein wie in den ersten Abschnitten, dafür aber viel
anschaulicher.

Sprich: Ich glaube, es wäre besser, mit dem Dialog zu beginnen.

Das gilt übrigens nicht nur für dieses Beispiel. In aller Regel ist es
besser, mit der Handlung oder dem Dialog zu beginnen und erst dann die
Hintergründe zu erklären. So werfen Sie Fragen auf, und oft können Sie
sich die Erklärungen danach ganz sparen oder nur kurz anreißen.


         Der Verrat

Und dann kommt der Verrat. Held verrät seine ihm zugeteilte
Lebenspartnerin. Er tut das, weil er Ruhe vor ihr haben will. Das ist
ein recht schwacher Grund. Legen Sie die Latte höher. Er will nicht
nur Ruhe haben, er hält es für seine Pflicht, weil er damit
verhindert, dass Felin abstürzt, all die furchtbaren Dinge erlebt, vor
denen die Droge die Menschen bewahrt.

Verrat ist immer gut, um Spannung zu erzeugen. Wir fürchten Verrat,
dass unsere Lebenspartner uns verlassen wegen eines anderen, dass
unsere Kollegen uns anschwärzen, weil sie auf unsere Kosten Karriere
machen wollen - und in totalitären Systemen kann Verrat
lebensbedrohlich werden.

Dieser Verrat wäre ein erster Höhepunkt in der Geschichte. Der steht
nicht in der obigen Szene. Die Szene, die hier vorliegt, ist der
Beginn der Spannung, ihr fehlt aber der Höhepunkt.


         Details

Es gibt noch einige Details, die ich im Text kritisieren könnte. Ich
tue es nicht. Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Texte
automatisch besser werden, wenn die Autoren gelernt haben, sich in
ihre Personen zu versetzen und den Hintergrund konsequenter
auszuarbeiten.

Eins würde ich allerdings ändern: Den Protagonisten (also den Helden)
Held zu nennen, halte ich nicht für eine gute Idee. Diesen Namen würde
ich ändern.

Und natürlich sind alle meine Vorschläge hier Vorschläge. Sie müssen
sie nicht übernehmen. Vielleicht entwickeln Sie Ihre ganz eigene
Zukunftssicht. Wie könnte sich aus unserem heutigen politischen System
ein alles beherrschendes entwickeln? Welche Mechanismen gäbe es,
welche Begründungen, wie würde es sich stabilisieren?

Lassen Sie Ihre Phantasie spielen!

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé".
Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. Gerade ist sein neuer
Ratgeber "Schreiben ist nichts für Feiglinge" erschienen.


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BUCHBESPRECHUNG:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


                   "So lektorieren Sie Ihre Texte"
                     besprochen von Gabi Neumayer

Wer gute Texte schreiben will, kommt ums Überarbeiten nicht herum -
egal, wie viel Erfahrung er oder sie hat. Aber wie überarbeitet man am
besten? Worauf sollte man achten? Und wie kommt man an hilfreiche
TestleserInnen? Darum geht es im neuen Ratgeber von Sylvia Englert.

Der erste Teil beschäftigt sich mit der Struktur, und zwar sowohl bei
fiktionalen Texten (überzeugende Figuren, Plot und Perspektive,
Szenen, Anfang und Schluss) als auch bei Nonfiction (Thema, Recherche,
Aufbau, Zielgruppe).

Im Kapitel "Erster Schliff" überprüft man mit Englerts Hilfe Ton und
Tempo, Stil und Sprache und die äußere Gestaltung eines Textes. Und
dann geht es ums Überarbeiten nach Feedback: Wie findet man Testleser,
und wie leitet man sie am besten an? Wann sollte man bezahlte Hilfe in
Anspruch nehmen? Und wie geht man mit dem Feedback aus dem Lektorat
um?

Besonders erfreulich finde ich, dass Englert nicht mit ausufernden
Checklisten arbeitet. Solche Listen gibt es erst am Ende der Kapitel,
und sie erschlagen einen nicht, sondern fassen das Gesagte
praxistauglich zusammen.

Sylvia Englert ist nicht nur eine erfahrene und erfolgreiche Autorin,
sie hat das Lektorieren auch als Verlagsmitarbeiterin gelernt.
Außerdem hat sie Tipps und Erfahrungen anderer AutorInnen in ihr Buch
eingearbeitet. All das merkt man dem Ratgeber an. Denn im Gegensatz zu
vielen anderen Schreibthemen kann man effektives Selbstlektorat nur
jemandem beibringen, wenn man es lange Jahre geübt und verfeinert hat.

Natürlich findet sich hier nicht jedes mögliche Thema ausführlich
behandelt. Aber alle wichtigen Themen werden angesprochen, und
hilfreiche Tipps gibt es für jedes Thema. Dass dieser Ratgeber mit 150
statt mit 400 Seiten daherkommt, ist eher eine Stärke als eine
Schwäche. Denn so kann man gleich loslegen mit dem Überarbeiten.

Ein hervorragend kompakter und praxisnaher Ratgeber für AutorInnen,
die beim Überarbeiten Hilfe brauchen - also für uns alle!


