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Ist ein Literaturagent auch auf dem Gebiet "Fantasy" sinnvoll?

Auch ich habe einige hoffnungsvolle Versuche unternommen, die Welt - oder zumindest einen Verlag - auf meine(n) Roman(e) aufmerksam zu machen. Ich tat dies anfangs mit viel Schwung und Mut und Überzeugung. Geblieben ist derzeit nur die Überzeugung. Ich habe einige wirklich "wohl wollende und aufbauende Absagen" zu verzeichnen. Ich betreibe die Schreiberei ebenfalls "nebenbei" - natürlich: Man muss ja seine Semmeln finanzieren ... Aber: Mir ist es todernst! Und ich geb es zu: Ich will, will, will will, will!

Dass es speziell im Genre "Fantasy" anscheinend ganz besonders trübe für No-Name-Anfänger (noch dazu deutschsprachige) aussieht, höre ich allerorten. (Wohlmeinende Ratschläge wie: "Mach doch mal ’nen historischen Roman!" oder "Könnte man das nicht auch als Jugendbuch verscherbeln?" haben mich bis dato nicht viel weiter gebracht.)

Ist ein Literaturagent auch auf dem Gebiet "Fantasy" ein hoffnungsheischender Weg? Gibt es Agenturen, die sich insbesondere diesem Genre und seinen Randzonen widmen? Gibt es womöglich Quellen, die eine zielgerichtetere Bewerbung erleichtern?

Eine andere Sache, die mich wurmt: Mein Erstlingswerk ist recht üppig geraten: eine zusammenhängende Trilogie von einigem "Gewicht". Ich habe den Roman zweimal gründlich durchgekaut, teilweise auch umgeschrieben. Mir wird ganz flau, wenn ich mir vorstelle, alles noch einmal und vielleicht noch einmal selbst zu überarbeiten. Weil ich nicht überzeugt bin, dass es dadurch besser wird... Mir fehlt schlichtweg professionelles Feedback. Sollte man denn in einem solchen Zustand erwägen, einen Profi zur Überarbeitung der Texte zu Rate zu ziehen? Sprich: könnte ein professioneller Lektor meinem Roman quasi postnatal auf die Sprünge helfen? Zum Beispiel, in dem er klipp und klar sagt: "Titanische Schufterei, diese Berge von Seiten zu überarbeiten. Und letzlich nicht der Mühe wert. Lass es bleiben!" Ist so etwas für Normalsterbliche überhaupt finanzierbar?

Das Wichtigste, was du zum Veröffentlichen brauchst, ist: DURCHHALTEVERMÖGEN. Mut? Ja, aber du solltest dir schon sicher sein, ein gutes Buch geschrieben zu haben, dann kannst du das auch gegenüber einem Verlag bzw. Lektor vertreten. Schwung? Ja, auch kein Fehler. Allerdings solltest du dir darüber im Klaren sein, dass kaum jemand von heute auf morgen ein Buch verkauft, sondern dass die Suche nach einem Verlag sehr lange dauern kann.

Wohlwollende Absagen? Gut, dann erkennen die Lektoren deine Leistung und dein Werk doch schon an. Gibt es Tipps, was du eventuell überarbeiten sollst? Dann tu das.

Wenn du Fantasy schreibst und veröffentlichen willst, sorge dafür, dass die Lektoren aus deiner Geschichte gar nicht mehr auftauchen mögen - dann wirst du das Manuskript bestimmt verkaufen, egal, ob die Aussichten generell schlecht sind oder nicht. Inzwischen kenne ich zwei, drei deutsche Autorinnen (eine davon unter englischem Pseudonym), die es "geschafft" haben - ganz aussichtslos kann es also nicht sein!

Ein Literaturagent ist sicher auf längere Sicht noch keine sinnige Alternative, denn die meisten schließen SF&F aus ihrem Programm aus. (Wenn du natürlich schon Erfolg hattest, nimmt dich auch gern ein Literaturagent, weil er weiß, du schreibst verkaufbare Romane - eine Katze, die sich in den Schwanz beißt.)

Für eine Bewerbung solltest du die Verlagsprogramme studieren. Vielleicht passt dein Roman genau in eine Lücke oder schließt sich anderen Titeln gut an. Es gibt Übersichten, welche Verlage was publizieren, aber diese Listen sind i. d. R. grob kategorisiert (z. B. Uschtrin: Handbuch für Autorinnen und Autoren). Besser ist es, mal in einer Buchhandlung zu stöbern, welche SF&F-Verlage was auf den Markt bringen. Oder lass dir von interessant erscheinenden Verlagen das Programm zusenden.

Dann finde den/die zuständige/n Lektor/in heraus (Anruf, eventuell auf Website genannt), und frage sie/ihn, ob sie an deinem Werk Interesse hätten. Mach es ihnen schmackhaft, ohne zu übertreiben. (Solche Telefonate kann man trainieren.) Frag, ob du ein Exposé mit Manuskriptauszug (meist wird der Anfang verlangt) oder das gesamte Manuskript senden darfst. Zeig deinem Gesprächspartner, dass du ein Profi bist, akzeptiere ein "nein" oder ein "jetzt nicht" (bei Letzterem nachfragen, wann), wenn es fällt.

Wie ein Exposé aussieht, wie man ein Manuskript gestaltet, können dir verschiedene Bücher zeigen (z. B. Meynecke, Dirk: Von der Buchidee zum Bestseller, München, Econ, 2000, hieß früher: Autoren-Fibel; oder ebenfalls nachzulesen in Uschtrins Handbuch). Auch im Tempest ist einiges dazu erschienen - stöbere einfach mal auf der Website.

Außerdem würde ich gleich beim Lektor nachfragen, in welcher Form er das Exposé haben möchte, da gibt es durchaus unterschiedliche Vorstellungen, etwa, was den Umfang betrifft.

Obwohl opulente Bücher grade Konjunktur haben, ist eine Trilogie als Erstling schwer zu verkaufen. Bedenke das finanzielle Risiko, das der Verlag eingehen würde! Besser wäre ein Einzelwerk, aber das heißt nicht, dass eine sehr gute, spannende Trilogie keinen Absatz findet.

Überarbeiten wird dir nicht erspart bleiben! Da zeigt sich, ob du ein Profi bist oder nicht. Das solltest du aber nach deinem Aufwand bisher nur noch in Absprache mit deinem Lektor machen.

Professionelles Feedback zu finden ist nicht einfach. Am besten suchst du dir eine Gruppe Autoren/innen. Ansonsten wirst du über LektorInnennetzwerke im Internet fündig.

Das Wichtigste an deinem Roman ist erst mal nicht die Stilebene, son- dern der Plot: Ist alles logisch, glaubwürdig und nachvollziehbar? Sind die Figuren lebendig und glaubhaft motiviert? Gibt es einen haltbaren Spannungsbogen? - So was lernst du überwiegend durchs Schreiben, durch Seminare (z. B. bei der http://www.bundesakademie.de) und aus Büchern (eine Liste kannst du bei mir anfordern). Feedback ist gut und wichtig, aber bei einer Trilogie wirst du an Grenzen stoßen.

beantwortet von:Stefanie Bense (4-04)

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