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Ich habe einen Bilderbuchtext verfasst. Wie viel Geld kann ich dafür erwarten?

Ich habe gerade die Chuzpe gehabt, ein Manuskript von 35 Sätzen für 24 Seiten Bilderbuch zu verfassen (12 Seiten mit Text). Können Sie mir einen Hinweis geben, wie viel Geld ich dafür ungefähr erwarten könnte, oder können Sie mir sagen, wen ich danach fragen kann? Und wie eine Bezahlungsvereinbarung üblicherweise lautet? Wird einfach einmalig bezahlt oder anteilig nach den Verkaufsumsätzen?

Zunächst mal ist es üblich, dass der interessierte Verlag von sich aus ein Angebot vorlegt. Sie als Autor sind da nicht in der "Bringschuld", müssen also keine Forderung stellen.

Jetzt zu den Standards im Bilderbuch. Natürlich gibt es je nach Verlagsgröße, Autorenbekanntheit, Illustratorenbekanntheit etc. teilweise erhebliche Abweichungen. Üblich aber sind: ca. 2 000 Euro Vorschuss, die sich meist 50:50 oder 60:40 zwischen Illustrator und Texter auf- teilen. (Vor allem bei Bilderbüchern mit wenig Text - so wie bei Ihrem Projekt - erhält der Illustrator einen größeren Anteil.) Dieser Vorschuss wird meist bei Veröffentlichung gezahlt, manchmal aber auch schon bei Vertragsabschluss. Er ist garantiert, d. h., er muss auch nicht zurückgezahlt werden, wenn sich das Buch schlecht verkauft, denn:

Es gibt grundsätzlich ein prozentuales Honorar. Üblicherweise ca. 8 % vom Nettoladenpreis (Verkaufspreis minus 7 % Umsatzsteuer) für jedes verkaufte und bezahlte Exemplar. Auch dieses Honorar wird wie der Vorschuss aufgeteilt. Für den Autor bleiben also ca. 3 bis 4 %. Abgerechnet wird meist halbjährlich oder jährlich. Und zunächst wird mit dem gezahlten Vorschuss verrechnet. D. h., Geld gibt es erst, wenn die Summe des prozentualen Honorars den Vorschuss überstiegen hat.

Dazu kommen noch einmal Lizenzeinnahmen aus Übersetzungen. Dies ist im Bilderbuch relativ häufig, da wegen der hohen Litho-Kosten und der relativ geringen Startauflagen (oft nur 2 000 Exemplare) meist interna- tional koproduziert wird. D. h., das Buch kommt gleichzeitig in mehreren Ländern heraus. Die Farbillustrationen bleiben gleich, werden in einem Durchgang gedruckt - und für die nationalen Ausgaben werden nur die Textfilme ausgetauscht. Bei solchen Auslandslizenzen ist eine Honoraraufteilung üblich, die sich in etwa an folgendem Verhältnis orientiert: Verlag 50 % - Illustrator 30 % - Autor 20 %. Auch hier gibt es häufig Abweichungen. Die Verlagsquote schwankt zwischen 40 und 70 %, zwischen Illustrator und Autor wird oft halbiert. Was heißt das netto? Für eine Auslandslizenz in ein europäisches Land bleiben für den Autor am Ende zwischen 200 und 500 Euro. Bei asiatischen Ländern ist es oft nur die Hälfte. Und auch das wird zuerst mit dem Vorschuss verrechnet.

Das war’s. Sie sehen, reich kann man man mit Bilderbüchern nicht werden, wenn es nicht ein echter Beststeller wird. Die Autorin von "Felix" (Coppenrath-Verlag) hatte eher schlechtere Konditionen. Bei einer aktuellen Gesamtauflage von mehreren Millionen und Lizenzen in zig Ländern ist natürlich dennoch ein hübsches Sümmchen zusammengekommen. Aber, leider: Das ist ungefähr so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto!

Aber wer Bücher schreibt, um reich zu werden, ist selbst schuld. Das Gefühl, ein fertiges Exemplar in den Händen zu halten, zu wissen, in jeder Buchhandlung steht es oder ist es zumindest bestellbar, die Sicherheit, dass unzählige Kinder ihre Eltern dazu zwingen, es ihnen an jedem Abend zwölfmal vorzulesen ... Dieses Gefühl ist einfach unbezahlbar.

beantwortet von:Gerit Kopietz und Jörg Sommer (4-02)

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