Sylvia Englert: "So lektorieren Sie Ihre Texte. Verbessern durch
Überarbeiten", Autorenhaus Verlag 2013, 152 Seiten, 12,95 Euro


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INTERVIEW:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


                  "Schreiben ist eine Leidenschaft"
             Interview mit der Thriller-Autorin Fran Ray

Ramona und Thomas Roth-Berghofer: Liebe Fran Ray, nach Ihren beiden
ersten Thriller-Erfolgen "Die Saat" und "Das Syndikat" ist gerade Ihr
dritter Öko-Thriller "Der Skandal" bei Bastei Lübbe erschienen, und
wieder einmal packen Sie ein verdammt heißes Eisen an: Ressourcen-
Knappheit, Seltene Erden, damit verbundene Wirtschaftskriege, von
lebensbedrohlichen Umweltskandalen ganz zu schweigen. Ihre
Protagonistin, Christina Andersson, ein aufsteigender Stern im
Morddezernat von Milwaukee, wird nach der Ermordung ihres Bruders und
der lebensgefährlichen Verletzung ihres kleinen Sohns in eine
regelrechte Hölle aus Intrigen, Korruptionen und mörderischen
Verschwörungen hineingezogen. Schließlich muss sie sogar gegen die
mächtigsten und skrupellosesten Vertreter ihres Landes aus Politik und
Wirtschaft antreten. - Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem fesselnden
Romanstoff, der sowohl Familiendrama als auch Gegenwarts- und
Zukunftsthriller ist?

Fran Ray: Seltene Erden - allein der Begriff hat mich schon
fasziniert. Also habe ich nachgelesen, was das eigentlich ist.
Lanthan, Cer - Neodym ... Wir brauchen solche Stoffe für Windräder,
Handys, ja, für die ganze moderne Technik - nur: es gibt diese
Elemente nicht überall, und ihre Gewinnung ist ziemlich aufwendig und
hinterlässt meist eine Menge Giftstoffe. In China gibt es riesige
Giftseen aus den Rückständen, und auch in Kalifornien sind vor etwa
zehn Jahren Millionen Liter kontaminierten Wassers aus einer Mine in
die Wüste abgelaufen. Das sind Fakten - aber ich bin
Romanschriftstellerin, und deshalb interessiert mich, wie die Menschen
mit Katastrophen umgehen. Ganz normale Menschen, in diesem Fall eine
Polizistin, die in diese große Sache hineingezogen wird. Christina
Andersson will eigentlich nur Mörder fassen, und mit Politik hat sie
gar nichts am Hut.


RRB/TRB: Sind Sie dabei mehr eine intuitive Autorin, oder planen Sie
jedes Detail im Voraus?

FR: Ich glaube, ich bin so was wie ein Mittelding. Ich habe eine grobe
Struktur im Kopf, plane die Charaktere und die wichtigsten
Wendepunkte.

Doch dann muss ich anfangen zu schreiben. Dabei lerne ich die
Charaktere kennen, höre auf einmal, wie sie sprechen. Dieser Moment
ist der großartigste: wenn meine Figuren endlich zu sprechen anfangen.
Dann muss ich nur hinhören und mitschreiben. Und natürlich entwickeln
sich dann aus den Charakteren auch ihre Handlungen. Ich habe mal
versucht, einen Roman bis ins kleinste Detail zu planen, weil ich
dachte, das müsste man als Autor können. Völliger Unsinn! Bei mir hat
es nicht funktioniert. Ich hatte nach all dem Planen am Ende einfach
keine Lust mehr zum Schreiben.


RRB/TRB: Wie umfangreich gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem
Lektorat des Bastei-Lübbe-Verlags?

FR: Ein Lektor in einem großen Publikumsverlag hat ja kaum noch die
Zeit, sich mit einem Buch ausführlich zu beschäftigen. Dennoch, ich
habe mit der zuständigen Lektorin das Exposé ausführlich diskutiert,
und ich hätte mich auch während des Schreibprozesses jederzeit an sie
wenden können.

Ich denke an meine Anfänge als Schriftstellerin, da hätte ich mir mehr
Unterstützung durch das Lektorat gewünscht - was aber, wie oben
erwähnt, in den meisten Verlagen gar nicht mehr möglich ist. Sinnvoll
ist da sicher eine Agentur, die nicht nur Verträge abschließt, sondern
auch Exposé und Text mitbetreut.


RRB/TRB: Hatten Sie Einfluss auf die Titelwahl, die Wahl des
Buchcovers oder den Klappentext?

FR: Sowohl Titel als auch Klappentext hat meine Lektorin mit mir
abgestimmt. Wir haben lange gerade über den Titel nachgedacht. Er muss
ja nicht nur zum Buch passen, sondern auch zu den vorhergehenden
Romanen und darf auch nicht schon vergeben sein. Das war gar nicht so
einfach, da wir etwas haben wollten, das zu "Die Saat" und "Das
Syndikat" passt. Das Buchcover wurde mir zur Ansicht geschickt, wenn
ich gar nicht damit einverstanden gewesen wäre, hätte man sicher etwas
geändert.

Einmal, bei einem Jugendbuch, hat mir der Cover-Vorschlag überhaupt
nicht gefallen - er hätte meiner Auffassung nach nicht zum Roman
gepasst. Daraufhin wurde das Cover verändert.


RRB/TRB: Wie kamen Sie zum Schreiben? Gab es Vorbilder oder ein
bestimmtes Schlüsselerlebnis?

FR: Schon als Kind wollte ich Schriftstellerin werden - mein Vorbild
war damals niemand anders als Enid Blyton, deren Bücher habe ich alle
x-mal gelesen. Ich stellte es mir schon damals toll vor, Geschichten
und Abenteuer zu erfinden, mich an andere Orte zu denken. Außerdem war
meine Großmutter gehörlos, und anstatt ihr von meinen
Ferienerlebnissen zu erzählen, habe ich sie immer aufgeschrieben -
schön verziert mit ein paar erfundenen Details.


RRB/TRB: Sie kommen ursprünglich aus der Filmbranche, waren
Drehbuchautorin. Wie unterscheidet sich das Schreiben von Romanen und
Drehbüchern für Sie?

FR: Ich habe vor allem im Werbefilm und dann im Dokumentarfilm
gearbeitet. Als ich dann mit einem Kollegen eine Folge einer Serie
schrieb und alle möglichen Leute jede Szene x-mal umgeschrieben haben
wollten - und am Ende ein in meinen Augen sehr enttäuschender Film
daraus wurde -, habe ich die Lust verloren. Beim Romanschreiben kann
ich alles erfinden, ohne zu bedenken: Wo krieg ich jetzt zehn
Hubschrauber her, und wie kriege ich die Crew nach Kanada und  gleich
darauf nach Uganda, wer betreut die Orang Utans ...


RRB/TRB: Wie lange haben Sie an "Der Skandal" von der ersten Recherche
bis zum "The End" des Manuskripts gearbeitet?

FR: Etwa zehn Monate. Ich war zwei Wochen in Wisconsin auf
Recherchereise und habe etwa drei Monate am Exposé gearbeitet. Oft
wünsche ich mir, mehr Zeit zu haben, das Manuskript mal für ein paar
Wochen ruhen zu lassen und dann wieder mit mehr Abstand dranzugehen.
Manchmal geht das nicht, weil das Schreiben oder die Planung doch
länger dauern und der Abgabetermin ja feststeht. Und: nach THE END
kommt ja der nächste Teil der Arbeit: die Überarbeitung nach dem
Lektorat.


RRB/TRB: Wie sieht der Alltag Ihres Autorenlebens neben Job und
Familie aus?

FR: Das kommt ganz darauf an, wie ein Autor lebt. Ich wohne seit ein
paar Jahren mit meiner Lebenspartnerin auf einer Finca in Südspanien.
Nach und nach sind immer mehr Tiere dazu gekommen, jetzt haben wir
vier Hunde und drei Katzen, die wollen ja alle versorgt werden und
brauchen ihre Zuwendung.

Also, bevor es morgens an den Schreibtisch geht, ist erst mal ein
langer Spaziergang angesagt. Meistens höre ich - vor allem im Sommer
wegen der Temperaturen - am frühen Nachmittag auf zu schreiben.
Manchmal ist Zeit für eine Siesta, manchmal nicht, dann arbeite ich
ein bisschen im Garten, im Haus, und abends sehe ich gern Filme an,
die mich wieder inspirieren.


RRB/TRB: Sie werden von der Scripta Literaturagentur vertreten. Wie
sieht die Zusammenarbeit mit Ihrer Literaturagentur aus?

FR: Dr. Steinhoff und Frau Hofko gehören zu den wenigen
Literaturagenten, die, wie bereits erwähnt, nicht nur Verträge
abschließen, sondern auch Text und Exposé betreuen. Ich tue mich zum
Beispiel schwer mit Exposés, da bekomme ich viel Unterstützung. Auch
sehen sie das Manuskript durch, bevor ich es zum Lektorat schicke.
Meist schicke ich ihnen das Manuskripts stückweise, so wie es gerade
am Entstehen ist. Ich schätze ihre Kompetenz und langjährige Erfahrung
sehr.


RRB/TRB: Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Autor aus?

FR: Hingabe, Leidenschaft, Neugierde, Hartnäckigkeit, Kritikfähigkeit
- und ein bisschen Talent.


RRB/TRB: Gibt es irgendein Genre, das Sie als Autorin neben dem
Thriller-Genre noch reizt?

FR: Ich schreibe unter dem Namen Manuela Martini seit einigen Jahren
Jugendthriller und habe auch einen historischen Roman veröffentlicht.

Ein anderer Stoff ist in Arbeit - da geht es in die Richtung
Familiendrama.


RRB/TRB: Wie sehen Ihre Schreibpläne für die Zukunft aus?

FR: Oh, ich bin bis Ende 2015 voll ausgebucht. Gerade habe ich den
ersten Band eines Mystery-Jugendthrillers beendet, der im Januar bei
Arena erscheint, Band zwei ist bereits in Arbeit, danach sind zwei
weitere Jugendthriller geplant - alle übrigens unter dem Namen Manuela
Martini. Und dazwischen würde ich gern noch einen Erwachsenenthriller
schreiben, Exposé und die ersten Seiten sind schon fertig - der Verlag
steht noch nicht fest.


RRB/TRB: Welchen Roman (welche Zeitschrift, Kurzgeschichte ...) lesen
Sie gerade? Was hat Sie am stärksten beeindruckt?

FR: Ich war gerade intensiv am Überarbeiten, in der Zeit komme ich
kaum zum Lesen anderer Bücher. Ich sehe dann lieber Filme. Aber die
letzten Bücher waren die Thriller von Don Winslow, ich schätze sein
Tempo und seine Sprache, T. C. Boyle: "Wenn das Schlachten vorbei
ist", ein großartiges Buch über Naturschützer und eine kleine Insel,
Tom Wolfe "Back to Blood", wunderbarer Stil! Und Romane von Jodie
Picoult - ich liebe ihre Mischung von Familiendrama und Krimi.


RRB/TRB: Hätten Sie noch einen Rat für angehende Autoren und
Autorinnen?

FR: Viel lesen und versuchen, den eigenen Ton zu finden, sich nicht
entmutigen lassen und dranbleiben, durchhalten! Und nicht vergessen:
Schreiben ist eine Leidenschaft.


RRB/TRB: Herzlichen Dank für das Interview!


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VERLAGSPORTRAIT:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Traumstunden Verlag Essen
Britta Wisniewski
Bergknappenweg 9
45276 Essen
Telefon: (02 01) 89 32 14 53
Fax: (02 01) 8 57 89 07 19
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
http://www.traumstunden-verlag.de


         Verlagsgeschichte

Gegründet wurde der Verlag am 1. März 2010 in Neunkirchen / Saarland.
Das ursprünglich als Lebenshilfe-Verlag geplante Unternehmen wechselte
am 1. Januar 2011 seine Rechtsform zur GbR unter Einbeziehung einer
weiteren Partnerin. Dieser Zusammenschluss zerbrach jedoch Ende 2011,
und Gründerin Britta Wisniewski führt das Unternehmen seit dem 1.
Dezember 2011 wieder als Einzelfirma.

Wisniewski beschäftigt bis zu 10 freiberufliche Mitarbeiter. Ab 1.
November 2013 ist ein Mitarbeiter fest eingestellt. Sie selbst
arbeitet hauptberuflich im Verlag.


         Programm und Philosophie

Die Philosophie ist, dass nur Menschen erfolgreich sein können, die
das tun, was sie glücklich macht! Daher legt der Verlag sehr viel Wert
auf ein menschenbezogenes, familiäres Betriebsklima. Auch wenn Britta
Wisniewski nur Teile des Autorenstammes persönlich kennt, so ist unter
den Autoren zum Teil doch so etwas wie Freundschaft entstanden, und
sie helfen sich gegenseitig bei Werbung und Vertrieb ihrer Bücher, bei
Lesungen und sonstigen Dingen und tauschen sich im Rahmen der
Facebook-Gruppe auch gerne einmal "ganz menschlich privat" aus.

Das Programm bewegt sich zwischen Lebenshilfe, Kinderbüchern, Fantasy,
Krimi / Thriller und Belletristik. Was der Verlag nach ersten
Misserfolgen im Printsektor derzeit nur via E-Book-Veröffentlichungen
abdeckt, sind Lyrik und Erotik. Viele der Bücher und E-Books kommen
einem guten Zweck zugute ,und es gehen Spendenanteile des Kaufpreises
unter anderem an die bayrische Krebshilfe, SOS Kinderdörfer, Schüler
für Tiere e. V. und Nestwärme e. V.


         Welche Autoren wurden bisher verlegt?

Alf Rolla, Andrea Weisserth, Anika Werkmeister, Annett M. Wien,
Annette Meißner, Autorengruppe WortWerk, Barbara Kopf und viele
andere.


         AutorInnen gesucht?

Im Moment leider nicht. Unser Veröffentlichungskalender ist bis 2015
gefüllt, unter anderem durch die Übernahme eines kompletten
Verlagsprogramms einer Verlegerkollegin - aber nachfragen kostet
nichts!


         Konditionen

Es gibt Standardverträge mit branchenüblichen Konditionen.


         Was ist besonders wichtig?

Menschlichkeit. Menschen, die schreiben, verfügen über ein
grundsätzliches Mitteilungsbedürfnis. Eine Geschichte hat öfter als
man denkt einen Bezug zum realen Leben des Autors. Auch wenn selbst
dieser ihn oft nicht direkt sieht, erkennt oder begründen kann, ist er
vorhanden. Ein Autor gibt ein Stück seiner Seele mit jedem Buch, und
selbst, wenn Britta Wisniewski als Verlegerin nicht in der Lage ist,
aus diesem oder jenem Manuskript das gewünschte Buch zu machen, so
muss der Verlag / die Verlegerin doch die Leistung des Menschen
dahinter anerkennen und darf sie nicht durch Anmaßung oder
Respektlosigkeit schmälern.


         Zukunftspläne, Perspektiven

Mit dem 1. März 2013 startete der "Vertrieb Deutschland Nord" unter
Einbeziehung des ersten festen Verlagsangestellten, befristet auf drei
Jahre. Diese drei Jahre will der Verlag nutzen, um sich parallel zum
Ausbau der Bekanntheit im Norden Deutschlands auch in Deutschlands
Mitte und schlussendlich im Süden zu etablieren. Dazu startet der
Traumstunden Verlag Ende 2013 ein Messeprogramm, das mit der Teilnahme
an der Veranstaltung "Fantastisches Ruhrgebiet 2013" beginnt. 2014
folgen die Teilnahmen an der Buchmesse Leipzig (Gemeinschaftsstand mit
KleinFairlage.de) und an der Bücherschau Karlsruhe. Ebenfalls in
Planung befinden sich die Teilnahme an der Unknown 2014, der Text &
Talk 2014 und dem "Fantastischen Ruhrgebiet" 2014. Darüber hinaus
wünscht sich der Verlag die Ausweitung von Lesungen.


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SEMINARBERICHT:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


           "Schreibreise und Schreibcoaching auf Mallorca"
                 Gerald Kaliwoda / Jan Mikael Teuner

Einige Tage schreiben, lesen, relaxen und sich verwöhnen lassen. Wo
das Auge hinschaut: blühende Sträucher, Palmen, Kakteen, Feigen- und
Mandelbäume und irgendwo dazwischen ein Teich. Hier liegt ein über 500
Jahre alter Gutshof, eine Oase der Ruhe und ein "Ort der Schönen
Künste" - das Landhotel Finca Son Bauló mit Appartements, einer
Bibliothek, einer Kaminhalle, einem Biogarten mit riesigen Palmen,
einem Pool, Hühnern und Pferden.


Dem Lockruf erlegen (Gerald Kaliwoda, alias Bruno Woda)
.......................................................

Mitten auf der Insel Mallorca liegt ein kleines Schreib-Idyll. So
kündigten Ursula Schmid-Speer und Ute Köhler ihr Schreibseminar auf
der Kulturfinca Son Bauló, Lloret de Vistalegre, an.

Was im Seminarprogramm "einige Tage schreiben, lesen, relaxen und sich
verwöhnen lassen" hieß, "artete" dann doch in strukturierte,
effiziente Arbeit aus. Denn gutes Schreiben ist eine Kunst, zuerst
Handwerk. Und alle hatten es dann so verstanden. Ob sie nun noch am
Anfang ihres belletristischen Schreibens waren oder schon ein Stück
auf diesem Weg.

Ute Köhler, sie lebt seit Jahren auf Mallorca, hatte die Kulturfinca
ausgewählt - es gibt dort regelmäßig Veranstaltungen zu Musik,
bildenden Künsten, Literatur und vielem mehr, mit weltbekannten
Künstlern. Ein einzigartiges Ambiente. Wer dort war, kommt gerne
wieder oder hat es fest vor. Ein herzliches Danke an den Hausherrn
Will Kauffmann und die fleißige Fee Yvonne an seiner Seite, für die
genussreiche mallorquinische Küche und den liebevollen Service.

Die eingereichten Texte wurden von Ursula Schmid-Spreer und Ute Köhler
zuvor gründlich lektoriert. Dann gab es unter vier Augen und Ohren das
intensive, individuelle Coaching, mal durch Ursula, mal durch Ute.
Eine abwechslungsreiche und kluge Methode, weil man zeigen wollte: Das
Handwerkszeug des Schreibens kennt klare Regeln, ohne Wenn und Aber,
das Kreative kann man so oder so sehen. Deshalb gab es kein Pardon zu
Pitch, Plot und Perspektive. Da waren beide Seminarleiterinnen gleich
streng und strikt. Auch dass ein überzeugendes Exposé wichtig ist, auf
dem Weg zu Agent oder Verlag.

Abends traf man sich zum kulinarischen Drei-Gänge-Menü. Es wurde
getrunken, agua mineral, cerveza oder Tempranillo, und über Gott und
die Welt diskutiert, bis wir die paar Meter in unsere Zimmer zum
Schlaf gerade noch schafften.

Der Morgen danach begann immer mit einer Schreibübung oder einem
Rollenspiel, was uns zur Heiterkeit oder zum Staunen brachte und - in
die (Schreib-)Gänge. Das Wichtigste aber: Am Ende waren alle
überrascht, was sie aufs Papier oder in den Laptop brachten und wie
viel anders es aussah, als zu Beginn vorgelegt. Und dass es einfach
besser war.

Dafür und weil es so viel Spaß bereitet hat, unser herzlicher Dank an
Ursula und Ute! An alle, die das nicht erlebt haben: Pech gehabt,
vielleicht kommt eine neue Verlockung.


Janoschs Schreibstunde (Jan-Mikael Teuner)
..........................................

"Bist du Janosch?" Nachdem ich eine Zeitlang planlos auf dem Flughafen
von Mallorca umhergeirrt bin, habe ich diesen Typen angesprochen. Er
sieht aus, als würde er ebenfalls jemanden suchen. Seine Frage muss
ich dann aber verneinen. Janosch nennen sie mich seit der fünften
Klasse nicht mehr. Nun bin ich Jan, Jan-Mikael, und zum Glück treffe
ich kurz darauf, wen ich suche: Ursula Schmid-Spreer, Mit-
Veranstalterin des Schreibseminars auf Mallorca. Zusammen mit ihrem
Mann Heinz holt sich mich nach der Landung am Mittwochmorgen ab. Was
für ein Service!

Wir fahren ins Landesinnere. Circa eine halbe Stunde von Palma
entfernt liegt lLoret de Vistalegre. Hier in der Kulturfinca Son
Baulo, für die Dr. Will Kaufmann vor 30 Jahren den ersten Stein
gesetzt hat, lernen wir in den nächsten vier Tagen, wie wir gute
Schriftsteller werden (können) - und vor allem, wie lang und steinig
dieser Weg sein kann.

Wir sind Gerald und Paul, die bereits länger die Tinte aus dem Füller
fließen lassen, sowie das Paar Andreas und Ulrike, die sich ganz
frisch auf das Abenteuer einlassen. Meine Wenigkeit, den das Schreiben
mal mehr, mal weniger intensiv begleitet, ist bei der Ankunft von den
Eindrücken erschlagen. Mit uns am Tisch frühstückt Jürgen Kehrer,
Autor der Wilsberg-Krimi-Reihe. Er hat am Vorabend eine Lesung in der
Kulturfinca gehalten. Wie unterhaltsam sie gewesen ist, erfahre ich
leider nur aus zweitem Ohr.

Ernst wird es dann ab Donnerstagmorgen, wobei es nicht so dramatisch
wird, wie es klingt. Nach der ersten von vier ausführlichen Mahlzeiten
am Tag treffen wir uns im Wintergarten, auch Glaskasten genannt, dem
Kreativzentrum der Kulturfinca. Bei wohliger Temperatur und unter
Anleitung von Ursula Schmid-Spreer und Ute Köhler, die uns souverän
und motiviert durch unsere Schaffensphasen führen, beginnen wir den
Tag wie üblich mit einer Schreibübung.

Bei der ersten starten wir mit einigen Vorgaben und schreiben den
Anfang einer Geschichte auf. Nach knapp zwei Minuten geben wir sie
reihum an den Nachbarn weiter, der sie wiederum fortsetzt. Am Schluss
hat jeder Auftaktschreiber seine Geschichte wieder vor sich liegen und
darf sich ein Ende überlegen. Es ist verblüffend, dass im
Zettelumgeben sieben runde Kurzgeschichten entstanden sind. (Meine
habe ich auf meinen Blog veröffentlicht:
http://www.peerewju.de/500worte/blind-date-lydia-robert-pillen-
mallorca-traumpaar/)

Andreas und Ulrike sind bereits mittendrin und haben "Blut geleckt",
wie es in den nächsten Tagen noch öfter heißen soll. Gerald, Paul und
ich müssen dagegen anschließend das Feedback zu unseren eingesandten
Manuskripten und Exposés verarbeiten. Das Lektorat einer Romanidee
gehört nämlich ebenfalls zu der Schreibreise, und hier haben sich
Ursula und Ute bereits im Vorfeld ausführlich mit unseren Texten
beschäftigt. Das Double-U-Tag-Team gibt vom ersten Tag an ein
eingespieltes Duo ab, und nachdem sie uns erklärt haben, wie die
ganzen Anmerkungen zustande kommen und dass ein nicht kommentierter
Bereich durchaus als ein Lob zu verstehen ist, stürzen wir uns
motiviert in die Arbeit.

Unterbrochen nur vom Essen, das zu reichlich Austausch untereinander
einlädt, haben wir genügend Freiraum, an unseren Texten zu feilen. Die
Stimmung unter den Teilnehmern ist äußerst gut. Gerald gibt öfter eine
Anekdote zum Besten, Paul lässt immer wieder seinen österreichischen
Sprachwitz aufflammen, und Ute öffnet so manche Schatztruhe des
Autorenwissens. Da wird uns fast schon ein wenig sentimental zumute,
als wir uns am Sonntag zum letzten Mal im Glaskasten treffen, um
abschließend eine kurze Lesung zu halten.

Jeder hat in der kurzen Zeit große Fortschritte gemacht. Gerald hat
seine vollgepackte Geschichte um einige Themen erleichtert, Paul
schafft eine wahre Drama-Aufführung, und Andreas überzeugt beim
Vorlesen nicht nur mit seiner geübten Stimme. Ulrike schafft
interessante Figuren, die in ihren Kurzgeschichten laufen lernen, und
ich konnte viel Handwerkliches verbessern und habe erfahren, dass ich
noch einen weiten Weg vor mir haben werde. Doch nicht nur Kritik und
Verbesserungsvorschläge haben uns Ursula und Ute mitgegeben. Mein
Gepäck ist randvoll mit neuen Impulsen für meine Weiterreise.

Als ich zurück am Flughafen bin, um mir für die verbleibende Zeit auf
der Insel noch einen Mietwagen zu leihen, entdecke ich wieder diesen
Typen von der Ankunft, der suchend durch die Eingangshalle läuft.
"Bist du Janosch?" Wer weiß, wo ich gelandet wäre, wenn ich bei der
Ankunft meinem alten Spitznamen gefolgt wäre. Ein erkenntnisreiches
Schreibseminar in traumhaftem Ambiente unter motivierender Anleitung
hätte ich jedenfalls verpasst.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


Drehbuch: Oliver Pautsch
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Fandom: Thomas Kohlschmidt
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Fantasy: Stefanie Bense
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Heftroman: Arndt Ellmer
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Historischer Roman: Titus Müller
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Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik
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Kriminalistik: Kajo Lang
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Lesungen: Rüdiger Heins
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Lyrik: Martina Weber
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Recherche: Barbara Ellermeier
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Plotten: Kathrin Lange
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Sachbuch: Gabi Neumayer
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Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss
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Schreibgruppen: Ute Hacker
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Schreibhandwerk: Ute Hacker
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Science-Fiction: Andreas Eschbach
                            sf-autor at experte pt autorenforum pt de
Übersetzung: Barbara Slawig
                       uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de
Verlagswesen: Bjørn Jagnow
                        verlagswesen at experte pt autorenforum pt de

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.................
Experten-Special:
.................

Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt
- thematisch sortiert und aktualisiert:

"Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book,
2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR SCIENCE-FICTION:
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       Andreas Eschbach (sf-autor at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Ich schreibe gerade an einem Roman in der Ich-Perspektive. Dabei
ergibt sich für mich folgendes Problem: Ich weiß nicht, wie ich den
Anfang gestalten soll, genauer gesagt, wie ich den Hauptprotagonisten
(aus dessen Sicht erzählt wird) am Besten vorstellen kann, Name etc.

Vielleicht könnten Sie mir da ein paar Tipps oder Ansätze verraten,
die mir helfen meine Schreibblockade zu lösen.


Antwort:
Zunächst: Ich würde nicht gleich von Schreibblockade sprechen, wenn
man lediglich nicht weiß, wie man etwas anpacken soll. Wenn ein Kfz-
Mechaniker nicht weiß, wie er eine festgefressene Schraube lösen soll,
sagt er ja auch nicht, er hat einen Montierblockage, oder?

Aber zum Problem: Die Ich-Perspektive bringt es mit sich, dass man die
Hauptfigur nicht von außen zu sehen bekommt, so wenig, wie man sich
selber von außen sieht. Was man nun möglichst vermeiden sollte, sind
Klischeelösungen wie etwa den Betreffenden sich im Spiegel betrachten
und über sein Aussehen reflektieren lassen.

"Ich betrachtete mich im Spiegel, bewunderte mein markantes Gesicht,
meinen muskulösen Oberkörper und den verschmitzten Schalk in meinen
Augenwinkeln ..." - spätestens an dieser Stelle legt auch der
geduldigste Leser den Text weg! Warum? Weil sich niemand so benimmt.

Aber, Überraschung: Wenn man es richtig macht, kann man sogar dieses
Hilfsmittel einsetzen. Das Zauberwort heißt: REALISMUS. Wie ist es
denn wirklich? Wenn man morgens in den Spiegel schaut, dann achtet man
vor allem auf VERÄNDERUNGEN. Ein Gedankengang wie der folgende z. B.
könnte funktionieren:

"Ich betrachtete das ungewaschene Gesicht, das mir aus dem Spiegel
entgegensah. War das wirklich ich? Ich fasste ein Büschel Haare,
betrachtete es kritisch. Da waren schon graue dabei, lange würde der
Eintrag ?schwarz? in der Rubrik ?Haarfarbe? meines Passes nicht mehr
stimmen, wenn das so weiterging."

Und so weiter. Generell gilt, dass man sich selber eher kritischer
betrachtet als andere das tun; dem müssen solche Gedanken entsprechen.

Ein Vorteil der Ich-Perspektive ist jedoch, dass man am Anfang auch
relativ lange ohne explizite Figurenbeschreibungen auskommt. Man muss
lediglich als Autor ein klares Bild von der Figur haben, damit man
ihre Reaktionen richtig beschreibt (wenn die Figur z. B. sehr groß
ist, kann sie sich an Türrahmen stoßen; das darf sie nicht, wenn sie
nur 1 Meter 50 groß ist, usw.).

Man kann also beschreibende Details ganz allmählich einfließen lassen.

Eine weitere Möglichkeit, das Aussehen der Figur zu reflektieren, sind
andere Figuren. Die Frau, die morgens zum Ich-Erzähler sagt: "Schatz,
du musst mal wieder zum Friseur. Zu lange Haare sehen bei Locken nicht
gut aus, schon gar nicht bei blonden. Noch zwei Wochen, und du siehst
aus wie Thomas Gottschalk. Dann werde ich mich wohl scheiden lassen
müssen."

Die Nachbarin, die zu ihm sagt: "Herr X, Sie sind doch ein großer,
starker Mann. Könnten Sie mir vielleicht mal die zwei Sprudelkisten
hochtragen?"

Auch hier wieder: Realismus. Andere Leute achten normalerweise nicht
darauf, was man täglich trägt, werden es also auch eher nicht
kommentieren. Aber - es ist plausibel, dass sie einen Kommentar
abgeben, wenn sich etwas ÄNDERT:

"Sagen Sie mal, Müller, das ist das erste Mal, dass ich Sie nicht im
T-Shirt sehe. So ein Jackett steht Ihnen gar nicht schlecht. Wer hätte
das gedacht?"

"Irgendwas ist anders mit Ihnen ... Ah! Jetzt hab ich's. Sie haben
sich im Urlaub einen Bart wachsen lassen!"

Und so weiter.

Andere Menschen sind übrigens auch ein gutes Hilfsmittel, den Namen
der Figur unauffällig einfließen zu lassen, indem sie die Figur
ansprechen, danach fragen oder dergleichen.

Eine weitere unauffällige Möglichkeit, den Namen einzuführen, ist es,
die Figur ein Telefonat annehmen zu lassen: Da meldet sie sich einfach
mit ihrem Namen. "Guten Tag, mein Name ist James Bond, wie kann ich
Ihnen helfen?"

Und nicht zuletzt kann man solche Informationen manchmal auch direkt
unterbringen.

"Der Toaster klemmte. Ich rüttelte. Nichts zu machen, er klemmte immer
noch. Zorn erfasste mich. Ich, Hans Müller, 36 Jahre alt,
ausgebildeter Elektrotechniker, Unteroffizier der Reserve und
Schatzmeister des Kleinkleckersdorfer Bastelclubs, würde mich nicht,
ich wiederhole, nicht von einem blöden, alten Toaster unterkriegen
lassen!"

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Andreas Eschbach schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Er studierte
Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als
Softwareentwickler. Bis 1996 Geschäftsführer einer EDV-Beratungsfirma,
lebt er inzwischen als freier Schriftsteller in der Bretagne. Er ist
verheiratet und hat einen Sohn. Zu seinen bekanntesten Romanen zählen
"Das Jesus-Video", "Eine Billion Dollar" und "Ausgebrannt".



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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
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         Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Ich plane gerade eine Fantasy-Saga. in der es unter anderem um das
Jagen von Übernatürlichem geht. Nun stehe ich allerdings vor folgendem
Problem: Ist es möglich, das Buch kapitelweise in einzelne "Fälle" zu
gliedern, gleichzeitig aber mit jedem Kapitel eine neue größere
Bedrohung zu beschreiben, dessen Abwenden schließlich zum Hauptziel
des ersten Buches wird? Wenn ja, wie?

Am besten lässt sich das wohl anhand einer Serie beschreiben. Die
Folgen sind meist in sich abgeschlossen, oft wird in einer der ersten
allerdings noch eine Frage aufgeworfen, die mit dem Ziel der Folge
scheinbar nicht zusammenhängt. Mit jeder Folge kommen dann
stückchenweise neue Infos zu dieser Frage, die meist gleichzeitig auch
ein unabhängiges Ziel des Hauptprotagonisten ist und schließlich in
einer finalen Doppelfolge Hauptthema wird bzw. zuerst ihren Höhepunkt
findet und schließlich beantwortet wird.

Lässt sich so etwas in einem Buch überhaupt bewerkstelligen?


Antwort:
Deine Frage ist eine der Konzeption des Plots und der Aufstellung der
Prota- und Antagonisten. Wer kämpft gegen wen? Mit welchem Ziel und
warum?

1. Es gibt zwei Parteien, z. B. "Grimm": Jäger bekämpfen gewalttätige
Fabelwesen wie Löwenzähne, Blutbader, Banshees ... Aber es gibt auch
Fabelwesen, die harmlos sind, wie Krötenmenschen oder eine
Kräuterhexe, die den Jägern sogar hilft. Hier wird Fall für Fall
gelöst, was bei einer Serie nicht verwunderlich ist. Für ein Buch ist
es eine unglückliche Konzeption, denn es fehlt der starke Rahmen, der
alles zusammenhält.

Wenn du fallweise arbeiten willst, benötigst du einen Rahmen, z. B.:
Die Jäger müssen ein Gleichgewicht wiederherstellen, weil sonst die
Fabelwesen die Menschheit ausrotten würden. Besser ist eine
persönliche Beteiligung der Jäger, etwa, dass Familienmitglieder in
Gefahr sind. Dennoch werden Fantasy-Leser schnell hinter das Muster
dieser Kämpfe kommen und es irgendwann langweilig finden. Denn der
Ausgang ist klar: Die Helden müssen überleben, um in der nächsten
Folge weiterkämpfen zu können.

2. Es gibt mehrere Parteien, die sich aus Gründen gegenseitiger
Unverträglichkeit oder wegen Dominanzproblemen bekriegen, z. B.
Vampire gegen Werwölfe. Dies ist ein offenes Szenario, das
unbefriedigend bleibt, wenn keine kräftige Motivation dahintersteht.
Es ist, als führten beide Parteien Krieg und die Handlung zerfiele in
einzelne Schlachten.

Wenn es jedoch ein wichtiges Ziel gibt oder eine Spezies die andere
vernichten will, um selbst zu überleben, dann kann es spannend werden.
Allerdings dürfen nicht nur Schlachten und Kämpfe aneinandergereiht
werden, sonst bekommt es für Leser einen mechanischen Ablauf, der
langweilig wirkt. Auch hier hilft es, starke Figuren für beide Seiten
(!) einzusetzen und persönliche Ziele zu verknüpfen.

3. Am deutlichsten ist es, wenn klare individuelle Gegner sich
bekämpfen, z. B. van Helsing gegen Dracula (statt Jäger gegen
Vampire), Frankenstein gegen seine eigene Schöpfung, Perseus gegen die
Medusa ... Es ist sozusagen ein Stellvertreterkrieg: Menschheit gegen
Vampiere in persona van Helsing gegen Dracula.

Persönliche Kämpfe und Ziele reizen einen Leser eher als
unpersönliche: eigenes Kind retten / Welt retten. Außerdem benötigen
die Helden/innen eine Entwicklung etwa zur besseren Kämpferin, zum
mitfühlenden Wesen, zur differenzierten Weltsicht, in der es auch Grau
gibt statt nur Weiß und Schwarz.

Das Konzept, das du beschreibst, lehnt sich an Rätselgeschichten an,
in der Stück für Stück Informationen gefunden werden müssen, um das
Gesamträtsel zu lösen. Oder die Queste in der Fantasy, in der
Artefakte beschafft werden müssen, um die Magie, das Königreich oder
die Welt zu retten. Das Konzept ist gut, logisch und auch für ein Buch
verwendbar - aber Vorsicht! Zu viele "Fälle", zu viele Artefakte, und
der Leser findet es langweilig, vor allem, weil leicht das
Gesamtproblem aus dem Blick gerät.

Außerdem muss für jede Aktion für die Hauptfiguren etwas auf den Spiel
stehen, und dieser Einsatz muss ständig erhöht werden ("rising the
stakes"). Auch das ist bei einem fortlaufenden gleichen
Handlungsschema schwierig.

Nichtdestotrotz finde ich dein Konzept spannend und wünsche dir viel
Erfolg und Spaß beim Schreiben!

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt Schreibkurse,
veröffentlicht sporadisch und schreibt an ihrem vierten Roman.


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit
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Ausgabe 26-02 (vom 20. Februar 2024)

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